Der 327 km² große Bwindi Impenetrable National Park in Südwesten Ugandas liegt am Rand des Zentralafrikanischen Grabens. 1942 wurde der Regenwald erstmals als Impenetrable Forest Reserve unter Schutz gestellt. Seit 1992 hat er Nationalpark-Status. 1994 wurde Bwindi in die Liste des UNESCO - Welterbes aufgenommen. Eine breit angelegte Zählung der Berggorillas im Jahr 2011 kam zu dem Ergebnis, dass im Bwindi mindestens 400 Mountain Gorillas leben. Damit ist die Weltpopulation der Berggorillas auf 880 gestiegen und fast die Hälfte davon lebt in diesem geschützten Lebensraum.
Die Vegetation im Nationalpark ist mehr als 25.000 Jahre alt. Es ist eines der wenigen Waldgebiete in Afrika, das die ariden Bedingungen während der letzten Eiszeit überlebte. Auf Grund der unter-schiedlichen Höhenlagen findet man im Bwindi beides - Lowland Forest und ab einer Höhe von 2.600 Metern die seltene Afromontane Vegetation. Die Liste der beheimaten Tier- und Pflanzenarten ist lang.
Den Weckruf hatten wir für 06:00 Uhr bestellt. Ein gemütliches Frühstück sollte es vor dem großen Ereignis noch geben. 07:30 Uhr holte uns Hamidu in der Lodge ab. Eine viertel Stunde später waren wir am Briefing Point in Buhoma. Während Hamidu mit unseren Pässen zur Registrierung ging, schauten wir uns zur Einführung ein Video an. Hamidu hatte bereits am Vortag mit den Rangern besprochen, dass er für den kommenden Tag zwei etwas unsportliche Gäste haben wird, die bitte dem leichtesten Tracking zugeordnet werden sollten. Buhoma ist der Startpunkt für drei an Menschen gewöhnte Gorilla-Familien. Hier ist die Permit auf Buhoma ausgestellt, nicht auf die zu besuchende Gorilla-Gruppe. Die Zuordnung der Gäste zu den Gorilla-Familien wird am Morgen des Treckings durch die Ranger bekannt gegeben. Wir wurden der "Rushegura Group" zugeteilt.
Neben uns Beiden fanden sich noch fünf Engländer und eine Kanadierin zum Briefing bei der Rushegura Group ein. Alle waren wir in einem etwas fortgeschrittenen Alter - wir nannten es die "Old Age Tracking Group". Keiner von uns machte einen übermäßig trainierten Eindruck, doch alle hatten das gleiche Ziel - wir werden es schaffen, die Gorillas zu sehen. Unser Ranger stellte sich vor, doch den Namen haben wir vergessen, sorry. Er war ab der ersten Minute des Briefings bestens drauf. Er erklärte uns ganz locker die Familiengeschichte der Rushegura Group und wie wir uns bei den Gorillas zu verhalten haben - sieben Meter Abstand und so weiter. So erfuhren wir auch, das Mwirima, der Silberrücken der Rushegura Gorilla Family am 03. März 2014 starb. Kabukojo, noch etwas zu jung, um den ausgeprägten Silberrücken zu haben, hat die Leitung der Gruppe übernommen.
Jeder von uns hatte einen Porter zur Unterstützung mitgenommen. Das erste Stück fuhren wir per Auto. Es ging durch Buhoma bis an den Fuß des Berghanges, der hier die östliche Nationalpark-Grenze ist. Es war kurz vor 09:00 Uhr, als wir gemeinsam mit zwei weiteren bewaffneten Rangern den Aufstieg starteten. Wir konnten einen Pfad der lokalen Bevölkerung nutzen. Das Tempo war recht angenehm - einige Höhenmeter erklimmen, Luft schnappen. Ab und an gab es eine kurze Verschnaufpause. Die Sonne hatte den Pfad vom gestrigen Regen bereits abgetrocknet. Unsere Porter verstanden es sofort, wann bei jedem Einzelnen eine helfende Hand zum sichereren Gehen besser war.
Blick auf Buhoma
Nach eineinhalb Stunden waren wir kurz unterhalb dem Kamm der vordersten Bergkette des Nationalparks. Unser Ranger nahm per Funk das erste Mal Kontakt zu den Trackern auf, die seit dem frühen Morgen die Gorillas für uns aufspürten. Nachdem er das kurze Gespräch beendet hatte, teilte er uns mit, dass die Tracker ihren Job erledigt hatten. Sie hatten die Gorillas gefunden. Es herrschte kurz Stille, dann kam noch ein weiterer ergänzender Satz von ihm. Eigentlich bräuchte er gar kein Funkgerät, um sich mit den Trackern zu verständigen. Wenn er etwas lauter sprechen würde, könnten sie ihn auch so hören. Alle zauberten ein willkommenes Lächeln auf die geröteten Gesichter - wir sind ganz nah bei den Gorillas und haben es ohne größere Strapazen geschafft. Etwa 50 Meter ging es nun seitlich vom Weg querfeldein durch das Unterholz. Dann blieben die Porter zurück. Nach wenigen Metern empfing uns der neue Chef der Rushegura-Truppe, Kabukojo, höchstpersönlich im Busch.
Kabukojo - Silberback der Rushegura Mountain Gorilla Family
Wir standen da wie festgewachsen, bis unser Ranger meinte, lasst uns nach dem Rest der Familie schauen. Ein paar Schritte den Hang hinauf turnten die nächsten beiden Gorillas über uns in den Bäumen. Plötzlich plätscherte es einen Meter von uns entfernt von oben - auch Gorillas brauchen ab und an ein stilles Örtchen.
Die ganze Familie war um uns herum. Eigentlich wusste man gar nicht mehr, wohin man zuerst schauen sollte. Wir standen ziemlich eng beieinander und trotzdem kam ein Gorilla direkt durch unsere Mitte hindurch marschiert. Ein leichter Kick mit dem Fuß an das Bein einer Touristin neben uns - es war wohl seine Art zu sagen - das ist mein Reich und ihr seid hier nur zu Gast.
Die beiden spielten so herrlich zusammen. Mal war der ein oben und im nächsten Moment vertauschten sie einfach die Rollen. Irgendwann kletterten sie auf den nächsten Baum und setzen dort ihr buntes Treiben fort.
Ein Teil unserer Gruppe war schon einige Meter am Hang weiter unten. Wir kletterten hinterher. Die Ranger waren stets bemüht, störende Zweige der dichten Vegetation weg zu schneiden, damit wir eine bessere Sicht hatten.
Neugierig kamen die Gorillas aus dem dichten Unterholz immer näher auf uns zu. Teilweise kullerten sie den Abhang hinunter bis dicht vor unsere Füße. Die Regel mit sieben Metern Abstand hatten sie wohl noch nicht gehört. Wir fragten, ob wir uns ein wenig zurück ziehen sollen. Doch unser Ranger winkte ab. Es ist atemberaubend, diesen sanften Riesen so nah sein zu dürfen.
©Alun Carew
Es war an der Zeit, den Platz zu wechseln. Wir kletterten noch einmal ein Stück den Berg hinunter, den anderen Gorillas folgend. Als wir erneut eine gute Position hatten, kam der Spruch, den keiner hören wollte. Noch fünf Minuten - mein Gott, wie schnell war eine Stunde um.
Unterhalb war ein kleines Stück freie Fläche. Ein männlicher Gorilla saß da und beobachtete uns. Ein Teil unserer Gruppe war schon unten bei ihm, als er plötzlich einen kleinen Scheinangriff unternahm. Ein Meter vor ihnen drehte er ab. Reflexartig wollte eine der Damen ausweichen und ließ sich auf ihren Allerwertesten fallen. Es war für uns alle ein riesiger Spaß.
©Alun Carew
Eigentlich waren unsere fünf Minuten schon um, doch unser Ranger begann erneut einen Zugang zu den Gorillas über uns frei zu schneiden. Wir durften ihm noch einmal folgen und bekamen einen Bonus in unserer Besuchszeit von fünfzehn Minuten geschenkt - ein Spezial für die "Old Age Tracking Group".
Wir kehrten zu den Portern zurück und begannen den Abstieg ins Tal nach Buhoma. An einem Plätzchen mit Aussicht setzten wir uns und leerten alle gemeinsam die mitgebrachten Lunchpakete. Trotz unserer Pause waren wir um 13:00 Uhr zurück im Tal, wo uns Hamidu und John mit "How was it with the gorillas" begrüßte.
Unser Ranger Midi mit uns auf dem Rückweg vom Gorilla Trecking in Buhoma - © Alun Carew and the forgotten name comes from him
Ein spezielles Dankeschön an Alun Carew from Guildford (England), der mit uns gemeinsam bei den Gorillas war und einige Fotos beisteuerte.
Erinnerung an einen atemberaubenden Tag - wir bei den Berggorillas im Bwindi - © Alun Carew
Wir fuhren zurück zum Haedquater. Dort bekamen wir unser "Gorilla Tracking Certifikat" überreicht, mit der Bitte, es nicht in einer Schublade verschwinden zu lassen. Es sollte doch so öffentlich wie möglich ausgehängt werden. Jeder ist herzlichst eingeladen, nach Bwindi zu kommen, um die Mountain Gorillas zu besuchen. Die hohen Einnahmen hier sichern den Schutz der letzten Berggorillas dieser Erde. Ein Teil des Geldes geht jedoch auch in die anderen Nationalparks in Uganda.
Wir verabschiedeten uns von dem Ranger-Team und unseren Portern. Ein gutes Trinkgeld gab es in die Tip-Box für das heutige Rushegura-Tracking - alle hatten einen exzellenten Job gemacht. Dann fuhren wir zur Lodge zurück. Bei einer Tasse Kaffee tauschten wir erste Gedanken über die Erlebnisse aus. Man braucht schon etwas Zeit, um den Besuch bei den Berggorillas zu verarbeiten. Wir waren sehr glücklich über den Verlauf unseres Gorilla Trackings.
Den Nachmittag verbummelten wir in der Lodge. Hamidu kam um 17:00 Uhr nochmals zu uns mit der Frage, ob wir noch etwas unternehmen möchten. Wir lehnten ab und das war gut so, denn kurz darauf gab es einen erneuten Regenguss. So plauderten wir bei einem Drink am offenen Kamin mit Hamidu bis zum gemeinsamen Dinner.
Nach dem Frühstück hieß es erneut Abschied nehmen - vom freundlichen Personal der Engagi Lodge und von Buhoma. Wir machten uns auf den Weg zum Lake Bunyonyi, der vorletzten Station unserer Reise. Außerhalb des Bwindi National Park ist vom Regenwald leider nichts mehr übrig geblieben. Auch hier wird jeder Hügel für den Ackerbau genutzt - alles Handarbeit.
Kurz vor Ruhija, einem weiteren Startpunkt für das Gorilla-Tracking, kommt man zurück in den Regenwald. Hier verläuft die Piste auf einigen Kilometern durch den Bwindi National Park. Ab und an kann man Gorillas an der Straße sehen, uns zeigte sich eine hübsche Vollbartmeerkatze.
Blick über den Bwindi Forest
Östliche Vollbartmeerkatze - L'Hoest's Monkey or Mountain Monkey (Cercopithecus lhoesti)
Deutlich sichtbare Nationalpark-Grenze des Bwindi
John und Hamidu
Nach einem kurzen Stopp zum Einkaufen in Kabale waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Lake Bunyonyi. Die Terrasse des "Lake View Coffee House" in Kachwekano lädt zum Verweilen ein mit einem fantastischen ersten Blick auf den Lake Bunyonyi und gutem Kaffee.
Blick auf den Lake Bunyonyi von der Terrasse des "Lake View Coffee House"
Tony hatte uns bei der Reiseplanung vorgeschlagen, am Lake Bunyonyi zwei Nächte auf der Akaawe Campsite zu verbringen. Informationen dazu fand ich keine. Wir erfuhren nur, dass es ein schönes ruhiges Plätzchen sei und willigten ein. Wir führen hinunter ans Seeufer nach Rutindo und nun kam die Überraschung. Hamidu erzählte uns an der Bootsanlegestelle, dass hier Endstation mit Autofahren war. Wir mussten per Boot weiter, da unsere Campsite auf "Munanira Island" mitten im See war.
Fleißige Helfer verluden unserer Gepäck und die komplette Campingausrüstung auf ein kleines Boot für die Überfahrt zu unserer Insel. Man hatten wir da ein Haufen Zeug. Das alles musste am Ende wieder ausgeladen und einen Berg hinauf geschleppt werden, denn unsere Campsite wird der höchste Punkt der kleinen Insel sein. Das wurde extra so gewählt für die schöne Aussicht auf den See.
Wir schauten derweil den Einheimischen zu. Die hier üblichen Transportmittel sind Boote. Es gibt eine Menge Siedlungen, die nur vom Wasser aus erreichbar sind. Hamidu fuhr unser Auto zu einem sicheren Parkplatz.
Die Überfahrt dauerte nur eine viertel Stunde. Unserer Camp Assistant erwartete uns bereits mit zwei Helfern an einer kleinen Anlegestelle. Das Ausladen des Boots war die leichte Übung für die Jungs. Der anstrengende Teil folgte. Alles musste den Berg hinauf - Reisetaschen, Zelte, die große Kochkiste, Trinkwasser, Lebensmittel und so weiter. Wir klemmten uns die leichten Schlafmatten und Schlafsäcke unter den Arm und schnauften ganz schön, als wir oben waren. Die armen Jungs, wirklich hart gesottene Kerle - Berg rauf, Berg runter und wieder Berg rauf mit all dem schweren Zeug. Am Ende brauchten wir ja auch noch einige Kanister Brauchwasser. Als die Zelte standen, schauten wir uns erst einmal um. Wir hatten einen grandiosen Blick auf den Lake Bunyonyi von unserer einsamen Insel.
"munanira island" - Blick von der Akaawe Campsite
Munanira Island teilen sich wohl vier Eigentümer. Man ist dabei, es für Touristen zu entwickeln. Zwei kleine Gästehäuschen sind fast fertig. Später sollen noch einfache Zelte unter einem Schattendach hinzu kommen. Wir waren die ersten offiziellen Gäste an diesem idyllischen Platz - Ruhe pur, da lässt es sich aushalten.
Bootstour auf dem Lake Bunyonyi
Am nächsten Morgen starteten wir alle zusammen zu einer Bootstour, um die Inselwelt des Lake Bunyonyi zu erkunden. Es ist ein kleines Paradies.
Weißbrustkormoran - White-breasted Cormorant (Phalacrocorax lucidus)
Grauhals-Kronenkranich - Grey Crowned Crane (Balearica regulorum)
Schildrabe - Pied Crow (Corvus albus)
"akampene island"
Akampene Island oder besser bekannt unter dem Namen "punishment island" hat eine traurige Geschichte. Diese kleine Insel ist eng verbunden mit dem traditionellen Tabu der in der Region ansässigen Bakiga für vorehelichen Sex. Unverheiratete schwangere Mädchen wurden auf diese winzige Insel verbannt. Ein junger Mann, der keine Kühe besaß, um den Brautpreis für eine makellose Frau zu bezahlen, konnte das Mädchen auf der Insel abholen und es heiraten. Fand sich niemand, war es zum Tod durch Verhungern verurteilt.
"bushara island" (links) und "bwama island" (rechts)
Im Jahr 1929 gründete der englische Arzt Leonard Sharp auf Bwama Island eine Lepra Station. Lepra war zu dieser Zeit ein großes Problem in der Kigezi-Region in Südwest-Uganda. Bis 1969 wurden bis zu 100 an Lepra Erkrankte hier gepflegt. Heute gibt es auf der Insel eine höhere Schule mit Internat, eine Grundschule und eine neu errichtete Krankenstation, jedoch kein Dorf.
Am Nachmittag ging es zum Schwimmen im Lake Bunyonyi. Es ist der einzige See in Uganda, der frei von Bilharziose ist. Die Herren mussten natürlich auch noch ein traditionelles Kanu ausprobieren - gar nicht so leicht, das Gleichgewicht zu halten.
Campfire, gutes Essen, ein Drink und die Ruhe genießen - ein erholsamer Tag neigte sich dem Ende. Am nächsten Morgen packten wir erneut unsere sieben Sachen. Unsere Helfer mussten nun alles wieder runter zum Boot bringen. Es ist ein ganz hübscher Aufwand, der sich jedoch gelohnt hat. Wir möchten diesen idyllischen Platz nicht missen.
Voll gepacktes Boot auf der Rückfahrt nach Rutindo
Alles wurde wieder in unser Auto verstaut und durch eine grüne Hügellandschaft machten wir uns auf den Weg zu unserem letzten Etappenziel, dem Lake Mburo National Park.
Reisen Sie mit uns weiter durch Uganda
Hier geht es zum 8. und letzten Teil unserer Tour