Tanzania - Der großen Wanderung der Gnus auf der Spur
- Teil 4 -
Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Am Morgen fuhren wir zunächst zum Headquarter in Seronera. Alois holte einige Lebensmittel ab, die er beim Camp-Attendant bestellt hatte. Wir schauten ins Visitor-Center und Zawadi tankte das Auto voll. Dann machten wir uns auf den Weg gen Norden. Bis Lobo war es nicht all zu weit. Eine kleine Herde Elefanten ließ uns einige Zeit verweilen.
Wir kamen über eine Hügelkuppe und da war sie - die erste grössere Herde Gnus. Man kann die Anzahl der Tiere kaum schätzen, doch wir denken es könnten mehr als 3.000 Gnus rechts und links der Piste gewesen sein. Wir hofften natürlich, dass wir nun endlich "Der großen Wanderung der Gnus auf der Spur" waren.
Geier und Marabus machten sich mit viel Gezanke und Gekreische über die Reste eines Kadavers her. Es ist ein schauriger Anblick, aber als Gesundheitsapostel sind die Geier in der Natur äußerst wichtig.
In der Ferne tauchten die Lobo Hills auf - unser Tagesziel. Die Public Campsite ist eine kleine Rasenfläche im Schatten einer großen Felsgruppe. Wir waren die ersten Gäste des Tages. Alois verschwand sofort mit all seinem Hab und Gut in der Küche, um für uns das Mittagessen frisch zuzubereiten.
Kori Bustard - Riesentrappe (Ardeotis kori)
Secretarybird - Sekretär (Sagittarius serpentarius)
Am frühen Nachmittag ging es auf Entdeckungstour. Wie schon der Western Corridor war auch diese Ecke für Zawadi Neuland in der Serengeti. Doch man merkte es ihm nicht an. Ein Blick auf die Karte, dann fuhr er einfach drauf los, als ob er schon hundertmal da gewesen wäre. Landschaftlich bietet die Lobo Area eine große Abwechslung, was uns sehr gefiel.
Dann war da noch eine weitere Herde Gnus unterwegs. Sie grasten, sie liefen - mal in die eine Richtung und dann wieder in die andere - bis sie immer enger aufschlossen und zielgerichtet den Weg zu einem Flusslauf einschlugen. Beeindruckend ist nicht nur die Masse der Gnus selbst, sondern auch die von den männlichen Tieren verursachte Geräuschkulisse.
Die Sonne war bereits unter gegangen. Wir mussten zurück zur Campsite. Dort war inzwischen ein Overland-Truck mit einer Gruppe Franzosen angekommen. Sie waren zum Glück alle vom älteren Semester. Als wir nach dem Essen das Campfire anzündeten, bekamen wir Besuch von den Rangern. Campfire ist in Lobo nicht mehr erlaubt. Die Frage warum - das konnten sie uns auch nicht erklären - ihr Boss hatte es so angeordnet. Wir mussten das Feuer löschen. So wurde für alle der Abend recht kurz.
Nach dem Frühstück hiess es erneut alles zusammen packen. Für unsere letzten drei Nächte in der Serengeti hatten wir die Bologonja Special Campsite gebucht. Bologonja liegt im Norden der Serengeti und ist das Tor zur Mara Serengeti. Je weiter nördlich wir kamen, immer häufiger waren die Glasebenen von Gnu-Bullen besetzt.
links: African White-backed Vulture - Weißrückengeier (Gyps africanus)
rechts: Rüppell's Griffon Vulture - Sperbergeier (Gyps rueppelli)
Herr und Frau Strass im Liebestaumel
Black-bellied Bustard - Schwarzbauchtrappe
(Lissotis melanogaster)
Martial Eagle - Kampfadler (Polemaetus bellicosus)
Wir überquerten die kleine Brücke, die über den Bologonja River führt. Glasklares Wasser kam von der nahe gelegenen Bologonja Spring. Ein Wegweiser kurz hinter der Brücke deutete nach links zur
Bologonja Special Campsite. Wir folgten der Richtung einige Kilometer auf einer kleinen Piste, doch konnten wir keinen Platz ausmachen, wo die Campsite sein könnte. Der Guide eines nahe gelegenen
Tended Camps konnte oder wollte uns keine Auskunft geben. Also fuhren wir erst einmal zurück, denn das Bologonja Gate war nicht weit entfernt. Am Gate selbst war niemand. Erst an den Unterkünften
trafen wir zwei Ranger an. Nach Prüfung unserer Permit wurde uns mitgeteilt, dass es in Bologonja keinen fixen Platz für die Spezial Campsite gäbe. Wir könnten uns selbst ein Plätzchen aussuchen,
was uns gefällt. Die Beiden machten sich startklar und kamen mit uns. Sie wollten am Ende nur wissen, wo wir unser Camp aufschlugen. Es ging zurück auf die kleine Piste. Ein drittes Mal durften
wir nun ein kleines Waldgebiet mit Tsetsefliegen durchqueren - na prima. Dann kam von den Rangern die Ansage "offroad" nach rechts. Zawadi folgte dieser Anweisung natürlich brav, kam sie doch von
offizieller Stelle. Ein erster grosser Schattenbaum gefiel uns nicht, da die Sicht in die Ebene nur begrenzt war. Weiter ging es über den nächsten Hügel und da war nun unsere private "Bologonja
Special Campsite" - ein grosser Baum, ein offener Blick in die Ferne und überall verstreut Gnus um uns herum - willkommen im Paradies.
Auto entladen, Zelte aufbauen, alles Einräumen - Hand in Hand war es wie immer in kürzester Zeit erledigt. Zawadi brachte die Ranger zurück zum Gate. Alois war busy mit der Zubereitung des Lunch und wir machten es uns mit einer Tasse Kaffee im Schatten gemüdlich und beobachteten unsere Nachbarn. Am Nachmittag ging es auf den ersten Game Drive in der Region. Überall waren Gnus.
Wir entdeckten ein Gepardenmännchen im Gras und konnten ihn eine geraume Zeit beobachten, bis er seiner Wege ging. Er hatte vor langer Zeit ein Stück seiner Schwanzspitze verloren. Doch schien es ihn bei der Jagd nicht zu beeiträchtigen. Er sah wohlgenährt aus.
Die Sonne hatte sich längst hinter dunklen Wolken versteckt. Wir machten uns auf den Rückweg. Als Vorsichtsmassnahme hatte ich die GPS-Koordinaten unseres Camps im Nirgendwo gespeichert, doch wir brauchten sie nicht. Zielsicher bog Zawadi irgendwann von der Piste ab und fuhr offroad über die nächsten Hügel geradewegs zu unserem Camp. Orientierung im Busch ist für Ihn kein Problem. Wir fragten ihn schon, wie er das macht. Ein markanter Punkt in der Umgebung reicht ihm und er findet immer zurück nach Hause, war seine Antwort - ok, da müssen wir noch ein wenig üben.
Kaum hatten wir es uns mit einem Drink gemütlich gemacht, öffnete der Himmel all seine Schleusen. Wir flüchteten mit samt unserem Tisch zu Alois ins Küchenzelt. Es war zum Glück groß genug und von oben wasserdicht. Mit dem Sound der Gnus um uns herum verschwanden wir in unseren Schlafsäcken, lauschten noch eine Weile, bis wir einschliefen. Am Morgen begrüßten uns die Gnus mit demselben Sound. Er erklang Tag für Tag vierundzwanzig Stunden lang.
Kurz vor 07:00 Uhr kam die Sonne über die Berge. Wir frühstückten gemütlich. Zawadi ließ wie immer seinen Blick in die Umgebung schweifen. Er nahm sein Fernglas und meinte plötzlich:
schaut, all die vielen schwarzen Flächen auf der offenen Ebene am Horizont, das sind Gnus - viel mehr als am Abend zuvor. Die Gnus vor unserer Haustür waren natürlich auch hübsch für die ersten
Fotos des Tages.
Weit waren wir noch nicht gekommen. Eine scheue Gepardin kreuzte unseren Weg. Kurz darauf lagen zwei Löwen - ein Weibchen und ein junges Männchen - neben der Piste.
Dort blieben sie jedoch nicht lange. Sie streiften durch das Gras. An den Gnus in ihrer Nähe zeigten sie keinerlei Interesse. Am ersten Baum schärften sie ihre Krallen. Der nächste Baum schien geeignet für eine Ruhepause - schwupps, da waren sie auch schon oben.
Den Rest des Vormittags verbrachten wir inmitten der Gnuherden. 8.000, 10.000 oder mehr - zählen ist bei einer solchen Masse ausgeschlossen.
.
Mittendrin im Geschehen war eine Löwin mit ihrem Riss. Sie hatte bereits ihren ersten Hunger gestillt und entfernte sich einige Meter von der erlegten Beute. Einzig die vielen Fliegen waren ihr lästig. Zum Glück waren es alles nur normale Fliegen, weder Tsetse- noch Büffelfliegen belästigten sie und uns.
Eine kleine Gruppe Zebras graste gemeinsam mit den Gnus. Wir hatten natürlich ausreichend Zeit, das Verhalten der Gnus zu studieren. Die Weibchen bilden mit ihren Jungtieren separate Herden. Männliche Jungtiere schliessen sich im Alter von ein bis drei Jahren zu Junggesellen-Gruppen zusammen, während die heran wachsenden Weibchen bei ihren Müttern bleiben. Die älteren Bullen versuchen als Einzelgänger ein Territorium zu etablieren und verteidigen es gegen jeden Eindringling. Ein Kräfte zehrender Vierundzwanzigstunden Job. Weibchen, die diese Territorien durchwandern, werden kurzzeitig aufgehalten, von den Revierbesitzern verteidigt, um sich zu paaren. Es ist einfach spannend, dies stundenlang beobachten zu können.
Um 13:00 Uhr waren wir zurück in unserem Camp. Nach dem Essen gab es eine heisse Dusche hinter dem Zelt - Luxus pur in der Wildnis. Was mögen nur die Gnus dabei gedacht haben? Egal, wir waren wieder frisch für unseren Nachmittags-Drive. Der fing auch gleich mit einem Highlight an. Auf dem Weg vom Camp zur Piste lagen zwei Gepardenbrüder im Gras. Was für ein Glück, dass wir im Nirgendwo campen durften.
Über eine Stunde war inzwischen vergangen. Wir machten uns auf den Weg zu den Gnus, denn wir wollten die beiden Cheetahs nicht übergebühr stören. Inzwischen zeigte sich die Sonne von ihrer besten Seite und bescherte uns ein schönes goldenes Abendlicht, auf das wir bisher meist verzichten mussten.
Eigentlich wollten wir an unserem letzten Tag bis zum Mara River fahren. Doch die wenigen Guides, die mit Ihren Lodgegästen hier im Norden unterwegs waren, kamen alle nach Bologonja, da weiter
nördlich wohl noch keine Gnus gesichtet wurden. Nur Mara River ohne Gnus machte aber keinen Sinn für uns. Wir fuhren am Morgen zunächst in das Gebiet südlich des Bologonja River - brachen dieses
Vorhaben aber schnell wieder ab, denn es waren ausser uns zu viele Tsetsefliegen unterwegs. So ging es zurück zu unseren Gnus.
Die meisten Gnu-Kälber von 2015 waren inzwischen fünf Monate alt. Sie hatten den ersten Teil ihres langen Trecks an der Seite ihrer Mütter gut überstanden. Viel Zeit zum Stärken für den gefährlichsten Teil der Reise - das Mara Crossing - blieb ihnen nicht mehr.
Die älteren Bullen führten ihren kräftezehrenden Kampf um die Verteidigung ihres kleinen Reviers permanent fort. Kam ein Rivale zu nahe, gingen beide blitzschnell aufeinander los. Mit lauten Krachen knallten die Hörner der Kontrahenten am Boden aufeinander. Die Spuren des Kampfes waren vielen ins Gesicht geschrieben. Der Lohn für all die Mühe - die Paarung - ein Spass, der meist nicht mal eine Minute dauert.
Obwohl wir nur recht wenige tierische Jäger zu sehen bekamen, sie waren da und lebten zu dieser Zeit im Überfluss. Geier machten sich an vielen Stellen über die Reste ihrer Beute her.
Rüppell's Griffon Vulture - Sperbergeier (Gyps rueppelli)
oben: Marabou stork - Marabu (Leptoptilos crumenifer) unten: Hooded Vulture - Kappengeier (Necrosyrtes monachus)
Eine traumhaft schöne Zeit in der Serengeti mit vielen Höhepunkten und dem absoluten Highlight - Camping inmitten der Great Migration - geht zu Ende. Am letzten Abend war eine leichte Bewegung der großen Gnuherden in Richtung Norden spürbar. Am nächsten Morgen waren die Meisten der territorialen Bullen und die kleinen Gruppen der Weibchen mit ihren Jungen um unsere Zelte herum weiter gewandert. Der Sound der Gnus war nur noch leise zu hören. Wir waren genau zur richtigen Zeit am richtigen Platz - was für ein Glück. Es war ein wirkliches Geschenk der Natur, das wir nie vergessen werden.
Reisen Sie mit uns weiter durch den Norden Tanzanias
und begleiten Sie uns auch in den Arusha National Park. Es lohnt sich.
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