Der Kidepo Valley National Park bietet eine spektakuläre Savannen Landschaft, die von Bergen umgeben ist. Der Park liegt im Nordosten Ugandas an der Grenze zum Südsudan. Er ist auf Grund der Entfernung zu den übrigen touristischen Attraktionen Ugandas der am seltensten besuchte Park. Das hatten wir vorab gelesen und einige Bilder gesehen. Da mussten wir einfach hin.
Nataba Gate Kidepo Valley National Park
Es war inzwischen 18:00 Uhr, als wir das Gate erreichten. Dann ging es zum Headquarter der Ranger. Formalitäten mussten erledigt werden. Eigentlich wollten wir die erste Nacht in einer der Bandas bleiben, hatten wir doch am Morgen alles recht feucht zusammen-gepackt. Doch das Areal war uns zu hektisch. Die Tourist-Bandas sind mit den Personal-unterkünften der Ranger am gleichen Platz errichtet. Kurzer Entschluss - wir Campen wie geplant. Nach längerem Warten erhielten wir die Auskunft, dass schon ein Ranger mit zwei anderen Gästen auf der Campsite ist. Wir können dorthin aufbrechen. Es war bereits dunkel, als wir unser Lager fertig aufgebaut hatten. Die Feuchtigkeit unserer Matten hatte sich wohl beim Zusammenrollen am Morgen gut ins Innere verteilt. Man spürte es kaum noch. Die Innenseite der Schlafsäcke war ebenfalls trocken. Die Campsite No. 1 im Kidepo Valley National Park - es ist die mit den Felsen im Hintergrund - war unser neues Sweet Home für die nächsten vier Nächte.
Pünktlich um 06:00 Uhr morgens kam John zu unserem Zelt mit dem leisen Weckruf "Coffee is ready". Eine Stunde später waren wir am Headquarter. Ein Ranger sollte uns auf unserem ersten Game Drive begleiten, damit wir maximale Informationen über den Park erhalten. Zachary, unser Ranger, wartete bereits startklar auf uns.
Büffel, Zebras, Kuhantilopen, Warzenschweine und Wasserböcke gehörten zu den ersten Tieren, denen wir begegneten. An vielen Orten stand zu dieser Jahreszeit das Gras in Autohöhe. Das machte es nicht gerade leicht, Tiere zu sichten, von Fotos ganz zu schweigen.
Einige Felsgruppen inmitten der Savanne sind beliebte Rastplätze für Löwen. Sie dienen als Aussichtspunkt auf potentielle Beute und sind ein willkommenes trockenes Plätzchen nach jedem Regen. Doch heute waren sie anderorts unterwegs.
Kopjes in der Savanne
Eine halbe Stunde später hatten wir sie. Noch weit entfernt im Gras bewegten sich mehrere Löwen auf unsere Piste zu, überquerten diese vor unserem Auto und steuerten geradewegs auf einige Büffel zu. Wir folgten ihnen - die Park-Regeln ein wenig erweitert. Sie wirkten satt und zufrieden, an Jagd war nicht zu denken.
Kidepo ist für seine riesigen Büffelherden bekannt. Fünf gibt es davon mit einer Größe von ein- bis viertausend Tieren. Es ist ein grandioser Anblick, sie zu beobachten.
Zachary bekam einen kurzen Anruf von einem Kollegen. Am frühen Morgen wurde auf einem Baum ein Leopard gesichtet. Nun war es bereits 10:00 Uhr. Zielsicher dirigierte uns Zachary zu diesem Baum, als ob es nur einen einzigen im ganzen Park gäbe und da war er - unser Leopard. Vollgefressen ruhte er sich von der nächtlichen Jagd aus. Die Reste eines kleinen Warzenschweins hingen in einer Astgabel.
Wir kehrten zur Campsite zurück. John hatte in der Zwischenzeit unsere Matten und Schlafsäcke in der Sonne vollständig getrocknet. Wir konnten unser großes Glück beim ersten Game Drive gar nicht so recht fassen. Lange plauderten wir noch mit Zachary. Nach unserem gemeinsamen Lunch fuhr Hamidu unseren Ranger zurück zum Headquarter, doch eine Stunde später kamen sie beide zurück. Zachary hatte sein kleines Zelt dabei. Er hatte kurzerhand seinen Dienst getauscht und wollte uns für die nächsten Tage weiter zur Verfügung stehen.
Gegen 14:00 Uhr zog eine Regenfront von den Bergen an der südsudanesischen Grenze auf uns zu. Nach einer guten Stunde war der Spuk vorbei und wir starteten gemeinsam die nächste Erkundungstour.
Wir schauten uns auch die zweite Campsite an. Eigentlich gefiel sie uns besser. Sie liegt auf einem Hügel mit einem 360° offenem Rundumblick in die Ebene. Hamidu meinte, wenn wir wollen, können wir morgen früh umziehen. Doch gab er auch zu bedenken, dass es nachts und bei Wind recht frisch werden könnte. Da hatte er wohl recht. Wir verweilten eine ganze Zeit und erfreuten uns an der herrlichen Aussicht - blieben jedoch in unserem eigenen Zuhause.
Campsite No. 2
Logwee Zachary Oboya - Ranger mit Leib und Seele im Kidepo National Park und als Karamojong mit seiner Heimat tief verwurzelt
Einen erneuten Blick zu unserem Leoparden-Baum wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Tatsächlich war er noch immer da und döste vor sich hin. Es ist so schön, ein solch edles Tier ganz für sich alleine beobachten zu können.
Auf der Rückfahrt zum Camp gab es Stau auf der Piste. Die Büffel hatten Vorfahrt. Gemächlich querten sie vor unseren Augen den Weg. Da wartet man gern, bis die Straße wieder frei ist.
Nach dem Dinner gab es afrikanische Hausmusik von unserem lieben John und viel zu reden über Kidepo und die Kultur der Karamojong.
John Nyabochoa Ogise - unser Chefkoch und Musiker
Hamidu Matovu - unser professioneller Guide
Den zweiten Tag ließen wir ganz ruhig angehen - kein morgendlicher Weckruf. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir zum nächsten Game Drive. Wir waren gespannt, welches Geschenk die Natur an diesem Tag für uns bereit hält. Die große Büffelherde war in der Nacht weiter gezogen. Nur einzelne Junggesellen suhlten sich im Schlamm. Sowohl Rotschnabel- als auch Gelb-schnabel-Madenhacker (Red-billed and Yellow-billed Oxpecker) begleiteten Büffel und Giraffen. Bei diesem Zusammenleben vertilgen Gelbschnabel-Madenhacker ausschließlich Parasiten. Rotschnabel-Madenhacker hingegen verbringen viel Zeit, in den Wunden der Tiere zu picken, diese offen zu halten und kleine Stückchen der Wundränder als Nahrung zu vertilgen. Wieder etwas dazu gelernt. Das war uns bisher so nicht bekannt.
Einen vorsichtigen Blick zu unserem speziellen Baum von gestern mussten wir natürlich auch riskieren. Wir trauten unseren Augen nicht. Der Kidepo Valley National Park hat einen Leoparden-Baum. Schaust du früh vorbei, sitzt er oben auf seinem Ast. Schaust Du am Abend vorbei, wartet er schon auf deinen Besuch. Kommst Du am nächsten Vormittag, ist er immer noch da - wie festgebunden. Damit John unseren Leo nicht nur auf den Bildern sieht, fuhr Hamidu mit ihm nach dem Lunch noch einmal hin - er war immer noch da.
Von einem Hügel aus entdeckten wir weit entfernt eine kleine Elefantenherde. Wir versuchten näher zu kommen und hatten die nächsten Löwen vor uns auf der Piste. Anschließend hatten wir Mühe, die Elefanten wieder zu finden. Sie zogen durch das hohe Gras - nur die Rücken der Erwachsenen Tiere ragten noch heraus. Es gab keine Piste, um ihnen zu folgen.
Am Nachmittag besuchten wir ein Dorf der Karamojong vor den Toren des Kidepo. Darüber hatten wir ja schon im ersten Teil berichtet.
Unser letzter Tag im Kidepo sollte uns zu den Kanatarok Hot Springs an der Grenze zum Südsudan bringen. Da das Wetter im September regelmäßig am Nachmittag Regen bringen kann, ging es wieder sehr früh los. Einige schöne Wasserböcke lockten zum ersten Fotostopp.
Defassa-Wasserbock (Defassa Waterbuck)
Wir erreichten den Kidepo River und da ging es nicht weiter. Ein Truck auf dem Weg in den Südsudan war bereits vor zwei Tagen im Flussbett stecken geblieben. Hamidu und Zachary prüften eine mögliche Umfahrung, doch auch dies sah sehr risikoreich aus. Im Gespräch mit den gestrandeten Reisenden erfuhren sie, dass zwei Kilometer entfernt ein weiterer Truck auf der Piste stand. Wir beratschlagten kurz, was wir tun sollen - kein unnötiges Risiko eingehen, war unsere gemeinsame Entscheidung.
Wir fuhren langsam zurück und erfreuten uns an der atemberaubenden Landschaft und ein weiteres Mal an der Tierwelt im Narus Valley.
Jackson-Kuhantilope - Jackson's Hartebeest or Lelwel Hartebeest (Alcelaphus buselaphus lelwel)
Nach dem Lunch kam der nächste Regen. Es war wie ein kleines Schauspiel. Die Berge an der Grenze zum Südsudan im Norden verhüllten sich mit Nebel. Dann zog das ganze gen Osten und man dachte - Glück gehabt, bis der Regen von Süden her in das Tal zurück kam. Eine Stunde später schien die Sonne wieder. Wir fuhren zum Haedquarter für eine ausgiebige Dusche. Auf unserer Campsite wurden gerade neue Sanitäranlagen gebaut. Dinner musste an diesem Tag sehr zeitig serviert werden, denn ein Night Drive war geplant. Wir hatten keine große Erwartungshaltung an mögliche Sichtungen, denn bei zwei Meter hohem Gras bleibt der Lichtkegel der Spotlights sicher wirkungslos.
Es ging in die Nacht hinaus. Wir waren im offenen Fahrzeug von UWA unterwegs. Zunächst gab es nichts Besonderes - ein Büffel beim Schlammbad, Wasserböcke, einige Antilopen und viele Nachtschwalben. Dann tauchte ein Schakal im Lichtkegel auf. Es war Zeit, die Kamera startklar zu machen. Plötzlich lagen drei herrliche männliche Löwen vor uns auf der Piste. Gemächlich erhoben sie sich und liefen ein paar Meter vor uns her. Ein Vierter gesellte sich wenig später zu ihnen. Lust zum Wandern hatten sie wohl nicht. Immer wieder ließen sie sich einfach fallen. So ging das eine halbe Stunde lang. Es war ein Traum und es wäre sicher noch eine Weile so weiter gegangen. Vorsichtig drängten wir sie von der Piste ins seitliche nasse Gras, um vorbei zu kommen. Wir wollten sie nicht übermäßig stören. Woah! Was für ein Erlebnis. Langsam fuhren wir zuerst zum Haedquarter, dann zur Campsite zurück. Das Erlebte wurde bei einem kleinen Snack nebst Bier und Wein ausgiebig gefeiert.
Unsere Zeit im Kidepo war abgelaufen. Ein schöner Sonnenaufgang, ein letztes Frühstück, packen und uns mit einem herzlichen Dankeschön von Zachary verabschieden, das war alles, was uns blieb. Dann ging es zum Katurum Gate. Am Abend wollten wir im Murchison Falls sein.
Landschaftlich ist die Stecke vom Kidepo nach Kitgum sehr schön. Die Piste war vor kurzem erst überholt wurden. Da die Sonne schien, war sie vom letzen Regen bereits abgetrocknet. In Kitgum stoppten wir nur zum Tanken, zum Einkaufen ging es weiter bis Gulu. Es war Sonntag, der Supermarkt geöffnet, doch es sah aus, als ob man auf die wöchentliche Lieferung am Montag wartete. Fehlendes musste John halt in den kleinen Shops zusammen suchen.
Auf dem Weg nach Kitgum
Reisen Sie mit uns weiter durch Uganda
und begleiten Sie uns auch in den Lake Mburu National Park. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 3. Teil unserer Tour