Per Flug ging es von La Paz in einer Stunde nach Los Mochis mit anschliessendem Transfer nach El Fuerte. Es ist eines der fruchtbarsten Anbaugebiete Nordmexikos. Neben Obstplantagen werden Kartoffeln, Mais, Weizen und Bohnen angebaut. Kurz vor El Fuerte gibt es leckere Empanadas und Coricos, das sind Kekse, die Vorort in riesigen Holzöfen gebacken werden – sehr zu empfehlen.
Hotel „Santa Elena“
Für uns war das Hotel „Santa Elena“, eine liebevoll restaurierte, 250 Jahre alte Hacienda im historischen Stadtzentrum von El Furte, gebucht.
Die Kathedrale Templo del Sagrado Corazón beeindruckt durch ihre trutzige Bauweise.
Der schön restaurierte Kolonialpalast (Palacio Municipal) am zentralen Plaza de Armas mit seinen Arkaden
Das heutige El Fuerte, an einer Biegung des Río Fuerte gelegen, wurde als La Villa de San Juan de Carapoa bereits 1564 von dem Spanier Francisco de Ibarra gegründet. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kamen die ersten Jesuiten in die Region von El Fuerte. Da die unbeugsamen Indianer die Spanier jedoch immer wieder angriffen, wurde Anfang des 17. Jahrhunderts eine Festung erbaut, die der Stadt ihren Namen gab.
Das restaurierte Fort beherbergt ein interessanten Museum
Die Stadt beeindruckt mit ihren alten Kolonialbauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert am Rande der Bergwildnis der Sierra Madre Occidental. Balkone verzieren die Fassaden und Portale geben den Blick auf schattige Innenhöfe frei. Alles, auch der Fluss, ist zu Fuß in kurzer Zeit erreichbar.
Am Río Fuerte - exotische Blüten und Kolibris an einer Futterstation
Hauptattraktion für Touristen ist und bleibt jedoch der CHEPE auf der Zugstrecke von Los Mochis nach Chihuahua. El Fuerte eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für die Fahrt mit dem CHEPE, da es der letzte Halt vor dem grossen Anstieg ins Gebirge ist und man nicht so zeitig früh an der Bahnstation erscheinen muss.
Warten auf den CHEPE Regional am Bahnhof El Fuerte am Kilometer 839
Für den Bau der Bahnstrecke erfolgte 1897 der erste Spatenstich. Bis 1910 hatte man schon 400 km der Strecke gebaut, 295 km von Chihuahua bis Creel und 105 km vom Pazifik in Topolobampo bis San Pedro. Die Revolution und die folgenden Kriegsjahre stoppten den weiteren Ausbau über das Gebirge. Erst ab 1940 ging es wieder voran. Am 22. November 1961 war es schließlich soweit: der erste Zug von Los Mochis kam in Chihuahua an, der fehlende Streckenabschnitt über die Berge war fertig gestellt.
Die Streckenführung bleibt ein Meisterstück der Ingenieure. 39 Brücken und 86 Tunnel, sich überschneidende Schleifen, alles was an baulichen Möglichkeiten denkbar erschien, wurde verwirklicht. In wenigen Stunden schraubt sich der Zug vom Meeresspiegel auf 2.439 m Höhe - in Steigungen, die 2,5% nicht überschreiten mit vielen Kurven.
Der Rio Fuerte
Die ersten 58 Kilometer führten durch flaches Land mit Trockenvegetation, Nach ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir die Brücke Agua Caliente mit einer Höhe von 45 Metern über den Rio Fuerte. Mit 499 Metern ist sie die längste Brücke auf dieser Strecke am Kilometer 781. Am Kilometer 754,6 folgte der längsten Tunnel der Strecke mit 2.000 Metern. Er war als letzter Tunnel beim Bau fertig gestellt wurden und bekam den Namen "El Descanso", die Rast.
Entlang des Septentrion Flusslaufs ging es hinauf ins Gebirge
Der Rio Chinipas
Am Kilometer 748 folgte die Chinipas Brücke über den Rio Chinipas. Sie ist die höchste Brücke der Strecke mit 102 Metern über dem Fluss und hat eine Länge von 234 Metern.
Einfahrt in den nächsten Tunnel
Es war absolut faszinierend, denn man wusste nie, was einen landschaftlich auf der anderen Seite eines jeden Tunnels erwartete. Zum Glück zeigte sich das Wetter von seiner freundlichen Seite, denn wenn man fotografieren möchte, verbringt man die meiste Zeit der Reise auf den geöffneten Einstiegsplattformen zwischen den Wagen.
Auf den nächsten 40 Kilometern bezwang der CHEPE mehrere hundert Höhenmeter entlang der Septentrion Schlucht - einer der dramatischsten Abschnitte der gesamten Streckenführung.
Die Temoris Schleife
In der Temoris Schleife von Kilometer 708 bis 704 steigt der Zug in zwei Serpentinen auf die Höhe des Temoris Wasserfalls. An dieser historischen Stelle trafen 1961 die Bautrupps aus Chihuahua und Sinaloa aufeinander.
Für die Bewohner der Bergregion ist der CHEPE die Verbindung zur Aussenwelt.
Wer den Kupfercanyon intensiver erleben möchte, kann am Haltepunkt Bahuichivo am Kilometer 669 einen Zwischenstopp einlegen, denn von hier aus erreicht man die Orte Cerocahui und Urique am Rand der Urique Schlucht, der tiefsten Schlucht der Sierra Madre.
Am Haltepunkt San Rafaela wurden traditionelles Kunsthandwerk und kleine Snacks angeboten.
Unsere Reise mit dem CHEPE endete nach 217 km und sechs Stunden Fahrt am Haltepunkt Divisadoero am Kilometer 622. Die South Orient Rail Line der Ferrocarril Chihuahua al Pacífico ist insgesamt 941,3 km lang von Ojinaga an der Grenze zu Texas (Kilometer 0) bis Topolobampo am Golf von Californien (Kilometer 941,3). Befahren wird heute nur noch der Abschnitt von Los Mochis bis Chihuahua.
Es war ein wunderschönes Erlebnis, das wir nicht missen möchten. Im CHEPE Regional gibt es drei Wagenkategorien. Die Carro 1, die für uns gebucht war, ist völlig in Ordnung mit bequemen Sitzen. Es muss nicht zwingend der neue CHEPE Express sein.
Auf einer Fläche von 25.000 km² hat sich im Norden der Sierra Madre Occídental in einem eigenen Gebirgsstock, der Sierra Tarahumara, das größte Canyonsystem der Welt eingegraben - die Barrancas del Cobre, die Kupferschluchten. Wie zerklüftet die Sierra Tarahumara ist, zeigt ein Blick auf das Höhenprofil. Der höchste Gipfel ist der Cerro Mohinora mit 3.306 Metern. Der niedrigste Punkt mit 220 Metern ist am Zusammenfluss der Flüsse Septentrión und Chinipas. Der Rand der Schluchten liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 2.400 Metern.
Das Canyon System besteht aus insgesamt 20 Canyons. Von den sechs Hauptschluchten mit 1.879 m bis 1.600 m Tiefe hat sich jede Einzelne tiefer in das Vulkangestein der Sierra Madre eingegraben als der Grand Canyon des Colorado Rivers. Die Schluchten der Sierra Madre wurden aus einem dicken Gesteinsblock vulkanischen Ursprungs während der tertiären Periode vor ca. 45 Millionen Jahren geformt. Weitere Eruptionen in Verbindung mit der natürlichen Erosion schufen in der pleistozänen Periode die heutige Canyon Landschaft.
Am Divisadero Aussichtspunkt
Direkt an den Bahnstation Divisadero befindet sich eine Aussichtsplattform mit einem spektakulären Blick in drei der Schluchten: Urique, Tararecua und del Cobre. Nicht nur Gäste wie wir, die hier ausstiegen, konnten sich an diesem herrlichen Blick erfreuen, denn der CHEPE legt an diesem Haltepunkt einen 15-minütigen Extrastopp ein.
Hotel Mirador in Posada Barranca
Das Hotel Mirador ist ein Traum, liegt direkt am Rand des Canyon und ist architektonisch geschickt an die Felsen gebaut. Jedes Zimmer hat einen Balkon mit einem grandiosen Ausblick in den Canyon.
Blick von unserem Balkon
Seilbahnfahrt im Adventure Park
Die Seilbahn fährt vom Eingang des Copper Canyon Adventure Park 2.700 Meter bis zu einer Stelle mitten in der Schlucht, um einen einzigartigen Ausblick zu genießen. Die Fahrt dauert etwa 10 Minuten. Wem das zu langweilig ist, der könnte auch mit bis zu 90 km/h per Seilrutsche 2.530 Meter durch den Canyon sausen oder einen Klettersteig mit Abseilen, Hängebrücken und weiteren Herausforderungen erklimmen.
Es war absolut überwältigend inmitten dieser gigantischen Felsformationen zu stehen.
Die Frauen der Rarámuri Indianer bieten Flechtarbeiten aus Kiefernnadeln und Agavenfasern an.
Eine ehemalige Wohnhöhle der Rarámuri
Noch konnten wir uns für keine der Flechtarbeiten entscheiden, doch ging der kleine Mann für ein hübsches Foto nicht mit leeren Händen zurück zur Mama.
Wir besuchten zwei weitere Aussichtspunkte mit atemberaubendem Blick aus verschiedenen Perspektiven in die Schluchten des Kupfercanyon.
Die Barrancas del Cobre sind kein Steinkolosseum in Wüstenfarben. Die Schluchten der Sierra Tarahumara sind eher grüne Oasen, besonders nach der „Regenzeit“ mit heftigen Niederschlägen.
Die Vegetation der Region ist vielfältig je nach Höhenlage. Fichten und Tannenwälder bedecken die höchsten Erhebungen. Von 3.000 m abwärts mischen sich Amerikanische Zitterpappeln darunter. In 2.500 bis 2.000 m Höhe liegt die Zone der Kiefern- und Eichenwälder: Chihuahua-, Apache- und Gelbkiefern dominieren die Vegetation. Im Bereich von 2.000 bis 1.500 m Höhe schließen sich Nusskiefern und Wacholdergewächse an. Unterhalb von 1.500 m beginnt der Wüstendornenwald, wo man hauptsächlich an Trockenheit angepasste Gewächse wie Mesquite, Akazien und Agaven findet. Am Canyonboden herrscht das wärmste Klima und ausreichend Wasser sorgt für einen üppigen Pflanzenbewuchs. Die natürliche Vegetation wurde jedoch in den Siedlungsgebieten von Obstgärten, insbesondere Orangen-, Mango- und Bananenhainen, verdrängt.
Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, tiefe Schatten zogen über den Canyon.
Zurück im Hotel erfreuten wir uns an der tollen Aussicht von der Terrasse bei einem Drink und schauten den Kolibris beim Futtern zu. Im Nachhinein war es ein wenig schade, dass wir hier nur diese eine Nacht hatten. Schön wäre ein zusätzlicher Tag gewesen.
Sechs Uhr morgens klingelte mein Wecker, denn ich wollte den Sonnenaufgang nicht verpassen.
Das erste Licht des neuen Tages mit einem imposanten Farbenspiel.
Eichelspecht - Acorn Woodpecker (Melanerpes formicivorus)
Ein Kaffee am Morgen im Sonnenschein - was für ein traumhaftes Wetter. Ein Monat zuvor lag hier noch Schnee.
Der Lago de Arareco umgeben von Wäldern mit hübschen Steinformationen, 5 km von Creel entfernt.
Valle de los Monjes Ejido Sisoguichi - Das Tal der Mönche
Mutter Natur hat ganze Arbeit geleistet und tolle Fotomotive erschaffen.
Die Felsformationen erreichen eine Höhe von bis zu 50 Metern. Die Legenden sagen, dass durch lange Stunden der Meditation die Mönche in Stein verwandelt wurden.
Missionskirche San Ignacio
Im Ejido San Ignacio de Arareko, einem Gemeinschaftsland der Rarámuri, das jedoch individuell bewirtschaftet wird, befindet sich diese Mission aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist typische für die Rarámuri, die verstreut auf 20.000 Hektar Land um die Mission herum leben.
Die Rarámuri sind geschickte Handwerker, neben Alltagsgegenständen wird allerlei Kunsthandwerk hergestellt.
Neben dem Tal der Mönche gibt es in dieser Gemeinde der Rarámuri auch noch das Tal der Pilze und Frösche.
Eine ehemalige Wohnhöhle der Rarámuri, diese Familie bewohnt heute nebenan ein neues Haus
Einst lebten die Rarámuri, von den Mexikanern Tarahumaras genannt, entlang der östlichen Ausläufer der Sierra Tarahumara. Sie waren Bauern, bauten hauptsächlich Mais und Bohnen an, und ergänzten ihre Nahrung durch Jagen und das Sammeln von Wurzeln und Früchten.
Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen Spanier und im Gefolge auch Missionare in das Gebiet der Rarámuri. Während die Spanier nach Gold und Silber forschten, ging es den Patres um die Missionierung. Zwangsrekrutierung für Bergbauaktivitäten, gescheiterte Missionierungsversuche der Jesuiten sowie die Beschlagnahmung des besten Landes durch die Kolonialherren drängten die Rarámuri immer tiefer in die Berge.
Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert kam es immer wieder zu Aufständen der Rarámuri gegen die Fremdherrschaft der Spanier. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Evangelisierungsarbeit durch die Missionare in der Sierra Tarahumara wieder aufgenommen. Erste Schulen wurden gegründet, ab 1938 wurden indigene Lehrer ausgebildet. Mit der Agrarreform wurden die Rarámuri wieder mit eigenen Ländereien ausgestattet.
Heute leben mehr als 50.000 Rarámuri, einer der ursprünglichsten Indianerstämme Mexikos, in den gewaltigen Kupferschluchten. Die Mythologie der Rarámuri vermischt heute heidnische und christliche Elemente. Als wichtiger Teil des spirituellen Lebens finden mehrmals im Jahr Wettläufe statt. Berühmt sind die Ultramarathons durch die zerklüfteten Hochebenen und unzugänglichen Schluchten.
Die Hauptstrasse in Creel
Die Kleinstadt Creel mit 5.000 Einwohnern liegt auf 2.345 Metern Höhe. Sie machte auf uns den Eindruck eines Westernstädtchens, doch die meisten Touristen, die in den Kupfercanyon wollen, machen hier Station, denn es ist ein Haltepunkt des CHEPE. Wir gönnten uns eine verspätete Mittagspause, bevor wie uns auf den Weg nach Chihuahua, dem Ziel dieses Tages, machten.
Chihuahua mit seinen knapp eine Million Einwohnern ist zwar nicht die grösste Stadt im gleichnamigen Bundesstaat, aber deren Hauptstadt. Das historische Zentrum der Stadt beherbergt einige der schönsten Gebäude Mexikos, wie die Kathedrale, den Regierungs- und den Bundespalast. Es ist eine reine Fußgängerzone.
Wir waren im Hotel Plaza gleich hinter der Kathedrale untergebracht. Die Lage war ideal für einen kleinen abendlichen Stadtbummel, doch leider wurde es viel zu schnell dunkel.
Plaza de Armas
Calle Libertad - die Einkaufsmeile im Zentrum
Palacio de Gobierno
Über den Dächern des beleuchteten historischen Zentrums von Chihuahua liessen wir den Tag ausklingen, denn am darauf folgenden Morgen ging es zum Flughafen für den letzten Transfer unserer Reise auf die Halbinsel Yukatan.
Reisen Sie mit uns weiter durch Mexiko auf die Halbinsel Yukatan. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum sechsten Teil unserer Tour.