Es ist August 2007. Seit unserem letzten Urlaub in Botswana ist fast ein Jahr vergangen. Zu Gideon, unserem Guide von dieser Reise, ist der Kontakt nicht abgebrochen und so haben wir begonnen, eine gemeinsame Tour zu planen. Die Vorbereitungen gestalteten sich etwas abenteuerlich. Es war meine Schuld, denn mein Englisch war zu diesem Zeitpunkt noch weit entfernt von besonders kommunikativ. Wir schafften es, uns auf den Tag unserer Ankunft in Maun zu verständigen. Unsere Bitte war es, die bisher noch nicht besuchten Nationalparks Botswanas kennen zu lernen. Vom Kgalagadi Transfrontier National Park hatten wir bereits einige Dokumentationen gesehen. Für uns stand dieses Gebiet ganz oben auf unserer Wunschliste. Für Gideon, der die Nationalparks im Norden Botswanas seit vielen Jahren wie seine eigene Westentasche kennt, war dieser Wunsch etwas unheimlich, denn es sollte auch für Ihn ein erstes Mal werden. Doch auch die Tsodilo Hills, der Caprivi im Nordosten Namibias, Nxai Pan und Makgadikgadi Pan wollten wir gern besuchen und ich musste unbedingt zu meinem Lieblingsplatz, der Chobe River Front, zurück. Damit stand eigentlich unser Tour-Verlauf in groben Zügen fest. Um unser Auto und die Campingausrüstung kümmerte sich Gideon, auch die Reservierung für Kgalagadi organisierte er. Wir buchten unsere Flüge und nun hieß es warten - Monate, Wochen und Tage zählen bis es endlich los ging.
Wir haben es geschafft. Das sehnsüchtige Warten auf die Rückkehr nach Afrika hatte ein Ende. Am 02.03.2008 bringt uns Air Namibia mit einer Stunde Verspätung sicher nach Maun. Wir sind glücklich – 30 Grad Tempe-raturunterschied, den europäischen Winter haben wir gegen den afrikanischen Sommer getauscht. Als wir die kleine Halle des Flughafens betreten, wurden wir von Gideon schon erwartet. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß, hatte doch vor 18 Monaten keiner von uns geglaubt, dass es so schnell Wirklichkeit werden sollte. Zunächst ging es in die Kamanga Lodge, eine zweck-mäßig eingerichtete Unterkunft am Ortsrand von Maun. Für den Abend hatten wir ein gemeinsames Dinner geplant. Wir waren sehr gespannt darauf, denn wir durften auch Kenny, Gideons Frau, kennen lernen. Wir hatten Sie eingeladen, uns auf dieser Tour zu begleiten und sie hatte ja gesagt.
Am nächsten Morgen gab es alle Hände voll zu tun. Geld wechseln, Großeinkauf, Auto packen – am Abend wollten wir in Ghanzi sein. Kurz vor Einbruch der Nacht hatten wir unser Ziel erreicht und wir schlugen unsere Zelte das erste Mal am Kalahari Arms Hotel auf. Weiter ging es auf dem Trans-Kalahari-Highway, zunächst bis Kang. Mit den Rangern der Nationalparkbehörde besprachen wir den beste Route zum Mabuasehube Gate im Osten des Kgalagadi Transfrontier Nationalpark. Dann verließen wir die Asphaltstraßen. Die Wildnis Botswanas hatte uns wieder. Als wir das Gate erreichten, war es bereits geschlossen, doch das Camp der Ranger ist in Sichtweite. Es regnete leicht. Wir organisierten noch einige Änderungen der Camp Sites und folgten dem Rat, die erste Nacht am Gate zu bleiben. Auch Gideons Sorge um unsere Sicherheit konnte endgültig zerstreut werden, denn im Kgalagadi reicht die Shell Touristen Karte vom Park zur Orientierung völlig aus. Die vielen verwirrenden Pisten für Gamedrives wie in den anderen Parks im Norden gibt es hier nicht. Die versprochenen Löwen, die bei Regen gern zum Gate kommen, hörten wir in dieser Nacht nur aus weiter Ferne. So hat auch Kenny ihre erste Nacht im Zelt im Busch gut überstanden.
10 Tage hatten wir nun Zeit, diese Wildnis gemeinsam zu entdecken. Am ersten Tag ging es in die Mabuasehube Region, ein Pfannensystem umgeben vom wunderschönen Kalahari Buschland. Wir nahmen die Stille und die Einsamkeit in uns auf. Es machte uns nichts aus, dass sich nur wenige Antilopen in Sichtweite aufhielten. Leider konnten wir den Mabuasehube Wilderniss Trail nicht buchen, da er nur mit zwei Fahrzeugen befahren werden darf. So blieb uns nur die „öffentliche 4x4 Piste“ mit einer Zwischenüber-nachtung auf halber Strecke für den Weg Richtung Nossob. Auch diese Strecke ist wunderschön, tiefsandig und führt über unzählige der berühmten roten Sanddünen.
Im Nossob Camp auf der südafrikanischen Seite des Parks füllten wir unsere Vorräte ein wenig auf, dann ging es weiter entlang
des Nossob River zur Polentswa Pan. Unzählige Herden von Gnus, Springböcken, Oryx- und Kuhantilopen hatten sich auf der Suche nach frischem Gras und Wasser mit ihren Jungtieren im Flussbett
versammelt, ein Bild des Friedens im harten Überlebenskampf der Kalahari.
Am nächsten Tag ging es entlang des Nossob bis an die Parkgrenze nach Unions End, dem Dreiländereck, wo Namibia, Botswana und Südafrika aufeinander stoßen.
Auf dem Rückweg gab es noch einen Höhepunkt. Eigentlich waren wir an einem unscheinbaren Baum wie jeder andere schon vorbei
gefahren, doch mein Mann drängte zum halten. Er war sich nicht sicher, was er gesehen hatte. Wir fuhren zurück und da war er. Ein Leopard hatte sich einen Baum direkt neben der Piste als
Schlafplatz ausgesucht. Er ließ sich von unserer Anwesenheit nicht stören, hob einmal kurz gelangweilt seinen Kopf und ruhte weiter. Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir uns von diesem Platz
losreißen konnten.
Die nächsten Tage wollten wir den südafrikanischen Teil des Parks erkunden. Wir campten auf der Botswanischen Seite bei Two
Rivers und unternahmen ausgiebige Gamedrives im Nossob und Auob Tal. Es hatte in diesem Jahr überall genug geregnet. Frisches Grün und bunte Blumen im Kontrast zum tief roten Sand der Kalahari,
überall Antilopen und die Vielfalt der Vogelwelt, beeindruckende Erlebnisse. Wie erhofft, begegneten wir in den Flusstälern auch einigen Raubtieren. Wir sahen das erste Mal in freier Wildbahn
Geparde. Leider hatten sie sich ein Plätzchen im Schatten auf der falschen Flussseite ausgesucht, doch so ist es in der Wildnis.
Die letzten Tage im Kgalagadi wollten wir in der Kaa Region verbringen. Wir machten uns auf den Weg gen Norden, durften noch
einmal Kilometer um Kilometer das Nossob Tal in all seiner Schönheit genießen. Nach einer Zwischenübernachtung an der Polentswa Pan ging es weiter auf direktem Weg über das Kaa Gate zur Kaa
Region. Eigentlich hatten wir die Gnus Gnus Camp Site im Süden der Kaa Region gebucht, doch die Ranger am Gate meinten, wir sollen an der Khandu Pan weiter nördlich bleiben. Ich denke sie wussten
warum. Es regnete wieder. Die Zelte waren aufgebaut, der Kampf mit feuchtem Holz gewonnen und wir ließen uns eine Tasse frischen Kaffee schmecken in der Hoffnung, dass der Regen nachlassen wird.
Am Nachmittag machten wir uns auf, ein Stück des Weges Richtung Gnus Gnus zu erkunden. Doch wir kamen nicht weit. Nach circa 5 km war die Sandpiste mit dichtem hohem Gras so zugewachsen, dass man
die Fahrspur nicht mehr erkennen konnte. Es war einfach zu gefährlich weiter zu fahren. Es hatte den Anschein, dass wir seit dem ersten Regen dieser Saison das erste Fahrzeug auf dieser Piste
waren. Wir drehten um. Den letzten Tag erkundeten wir den nördlichen Teil der Kaa Region. Dann ging es zurück nach Maun.
Obwohl wir den Park verlassen hatten, gab es landschaftlich zunächst keinen Unterschied. Erst als wir die ersten Dörfer erreichten, wurde uns bewusst, dass wir in die Zivilisation zurückkehrten. In Kang am Trans-Kalahari-Highway angekommen, standen wir vor unserem ersten kleinen Problem dieser Etappe. Eine neu gebaute BP Tankstelle sollte erst eine Woche später eröffnen, die alte Tankstelle hatte kein Benzin und niemand konnte uns sagen, wann der erwartete Tanklaster ankommen wird. Ein kritischer Blick auf die Tankanzeige unseres Hilux sagte, wir könnten es bis Ghanzi schaffen, also lass es uns versuchen. Wir schafften es nicht. 15 km vor Ghanzi waren der Tank und auch die Reservekanister leer. Am Sonnenuntergang konnten wir uns in diesem Moment auch nicht so recht erfreuen. Wir wussten, dass es gleich dunkel wird und die Chance auf andere vorbeikommende Fahrzeuge mit Einbruch der Dunkelheit schwindet. Doch wir hatten Glück. Ein sicherlich letztes Fahrzeug an diesem Abend mit Einheimischen hielt an und war so hilfsbereit, Gideon nebst Kanister nach Ghanzi mitzunehmen und wieder zu uns zurückzubringen. Mit etwas Verspätung erreichten wir alle zusammen unser Tagesziel.
Ein großer Traum war in Erfüllung gegangen. Wir durften ein besonderes Stück unberührter afrikanischer Wildnis, den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark, entdecken. Auch Gideon war glücklich und stolz zugleich. Nur wenige Guides in Botswana haben die Möglichkeit, diesen Teil ihrer Heimat kennen zu lernen, da sie ausschließlich im Norden des Landes tätig sind.
Reisen Sie mit uns weiter durch Botswana
Es lohnt sich.
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