Der Kilimanjaro National Park schützt das Gebiet um den höchsten Berg Afrikas, der zugleich der höchste freistehende Berg der Welt ist - den Mount Kilimanjaro. Die Grenze des Nationalparks, der 1973 gegründet und 1977 offiziell eröffnet wurde, markiert in etwa die 2.700 Meter Höhenlinie. 1987 wurde der Kilimanjaro in die Liste des UNESCO - Weltnaturerbes aufgenommen. Das Bergmassiv besteht aus drei Vulkanen: dem Shira im Westen (4.269 Meter), dem Mawenzi im Osten (5280 Meter) und dem jüngsten Vulkan Kibo (5.895 Meter). Der Shira und der Mawenzi sind erloschene Vulkane, während der Kibo seit tausenden von Jahren nur ruht.
Da wir mit Bergsteigen und extremen Wanderungen in unserem ganzen Leben nie in Berührung gekommen sind - unfitte Flachländer halt - kam für uns eine Besteigung des Mt. Kilimanjaro nie in Betracht. Trotzdem wollten wir gern diesem majestätischen Berg Afrikas ein wenig näher kommen.
Für zwei Nächte hatten wir ein Zimmer im House of West Kili gebucht. Die Lodge liegt etwa 15 km von Hoi entfernt in Lawate, Sanya Juu - West Kilimanjaro. Wir wurden von Abraham herzlichst begrüsst. Er ist der Eigentümer und hat diese gepflegte Anlage über die letzten Jahre Stück für Stück gebaut. Bevor er uns die Lodge zeigen durfte, gab es noch eine Tasse Kaffee. Am Ende unserer kleinen Führung und einem langen Gespräch über Gott und die Welt, bot er Zawadi ein freies Zimmer an. So musste er nicht in eine lokale Unterkunft im Dorf. Wir alle freuten uns über dieses Angebot. Abraham hatte selbst zwanzig Jahre als Guide gearbeitet und kannte die Situation zu gut. Wir besprachen noch unsere Pläne für den kommenden Tag, spülten den Staub aus dem Tarangire ab und gönnten uns etwas Ruhe bis zum Dinner.
06:00 Uhr klingelte der Wecker. 07:00 Uhr waren wir mit Lunch-Paketen ausgerüstet startklar zu unserem kleinen Kili-Abenteuer. Abraham hatte uns seinen Manager Saku für den ganzen Tag zur
Verfügung gestellt. Gern hätte er uns selbst begleitet, doch gab es an diesem Tag einen Termin für ihn. Es wurde gerade richtig hell und außer grauen Nebelschwaden war an der Stelle, wo man
üblicherweise von der Lodge aus den Kili sehen kann, nichts. Bis zum Londorosi Gate auf 2.250 Metern ist es ca. eine Stunde Fahrzeit von der Lodge. Zawadi erledigte die Formalitäten. Wir mussten
uns alle in ein separates Buch für Tagesbesucher eintragen und dann ging es los.
Bis zur Morum Barrier und der Parking Area auf dem Shira Plateau sind es 12 Kilometer vom Gate. Das ist der Punkt, bis zu dem man per Auto als Tourist fahren kann. Alles weitere darf nur noch von Rettungsfahrzeugen befahren werden. Die Piste geht stetig bergan. Etwas mehr als 1.000 Höhenmeter sind zu überwinden. Je höher man kommt, desto mehr ändert sich die Vegetation. Leider ist entlang der Zufahrt zum Shira Plateau der Regenwald nicht vollständig erhalten. Kurz vor dem Ziel hatten wir die tief hängenden Wolken hinter uns gelassen und der Kibo zeigte sich uns ein erstes Mal in voller Pracht.
Blauer, fast wolkenloser Himmel und Sonnenschein - Willkommen auf dem Shira Plateau - so präsentiere sich uns der Kibo bei unserer Ankunft auf ca. 3.400 Meter Höhe um 09:00 Uhr am Morgen.
Zawadi träumte schon lange davon, eines Tages selbst auf dem Uhuru Peak, dem höchsten Punkt Afrikas zu stehen. Sein Cousin arbeitet als freier Guide am Kilimanjaro und hat ihm schon viel von der Faszination des Berges erzählt. Nun war er seinem Traum ein kleines Stück näher gekommen. Mach einen Guide happy und er wird dir das Beste, was seine Heimat zu bieten hat, zeigen.
Das Shira Plateau ist ein faszinierendes Naturgebiete - eine Heide- und Moorlandschaft, welche bis auf 4.000 m Höhe reicht. Auf dem Plateau dominieren auf der unteren Ebene die Erikagewächse. Dies sind immergrüne und zum Teil sehr verzweigte Sträucher, von denen es in dieser Zone insgesamt über 600 verschiedene Arten gibt. Wir folgten den kleinen Tracks durch das Lava-Gestein bis zum Simba River. In der Ferne sahen wir kurz eine Herde Eland. Auf dem Weg gab es Spuren von Büffeln und den Kot eines Leoparden. Hier oben Tiere zu sehen, ist nicht einfach. Sie leben meist im Verborgenen, doch sie sind da.
Wir setzten uns auf die Steine, ließen einfach die Seele baumeln und das Herz erfreute sich an dem fantastischen Panorama. Saku holte uns frisches, eiskaltes Wasser aus dem kleinen Fluss.
Natürlich durften hier die obligatorischen Fotos als Beweis nicht fehlen, dass wir dem Kibo sehr nah waren.
Es war inzwischen 11:30 Uhr und noch immer zeigte sich der Kibo mit ersten kleinen Wölkchen in voller Pracht. Wir machten uns auf den Rückweg.
Wir gönnten uns die Zeit, einige der vielen kleinen Blumen zwischen den Erikasträuchern etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Bevor wir das Shira Plateau verließen, genehmigten wir uns noch unseren Lunch vor dieser traumhaften Kulisse. 14:30 Uhr starteten wir die Rückfahrt zum Gate und der Kibo war noch immer ohne
nennenswerter Wolken. Man hatte wir ein Glück mit dem Wetter.
Zurück in der Lodge, begrüsste uns Abraham mit der Frage: "How was your day?". Er wollte es gar nicht glauben, dass wir so eine tolle Sicht auf dem Shira Plateau hatten. Ich musste ihm erst auf dem Display einige Bilder zeigen, denn von hier unten war den ganzen Tag über nichts vom Kilimanjaro zu sehen.
Mit Einbruch der Dunkelheit ertönten im Garten die Rufe der Bushbabies. Sie sind hier täglich unterwegs. Mit einer Taschenlampe bewaffnet, machten wir uns auf die Suche nach den lustigen Gesellen.
Das "House of West Kili" ist eine empfehlenswerte Lodge und ideal gelegen für einen Day Hike auf dem Shira Plateau. Diese Kombination ist allen Reisenden zu empfehlen, die sich nicht auf die Strapazen der Kili-Besteigung einlassen möchten. Wir verabschiedeten uns mit einem großen Dankeschön für die herzliche Gastfreundschaft. Vor unserer Abfahrt durften wir noch einmal von der Lodge aus den Kibo sehen.
Wenn man die Kulturzone am Fuß des Mt. Kilimanjaro hinter sich lässt, kommt man in etwa 1.800 bis 2.800 Meter Höhe in die Regenwaldzone, welche als zentrales Wasserreservoir für die ganze Region dient. Die Artenvielfalt der Vegetation ist riesig und mit über 1.000 verschiedener Pflanzen, vor allem Moose, Flechten, Baumfarne sowie hohen Laubbäumen, angegeben.
Als Ausgangspunkt für eine Wanderung im Regenwald hatten wir uns die Mt. Kilimajaro View Lodge ausgesucht. Im Stefan Loose Reisehandbuch war sie als Geheimtipp beschrieben. Sie liegt 16 Kilometer nördlich von Moshi oberhalb des Dorfes Shimbwa auf 2.000 Meter Höhe am Rand des Regenwaldes.
Unsere Tagesetappe war nicht sehr weit. Wir bummelten zunächst eine Runde durch Moshi und waren beeindruckt von der Sauberkeit dieser Stadt. Die Anfahrt zur Lodge führt auf kleiner Piste durch die Dörfer der Chagga. Verlässt man Shimbwa, das letzte Dorf, kommt eine kleine Herausforderung für geübte Fahrer. Die letzten zwei Kilometer bis zur Lodge - steil, eng und kurvenreich führen sie über einen ausgewaschenen Weg auf die Spitze eines Berges, an dessen Hang die Lodge errichtet wurde. Bei Regen hätte man wohl keine Chance, dieses Stück zu bewältigen. Zum Glück war es trocken. Zwei junge Ladies begrüssten uns mit "Hi". Wir waren gleich zu Beginn etwas irritiert. Dann begann eine endlose Diskussion, wo Zawadi während unseres Aufenthaltes übernachten kann. Die nächste Guide Unterkunft ist in Moshi. Es kam für uns auf keinen Fall in Frage, dass er diese Strecke täglich hin und her fährt. Wir waren gern bereit, die Verpflegungskosten für ihn hier zu übernehmen, wenn sie ihm einen kostenfreien Platz für sein Zelt auf dem Gelände zeigen. Irgendwann willigten die Damen ein, dass er hier oben einen Schlafplatz bekommt. Zum Dinner wusste Zawadi noch immer nicht, wo er schlafen wird.
Die Sicht von der Lodge ist traumhaft. Zum einen sieht man Moshi im Tal liegen, dann die vielen kleinen Siedlungen der Chagga mit ihren Feldern und oberhalb den Regenwald. Die Lodge selbst hat jedoch schon bessere Tage gesehen. Alles war etwas marode. Das nass-kalte Klima auf dieser Höhe tat sein übriges. Repariert wurde schon lange nichts mehr. Einzig der Garten ist eine Augenweide - es grünt und blüht, für Nektarvögel ein willkommener Futterplatz..
Eastern Double-collared Sunbird - Fuelleborn Nektarvogel (Cinnyris mediocris) links Männchen, rechts Weibchen
Zawadi hatte gut geschlafen, denn er bekam nach Stunden des Wartens am Ende das Zimmer neben uns. Es blieb uns ein Rätsel, was an dieser Entscheidung am Vortag so lange gedauert hat.
Nach dem Frühstück ging es mit einem lokalen Guide auf eine mehrstündige Tour in den Regenwald. Auf kleinen Trampelpfaden führte er uns durch das dichte Grün - die Vielfalt ist beeindruckend. Allein hätten wir nach den ersten Metern die Orientierung verloren. Wir bekamen so viele Erklärungen, wofür die verschiedenen Pflanzen von den Chagga genutzt werden. Der Regenwald ist für sie eine Apotheke der Natur. Überall zwitscherte es um uns herum, doch in dem dichten grünen Gewirr waren die Vögel sehr schwer auszumachen. Die Rufe der schwarz-weißen Guereza waren ebenfalls weithin zu hören, doch zeigen wollten sie sich uns nicht.
Zum Lunch waren wir in der Lodge zurück. Am Nachmittag besuchten wir eine Familie der Chagga. Die Frauen zeigten uns den Kaffeeanbau und die traditionelle Verarbeitung. An den Berghängen des Kili wird Robusta-Kaffee angebaut. Nach einer Tasse frisch geröstetem Kaffee stellten uns die Frauen noch traditionelle Lieder vor. Das Ganze war leider sehr unpersönlich. Ein vereinbartes Programm wurde abgespult - fertig. Über die Kultur der Chagga haben wir dabei nichts lernen können, wirklich schade.
Als kleine Entschädigung zeigte sich kurz vor dem Sonnenuntergang von der Lodge aus der Kibo. So wie die Sonne unter ging, wurde es bitter kalt mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Alles faste sich klamm an. Keiner von uns konnte diesen Ort in sein Herz schließen. Neben der Kälte fehlte uns die Gastlichkeit. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag von hier aus einen Tagesausflug zum Lake Chala unternehmen. Es gab jedoch keinen wirklichen Grund, ausgenommen unsere Buchung für drei Nächte, länger hier zu bleiben. Kurzer Entschluss - wir reisen am nächsten Morgen weiter. Einen Platz zum Schlafen finden wir allemal.
Nach dem Frühstück verlangten wir unsere Rechnung. Die Damen konnten es nicht verstehen, dass wir vorzeitig abreisen wollten. Ich musste es ihnen erst in aller Offenheit erklären, dass sie noch viel zu lernen haben, um einen Gästebetrieb zu führen. Eine Empfehlung für andere Reisende ist die Mt. Kilimanjaro View Lodge jedenfalls nicht mehr.
Zum Glück hatte es in der Nacht nicht geregnet und wir waren dank Zawadis Fahrkünsten auch ein zweites Mal sicher den Berg wieder herunter gekommen. Das hat wirklich nichts mit Spaß zu tun, da es in den letzten Monaten wohl mehrere Unfälle auf der Zufahrt zur Lodge gab. Über Moshi ging es zunächst in Richtung Kenianische Grenze, dann weiter zum Lake Chala. Kurz vor dem See gibt es einen neuen Kontrollpunkt. Tagesbesucher aus dem Ausland zahlen 10 US$, bei Übernachtung werden 25 US$ pro Person fällig. Der Tanzanische Staat hat sich zum Ärgernis von Touristen und dem Betreiber der Lodge am Lake Chala eine neue Einnahmequelle geschaffen. Wir zahlten zunächst den Tagesbesuch.
An der Rezeption des Lake Chala Safari Camps wurden wir herzlich begrüsst. Da wir noch nicht wussten, wie unser heutiger Tag aussehen wird, sollten wir uns erst einmal in Ruhe umschauen - so der Vorschlag des Managers. Er ist ein äußerst zuvorkommender Herr von 70 Jahren, der uns später erzählte, dass er vor 30 Jahren zu einem Kirch-gemeinde-Besuch in Leipzig war.
Eine wunderschöne Campsite gibt es seit 2010. Zum Lake Chala Safari Camp gehört seit 2013 auch ein Luxury Tented Camp mit zur Zeit fünf sehr komfortablen Zelten. Weitere fünf sollen noch hinzu kommen. Das neue Caldera Restaurant wurde an den steilen Klippen des Kratersees erbaut mit einem fantastischen Blick auf den See und dem Mount Kilimanjaro.
Caldera Restaurant - Lake Chala Safari Camp
Hier fühlten wir uns von der ersten Minute an wohl. Es war Mittagszeit und wir hatten noch unsere Lunchboxen. Es war kein Problem, dass wir hier aßen. Kalte Getränke gab es natürlich vom Restaurant. Irgendwann musste die Frage - wie weiter - geklärt werden. Wir hatten ja unsere Zelte dabei. So entschieden wir uns, hier zu bleiben. Wir bevorzugten letztendlich die Campsite und für unser leibliches Wohl wollte die Lodge sorgen.
Küche und Aufenthaltsbereich der Campsite
Man zeigte uns die Campsite mit den dazugehörigen Einrichtungen - einfach traumhaft schön angelegt und top gepflegt. Es ist eine der besten Campsites, die wir je auf unseren Touren hatten. Die Mitarbeiter begannen sofort das Wasser für die Dusche zu erwärmen. Es war ein Nachmittag zum Relaxen. Auf ein Bad im See verzichteten wir, denn nach der Erfrischung kommt der Aufstieg zurück zur Lodge. So verlockend das Wasser aussah, darauf hatten wir echt keine Lust. Wir waren die einzigen Gäste. Am Abend wurde uns bei Kerzenschein ein leckeres Menü serviert. Wir fühlten uns wie Könige. Es war mein Geburtstag und ein rundum gelungener Tag an diesem idyllischen Platz.
Am nächsten Morgen gab es als Belohnung noch einen klaren Blick zum Kibo. Auf der Suche nach der besten Sicht auf den Berg, streiften wir durch das Gelände der Lodge. Dann hieß es packen. Nach einem gemütliches Frühstück mussten wir uns verabschieden. Wir bedankten uns für die Herzlichkeit aller Mitarbeiter der Lodge. Wir werden sicher wieder kommen.
Es ging zunächst zurück in Richtung Moshi. Wir zahlten am Kontrollpunkt die Differenz vom Tages- zum Übernachtungspreis. Die schöne Sicht zum Mount Kilimanjaro begleitete uns ein Stück des Weges, ehe der Berg erneut in den Wolken verschwand. In Usa River wollten wir uns mit Alois, unserem Koch wieder treffen.
Arusha National Park
Jede Reise und mag sie noch so lange dauern, neigt sich eines Tages unaufhaltsam dem Ende entgegen. Die letzten drei Nächte wollten wir im Arusha National Park verbringen. Wir erwarteten nichts Aufregendes. Es war als gemütlichen Ausklang unsere Tour gedacht.
Der Arusha National Park mit seinen 137 km2 gibt dem Besucher die Möglichkeit auf kleiner Fläche sehr unterschiedliche Lebensräume zu entdecken. Das Leben von Magarete Trappe, der ersten weißen Großwildjägerin in Ostafrika, ist sehr eng mit diesem Gebiet verbunden. Ab 1907 baute die Familie Trappe in Momella eine Rinderfarm auf. Ein Teil ihres Landes deklarierten sie freiwillig als Wildschutzgebiet. 1960 wurde der Ngurdoto Crater National Park gegründet. 1967 wurde das Gebiet des Mount Meru in den Park integriert und der Park in Arusha National Park umbenannt. Der Name Arusha kommt von den Waarusha, einer Volksgruppe, die in dieser Region lebt.
Alois wartete bereits mit seinen Einkäufen in Usa River auf uns. Hatte er die vielen Tage in der Wildnis mit uns überlebt, war doch eine Public Campsite im Arusha National Park ein Kinderspiel für ihn. Zawadi erledigte am Ngongongare Gate die Formalitäten. Dann machten wir uns auf den direkten Weg zum Momella Gate. Das Begrüßungskomitee wartete bereits im Wald auf uns.
Zum Lunch gab es kleine lokale Leckereien, die Alois für uns besorgt hatte. Die Schlüssel für die Küche und die Duschen der Campsites mussten am Gate abgeholt werden. Die Public Campsite No. 1 wurde unser letztes Zuhause auf dieser Tour. Wir richteten uns häuslich ein und genossen die Ruhe auf unserer kleinen grünen Insel im Wald.
Als es am Abend dunkel wurde, schickte man uns einen Ranger, der die Nacht über bei uns bleiben sollte. Das ist wohl im Arusha National Park Vorschrift. Er ging als erstes auf eine große Inspektionsrunde im angrenzenden Wald, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung war. Als er zurück kam, luden wir ihn zum Essen ein, was bei uns selbstverständlich ist. Er freute sich sehr darüber und so war es der Auftakt für einen langen Abend mit interessanten Gesprächen am Campfire. Unser Ranger war Maasai. Wir nutzten natürlich die Gelegenheit, um mehr Details zu den Traditionen dieses stolzen Volkes aus erster Hand zu lernen.
Kurz nach dem Sonnenaufgang wurde unser Ranger abgeholt. Wir frühstückten noch in aller Ruhe. Dann ging es auf unseren letzten Full-Day-Game-Drive dieser Tour. Alois war nicht wirklich happy darüber, denn so war er wieder den ganzen Tag allein. Wir waren die einzigen Gäste der Campsite.
Der Mount Meru zeigte sich heute von seiner Sonnenseite - klare Sicht auf den höchsten Punkt des Kraterrandes. Er liegt bei 4.566 m ü.d.M.
Wir waren auf dem Weg zu den Momella Lakes. Die offene Ebene zwischen Gate und den Seen scheint der Lieblingsplatz der Giraffen im Park zu sein. Die Weibchen mit ihren Jungtieren waren völlig relaxt - keine Reaktion auf unser Fahrzeug. Die Giraffenbullen begaben sich auf Brautschau - wer ist der stärkere und wird Vater der nächsten Generation.
Buschböcke, Wasserböcke und eine kleine Herde Büffel luden uns zum verweilen ein. Am Small Momella Lake schauten wir von der Picnic Site über den See. Viele Wasservögel und einige Hippos konnten wir durch das Fernglas beobachten.
Blick über den Small Momella Lake
Die Momella Lakes sind eng mit der geologischen Geschichte des Mount Meru verknüpft. Die Ostwand des Meru Kraters wurde bei vulkanischen Explosionen vor etwa 6.000 Jahren weggesprengt. Eine große Menge Lava, Gestein, Schlamm und Wasser stürzten den Berg hinunter. Als die Schlammlawine, auch als Lahar bezeichnet, zu trocknen begann, bildeten sich Senken - die heutigen Momella Lakes. Ein weiterer Einbruch der Caldera des Meru vor 1.800 Jahren änderten den Lauf der damaligen Wasserzuflüsse zu den Mormella Lakes, ausgenommen beim Small Momela Lake. Heute werden die übrigen Seen von unterirdischen Wasserzuflüssen gespeist, die viele Mineralien mitbringen. Die Seen sind flach und alkalisch. In Abhängigkeit, wo die unterirdische Wasserzufuhr her kommt, ist der Gehalt an Mineralien unterschiedlich. So entwickelten sich in jedem See unterschiedliche Algenarten. Als Ergebnis davon fühlen sich in jedem der Momela Lakes unterschiedliche Vögel wohl.
Eine Piste führt um die Momella Lakes herum. Es geht vom Small Momella Lake, am Lake Tulusia vorbei, zum Big Momella Lake mit seinen vielen Flamingos, weiter zum Lake Rishateni und zurück zum Small Momella.
Blick über den Big Momella Lake
Ein Traum in Rosa säumte die flache Uferzone am Big Momela Lake. Ein Teil der Flamingos war auf Futtersuche, andere standen in ihrer Ruheposition, meist auf einem Bein, im Wasser. Zwischen die vielen Zwergflamingos mischten sich auch einige Rosaflamingos. Die Piste hält überall die Fluchtdistanz der Vögel ein. Es gibt viele Stellen, wo man sie in Ruhe beobachten kann. Nach einer Lunch Pause fuhren wir zum Boma la Megi View Point mit seiner fantastischen Aussicht über die Momella Lakes.
Natürlich waren auch hier im Arusha unsere gefiederten Freunde nicht nur im Wasser sondern auch im Wald unterwegs. Doch die Lichtverhältnisse und meine Ungeduld beim Fotografieren der kleinen Kerle führte nur in Einzelfällen zu einem passablen Bild.
Sacred Ibis - Heiliger Ibis (Threskiornis aethiopicus) Ring-necked Dove - Gurrtaube (Streptopelia capicola)
Unser Ziel für den Nachmittag war der Ngurdoto Crater. Vorbei an kleinen Seen führt die Piste weiter durch bewaldetes Gebiet stetig bergan. An der Ngurdoto Picnic Site gibt es ein kleines Museum. Eine Gruppe Diadem Meerkatzen posierte am Wegesrand für ein Fotoshooting.
Der Ngurdoto Crater ist ein schlafender Vulkan, der vor etwa 15 Millionen Jahren entstand, lange vor dem Mount Meru. Der höchste Punkt des Kraterrandes liegt bei 1.850 m ü.d.M., der Kraterboden bei 1.474. Sein Durchmesser beträgt drei Kilometer. Permanentes Wasser am Kraterboden lockt Büffel und Antilopen zur Nahrungssuche an. Der Kraterboden kann nicht befahren werden, doch gibt es zwei Aussichtspunkte in den Krater. Auf der Südseite ist es der Mikindu View Point, mit einer guten Sicht in den Krater.
Blick in den Ngurdoto Krater vom Mikindu View Point
Die 3,5 Kilometer lange Zufahrt auf die nördliche Seite des Kraterrandes führt durch ein bezauberndes Stück Bergwald. Einige schöne Exemplare der Würgefeigen sind zu bewundern.
Die letzten Höhenmeter zum Leitong View Point, dem höchsten Punkt am Kraterrand, geht es zu Fuß. Dann eröffnet sich dem Besucher ein atemberaubender Blick in den Krater, über sein Hinterland und bei guter Sicht bis zum Mount Kilimanjaro.
Die markanten Rufe der Guereza ertönten immer wieder im Wald. Sie jedoch im dichten Geäst der Bäume gut vor die Kamera zu bekommen, ist ein anderes Kapitel.
Es war bereits später Nachmittag. Die meisten Gäste des Arusha National Park kommen nur als Tagesbesucher. Sie waren bereits auf dem Weg zu Ihren Unterkünften außerhalb des Parks. Die Parkverwaltung nutzte diese besucherarme Zeit, um Pisten im Park neu zu präparieren. Wir mussten kurz warten, bis die bereits abgekippten Erdmassen verteilt waren. Dann ließ man uns passieren. Insgesamt hatten wir den Eindruck, dass auch der Arusha, ähnlich wie der Tarangire, gut gemanagt werden.
Das Campfire loderte bereits bei unserer Rückkehr. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es schnell kalt. Am Vortag hatten Paviane die Bäume um unsere Campsite herum als Nachtlager genutzt, so kamen heute zur Abwechslung Blue Monkeys. Einen Ranger schickte man uns nicht mehr - vergessen oder man war sich nach der ersten Nacht sicher, dass wir auch alleine auf uns aufpassen können.
Am Morgen unseres letzten Tages ging es auf eine kleine Walking Safari. Am Momella Gate treffen wir unseren Ranger von der ersten Nacht wieder. Er begleitete uns auf unsere Fußpirsch. Über eine kleine Brücke geht es auf die andere Seite des Ngare Nanyuki River zu einer offenen Fläche, wo wir eine Herde Büffel beim Frühstück beobachten. Der kleine Trampelpfad führte genau durch die grasenden Büffel hindurch. Wir machten natürlich in gebührenden Abstand einen Bogen um sie.
Weiter ging es bis zu einem kleinen Wasserfall - eine willkommene Erfrischung. Ein Giraffenbulle beäugt uns Eindringlinge in seinem grünen Paradies. Er hatte jedoch keine Probleme, uns fünf Meter von ihm entfernt passieren zu lassen. Er fraß genüsslich weiter das saftige Laub.
Der Mount Meru hatte sich in dichte Wolken gehüllt. Im Wechsel zwischen offener Fläche und dichtem Wald kehrten wir zu Fuß zu unserer Campsite zurück. Wir verabschiedeten uns von unserem Ranger. Zawadi machte sich mit ihm auf den Weg zurück zum Gate, denn er musste noch unser Auto holen. Wir genehmigten uns einen Kaffee. Alois bereitete heißes Wasser fürs Duschen vor, ehe er mit der Vorbereitung für das Mittagessen begann.
Am Nachmittag ging es per Kanu auf den Small Mormella Lake. Mein Mann wollte das seinem geschundenen Rücken nicht antun. Er blieb am Ufer zurück. Zawadi nahm seinen freien Platz ein. Zwei Kanus, zwei professionelle Paddler - wir machten es uns beide auf dem vorderen Sitzen bequem und konnten die Tour entspannt genießen.
Hadada Ibis - Hagedasch (Bostrychia hagedash) Black-crowned Night-Heron - Nachtreiher (Nycticorax nycticorax)
Lautlos glitten wir am Rand des Sees durch das Wasser. Am Vortag war kein einziger Flamingo am Small Mormella Lake zu sehen. Nun waren mehrere kleine Gruppen hier. Vom Kanu aus hat man natürlich eine völlig andere Perspektive auf die Vögel als vom Auto.
Ein besonderes Highlight gab es gleich am Anfang. Ein Felsenpython schlängelte in Ufernähe durch das Gras. Wir schätzten ihn auf ca. fünf Meter Länge. Er kam immer näher ans Wasser heran.
Er ließ sich langsam ins Wasser gleiten. Wir zogen uns ein wenig zurück, bis wir sehen konnten, wo er wieder auftauchte. Es war nur eine kurze Stippvisite im kühlen Nass. Er kehrte alsbald zurück ans Land.
Wir näherten uns vorsichtig dem Lieblingsplatz der kleinen Hippo-Familie im See. Es gibt sie nur im Small Mormela. Wayo Africa ist der Veranstalter für die Canoeing Safari im Arusha National Park. Die Guides sind sehr angenehme Gesprächspartner auf der gut zweistündigen Tour.
Greater Flamingo - Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus)
Wir waren bereits auf dem Rückweg. Auf der kleinen Insel im See waren zwei Hippos gerade auf dem Weg zurück ins Wasser. Nie hätte ich vorab gedacht, dass diese Kanu-Tour auf dem Small Mormella ein richtig tolles Erlebnis sein könnte. Ich wurde eines Besseren belehrt.
Der Abschluss des Tages war eine erneute Runde um die Mormella Lakes. Noch einmal erfreuten wir uns an den vielen Flamingos in Ufernähe.
Roadblock auf dem Weg zum Lake Rishateni - eine große Horde Paviane versperrte uns den Heimweg. Gern folgten wir ihnen im Schneckentempo.
Der letzte gemeinsame Abend jeder Tour ist wie immer der Traurigste. Wir waren 30 Tage zusammen unterwegs - das verbindet. Ein letztes gemeinsames Dinner; ein Resümee der Höhepunkte, die wir gemeinsam erleben durften; ein letztes Mal die Gerüche und Geräusche der afrikanischen Nacht erleben - wann werden wir uns wieder sehen - die Stimmung schwankte zwischen der Freude, hier sein zu dürfen, und tiefer Traurigkeit.
Nach dem Frühstück hieß es packen. Alois sorgte für eine letze heiße Dusche, bevor wir aufbrechen mussten. Wir starteten zu unserem letzten Game Drive in Richtung Gate.
Ein Kirk-Dikdik gab uns die Ehre zum Abschluss. Leider haben wir es nicht geschafft einen Red Duiker, den wir mehrfach sahen, im Foto festzuhalten.
Die Maasai-Giraffen waren noch immer an ihrem Lieblingsplatz. Die Bullen kämpften erneut um die Vorherrschaft zur Paarung.
Auf dem Weg zum Gate, hatten wir noch eine Verabredung im Wald. Eine ganze Familie der Eastern black-and-white Colobus turnte neben der Piste in den Bäumen. Es sieht so herrlich aus, wenn das lange weiße Fell bei ihren Sprüngen in der Luft weht. Hatten sie uns im Arusha begrüsst, war es nun die Verabschiedung.
12:00 Uhr waren wir am Ngongongare Gate. Wir machten uns auf den Weg nach Arusha. Es war Sonntag und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Zum Lunch ging es in die Kantine der örtlichen Polizei. Sie ist öffentlich, sicheres Parken ist möglich und eine gute afrikanische Küche ist garantiert. Wir bestellten einen Mix von allem. So konnte jeder probieren, worauf er Appetit hatte.
Nach einer kurzen Runde zu Fuß durch die Innenstadt fuhren wir zum Cultural Heritage am Westrand von Arusha. In dem großen, etwas futuristisch anmutenden Neubau ist eine afrikanische Kunst-Galerie vom Feinsten untergebracht - einfach sehenswert. Wir schafften es leider nur, einen Bruchteil der vielen angebotenen Stücke von antik bis modern in Augenschein zu nehmen, dann wurde geschlossen - Sonntag halt eher als an den übrigen Tagen.
Zurück in der Innenstadt suchten wir uns ein Straßencafe. Alois lebt in Arusha. Er wollte gern nach Hause zu seiner Familie. So mussten wir uns bereits hier von ihm verabschieden. 18:00 Uhr starten auch wir mit Zawadi in Richtung Flughafen. Mit Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns. "Bye bye we hope to see you soon again." - "I'm sure." - dann trennten sich unsere Wege für 2015. KLM brachte uns pünktlich zurück nach Europa.
*** ENDE ***
Unser besonderer Dank gilt
Peter Urassa
von Chaka Adventure Safaris für seine Tour-Planung - gern beim nächsten Mal wieder.
Zawadi Kalinga
unserem lieben Guide, der wieder alles gegeben hat - spannende Tiersichtungen, kompetenter Gesprächspartner, rücksichtsvoller Fahrer. Seine Entdeckerlust ist einfach ansteckend.
Alois
unserem Koch, der uns mit seinem reichhaltigen Speiseangebot im tiefsten Bush immer aufs Neue überraschte.
Christa & Herbert Müller