Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Mit Gol Linhas Aéreas ging es am späten Nachmittag mit etwas Flugverspätung via Brasilia nach Belo Horizonte. Auch hier hatten wir mit dem Linx Confins ein Hotel, ideal gelegen in der unmittelbaren Nähe des Flughafens.
Belo Horizonte war der Ausgangspunkt für unseren Besuch im Santuário do Caraça und im Parque Nacional da Serra da Canastra, organisiert von Neblina Forest.
Zufahrt zum Santuário do Caraça
Das Santuário do Caraça liegt zwischen den Gemeinden Catas Altas und Santa Barbara im Bundesstaat Minas Gerais in einem Zweig der Espinhaço Mountain Range. Es ist ein 11.233 Hektar grosses privates Schutzgebiet. Eigentümer sind die "Vinzentiner", ein Männerorden der katholischen Kirche.
Der Gesamtkomplex mit der Kathedrale und dem ehemaligen Collage, heute das Hotel und ein Museum
Der Park hat mehr als zwei Jahrhunderte Geschichte, die in der Zeit des Goldrausches im 18. Jahrhundert begann. Bruder Lourenço errichtete 1775-1779 eine erste kleine Barockkapelle. Später wurde sie abgerissen und die heutige Neo-Goethische Kirche von 1876-1883 erbaut, einhergehend mit der Gründung der Bruderschaft der Muttergottes.
Kathedrale
Das College of Caraça wurde 1820 von Bruder Antônio Ferreira Viçosa und Pater Leandro Rabelo Peixoto gegründet und war in der damaligen Zeit eine Referenz in der nationalen Bildung. Es brachte während seiner aktiven Tätigkeit bis 1912 einige bekannte Persönlichkeiten Brasiliens hervor.
Geschichte, Kultur, Religion und Naturschutz verschmelzen in Caraça mit bezaubernder Landschaft. Es ist der Übergang von atlantischem Regenwald in die Cerrado, die Savanne Zentral-Brasiliens, dem der Artenreichtum im Park zu verdanken ist.
Seit Anfang der 70-er Jahre empfängt das Caraça Inn in den ehemaligen Unterkünften für Pilger und Seminaristen des Colleges einheimische und internationale Gäste. Für uns waren drei Nächte gebucht.
Gut beschilderte Wanderwege im Park
Blaubrusttangare - Gilt-edged Tanager (Tangara cyanoventris)
Caraça ist sicher ein Paradies für Birder. Es gibt eine größere Anzahl gut ausgeschilderter Wege durch das Sanctuary mit unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit. Nun lieben auch wir unsere gefiederten Freunde, doch mit einem extremen Birding Guide wie René Santos, machte es mir absolut keinen Spaß, durch den Wald zu streifen. Dieser Vogel fliegt auf der linken Seite, jener ruft im Hintergrund, ein anderes winziges Vögelchen sitzt tief im Busch von einer Unmenge Grünzeug verdeckt - das Ganze noch in Englisch, wo die Namen für mich alle Fremdwörter sind, das musste ich mir nach dem zweiten Versuch nicht weiter antun. Herbert hatte ehe Probleme länger zu laufen, denn er hatte sich auf San Francisco durch eine Unachtsamkeit am Bein verletzt.
Wir unternahmen forthin auf eigene Faust kleine Spaziergänge und genossen die Ruhe im Garten mit all den Vögeln um uns herum.
Pavuasittich - White-eyed Parakeet (Psittacara leucophthalmus)
Blick auf das Dach des Regenwaldes
Wespennest
Köhlerdrossel - Yellow-legged Thrush (Turdus flavipes), Weibchen
Graurücken-Wassertyrann - Masked Water-Tyrant (Fluvicola nengeta)
Rotbrustguan - Chestnut bellied Guan (Penelope ochrogaster)
Ein Baum unterhalb des Gartens, immer gut für eine kurze Rast einer bunten Vogelschar
Zweimal am Tag bekommen Vögel auf der Terrasse vor der Kathedrale Futter. Sofort stellt sich eine ganze Vogelschar zur angebotenen Mahlzeit ein.
Schwarzpipra - Black Manakin (Xenopipo atronitens)
Safrangilbammer - Saffron Finch (Sicalis flaveola)
Gilbammer - Misto Yellow-Finch (Sicalis luteiventris)
Jacariniammer - Blue-black Grassquit (Volatinia jacarina)
Morgenammer - Rufous-collared Sparrow (Zonotrichia capensis)
Schopfkarakara - Southern Caracara (Caracara plancus)
Morgennebel, doch wenn die Sonne an Kraft zulegte, verschwand er recht schnell.
Ein naturbelassener Swimmingpool, den gab es auch schon zu College-Zeiten
Der Regenwald mit seiner Vielfalt
Rotbauchdrossel - Rufous-bellied Thrush (Turdus rufiventris)
Jacariniammer - Blue-black Grassquit (Volatinia jacarina), Jungvogel
Saphiramazilie - Sapphire-spangled Emerald (Amazilia lactea)
Die Sonne geht hinter den Bergen von Caraça unter
Mähnenwolf - Maned Wolf (Chrysocyon brachyurus)
Hauptattraktion in Caraça sind die Mähnenwölfe. Jeden Abend gegen 19:00 Uhr wurde vor der Kirche eine Schale mit Hühnerfleisch bereit gestellt. Dann hieß es gespannt warten.
Diese Tradition begann im Mai 1982 in Caraça, als man am Morgen mehrfach einige Mülltonnen mit Küchenabfällen umgeworfen vorfand. Zuerst dachte man an Hunde, doch war es unwahrscheinlich, dass Hunde so oft die Hügel herauf kämen. Man begann das nächtliche Treiben zu beobachten und es stellte sich schnell heraus, dass Mähnenwölfe die Verursacher waren. Man stellte an jedem Tor ein Tablett mit Fleisch bereit und es wurde angenommen. Dann brachte man das Futter immer näher zur Kirchentreppe. Später entschlossen sich die Priester, das Tablett auf die Terrasse vor der Kirche zu stellen und die Mähnenwölfe kamen problemlos zum neuen Futterplatz nach oben.
Am unserem ersten Abend kam einer der Mähnenwölfe nur sehr kurz zur Futterstelle, dann verschwand er im Dunkel der Nacht. Es war kalt und regnete leicht. Wir gingen Schlafen, doch gegen 23:00 Uhr hörten wir das Bellen der Wölfe. Raus aus dem Bett, warm anziehen und schauen was da los war.
Zwei Mähnenwölfe waren auf der Terrasse. Ich setzte mich auf die Stufen zum Eingang der Kirche und beobachtete das Geschehen fast eine Stunde lang ganz allein. Traumhaft schön, aber auch bitterkalt.
Das Männchen am Futternapf, das Weibchen im Hintergrund wartend.
Nie fraßen sie zusammen. Erst als das Männchen mit der dunkleren Mähne satt war und seiner Wege ging, traute sich das Weibchen an den Futternapf.
Zwischen jedem Stück Fleisch ein Blick in die Dunkelheit, dass keine Gefahr droht.
Mähnenwölfe sind absolute Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit kommen beide Geschlechter zusammen. In Caraça gibt es immer nur ein Wolfspaar. Es benötigt eine Fläche von 2.500 Hektar als Revier. Das ist fast die gesamte Fläche der Cerrado (Savannenlandschaft) im Sanctuary. Atlantischer Regenwald und hohe Gipfel gehören nicht zu ihrem Lebensraum.
Wenn die Jungtiere ein Jahr alt werden und ihre sexuelle Reife erreichen, verlieren sie ihre familiäre Beziehung und unterhalten nur noch eine Geschlechterbeziehung. Sie streiten sich über das Gebiet, in dem sie zuvor als Familie lebten. Männer kämpfen gegeneinander und die Frauen ebenso. Die Gewinner, das kann auch eines der eigenen Kinder sein, dominieren dann das Gebiet und vertreiben die unterlegen Wölfe.
An den beiden anderen Abenden kam jeweils nur einer der Mähnenwölfe. Doch jeden Morgen war die Futterschale leer. Auch Krabbenfüchse, Amazonas-Skunke, verschiedene Vögel und sogar ein Flachlandtapir, der ja bekanntlich Pflanzenfresser ist, besuchten schon den Futterplatz.
Altstadt von Santa Barbara, 25 Kilometer von Caraça entfernt
Die Ursprünge von Santa Barbara stammen aus der Zeit der Goldsuche in Minas Gerais im frühen 18. Jahrhundert. Noch heute ist ein hübscher Stadtkern mit Kirchen und Gebäuden aus der Kolonialzeit erhalten. Wir machten uns mit unserem Fahrer auf den Weg zu einem Stadtbummel.
Die Hauptkirche von Santa Barbara, dem heiligen Antonius geweiht, stammt von 1724
Barocke Schätze und Deckenmalereien von Meister Manuel da Costa Ataíde im Innenraum der Kirche
Casa Grande, das Hauptfarmhaus zur Kolonialzeit, beherbergt heute die Affonso Penna Gedenkstätte. Augusto Moreira Affonso Penna, der von 1906 and 1909 Präsident Brasiliens war, wurde hier am 30.11.1847 geboren.
Casa do Mirante, das Haus mit der Aussicht, aus dem 18. Jahrhundert
Capela de Nossa Senhora do Rosário dos Negros, unserer lieben Frau vom Rosenkranz für die Afrikaner gewidmet
Denkmal historischen Goldroute
Der alte Bahnhof von Santa Barbara
Unsere persönliche Einschätzung - es war nett, zwei Nächte währen für uns ausreichend gewesen. Auf unseren Guide hätten wir dankend verzichten können, da er uns als Nicht-Birder ab Tag zwei völlig ignorierte. Einen Besuch im Santuário do Caraça kann man sicher mit einem Transfer für die 134 km von Belo Horizonte plus einem für Caraça’s lizenzierten Guide aus der Gegend, zu finden auf der Homepage des Sanctuary's, auch selbst buchen. Hinterher ist man immer schlauer.
Unser Transfer zur Serra da Canastra startete 05:00 Uhr morgens. Warum wir so zeitig ohne Frühstück los mussten, ist mir noch heute ein Rätzel. Sei es drum. 08:00 Uhr waren wir in Belo Horizonte und durften Mariana Vabo als Guide für die nächsten drei Tage übernehmen. Mariana ist Biologin, stammt aus São Roque de Minas am Fusse des Nationalparks und hat ihr eigenes kleines Unternehmen Abra-Canastra Expedições. Trotz Pausen waren wir kurz vor 14:00 Uhr in São Roque de Minas und konnten nach einem leckeren Lunch unser Zimmer in der Pousada Barcelos beziehen.
Landschaft wenige Kilometer hinter São Roque de Minas
Am Nachmittag nach unserer Ankunft ging es ein wenig hinaus aus der Stadt, um einen ersten Eindruck der Umgebung zu bekommen. In unserer Pousada gab es nur Frühstück, doch hat São Roque de Minas einige sehr gute Restaurants mit lokalen Spezialitäten der Region. Zusammen mit Mariana und unserem lokalen Fahrer Gabriel verbrachten wir einen ersten tollen Abend in einem davon.
Landschaft im Parque Nacional da Serra da Canastra
Die Region Serra da Canastra mit einer Fläche von mehr als 200.000 Hektar liegt im Südwesten des Bundesstaates Minas Gerais. Sechs Gemeinden (São Roque de Minas, Vargem Bonita, Sacramento, Delfinópolis, São João Batista do Glória und Capitólio) haben sich hier als ökotouristische Destination etabliert.
Die größte Attraktion ist der Parque Nacional da Serra da Canastra, der 1972 zum Schutz der Quellen des Rio São Francisco gegründet wurde. Zwei Bergmassive mit einem eingeschlossenen Tal, insgesamt 71.525 Hektar bezaubernder Landschaft, sind streng geschützter Lebensraum für bedrohte Tiere.
Die Quelle des Rio São Francisco, nach 2.914 Kilometern wird das Wasser den Atlantischen Ozean erreichen
Franz von Assisi als Schutzpatron der Quelle
Einen vollen Tag von 06:00 Uhr bis 19:30 Uhr verbrachten wir im Nationalpark. Hat man das Bergmassiv erklommen, warten mehr als 60 Kilometer Piste durch aride Landschaft auf den Besucher.
Zufahrt zum Plateau: Rotflügel-Pampahuhn - Red-winged Tinamou (Rhynchotus rufescens)
Gimpeltangare - Cinnamon Tanager
(Schistochlamys ruficapillus)
Keilschwanzammer - Wedge-tailed Grass-Finch (Emberizoides herbicola)
Gelbbürzelstärling - Yellow-rumped Marshbirds (Pseudoleistes guirahuro)
Weißohr-Faulvogel - White-eared Puffbird
(Nystalus chacuru)
Lange vor der Gründung des Parks war die Region von Farmen besetzt - Reste einer Viehfarm auf dem Plateau.
Faszinierende Landschaft, sie erinnerte uns ein wenig an das Guassa Plateau in Äthiopien
Pampashirsch - Pampas Deer (Ozotoceros bezoarticus)
Ohrflecktaube - Eared Dove (Zenaida auriculata)
Der erste Regen ließ überall kleine Blumen erblühen
Schopfkarakara - Southern Caracara (Caracara plancus)
Im kleinen Ort São João Batista da Canastra, nur zwei Kilometer vom zweiten Gate des Nationalparks entfernt, machten wir unsere Mittagspause. Danach ging es zurück in den Park.
Rotfußseriema - Red-legged Seriema (Cariama cristata)
Kaninchenkauz - Burrowing Owl (Athene cunicularia)
Graurücken-Wassertyrann - Masked Water-Tyrant (Fluvicola nengeta)
Aus der kleinen Quelle des Rio São Francisco ist nun schon ein ansehnlicher Bach geworden.
Der Wasserfall Casca d’Anta
Dies ist nur der kleine obere Teil dieses Wasserfalls, bevor das eben noch ruhige Bächlein des Rio São Francisco weitere 160 Meter im freien Fall am Rand des Plateaus als sechst höchster Wasserfalls Brasiliens in die Tiefe stürzt.
Feldspecht - Campo Flickers (Colaptes campestris)
Hahnenschwanztyrann - Cock-tailed Tyrant
(Alectrurus tricolor)
Zuckervogel - Bananaquit (Coereba flaveola)
Braunohrsittich - Maroon-bellied Parakeet
(Pyrrhura frontalis)
Die Serra da Canastra ist ideales Habitat für Mähnenwölfe. Mariana meinte, dass es ca. 150 Wölfe im Park gibt. Doch sie zu sehen ist äußerst schwierig. Nach Einbruch der Dunkelheit versuchten wir unser Glück via Spotlight, doch leider ohne Erfolg. Zu allem Übel begann es auch noch leicht zu regnen.
Das Bergmassiv des Nationalparks verhüllt in dichte Wolken
Am zweiten Tag erkundeten wir die tiefer liegenden Regionen der Serra da Canastra. Zum Glück, denn der Park war in dichte Wolken gehüllt und wir hätten wohl da oben die ersten Stunden die Hand vor unseren Augen nicht gesehen.
Wir suchten auf einem verlassenen Farmland Haubenkapuziner, denn normalerweise lieben sie die noch vorhandenen Bananenstauden. Leider waren wir erfolglos. Dafür gab es an einem kleinen Flusslauf dahinter etwas Kleingetier.
Spinnen und Käfer - alles Exoten für uns.
Traumhaft schöne Landschaft
Der Wasserfall Casca d’Anta - nun der Blick auf den Hauptfall von unter. Leider gibt es keine Piste, die in die Nähe des Wasserfalls führt. Man müsste fünf Kilometer Wandern.
Die Sonne hat die tief hängenden Wolken vertrieben. Es ist bereits 11:00 Uhr und wir sind auf dem Rückweg.
Zu unserem letzten Lunch ging es ins CiRene's Restaurante etwas außerhalb von São Roque de Minas. Warum erwähnen wir das? Es gab absolut leckeren, frischen Fisch aus eigener Aufzucht in einer einfachen, aber sehr familiären Atmosphäre.
Den Nachmittag nahmen wir uns frei, gut so, denn es zog ein heftiges Gewitter auf. Am nächsten Tag mussten wir die 380 Kilometer zurück nach Belo Horizonte. Wir hatten eine weitere Zwischenübernachtung im Linx Confins, denn unser Flug nach Iguazú war erst am nächsten Tag.
Mariana als Guide war für uns ein Glücksfall. Eine hübsche junge Frau, offen für alle Fragen mit einem riesigen Wissen zu ihrer Heimatregion. Zusammen mit unserem jungen lokalen Fahrer Gabriel ein perfektes Team, nicht nur für Wildlife, sondern auch zu Gesprächen über Gott und Welt, wie wir es lieben.
Reisen Sie mit uns weiter durch Brasilien und begleiten Sie uns auch zu den Iguazú-Wasserfällen. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 6. und letzten Teil unserer Tour.