Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Die Serengeti schloss früher auch das Gebiet des Ngorongoro Kraters mit ein. 1959 wurde das Schutzgebiet in zwei Teile aufgeteilt - den heutigen Serengeti National Park und die Ngorongoro Conservation Area. Alle bis dato in der Serengeti lebenden Maasai mussten die Serengeti verlassen und fanden in der Ngorongoro Conservation Area ein neues Zuhause mit ihrem Vieh.
Die NCA schützt eine Fläche von 8.292 km². 1979 wurde die NCA in die UNESCO World Heritage Liste aufgenommen - zunächst als Weltnaturerbe, seit 2010 zusätzlich als Weltkulturerbe.
Der weltberühmte Ngorongoro Krater ist das Highlight. Doch stehen die Kurzgrasebenen im Nordwesten zur Zeit der Geburt der Gnukälber an Attraktivität dem nichts nach. Landschaftlich hat die NCA noch weit mehr zu bieten.
Der Ngorongoro Krater ist die sechstgrößte Caldera in der Welt, aber gleichzeitig die größte nicht geflutete. Die Ost-West-Ausdehnung beträgt 21 km, die Nord-Süd-Achse variiert um 18 km. Der Kraterrand ist an seinem höchsten Punkt 2.440 m ü.d.M. und steht 610 m über dem Krater Boden.
In Karatu musste Zawadi zunächst die NCA-Karte für unseren dritten Tag aufladen. Unser Kühlschrank im Auto wurde getauscht, denn Alois hatte große Sorge wegen der Temperatur. Wir hatten verderbliche Lebensmittel darin für die nächsten 15 Tage, welche schnell durchgefroren werden mussten. Das Auto wurde vollgetankt, denn Diesel war hier billiger. Wir brauchten Nachschub an Getränken und Zigaretten. 14:00 Uhr waren wir wie geplant am Lodoare Gate.
Nachdem aller Papierkram erledigt war, machten wir uns auf den Weg zum Kraterrand. Es ging stetig bergauf. Nach einer halben Stunde erreichten wir den Aussichtspunkt am Kraterrand. Wow - es war ein überwältigender Blick. Einige Büffel und einen einsamen Elefanten konnten wir mit bloßem Auge erkennen. Beim Blick durchs Fernglas sah man an vielen Stellen am Kraterboden sich bewegende Tiere. Eigentlich hätte man hier noch länger verweilen können, doch es wehte ein kalter Wind.
Am Kraterrand befindet sich auch die Grabstätte von Prof. Bernhard Grzimek und seinem Sohn Michael, die mit ihrem Film "Serengeti darf nicht sterben" die Welt zum Schutz dieses Ökosystems aufgerüttelt hatten. Das Engagement der Zoologische Gesellschaft Frankfurter für den Naturschutz in Tanzania wurde durch Prof. Grzimek ins Leben gerufen und besteht seit nunmehr über 55 Jahren.
An der Simba Public Campsite angekommen, standen da nur vier oder fünf Zelte einsam auf dem Rasen. Alois empfahl uns, unser Zelt weiter unten aufzubauen. In der Nähe der Küche kann es doch recht laut werden und die meisten Gruppen bauen ihre Zelte üblicherweise weiter oben auf. Es war ein wohl gemeinter Rat, den wir später noch schätzen lernten. Im Verlauf des späten Nachmittags kamen weitere fünf kleinere Gruppen. Der Platz ist groß. So war es auszuhalten. Einsetzender Regen und kalter Wind trieb uns vorzeitig ins Esshäuschen. Nach dem Dinner ging es auch bald in die wärmenden Schlafsäcke. Morgen wartete eines der Highlights auf uns - ein ganzer Tag im Ngorongoro Krater.
05:45 Uhr gab es den leisen Weckruf "coffee is ready". Raus aus den warmen Federn und schnell rein in die dicken Klamotten - es regnete zwar nicht, doch es war nasskalt. 06:30 Uhr waren wir
startklar. Einen schönen Sonnenaufgang gab es durch die vielen tief hängenden Wolken nicht.
Am Seneto Gate waren wir das dritte Fahrzeug des Tages. Ein letzter Blick vom Kraterrand, schnell noch zur Toilette und dann ging es mit verhaltener Geschwindigkeit die steile Piste hinunter zum Kraterboden. Da uns so früh kein weiteres Fahrzeug folgte, konnten wir bei der Abfahrt auch mal anhalten, um die Aussicht zu genießen.
Am Kraterboden angekommen, begrüssten uns Steppenzebras, Weissbartgnus und Thomsongazellen. Die tief hängenden Wolken über dem Kraterrand verwandelte die Szenerie in etwas unglaublich mystisches. Noch gehörte uns der Garten Eden fast allein.
Auch die ersten Löwen ließen nicht lange auf sich warten, leider etwas weit entfernt.
Natürlich war auch allerhand liebliches Federvieh zu sehen. Einige luden mich direkt zum Fotoshooting ein, und blieben unbeeindruckt von unserem heran fahrenden Auto still sitzen.
Common Fiscal - Fiskalwürger (Lanius collaris)
Wattled Starling - Lappenstar (Creatophora cinerea)
Ring-necked dove - Kapturteltaube (Streptopelia capicola)
Superb Starling - Dreifarben-Glanzstar (Lamprotornis superbus)
Gegen 09:30 Uhr genehmigten wir uns eine kurze Pause an der Picnic Site am Lerai Forest. Dann ging es weiter in Richtung Gorgigor Swamp. Gnus, Zebras, Thomsongazellen - sie weideten überall. Einige Grantgazellen hatten sich dazu gesellt. Schabrackenschakale streiften durch das Gras. Ein Flusspferd lief zurück ins Wasser, Büffel im Hintergrund und die nächsten Löwen warteten bereits auf uns. Überall, wohin man schaut, ist Leben. Ein absolutes Bild des Friedens. Eine so große Tierdichte hatten wir nicht erwartet.
Landschaftlich ist der Ngorongoro Krater einfach ein Traum.
Wir waren auf dem Weg zum Hippo Pool und zum Lake Magadi, als wir einige Autos vor uns auf der Piste versammelt sahen. Schnell war klar, was sie da beobachteten - ein Spitzmaulnashorn stand nah an der Piste. Leider war noch ein weiteres Fahrzeug vor uns, was sehr rasant zu den Wartenden aufschloss. Das Nashorn hatte genug von den Touristen und rannte davon - wirklich schade.
Wenig später entdeckten wir zwei weitere Nashörner in einiger Entfernung und eine friedlich grasende Büffelherde. Ein Warzenschweine-Pärchen bemühte sich um den nächsten Nachwuchs, denn die Kinder waren bald flügge.
Es war bereits 13:00 Uhr und wir waren auf dem Weg zur Ngoitokitok Picnic Site am den Ngoitokito Quellen. Vier Autos blockierten die Piste vor uns. In deren Mitte lag eine Löwin und ein Junges dicht an ein Autorad gekuschelt. Wir stoppten mit etwas Abstand zum letzten Fahrzeug. Die nächste Löwin kam direkt auf uns zu und legte sich genau neben uns. Wir konnten es kaum glauben. Es sah aus, als ob sie die Nähe der Autos suchten.
Löwin Nummer drei war im Anmarsch und auch sie steuerte direkt auf unser Auto zu. Zawadi hat die exakt richtige Position für uns gewählt, so dass fotografieren, wenn auch etwas beschwerlich, noch möglich war. Eine innige Begrüßung, dann machten sich beide Löwinnen auf den Weg zwischen die anderen Fahrzeuge.
Der Rest der Familie kam nach und nach hinzu. Sie suchten sich mit etwas Abstand von den Fahrzeugen ein Plätzchen im Gras. Insgesamt waren es vier Löwinnen mit drei Jungtieren.
Unsere Löwen schauten schon mal nach der nächsten Mahlzeit und wir brauchten dringend eine Toilette. Es war inzwischen 14:00 Uhr und höchste Zeit für unseren verspäteten Lunch Break.
Von den berüchtigten Schwarzmilanen war im Moment nichts zu sehen. So wagten wir uns mit unserer Lunchbox auf die Felsen am Ufer. Doch Vorsicht war geboten, denn sie können aus großer Entfernung gut erkennen, ob da jemand was fressbares hat. So wurde die Box immer verschlossen gehalten und Zawadi hatte ein wachsames Auge zu unserer Sicherheit. Wir wurden nicht gestört, bis ein Elefantenbulle direkt auf uns zu steuerte. Seine Größe war Argument genug, sich zurück zu ziehen.
Eine Stunde war inzwischen vergangen, als wir die Löwen verließen. Unsere Kätzchen waren noch immer da. Sie hatten sich, man glaubt es kaum, ihren Platz zum Schlafen direkt neben der Piste ausgesucht - einfach herrlich.
Knapp zwei Stunden blieben uns noch für eine letzte Game Drive Runde im Krater. Wir haben jede Minute davon genossen.
Blacksmith Lapwing - Schmiedekiebitz (Vanellus armatus)
Kori Bustard - Riesentrappe (Ardeotis kori)
Noch einmal entdeckten wir Spitzmaulnashörner. Es ist bezaubernd, diese so stark gefährdeten Tiere hier so friedlich beobachten zu dürfen. Insgesamt waren es fünf Stück, auch wenn die Entfernung mit Foto-Distanz nichts mehr zu tun hatte. Was für ein Glück, denn nicht jeder Besucher des Kraters bekommt Nashörner zu sehen.
Eine Horde Paviane verabschiedete uns am Lerai Forest. Unsere Zeit war abgelaufen. Um 17:00 Uhr begannen wir die steile Auffahrt zum Kraterrand. Die Ausfahrtsschranke war nicht besetzt, somit auch keine Zeitkontrolle zur Aufenthaltsdauer im Krater. Mag es an der Low Season liegen, wir wissen es nicht genau. Mittlerweile häufen sich jedoch die Berichte, dass die 6-Stunden-Regel nicht mehr angewendet wird. Während Zawadi hochkonzentriert die engen Kurven meisterte, genossen wir den letzten Blick des Tages in den Krater. Wir möchten keine Minute unserer 10 Stunden Aufenthalt missen. Ein traumhafter Tag neigt sich dem Ende entgegen.
Als wir zur Simba Campsite einbogen, blieb uns vor Schreck der Mund offen stehen. Was war denn das. 50% der riesigen Rasenfläche stand dicht an dicht mit Zelten belegt. Das kann ja heiter werden, dachten wir. Alois hat unseren Platz zum Essen vehement verteidigt. Zum Glück hatten wir seinen Rat für den Standort unseres Zeltes befolgt, denn nur zwei weitere Zelte standen auf unserer Höhe in gebührendem Abstand, die anderen waren alle ein Stück hinter uns. Erneut setze Regen ein und es war sehr kalt. Duschen viel auch heute aus, denn die Toiletten waren inzwischen unbenutzbar. Eigentlich sollt man ja auch als Frau beim zweiten Versuch gelernt haben, wo man sich bei afrikanischen Hock-Toiletten positionieren muss, damit man das Becken trifft - nicht so diese Herden junger Leute an diesem Tag. Schnell waren wir nach dem Dinner im Zelt verschwunden.
Wir wollten ein wenig mehr vom Ngorongoro Hochland sehen und so machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Empakaai Krater. Erster Stopp auf dem Weg war der Aussichtspunkt in den
Ngorongoro Krater. Die Sicht war von Wolken völlig versperrt, doch die sauberen Toiletten waren uns höchst willkommen. Zweiter Stopp war am Lemala Gate. Wir meldeten unser Vorhaben für den Tag
an. Man empfahl uns, einen Ranger für die Tour mitzunehmen. Wir brauchten ihn nur zu verpflegen und ein kleines Trinkgeld wäre am Ende des Tages willkommen. Das Angebot nahmen wir doch dankend
an, sind unsere Lunch-Boxen sowieso immer zu prall gefüllt. Unser Ranger war in fünf Minuten startklar und es ging los. Er war Maasai und sein Zuhause war in der ersten Ansiedlung hinter der
Ikeepusi Cultural Boma. Da hatten wir ja einen fachkundigen Mann für die Region bekommen. Mit Zawadis Hilfe war die Verständigung völlig unproblematisch.
Nachdem wir Nainokanoka Village passiert hatten, bot sich uns ein schöner Blick auf den Wasserfall in der Munge Gorge des Olmoti Kraters. Der Olmoti Krater selbst ist mit seiner Vegetation und seinen Böden eine der bedeutendsten Wasserressourcen in den Ngorongoro Highlands.
Der höchste Punkt des Olmoti Kraterrandes liegt bei 3.080 m ü.d.M. Die Kraterwand ist an der Außenseite bis zu 91 m hoch, doch auf der Innenseite nur wenige Meter. Man kann zum Kraterrand laufen, was wir jedoch nicht taten.
Wir durchquerten die Embulbul Depression, ein landschaftlich sehr lieblicher Teil des Ngorongoro Hochlandes. Im Hintergrund sind die eingestürzten Krater Losirua und Lolmalasin zu sehen.
Wir erreichen den Waldgürtel um den Empakaai Krater und es geht stetig bergauf. Die Piste ist in einem guten Zustand, könnte aber nach starken Regenfällen durchaus einige Herausforderungen bieten. Der Kraterrand des Empakaai liegt in einer Höhe zwischen 2.590 m im Osten und 3.220 m im Westen ü.d.M. Die Piste führt nur an der Ostseite des Kraterrandes vorbei. Will man hinunter zum Lake Empakaai, so sind ca. 300 Höhenmeter zu überwinden - zuerst hinunter und dann wieder herauf. Das haben wir uns erspart.
Am ersten Aussichtspunkt mit Blick hinunter zum Lake Empakaai angekommen, war alles in Wolken gehüllt und vom Kratersee nichts zu sehen. Wir fuhren ein Stück weiter und stellten schnell fest, dass jede Minute offene Sicht an diesem Tag für ein Foto genutzt werden musste, denn so schnell die Wolken im Krater verschwanden, waren sie auch wieder zurück.
Also fuhren wir erst einmal in Richtung Naiyobi Village, die letzte Ansiedlung nördlich des Empakaai Kraters, die per Fahrzeug erreichbar ist. Da es nun wieder einige Höhenmeter hinunter ging, hofften wir auf eine bessere Sicht. Von hier aus könnte man den Lake Natron und den Oldoinyo Lengai sehen - könnte, wenn da nicht die vielen Wolken wären. Doch alles Hoffen und Warten half nichts, es folgte Wolke auf Wolke, die den Blick versperrten. Das war wohl nicht unser Glückstag. So nutzten wir halt die Zeit und schauten den Maasai aus gebührender Entfernung bei ihrem Treiben zu.
Als wir zum Empakaai Kraterrand zurück kamen, war die Wolkensituation auch nicht besser. So genehmigten wir uns erst einmal den Inhalt unserer Lunch-Boxen an der Special Campsite am Kraterrand, denn in der unmittelbaren Nähe der Maasai-Kinder wollten wir nicht essen.
Überall in den weiten Ebenen waren Hirtenjungen mit ihren Herden unterwegs. In Nainokanoka und den übrigen Ansiedlungen der Maasai herrschte geschäftiges Treiben. Wir hatten keinerlei Probleme mit bettelnden Kindern - mag unser Ranger sie davon abgehalten haben - wir wissen es nicht.
15:30 Uhr lieferten wir unseren Ranger am Lemala Gate mit einem herzlichen Dankeschön für seine Begleitung ab. Für die vielen Wolken verbunden mit der schlechten Sicht konnte er ja nichts. Seine vielen Infos über das Ngorongogo Hochland haben das allemal wett gemacht. Wir machten uns auf den Rückweg zur Simba Campsite.
Als kleine Entschädigung gab es am Nachmittag noch einen traumhaft klaren Blick in den Ngorongoro Krater - ein kleines Abschiedsgeschenk.
Was erwartete uns auf der Simba Campsite? Sie hatte sich wieder geleert und erträgliche Besucherzahlen versüßten uns den Abend. Eine ausgiebige Dusche mit heißem Wasser bei den Damen und Katzenwäsche mit kaltem Wasser bei den Herren war dringend nötig, bevor es wieder bitter kalt wurde.
Am nächsten Tag ging es in die Serengeti, doch nicht ohne einen Abstecher zur Olduvai Gorge unternommen zu haben. Nach dem Frühstück hieß es also packen.
Landschaftlich ist dieser Teil der NCA nicht mit dem Ngorongoro Hochland zu vergleichen. Es ist viel trockener um diese Jahreszeit. Trotzdem ist es wunderschön.
Am Gate zur Olduvai Gorge erfahren wir, dass es erlaubt ist, durch die Schlucht zu fahren. Es kostet 10 US$ extra pro Ausländer. Einheimische bezahlen nichts. Waren wir nun schon hier, dann wollten wir uns das auch genauer anschauen. Zeit bis zum Ablauf unserer Permit hatten wir genug.
Irgend etwas war beim Herausfahren aus der Schlucht falsch gelaufen. Wir landeten am Rangerposten. Kein Problem, wurde uns gesagt - die Piste weiter geradeaus bis zum Abzweig "Shifting Sand", dann links. Doch bitte wo war der Abzweig? Es gab eine zaghafte Reifenspur im Gras, wo sicher ein Auto nach links in den letzten drei Monaten gefahren war, sonst nichts. Wir fuhren erst mal weiter geradeaus. Doch das konnte nicht richtig sein.
Ein Maasai wurde zu Rate gezogen, doch Entfernungsangaben gab es von ihm nur in Stunden zu laufen oder so. Ein zurück kam für Zawadi nicht in Frage. Ein Shortcut in Richtung Nabi Hill wurde angepeilt und los ging es. Sorry für das unerlaubte offroad Fahren, aber langsam wurde es eng mit unserer Zeit zum Auschecken in der NCA.
Reisen Sie mit uns weiter durch den Norden Tanzanias
und begleiten Sie uns auch in den Arusha National Park. Es lohnt sich.