Der Tschad, ein krisengeschütteltes Land auf dem afrikanischen Kontinent, war mir bis vor wenigen Jahren als touristisches Reiseziel völlig unbekannt. Erste Berichte und Bilder über den Zakouma National Park im Tschad aus 2014 und 2015 hatten mich so sehr beeindruckt, dass ich die Idee, selbst in den Tschad zu reisen, nicht mehr aus dem Kopf bekam. Ich wollte dieses letzte Stück intakte zentralafrikanische Savanne selbst erleben.
Doch nur für einen einwöchigen Besuch des Zakouma National Parks in den Tschad zu fliegen, machte wenig Sinn. Was hat das Land noch zu bieten? Im Norden des Tschad gibt es zwei UNESCO Welterbestätten - das Ennedi Massiv und die Seen von Ounianga. Den Besuch im Zakouma mit den Wüstenlandschaften der Sahara zu verbinden, schien mir die ideale Reise in den Tschad zu sein. Nach einigen erfolglosen Anfragen bei den wenigen deutschen Anbietern für Reisen in den Tschad hat uns Sangeeta von Chalo Africa ihre geplante Fly-In-Safari in den Zakouma mit einem Road Trip in die Sahara, durchgeführt von EYTE’ Voyages, kombiniert. Die für uns passenden Flüge mit Ethiopian Airlines von Frankfurt über Addis Abeba nach N'Djamena buchten wir im September 2018. Nun hieß es sechs lange Monate auf dieses Abenteuer warten. Unsere Visa beantragten wir sechs Wochen vor unserer Abreise bei der Botschaft des Tschad in Berlin. Sie kosteten 100€ pro Person und man benötigte ein Einladungsschreiben vom Veranstalter aus dem Tschad. Bei uns waren es halt zwei. Wir waren sehr angenehm überrascht, dass unsere Pässe bereits nach zwei Tagen zurück waren.
Blick auf N'Djamena
Blick auf die Brücke über den Fluss Chari zwischen N'Djamena und Kousséri in Kamerun
Außenbezirke von N'Djamena
Unser Charter Flug wurde von Auric Air aus Tanzania durchgeführt und sollte ca. zwei Stunden dauern. Als wir den Großraum N'Djamena verlassen hatten, konnten wir nur noch wenige kleine Ansiedlungen ausmachen.
Auf dem Weg zum Zakouma - kleine Flussläufe, Felder und einige Berge
Der Zakouma National Park aus der Vogelperspektive
Im Anflug auf des Airfield des Parks am Headquarter
Zakouma wurde 1963 durch ein Dekret des Präsidenten vom Tschad zum Nationalpark erklärt. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur noch ca. 70 Kordofan Giraffen, eine Unterart der Giraffen West- und Zentralafrikas, im Tschad. Das Ökosystem im Großraum des Zakouma umfasst 30.693 km², von denen 3.049 km² als Zakouma National Park unter besonderen Schutz gestellt wurden. Im Jahr 2002 beherbergte der Park mehr als 4.000 Elefanten, bis 2010 waren es nur noch 400, ein Rückgang um 90 Prozent. Im Konflikt mit dem Sudan sind die Elefanten des Zakouma gnadenlos von Sudanesischen Wilderern, aber auch von Einheimischen, für ihr Elfenbein abgeschlachtet wurden. 2010 übernahm African Parks das Management für Zakouma und mit Rian und Lorna Labuschagne als Manager begann eine einmalige Erfolgsgeschichte für den Park. Ein Interview mit Rian Labuschagne aus 2018 auf National Geographic informiert interessierte ausführlich über die Entwicklung des Zakouma National Parks seit 2010.
Defassa-Wasserbock - Waterbuck (Kobus ellipsiprymus defassa)
Nach 26 Stunden Anreise durften wir um 16:30 Uhr unsere Füsse erstmalig auf den Boden der Zentralafrikanischen Savanne setzen. Begrüsst wurden wir nicht nur von Max, dem Manager des Tinga Camps, sondern auch tierisch. Defassa-Wasserböcke standen am Rand des Flugfeldes und ein Elefantenbulle trottete langsam zum Haus des Parkmangers. Wir folgten ihm natürlich.
Asienmittelreiher, Schwarzhalsreiher, und Helmperlhühner am Wasserloch neben dem Haus des Parkmanagers
Guineataube - Speckled Pigeon (Columba guinea)
Schopfadler - Long-crested Eagle
(Lophaetus occipitalis)
Drei Elefantenbullen kamen auf der Suche nach frischem, sauberem Wasser zum Haus, doch an diesem Tag mussten sie unverrichteter Dinge wieder gehen. Sie waren wohl nicht allzu durstig, denn das Wasserloch interessierte sie nicht.
Pferdeantilope - Roan Antelope (Hippotragus equinus ssp. bakeri) - hier eine der beiden nördlichen Unterarten
Kurz nach Sonnenuntergang bezogen wir unser Zimmer im Tinga Camp. Nach dem Dinner fielen wir ins Bett, denn in den nächsten Tagen wird jeweils um 04:30 Uhr der Wecker klingeln. Der Tagesablauf war täglich ähnlich: 05:00 Uhr leichtes Frühstück, 05:30 bis ca. 12:00 Uhr Game Drive, 12:30 Lunch, ab 13:00 Uhr Pause in der heißen Mittagszeit, 16:00 bis ca. 19:00 Uhr Game Drive, der auf dem Rückweg zum Night Drive wurde, 19:30 Dinner.
Karte vom Zakouma National Park für ein wenig Orientierung
Unser erster Game Drive führte uns in die wundervolle Region Rigueik. Es war der Standort des exklusiven, aber einfach viel zu teuren Camp Nomad, deren neue Gäste erst zum Lunch erwartet wurden.
Lelwel-Kuhantilope - Lelwel Hartebeest (Alcelaphus buselaphus ssp. lelwel) mit hunderten Pelikanen in einer von der Regenzeit zurück gebliebenen Wasserfläche im ersten Licht des Morgens
Zentralafrikanischer Savannen-Büffel - Central African Savannah Buffalo (Syncerus caffer ssp. aequinoctialis) - ein einsamer alter Haudegen
Rosapelikan - Great White Pelican (Pelecanus onocrotalus) - wow, nie zuvor haben wir so eine riesige Anzahl Pelikane zusammen gesehen
An einem zweiten Pool ist im Hintergrund ein Mix von Antilopen zu sehen. Sie lieben das frische Grün um Rigueik als Nahrungsquelle, nachdem sich das Wasser der letzten Regenzeit auf den vormals überfluteten Flächen zurück gezogen hat.
Das sind wohl die typischen Bilder, die Camp Nomad Gäste jeden Tag genießen können. Die Ebenen um Rigueik sind voll Wildlife.
Tiang, eine Unterart der Leierantilope - Tiang (Damaliscus lunatus ssp. tiang)
Senegal-Riedbock - Bohor Reedbuck (Redunca redunca)
Defassa-Wasserböcke - oft zu sehen und immer wieder imposant
Kordofan-Giraffe - Kordofan Giraffe (Giraffa camelopardalis antiquorum) - die erste Sichtung für uns
Eine große Büffelherde wurde durch das Geräusch unseres heran nahenden Autos aufgeschreckt. Sorry.
Schmutzgeier - Egyptian Vulture
(Neophron percnopterus)
Asiensmaragdspint - Little Green Bee-Eater
(Merops orientalis)
Ohrengeier - Lappet-faced Vulture (Torgos tracheliotos)
Nimmersatt - Yellow-billed Stork (Mycteria ibis)
Schwarzer Kronenkranich - Black Crowned-Crane
(Balearica pavonina)
Schwarzhalsreiher - Black-Headed Heron
(Ardea melanocephala)
Auch in der Luft ist reger Flugverkehr
Fast überall, wo es am Ende der Trockenzeit noch Wasser gab, waren Wasser liebende Vögel zu sehen. Ihre Anzahl ist überwältigend und sicher nirgends in Afrika zu toppen.
Eine Löwin floh vor der Hitze in den Schatten
Blutschnabelweber - Red-billed Quelea (Quelea quelea) - Tausende der kleinen Webervögel beim gemeinsamen morgendlichen Drink - einer startete und alle anderen folgten ihm als riesiger Schwarm
Enten, Gänse und weitere Wasservögel - nur die Mischung ist an jeder Wasserstelle anders
Anubispavian - Olive Baboon (Papio anubis)
Einfach traumhaft
Sudanhornrabe - Abyssinian Ground-Hornbill (Bucorvus abyssinicus)
Sporngans - Spur-winged Goose (Plectropterus gambensis) und Höckerschnabelente - Knob-billed Duck
(Sarkidiornis melanotos) zusammen mit einigen anderen Wasservögeln in unglaublicher Anzahl
Zwei Warzenschweine suchten eine kurze Abkühlung inmitten des Federviehs
Wir waren auf dem Rückweg zum Tinga Camp, denn es war inzwischen 11:30 Uhr, als wir eine Gruppe von Elefantenbullen sahen. Insgesamt waren es wohl fünfzehn Tiere. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir durften sie eine ganze Stunde am Wasser beobachten.
Die ersten beiden hatten getrunken und spazierten gemächlich zurück in den Busch.
Die nächsten Gruppe Elis kamen zum trinken.
Im Gebiet des Zakouma Headquarters halten sich permanent einige Elefantenbullen auf. Sie streifen in kleinen Gruppen durch den Busch.
Was für ein toller Auftakt im Zakouma! Etwas hungrig bedingt durch das zeitige leichte Frühstück und nach einer Tasse frischen Kaffee lechzend, waren wir 13:00 Uhr zurück im Tinga Camp. Um es vorweg zu nehmen, nicht jeder Game Drive bot uns diese Fülle an Sichtungen. Doch es gab viele kleine und grössere Highlights, von denen wir hier im Folgenden berichten möchten.
Seyal-Akazien - Red Acacia (Vachellia seyal)
Diese Akazie, weit verbreitet im Zakouma, ist einer der Lieferanten für Gummi arabicum, ein natürliches Polysaccharid, das beim Anritzen der Rinde heraustropft und erstarrt.
Der Nachmittags Drive war recht ruhig und bot außer einem Wasserbock, rennenden Pferdeantilopen und einer fotogenen Giraffe keine weiteren, aufregend neuen Motive. Im Spot Light gab es noch Weißschwanzmangusten, Senegal-Galagos, eine Ginsterkatze und einige Nachtschwalben zu sehen, aber alles zu weit entfernt für ein Foto.
Ein neuer Tag erwacht am Salamat River
Papa Pavian hatte noch nicht ausgeschlafen, der Rest der Affenbande war da weit aktiver
Senegal Kob - Buffon’s or Western Kob (Kobus kob ssp. kob)
Senegal-Schirrantilope - Harnessed Antilope or Bushbuck (Tragelaphus scriptus)
Unseren Morgen Drive am zweiten Tag widmeten wir den Büffeln. Eine der großen Herden des Zakouma war gerade dabei, in langer Reihe unsere Piste auf dem Weg zum Salamat River zu überqueren. Obwohl wir noch weit entfernt waren, stürmte der vordere Teil der Herde sofort los und verschwand in einer riesigen Staubwolke im Busch.
Der zweite Teil der Büffelherde blieb irgendwann stehen und beäugte uns Eindringlinge sehr misstrauisch. Sie waren überaus vorsichtig. Wir versuchten ein wenig näher an die Stelle heran zu kommen, wo die erste Gruppe die Piste überquert hatte, doch die Büffel hatten unseren Plan durchschaut. Nach etwa dreißig Minuten setzten sie ihren Weg zum Wasser fort, in einem großen Bogen um uns herum und nicht einsehbar. Wir wollten Sie nicht weiter beunruhigen und ließen sie ziehen.
Wir fuhren zum Salamat River, suchten uns ein schattiges Plätzchen und warteten auf durstigen tierischen Besuch.
Silberreiher - Great White Egret (Ardea alba)
Afrikanische Lachtaube - African collared Dove (Streptopelia roseogrisea)
Rotkehlspint - Red-throated Bee-eater
(Merops bulocki)
Senegalracke - Abyssinian Roller (Coracias abyssinicus)
Warzenschweine, ein Kob, ein Wasserbock, ein einsamer Büffel und eine kleine Gruppe stillten ihren Durst.
Eine grössere Herde Büffel war flussaufwärts zum Trinken am Salamat River, doch als wir uns anschleichen wollten, bekamen sie wohl unseren Wind und zogen sich sofort zurück. Ob es ein Teil unsere Herde vom Morgen war, wir wussten es nicht.
Der Salamat River hat viele Gesichter
Rotstirngazelle - Red-fronted Gazelle (Eudorcas rufifrons)
Bevor wir am Nachmittag aufbrachen, schauten wir kurz zu einem Pool, der sich wenige Schritte vom Tinga Camp entfernt befindet. Dies war am Ende der Trockenzeit das restlich verbleibende Wasser des Tinga River, an dessen Ufer das Camp liegt.
Pool am Tinga Camp mit Beobachtungsplattform
Wasserböcke in der Nähe des Tinga Camps
Unseren zweiten Nachmittag widmeten wir den Kordofan-Giraffen. Sie gibt es im Norden von Kamerun, im südlichen Tschad, in der Zentralafrikanischen Republik und im westlichen Sudan. Der Zakouma ist Heimat von 50% der heute existierenden Population.
Warum die Giraffen einen so matschigen Platz mit Wasserresten zum Trinken bevorzugten, wo man auch noch kämpfen musste, die Hufe wieder aus dem Schlamm zu bekommen, blieb uns ein Rätzel.
Es ist beeindruckend, sie in so grosser Anzahl zusammen zu sehen, wenn man bedenkt, dass die Gesamtzahl der Kordofan-Giraffen auf knapp 2.000 Individuen geschätzt wird. In der "Roten Liste der IUCN" sind sie deshalb als "kritisch gefährdet" eingestuft.
Portrait einer Kordofan-Giraffe
Höckerschnabelente - Knob-billed Duck
(Sarkidiornis melanotos)
Brillentaube - African Morning Dove
(Streptopelia decipiens)
Büffel im letzten Licht des Tages
Afrikanischer Löffler - African Spoonbill (Platalea alba),
zusammen mit Rosapelikanen und Nimmersatt-Störchen nach dem Sonnenuntergang
Grau-Uhu - Greyish Eagle Owl (Bubo cinerascens) beim Night Drive
Verbringen Sie mit uns weitere Tage im Zakouma National Park und reisen Sie mit uns in die Sahara
Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 2. Teil unserer Tour.