Noch einmal durften wir uns an der herrlichen Landschaft am Buranga Pass erfreuen, denn unser Weg führte erneut über Fort Portal. Es gibt zwei schöne Viewpoints auf der Strecke, wo sichere Stopps möglich sind.
Viewpoint Buranga Pass
In einem der Orte kurz vor Fort Portal war Markttag. Riesige Stauden von Kochbananen wurden per Fahrrad transportiert. Überall gingen die Leute Ihren Geschäften nach. Es war ein riesiges Getümmel. Das mussten wir uns näher ansehen. Mit John als Führer ging es nun auf Inspektionsreise und Einkaufstour. Es gab einiges, was wir davor noch nie gesehen hatten. John erklärte und wenn er es als schmackhaft beschrieb, landete es natürlich im Einkaufskorb.
Am Ende hatten wir einen großen Korb voll frischem Gemüse für kleines Geld. Was für die nächsten Tage noch fehlte, besorgten wir in Fort Portal. Weil es so interessant war, ging es gleich noch einmal über den lokalen Markt.
"Gardens Restaurant" mit seinem reichhaltigen Lunch-Buffet ist eine empfehlenswerte Adresse für eine Mittagspause in Fort Portal. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Queen Elizabeth National Park. Auf der Fahrt gen Süden sieht man rechterhand noch lange die Rwenzori Mountains im Hintergrund. Kurz hinter der Nationalpark-Grenze wird der Äquator von Nord nach Süd überquert.
Rwenzori Mountains (Mountains of the Moon) im Hintergrund
Für fünf Nächte insgesamt hatten wir uns im Queen Elizabeth zwei verschie-dene Standorte ausgesucht.
Wir folgten der Asphaltstraße, die den nördlichen Teil des Parks in zwei Teile trennt und fuhren über das Katunguru Gate in den North Kazinga Sektor. Unser Ziel war die Channel Campsite - Buschcamping direkt am Kazinga Channel. Es gibt zwei dieser Busch-Campingsites. Wir schauten uns beide an und entschieden uns für No. 1 mit dem schöneren Blick auf den Kazinga Channel.
Es war inzwischen später Nachmittag. Wir hatten gerade die Zelte fertig aufgebaut, als ein heftiges Gewitter aufzog. Die Channel-Campsites sind Plätze ohne jegliche Einrichtungen. So suchten wir Zuflucht im Zelt. Irgend-wann waren wir wohl eingeschlafen. Als wir aufwachten, war es bereits dunkel. Es regnete nicht mehr. Das Campfire loderte und John war fleißig beim Kochen.
Am nächsten Morgen starteten wir unsere erste Entdeckungstour. Der North Kazinga Sektor ist für Game-Drives nicht besonders geeignet, da man durch den dichten Busch keine gute Sicht hat. Selbst Elefanten und Büffel sieht man nur, wenn sie direkt an der Piste sind.
Wir fuhren direkt in die Kasenyi Plains - bestes Safarigebiet in diesem Teil des Queen. Überall in den offenen Ebenen findet man Uganda Kobs. Diese schmucke Antilope wurde zu Recht als Wappentier für Uganda auserkoren.
Doch es gab noch viel mehr zu entdecken. Neben Elefanten, Büffeln und Wasserböcken gab es bei so vielen Jagdmöglichkeiten auch Löwen. Drei Damen faulenzten im Gras. Doch plötzlich kam etwas Bewegung in die Runde. Eine kurze Pirsch zu den Kobs - aus der Traum von der Jagd. Der Hunger war noch nicht groß genug.
Kaum war diese schöne Elefantenherde an uns vorbei gezogen, trauten wir unseren Augen nicht. Überall im Park gibt es riesige Euphorbien (Euphorbia candelabrum). Mitten in einem dieser stacheligen Gewächse hatte sich ein stattliches Löwenmännchen schlafen gelegt. So richtig bequem muss es wohl nicht gewesen sein, denn ständig suchte er nach einer geeigneteren Position. Baumkletternde Löwen hatten wir hier nun wirklich noch nicht erwartet.
Ein Stop am "bunyampaka" - ein Salzsee in der Nähe des Fischerdorfs Kasenyi - gehörte zum obligatorischen Programm. Es ist ein hübscher Platz mit Aussicht für eine Tasse Kaffee. Am oberen Rand des Sees entstehen zwei neue Lodges. Bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft auch eine Campsite geben wird - das wäre dann für ein nächstes Mal unser Favorit. Bei der Salzgewinnung konnten wir heute nicht zuschauen, da der gestrige Regen die Becken geflutet hatte. Doch auf der rechten Seite des Sees bewegten sich kleine rosa schimmernde Punkte. Der Blick durch das Fernglas bestätigte es - Flamingos. Da mussten wir unbedingt näher heran. Auf einer kleinen Piste fuhren wir hinab zum Ufer des Salzsees.
"bunyampaka" Salt Lake
Zwergflamingo - Lesser Flamingo (Phoenicopterus minor)
Bevor es zurück zum Camp ging, schauten wir noch nach Kasenyi, eines der sieben Fischerdörfer innerhalb der Nationalpark-Grenzen. Es liegt direkt am Ufer des Lake George. Neben einem freundlichen Kinderlachen gab es auch fangfrischen Fisch für unsere Küche.
"nyamanyuka" Krater Lake
Am Nachmittag ging es per Boot ein Stück auf dem Kazinga Channel bis zum Lake Edward. Wir nutzen das Boot der Mweya Safari Lodge. Auch hier der Tipp - wenn möglich, sollte man für den Launch Trip einen Platz auf der linken Seite einnehmen.
Lake Edward - Mweya Peninsula mit Blick nach Katwe
Zum Auftakt der Bootstour fuhren wir zu einem Eli am gegenüber liegenden Ufer. Er stillte nicht nur seinen Durst, sondern frischte auch noch seinen Bedarf an Mineralien in der Uferböschung auf. Dann ging es Schlag auf Schlag mit tollen Bildern bis zur Mündung im Lake Edward.
Kuhreiher - Cattle Egret (Bubulcus ibis)
Seidenreiher - Little Egret (Egretta garzetta)
Weißbrustkormoran - White-breasted Cormorant (Phalacrocorax lucidus)
Heiliger Ibis - African Sacred Ibis
(Threskiornis aethiopicus)
Wir hatten riesiges Glück, dass unsere Buchung für die erste Bootstour am Nachmittag war. Kurz nachdem wir unsere Channel Campsite erreichten, folgte der nächste Regen. Alles musste schnell in Sicherheit gebracht werden - Stühle und Feuerholz durften nicht nass werden. Diesmal war es nur ein leichtes Gewitter und nicht so heftig wie am Tag zuvor. Wir wollen es hier schon mal vorweg nehmen. Es war das letzte Mal auf unserer Tour, dass unsere Zelte nass wurden.
Den nächsten Tag widmeten wir den Raubtieren. Bevor wir jedoch über diesen Tag berichten, möchten wir hier einige Hintergrundinformationen weiter geben.
"Als zwischen 1994 und 1996 ein Drittel der Löwenpopulation im Serengeti Nationalpark einer neuen Staupe-Virus-Variante zum Opfer fiel, befürchteten die Ostafrikanischen Wildtierbehörden eine Ausbreitung der Epidemie auf alle Nationalparks. Dieses führte in Uganda zur Etablierung des "Uganda Lion Project". Die Aufgaben bestanden vorrangig in der Erforschung des Schutzstatus - den Ursachen, Folgen und den darauf basierenden Schutzmaßnahmen der Löwenpopulationen im Queen Elizabeth National Park."
Zusätzliche finanzielle Mittel im Jahr 2000 ermöglichten die Ausweitung des Projekts auf alle Raubtierarten und alle Nationalparks in Uganda. Es entstand das "Uganda Large Predator Project". Der Veterinär Dr. Ludwig Siefert war Gründungsmitglied und Teamleiter des Programms. Heute leitet er auch das "Uganda Carnivore Program" Wie wichtig die Weiterführung des Programms ist, zeigen unten aufgeführte Zahlen. Ein neuer Weg zur Finanzierung ist die mit UWA gemeinsam entwickelte "Lion-Tracking-Experience" für interessierte Touristen.
Quelle: Uganda Carnivore Program - Fakten aus dem Queen Elizabeth National Park im Zeitraum 2006-2012
Früh 07:00 Uhr holten wir James Kalyewa in Mweya ab. Er ist Senior Research Assistant im Uganda Large Predator Program und verantwortlich für das tägliche Monitoring der Raubtiere im nördlichen Teil des Queen und für die Unterstützung der Uganda Wildlife Authority's im Human-Wildlife-Conflikt. Wir fuhren direkt in die Kasenyi Plains. Am Kasenyi Gate wartete noch ein weiteres Fahrzeug mit Gästen. Sie folgten unserem Auto. James hatte die Richtantenne bereits startklar gemacht. Zunächst mussten alle elektro-nischen Geräte ausgeschaltet werden, bis er das erste Signal einer mit Halsband versehenen Löwin empfing. James wies uns die Richtung. Für uns waren heute die Parkregelungen außer Kraft gesetzt. Wir fuhren offroad, bis wir die erste Löwin hatten. Sie relaxte mit einer Gefährtin. Nach einer halben Stunde machten wir uns auf die Suche nach dem Rest des Rudels - leider erfolglos. Dabei fing James das Signal einer anderen Löwin auf. Wir folgten der Richtung, aus der es kam.
Auch wenn unser Hauptinteresse an diesem Tag den Löwen galt, mussten wir hier und da einfach einen zusätzlichen Fotostopp einlegen.
Südafrika- oder Grauhals-Kronenkranich - Grey Crowned Crane (Balearica regulorum)
Wir entdeckten die gesuchte Löwin auf einer offenen Grasfläche. Sie hatte eine große Fleischwunde am linken Schulterblatt. Auch sie war allein ohne ihr Rudel. Kurz nach unserem Eintreffen erhob
sie sich und steuerte auf einen Busch zu. Da lag ihre Beute - ein männlicher Wasserbock. Eigentlich ist es nicht die Lieblingsspeise von Löwen. Wasserböcke sondern ein Sekret ab, das ihr Fell
wasserabweisend macht. Dieses Sekret soll dem Fleisch, ausgelöst durch den Adrenalin-Schub bei der Jagd, einen bitteren Geschmack geben. James war ein wenig besorgt über den Zustand dieser
Löwin und wollte sie in den nächsten Tagen weiter beobachten.
Wir ließen sie allein und machten uns erneut auf die Suche. Es dauerte gar nicht lange und wir wurden Dank der Funkhalsbänder erneut fündig. In jedem Rudel gibt es ein Mitglied mit Halsband zur Überwachung. Immer wieder erklärte uns James viele Details zu den einzelnen Rudeln im Park, zur Gesamtsituation der Raubtiere im Queen und zu seiner Arbeit mit den Bewohnern der Dörfer im Park und an dessen Grenzen. Seit langer Zeit ist der Human-Wildlife-Conflikt die größte Bedrohung für die Fleischfresser im Park. Es ist das gleiche Problem wie überall auf der Welt.
Ein zweites Mitglied des Rudels fanden wir unweit von ihr. Die Lady versuchte in einer dieser stacheligen Euphorbien zu schlafen - ein bequemes Ruheplätzchen sähe für uns anders aus.
Auch heute gönnten wir uns eine Tasse Kaffee am "bunyampaka" Salzsee. James versuchte unterdessen von einer Anhöhe das Signal des Löwenmännchens zu bekommen. Er vermisste ihn den ganzen Vormittag. Doch es war nichts zu hören. So machten wir uns langsam auf den Rückweg Richtung Mweya mit einem Stopp bei einer Büffelherde.
Ein kurzes Stück fuhren wir die Asphaltstraße Richtung Katungura. James versuchte erneut, das Löwenmännchen anzupeilen. Die Stromleitung entlang der Fernstraße machte es schwierig. Plötzlich kam die Anweisung - rechts abbiegen in den Busch. Wenn die Herren nicht in den Kasenyi Plains waren, dann müssen sie die Straße überquert haben und im North Kazinga Gebiet sein - so seine Vermutung. Erst noch ein kurzer Stopp bei einem Büffelpool, dann ging es weiter.
James wies uns die Richtung. Das Signal wurde stärker und dann hatten wir sie - "The Coalition of Three". Omukama, Papa und Rudi sind drei kräftige Löwenmänner, die 2009 von Ishasha 120 Kilometer in den nördlichen Teil des Parks marschierten. Sie sind nun die territorialen Herren im gesamten Norden des Queen und herrschen über mehrere Damengruppen. Wo hielten sie sich zur Mittagszeit auf - natürlich auf so einer unkomfortablen Euphorbie. Sie da zu beobachten ist schön, doch für Fotos bei dem dichten Geäst ist es die Katastrophe.
Es war inzwischen 13:00 Uhr, als wir James mit einem großen Dankeschön in Mweya verabschiedeten. Wenn wir ein kleines Fazit zur "Lion-Tracking-Experience" ziehen dürfen: hochinteressant, ein absolutes Muss für Wildlife-Freunde und ein guter Weg, Tierschutz in Afrika zu unterstützen - jederzeit wieder.
Als wir zur Campsite zurück kamen, hatte John einen Besucher. Unweit graste ein Hippo.
Am Nachmittag ging es zunächst zu den UWA Guesthouses zum ausgiebigen Duschen. Durch den Regen der letzten beiden Tage war die Körperpflege ein wenig zu kurz gekommen. Wir wollten uns in der Tembo Canteen wieder treffen. Wir bestellten einen Drink. Unsere Gläser waren schon lange leer, nur von Hamidu war weit und breit nichts zu sehen. Wo war der Kerl. Eine Stunde später kam er. Als wir ihn fragten, wie man so lange duschen kann, gab es eine ganz plausible Antwort - nicht nur er selbst musste duschen, das Auto auch. Blitzsauber stand es für einen kurzen Nachmittag Game Drive bereit. Was soll man da sagen?
Auf der Suche nach etwas essbarem hatten sich während dem Warten zwei Marabus zu uns gesellt. Schön sind sie ja nicht, doch wenn sie so nah sind, kann man ihnen nicht widerstehen.
Marabu - Marabou Stork (Leptoptilos crumenifer)
Es war unser letzter Abend am Kazinga Channel. Campfire, gutes Essen, Live-Musik von John und die Geräusche der afrikanischen Nacht - was braucht man mehr. Am nächsten Morgen hieß es wieder einmal packen. Wir machten uns auf den Weg nach Ishasha.
Sonnenaufgang über dem Kazinga Channel - Blick von der Channel Campsite No. 1
Reisen Sie mit uns weiter durch Uganda
und begleiten Sie uns auch in den Lake Mburu National Park. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 6. Teil unserer Tour