Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Rukwa Rift Valley
Der Lake Rukwa ist der gröβte alkalische See Tanzanias. Wenn man in Reiseführern liest, so erfährt man, dass die einzige anfahrbare Stelle zu den Ufern des Lake Rukwa im Süden ist. Doch wir wollten an das nordwestliche Ufer des Sees. In Ntendo mussten wir den Abzweig nach Muse erfragen, da er durch den Strassenbau ein wenig vor das Dorf verlegt wurden war und die neue Beschilderung noch fehlte. Dann ging es auf einer Schotterpiste durch hügelige, fast unbesiedelte Landschaften, bis wir die Bergkette des Rukwa Rift Valleys erreichten. Diese galt es zu überwinden. Das steilste und kurvenreichste Stück der Piste wurde betoniert, dass es auch bei schlechteren Witterungsbedingungen befahrbar bleibt.
In Muse
Das letzte Stück Abfahrt hatten wir hinter uns, da waren wir auch schon in Muse. Muse ist kein verschlafenes Fischerdorf, sondern eine lebendige Klein-stadt. Zawadi fragte nach dem besten Zugang zum See. Wir fuhren wenige Kilometer in nördliche Richtung und standen plötzlich am Ufer. Unterwegs hörten wir immer wieder "Mzungu", oft begleitet von spontanem Winken - bei Frauen, Männern und Kindern. Mzungu bedeutet nichts weiter als "Mensch mit weißer Hautfarbe". Die kommen hier seltenst vorbei. Zunächst mussten die obligatorischen Fragen beantwortet werden - wie es uns geht, woher wir kommen, wohin wir wollen und natürlich warum wir hier sind. Das Ufer war an dieser Stelle mit dichtem Schilf bewachsen. Nur ein schmaler Zugang für die Fischer war frei. Wir erkundigten uns nach einer offenen Stelle mit schönem Blick auf den See. Die gab es einige hundert Meter entfernt. Hier durften wir uns einen Platz aussuchen und die Zelte aufstellen, sollten uns später jedoch noch beim Chief anmelden. Raschidi schaute zunächst nach dem Fang der Fischer und ehe unser neues Zuhause fertig war, hatte er den soeben erstandenen Fisch schon in der Pfanne. Fish and Chips zum Lunch - frischer kann man es nicht serviert bekommen.
Leben am Lake Rukwa
Da es in Ufernähe keine Bäume gibt, mussten wir uns selbst unsere Schattendächer bauen - improvisieren war angesagt. Wir schauten den Fischern bei Ihrer Arbeit zu. Es ist ein Knochenjob, die Netze in der prallen Sonne ans Ufer zu ziehen. Als Beifang in den Netzen gab es meist Wasserschildkröten, die für uns ans Ufer gebracht wurden. Wir passten stets auf, dass sie Ihren Weg ins Wasser zurück fanden. Sicher sind sie bei den Fischern nicht sehr beliebt, da sie teilweise die Netze zerreiβen.
Fischer am Lake Rukwa
Rinderherden wurden von den Jungen zum Trinken ans Wasser geführt - da waren schon beeindruckende Exemplare dabei - besonders die mächtigen Watusibullen. So haben wir den ganzen Nachmittag verbummelt. Zawadi war in der Zwischenzeit beim Chief, um die offizielle Erlaubnis zum Campen einzuholen. Er musste viele Fragen beantworten, warum wir in ihr Dorf gekommen sind. Andererseits bekam er auch Informationen über die Situation im Dorf. Die meisten Bewohner sind erst in den letzten Jahren an den Lake Rukwa gekommen - auf der Suche nach einem besseren Auskommen. Sie haben ihre Häuser, meist aus Gras, dicht an die Ufer des Sees gebaut. Nun hat die Regierung sie aufgefordert, den Uferstreifen zu räumen. Sie würden den See verschmutzen und zu viel Fisch heraus holen. Sie sind sehr beunruhigt, denn wo sollen sie hin. Da wo sie her kamen, leben nun andere. Ein Grund, weshalb man Fremden im Moment eher etwas ängstlich gegenüber tritt.
Einige Fischer fuhren mit ihren kleinen Booten bei Einbruch der Dunkelheit hinaus auf den See. Andere kamen gerade zurück und holten ihre Netze ein. Langsam wurden auch die Temperaturen angenehm. Am anderen Morgen, wir saβen noch am Frühstückstisch, bekamen wir Besuch. Ein ganzer Familienklan näherte sich vorsichtig. Wir kamen mit Zawadis Hilfe ins Gespräch. Es dauerte eine ganze Weile, bis man entschieden hatte, dass wir in Ordnung sind. Nun wollte man auch einige Zeit mit uns zusammen sein. Es waren so angenehme Stunden - so viele Fragen konnten auf beiden Seiten beantwortet werden - einfach traumhaft schön.
Es musste sich wie ein Lauffeuer im Dorf herumgesprochen haben, denn nun kamen sie alle und wollten mal sehen, was die Mzungus hier tun. Wir hatten immer groβen Spaβ beim gemeinsamen Anschauen der Fotos auf dem kleinen Display der Kamera.
Oft haben wir uns mit Zawadi über sein Heimatland unterhalten - über die Zeit des Sozialismus, die Veränderungen nach 1990, über die unterschiedlichen Volksgruppen, über das Miteinander von Christen und Moslems und über die Kultur der Menschen. Als dieser Junge mit seinen Kühen bei uns vorbei kam, viel uns sei kleines Haarbüschel am Kopf auf. Wir wollten natürlich wissen, ob es eine spezielle Bewandtnis damit hat. Zawadi erklärte uns: "Wenn eine Frau ihren Kinderwunsch nicht erfüllt bekommt, geht sie üblicherweise zu einem Naturheiler. Bekommt die Frau einige Zeit später ein Kind, wird dieses Kind als Zeichen der Freude und Dankbarkeit, gleich ob Mädchen oder Junge, dieses Haarbüschel bis zu seinem 14. Lebensjahr tragen. Bevor es entfernt werden darf, wird der Naturheiler nochmals aufgesucht, um einen kleinen letzten Obolus für seine Hilfe zu entrichten."
Zawadi nutzte den Tag, unserem Auto einen kleinen Service zu verpassen, damit es auch den zweiten Teil der Reise problemlos übersteht. Exzellenter Guide, Dolmetscher, rücksichtsvoller Autofahrer und KFZ-Mechaniker - wir sind in besten Händen. Am Nachmittag wagten wir alle ein Bad im flachen Wasser des Sees. Die braune Brühe ist zwar nicht sehr einladend, erfrischend war es allemal. Natürlich gab es auch heute frischen Fisch vom Lake Rukwa zum Dinner, dazu einheimisches Bier zum probieren.
Am nächsten Morgen kam eines der Mädchen und brachte uns frische Milch. Abgekocht ist sie uns gut bekommen. Wir hatten begonnen zu packen, als unser Familienklan von gestern erschien, um uns Lebewohl zu sagen. Wir waren sehr gerührt über die offene freundliche Art der Bewohner vom Lake Rukwa. Wir werden keine Minute dieser beiden Tage je vergessen.
Die Groβmama
Der Enkelsohn
Wir verlassen den Lake Rukwa schweren Herzens und machen uns über Majo Moto, Kibani Ikuba und Kapapa auf den Weg zum Ranger Hauptquartier des Katavi National Park in Sitalike. Wir fahren durch viele Dörfer und werden stets freundlich bestaunt. Die Pisten waren gut befahrbar bis auf die Durchfahrt durch den Katavi - übelstes Wellblech und die ersten Tsetse Flies begleiteten uns auf der Fahrt. Noch bevor wir wieder in den Katavi von Sitalike aus hineinfahren, bot sich uns auf der Brücke über den Katuma River ein unfassbares Bild. Hippos - soweit das Auge reicht - drängen sich im letzten Wasser des Flusses auf engstem Raum zusammen. In den Folgetagen haben wir jeden Morgen und Abend geschaut, wie es den armen Hippos geht. Wir hatten den Eindruck, dass es täglich mehr wurden. Am Morgen fanden einige keinen Platz mehr im Wasser. Sie suchten nach etwas Schatten unter den Bäumen am Ufer.
Katuma River hinter dem River Side Camp in Sitalike
Wir meldeten uns im Headquarter an. Man erzählte uns, dass die letzten Campinggäste vor zwei Monaten den Park verlassen hätten. Im Schatten der Bäume richteten wir uns für die nächsten fünf Nächte häuslich ein.
Der Katavi National Park mit einer Fläche von 4.471 km² ist Tanzanias drittgrößter Park. Auf Grund seiner Abgeschiedenheit in Südwest-Tanzania wird er nur selten besucht. In der Trockenzeit, wenn die saisonalen Seen Katavi und Chada, Schwemmebenen des Katuma River, ausgetrocknet sind, ist der zum schmutzigen Rinnsal geworden Katuma die einzige Trinkwasserquelle für Elefanten, Büffel, Giraffen, Zebras und Antilopen. Löwen und Hyänen haben ihre Reviere entlang des Flusslaufs. Große Flächen sind Miombo-Trockenwälder - Baumsavannen mit spärlicherem Unterholz.
Büffel am Lake Katavi
Am ersten Tag erkundeten wir den nördlichen Teil des Parks. Der Lake Katavi war nun am Ende der Trockenzeit eine weite Grasfläche. Auf der Suche nach Nahrung und Wasser waren Grasfresser in der Ebene unterwegs. Büffel suchten unter den Bäumen am Rand ein wenig Abkühlung. Die heiße Mittagszeit verbrachten auch wir auf der Campsite.
Als wir zum Nachmittagsdrive aufbrechen wollten, streiften Elefanten gemächlich fressend am Camp vorbei. Wir folgten ihnen langsam, dann fuhren wir ihnen voraus und stoppten das Auto an der Piste, wo wir hofften, sie werden sie queren. Sie näherten sich und witterten. Ein junger Bulle trat als erstes auf die Piste und kam langsam auf uns zu. Er zeigte keine Aggressivität. Einen Meter vor dem Auto stoppte er, beobachtete uns, nahm etwas Sand vom Weg auf und warf ihn in unsere Richtung. Das wiederholte er ein zweites Mal. Dann wich er langsam zurück und sicherte die Herde beim Überschreiten des Weges - traumhaft spannend und schön.
Die ersten Löwen, wir hatten sie bereits in der Nacht gehört, entdeckten wir am Abend. Eine weitere große Büffelherde war im hohen Gras auf der anderen Seite des Flussbetts unterwegs.
Die nächsten beiden Tage wollten wir das zentrale Gebiet des Parks erkunden, wo die wenigen Lodges angesiedelt sind. Die momentan einzige Anfahrt dorthin geht im Norden um den Park herum und über diese uns schon bekannte fürchterliche Wellblechpiste. Eine direkte Piste von der Campsite im Norden in dieses attraktive Gebiet des Parks ist im Bau. Wir starteten jeweils nach dem Frühstück und kehrten zum Sonnenuntergang zurück. Wir sichteten auch hier am ersten Tag ein Löwenrudel in der offenen Ebene. Es hatte einen Riss. Jeder wollte noch einen letzten Bissen ergattern, bevor sie es den wartenden Geiern überließen. Dann kamen die Herren des Rudels, einer nach dem anderen, in unsere Richtung in den Schatten der Büsche. Die Damen hatten es sich ein wenig entfernt am Rand der Picknicksite bereits gemütlich gemacht. Wir entdeckten sie später.
Alles drehte sich um Wasser und ein wenig frisches Grün. Entlang dem Katuma River - oder was davon noch übrig war - versammelten sich die Tiere. Elefanten gruben am Rand des Flussbetts nach sauberem Wasser, um ihren Durst zu stillen. Zebras, Wasserböcke, Giraffen und Impalas - alle kamen, um einen Schluck vom lebenspendenden Nass abzubekommen. Hippos lagen auch hier eng zusammen gedrängt im Schlamm.
Plötzlich kommt Bewegung in die zusammengedrängte, dreckverkrustete Hippomasse. Was hatte sie aufgeschreckt? War es ein Krokodil? Auch sie lagen an einigen Stellen dicht neben den Hippos im schlammigen Wasser. Wir konnten es nicht sehen. Alles ging so schnell.
Es gab so viele schöne Begebenheiten. Auch im Katavi fühlten wir uns allein in der Wildnis Afrikas. In vier Tagen sind uns drei weitere Fahrzeuge begegnet. Unweit der Brücke über den Katuma auf der östlichen Durchgangspiste sah die Szenerie um die Hippos etwas anders aus.
Für eine kleine Pause zur Mittagszeit haben wir den luxuriösen Wartebereich des Airstrips in der Nähe der Luxuscamps genutzt. Der Picknickplatz war ja am ersten Tag bereits besetzt. Auch wenn die Löwendamen gefressen hatten, wollten wir es nicht darauf ankommen lassen. Am zweiten Tag gönnten wir uns das schattige Plätzchen an der Landebahn erneut. Wir fuhren die kurze Strecke zum Katuma River zurück. Da lag das ganze Löwenrudel vom Vortag vereint unter einem Baum neben dem Weg. Wo es her kam, wussten wir nicht - eine Stunde vorher war es noch nicht an diesem Platz.
Am letzen Tag ging es noch einmal im nördlichen Teil des Parks auf Gamedrive. Nach dem Motto - jeden Tag ein spezielles Highlight - standen an diesem Tag die Büffel erneut auf Platz eins. Die Piste führt am Rand der Ebene des Lake Katavi entlang. Eine Büffelherde mit sicher mehr als zweihundert Tieren wollte sich gerade in den Schatten der Bäume zurück ziehen. Das Motorengeräusch unseres Autos hat sie ein wenig aufgeschreckt. Sie liefen ein kleines Stück zurück in die Ebene. Dann standen sie still - in einer langgezogenen Reihe - und alle schauten uns an. Der Anblick erinnerte uns an eine Szene in "Jenseits von Afrika", als Karen Blixen und Denys Finch Hatton das erste Mal zusammen auf Safari gingen und inmitten einer Büffelherde eine Autopanne hatten.
Eine ganze Stunde war vergangen. Wir beobachteten die Büffel und die Büffel uns. Wir wissen nicht, wie lande es so weiter gegangen wäre. Wir versuchten nun, ganz vorsichtig ein wenig näher heran zu kommen. Zawadi vermutete, dass die Büffel nicht wegrennen würden, sondern nur enger zusammen rücken. Das taten sie auch.
Diese Büffel waren für uns ein besonderes Erlebnis. Auf dem Rückweg wollten wir sie nicht erneut stören. Wir wählten den direkten Weg über die Durchgangsstraße. Es war heiß und die Tsetses waren besonders aggressiv - ein Vorbote des Regens. Am darauf folgenden Morgen hatte es sich abgekühlt. Der Staub wurde durch den Regen der Nacht ein wenig weggewaschen.
Katavi National Park Lake Chada Region
Katavi ist auf jeden Fall eine Reise wert - ein Stück ursprüngliche afrikanische Wildnis. Diese unglaublichen Bilder von Hippos sind wohl einmalig. In der Regenzeit ist der Zugang auf Grund der Böden eingeschränkt - die Bereiche mit "Black Cotton Soil" sind dann nicht befahrbar. Es bleibt zu hoffen, dass die Bekämpfung der Tsetse Flies weiter vorangetrieben wird. Als wir den Park ver-ließen, hatten sie wohl noch nasse Flügel vom nächtlichen Regen. Die Haupt-durchfahrt von Sitalike in Richtung Sumbawanga war nicht ganz so ruppig, wie die östliche Piste. Ein Chamäleon wäre uns auf den letzten Metern im Park fast noch unter die Räder gekommen.
Der Lake Tanganyika begrüßte uns mit glasklarem, blauem Wasser. Die Lake Shore Lodge in Kipili ist eine sehr gepflegte, liebevoll errichtete Anlage. Die beiden Campsites sind etwas zurückgesetzt mit eingeschränktem Blick auf den See. Die großen Mangobäume boten ausreichend Schatten und die reifen Früchte fielen uns fast in den Mund. Es war ein sicheres Plätzchen ohne wilde Tiere drum herum. Unser Koch hatte uns versprochen, hier erstmals in seinem Zelt zu schlafen. Das tat er auch. Er fühlte sich am Morgen pudelwohl.
Es war Zeit, die Seele baumeln zu lassen - baden, relaxen und den Blick über den See bis zum Congo bei einem Drink genießen - was will man mehr.
Am nächsten Tag wollten wir unbedingt eine Bootstour zu den vorgelagerten Inseln machen. Wir hatten im Vorfeld einige Bilder gesehen. Leider war es durch die Lodge nicht möglich, denn trotz drei vorhandenen Booten konnte niemand mit uns hinausfahren. Der Eigentümer war im Moment der einzige Bootsführer und an diesem Tag mit Lodgegästen unterwegs. Zawadi löste das Problem auf seine Weise. Er fuhr zum kleinen Hafen nach Kipili und organisierte für uns eine Sundowner-Tour mit einem kleinen Motorboot. Wir hätten es nicht missen wollen. Ein entspannter Tag ging zu Ende.
Raschidi war vergeblich auf der Suche nach frischem Fisch. Das Wasser um Kipili war wohl im Moment zu warm, um den Fischern einen guten Fang zu bescheren.
Zwei harte Fahrtage folgten. Am ersten Tag klingelte fünf Uhr morgens der Wecker. Eine Stunde später waren wir unterwegs. Es ging zurück über Sumbawanga und Tunduma nach Mbeya. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir unser Ziel. Wir übernachteten wieder in der Utengule Coffee Lodge. Am zweiten Tag starteten wir gegen sieben Uhr. Es ging zunächst bis Iringa. Wir mussten für die nächsten sechs Tage einkaufen. Jeder hatte seine Aufgaben in einer Stunde erledigt, denn wir hatten noch weitere 120 Kilometer vor uns. Ziel war der Ruaha National Park. 17:30 Uhr standen wir am Gate - perfektes Timing - wir durften noch in den Park. Es waren zwar zwei anstrengende Tage, doch so hatten wir einen zusätzlichen Tag im Ruaha gewonnen.
Reisen Sie mit uns weiter in einen der schönsten National Parks in Afrika
und begleiten Sie uns zurück nach Dar es Salaam. Es lohnt sich.