Die letzte Station unserer Mexiko Reise war die Halbinsel Yucatán. Zwar ist Yucatán ein Urlaubsparadies für Strandurlauber, doch unser Interesse galt den Ausgrabungsstätten der Maya, den hübschen Kolonialstädten und den mystischen Cenoten. Per Flug ging es von Chihuahua nach Cancun.
Die Halbinsel Yucatán ist der nördliche Teil Mesoamerikas, der den Golf von Mexiko vom Karibischen Meer trennt, mit einem Territorium von etwa 181.000 km². Im Norden liegen die mexikanischen Bundesstaaten Yucatán, Quintana Roo und Campeche, im Süden schliesst sich Belize und Guatemala an.
Ab 500 v. Chr. kamen die ersten Maya auf die Halbinsel Yucatán und errichteten ihre prähispanischen Städte. Doch sie waren nicht die ersten Siedler, denn es gab in den Loltún Höhlen 110 km südöstlich von Mérida Funde, die auf kleine Siedlungen aus einer Zeit um 8000 v. Chr. datiert werden.
Hotel Adhara Hacienda Cancun
Wir gönnten uns am Nachmittag eine Auszeit im Hotel, bevor es am nächsten Tag auf unsere Rundreise ging. Waren wir bisher allein mit Guide unterwegs, folgte nun eine Kleingruppenreise. Bei der Buchung drei Wochen vor dem Start unserer Tour waren wir nur vier Teilnehmer, doch inzwischen waren es neun geworden. Kurzfristiges Buchen ist mittlerweile Normalität. Um es vorweg zu nehmen, wir waren eine super Truppe - gemischt - drei Pärchen und drei Alleireisende - es gab bis zur letzten Minute kein böses Wort - einfach toll.
Indigene Akrobaten im Eingangsbereich der archäologischen Zone von Tulum
Braunflügelguan - Plain Chachalaca (Ortalis vetula pallidiventris)
Tulum war unser Auftakt, das Land der Maya zu erkunden. Die Ausgrabungsstätte liegt direkt an der Karibikküste. Quellen aus dem 16. Jahrhundert bezeichnen den Ort als „Zamá“, was in der Mayasprache „Morgen“ oder „Morgendämmerung“ bedeutet. Der Hauptkomplex – der zeremonielle Bereich - wird in seinen drei Flanken des Landzugangs von einer fünf Meter dicken Umfassungsmauer begrenzt, die fünf schmale Eingänge und zwei Wachtürmen besitzt.
Die Gebäude, die heute in Tulum zu sehen sind, stammen aus der mittleren und späten Postklassik von 1250 bis 1550, der letzten Periode vor der spanischen Besetzung der Halbinsel Yucatán. Das Vorhandensein einiger Elemente aus früheren Zeiten, wie z.B. eine Stela aus dem Jahr 564, weisen darauf hin, dass die Gründung der Stadt wesentlich eher erfolgt sein könnte. Archäologische Studien haben durchweg gezeigt, dass Tulum vom 13. bis 14. Jahrhundert eine der wichtigsten Maya-Städte war. Seine strategische Lage zwischen den ehemaligen Provinzen Cochuah und Cozumel, seine Lage am höchsten Punkt der Region und seine effektive Verteidigungsposition stellten sicher, dass es ein gut positionierter Handelspunkt war.
Blick zum El Castillo, dem höchsten Gebäude in Tulum, heute als "Schloss" bezeichnet.
Yucatán-Schwarzleguan - Yucatan spiny-tailed Iguana (Ctenosaura defensor)
Templo del Dios Descendente, der „Tempel des Herabsteigenden Gottes“
Templo de las Pinturas, der "Tempel der Fresken"
Details der Fresken - die Wandmalereien im Inneren des Tempels sind für Besucher nicht zugänglich.
Die meisten architektonischen Projekte der Gegend wurden sicherlich erst nach 1400 durchgeführt, als der von den Archäologen als „Ostküste“ bekannte Stil zur Geltung kam. Dieser Stil ist typisch für die Verwendung von Miniaturtempeln, kleinen Schreinen innerhalb von Schreinen, Gebäuden mit absichtlich eingestürzten Mauern sowie Palästen mit Kolonnaden und Flachdächern, die die gewölbten Abdeckungen der Maya Gebäude früherer Epochen ersetzten.
Templo del Dios del Viento, der „Tempel des Windgottes“
Tulum ist durch seine Nähe zu den Badehotels eine der meistbesuchten Maya Stätten und ausserdem war es ein Sonntag, wo Mexikaner freien Eintritt haben. Dem entsprechend war es leider sehr voll.
Fuerte de San Felipe - Historische Steinfestung von 1729 in Bacalar
Die Lagune von Bacalar, im Volksmund als Lagune der Sieben Farben (Laguna de los Siete Colores) bekannt, ist der zweitgrößte Süsswassersee in Mexiko.
Bergente - Greater Scaup (Aythya marila)
Die Cenote Azul ist eine Open-Air-Cenote, wodurch sie wie ein See aussieht - angenehm erfrischend.
Leckere Meeresfrüchte und Sonnenuntergang im Restaurante La Laguna
Das Fiesta Inn in Chetumal - ein Stadthotel in der Hauptstadt des Bundesstaates Quintana Roo
Kohunlich, mitten im tropischen Regenwald im Süden des Bundesstaates Quintana Roo, war von etwa 500 v. Chr. bis 1100 n. Chr. kontinuierlich besiedelt. Seine Bevölkerung erlebte zwei Rückschläge, vom ersten erholte sie sich in der Mitte der klassischen Periode, während der zweite zur vollständigen Aufgabe des Ortes nach 1000 n. Chr. führte. Die Gründe für den Niedergang sind nicht bekannt.
Nachdem sich ein Kleinbauer über die Plünderung einer vorspanischen Struktur mit Stuckmasken beim damaligen Gouverneur beschwert hatte, begann 1969 die Ausgrabung der archäologischen Stätte Kohunlich mit der Freilegung des Maskentempels. Doch erst in den 1990er Jahre nahm das Projekt richtig Gestalt an.
Kohunlich war eine riesige Siedlung mit verschiedenen architektonischen Komplexen, die einen für zeremonielle Zwecke und andere als Wohnviertel.
Templo de los Mascarones, der Maskentempel, erbaut um das Jahr 500 n. Chr.
Die gut erhaltenen Stuckmasken am Tempel
Die Gebäude in Kohunlich zeigen verschiedene Bauphasen und Baustile. Der früheste kann mit dem Stil der Region Peten in Verbindung gebracht werden, entwickelte jedoch einen eigenen Stil in der Spätklassik, der als Pixa'an bekannt ist. Typisch für diesen Stil waren seine glatten, mörtellosen Steinmauern, Formteile, die Gruppen kleiner Säulen umrahmten, abgerundete Türpfosten im Haupteingang, eingelassene Säulen und Nischen in den Fassaden.
Regenwassersammelkammer, sogenannte „Chultunes“ am Zugang zu Chicanná
Schlangenmauleingang am Gebäude II
Der Name der kleinen vorspanischen Siedlung Chicanná bedeutet in der Maya-Sprache „Das Haus des Schlangenmauls“, was sich auf die schlangenartigen Verzierungen an einigen der Gebäude bezieht.
Die menschliche Besiedlung von Chicanná lässt sich bis in die mittlere Vorklassik, also vor 200 v. Chr. zurückverfolgen und dauerte bis etwa 1100 n. Chr. an. Es gibt jedoch auch einige Spuren von Restbesiedlungen, die zur späten Postklassik, also nach dem Jahr 1200 gehören.
Chicanná ist der Ort mit den meisten gut erhaltenen Gebäuden des Typs „Río Bec“. Die Maskentafeln der Strukturen I, VI und XX sind gute Beispiele regionaler Ikonographie und zeigen die Entwicklung der Darstellungen des Monsters der Erde.
Nach der Besichtigung von zwei archäologischen Stätten am Vormittag bei angenehmen Sommertemperaturen hatten wir uns eine Auszeit verdient. Arthuro, unser Guide, hatte für uns Plätze im Steakhaus "Asadero La Higuera" reserviert. Wir hatten die Qual der Wahl - welches Steak hätten sie denn gern - sehr lecker.
Chan-Kah Resort Village in Palenque
Mittelamerikanisches Aguti - Central American Agouti (Dasyprocta punctata)
Das Chan-Kah Resort Village liegt wunderschön im Tieflanddschungel an der Zufahrt zur Maya Stadt Palenque. In der weitläufigen Anlage mit seinem riesigen Pool kann man es sich gut gehen lassen. Auch tierische Gäste sind willkommen. Neben den Agutis gab es auch die lautstarken Guatemala-Brüllaffen - gehört haben wir sie, doch leider nicht gefunden.
Palenque war während der klassischen Periode von 250 bis 900 n. Chr. eine der wichtigsten Städte in der Maya-Region. Ursprünglich war dieser Ort ein Dorf von Bauern und Jägern, das schließlich zur Hauptstadt einer mächtigen Dynastie wurde, die eine ausgedehnte Region beherrschte. Der Bau der Gebäude im Zentrum der Stadt begann um das Jahr 431, ebenso wie ein intensiver Fernhandel. Die Textanalyse zeigt, dass neun männliche Gouverneure und zwei Frauen zwischen 345 und 603 regierten. Es wird angenommen, dass Palenque zwischen 615 und 783 seinen Höhepunkt erreichte mit 8.000 Bewohnern um das Jahr 800. Danach begann die Stadt zu verfallen und wurde ein Jahrhundert später ohne Beweise für einen klaren Grund aufgegeben.
Tempel XII oder Tempel des Schädels
Tempel der Inschriften
Der Tempel der Inschriften verdankt seinen Namen drei Felstafeln mit dem zweitlängsten Text mit Hieroglypheninschriften, der aus der Maya-Welt bekannt ist. Die Hieroglyphen beschreiben die Geschichte der herrschenden Dynastie in der Stadt und die Taten von K’inich Janaab Pakal I., auch bekannt als Pakal der Große, (* 23. März 603; † 28. August 683). Er war der bedeutendste Herrscher der Maya-Stadt Palenque. Er regierte vom 26. Juli 615 bis zu seinem Tod.
Im Inneren des Tempels entdeckte der Archäologe Alberto Ruz Lhuillier 1949 eine Fliese, die eine zugeschüttete Treppe bedeckte. Es dauerte drei Jahre bis die Treppe freigelegt war und man die Grabkrypta von Pakal 1952 entdeckte. Sowohl der Sarkophag und die Platte, die ihn bedeckte, als auch die Wände der Krypta sind mit Flachreliefs geschmückt, die unter anderem den Tod von Pakal und seinen Abstieg in die Unterwelt zeigen. In den Hieroglyphen der Krypta werden auch der Ursprung und die Vorfahren von Pakal sowie das Himmelsband und eine Reihe von Maya-Gottheiten beschrieben. Es war der sensationellste Fund der Mexikanischen Archäologie seit vielen Jahren.
Sarkophagplatte ©Instituto Nacional de Antropología e Historia de México
Arthuro erklärte uns die Darstellungen auf der Grabplatte
Palast - der grösste Gebäudekomplex in Palenque misst in seiner Basis 97x73 Meter
Der Palast ist ein Komplex aus mehreren miteinander verbundenen und angrenzenden Gebäuden und Innenhöfen, wurde im Laufe von vier Jahrhunderten von mehreren Generationen auf einer breiten künstlichen Terrasse erbaut. Zahlreiche Skulpturen und Flachreliefs sind erhalten geblieben, aber für die Besucher nicht mehr zugänglich. Das ungewöhnlichste und erkennbarste Merkmal des Palastes ist der vierstöckige Turm. Ein Aquädukt aus großen Steinblöcken mit einem drei Meter hohen Gewölbe leitete den Fluss Otulum unter dem Hauptplatz hindurch.
Der „Kreuztempel“, dessen Name stammt von einem Relief im Inneren mit einem kreuzförmigen Weltenbaum.
Der Sonnentempel
Im 18. Jahrhundert waren die ersten Spanier in Palenque. Pläne und Zeichnungen wurden angefertigt. Erste unsystematische Ausgrabungen im 19. Jahrhundert führten zur Zerstörung des Kontextes und zum Verlust von Artefakten an ausländische Museen. Die ersten Ausgrabungen im modernen Sinne fanden ab 1940 statt.
Es könnte ein Helmleguan sein - Hernandez’s Helmeted Basilisk (Corytophanes hernandesii)
Die nördliche Gruppe von Tempeln
Die ehemaligen Mayametropole Palenque gehört seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Unser Rückweg war ein Spaziergang durch den Regenwald. Überall sind die Reste von Gebäuden zu sehen. Ohne Pufferzone beträgt die Gesamtfläche der archäologischen Stätte 1.780 Hektar, 1.400 Gebäude wurden erfasst, von denen nur etwa 10 % erkundet wurden. Das kleine Museum am Eingang hatte geschlossen, eine Entscheidung des Bundesstaat Chiapas in Corona Zeiten - schade.
Der Wasserfall Misol-Ha, ca. 45 km von der Stadt Palenque entfernt
Der Wasserfall hat eine Höhe von 35 Metern. Auf einem Weg gelangt man hinter die Kaskade, wo es eine ca. 20 Meter tiefe Höhle mit einem kleinen See gibt. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad. Sieht man Bilder von den Cascadas de Agua Azul, sehen sie wohl reizvoller aus, doch gab es im Moment einige Probleme mit der lokalen Bevölkerung in den Dörfern an der Zufahrt - Sicherheit geht vor.
Don Mucho's Restaurant
Verbrachten wir den ersten Abend in Palenque gemeinsam am Pool unseres Hotels - mit Getränken hatten wir uns bei Walmart in Chetumal bereits versorgt - waren wir am zweiten Abend im Don Mucho's, ein mexikanisches Restaurant mitten im Dschungel mit Livemusik und diversen Einlagen für die Gäste.
Restaurant Los Careyes am Golf von Mexiko
Ziel des nächsten Tages war Campeche, Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Ein kleiner Umweg über die MEX-259 brachte uns zur Playa Sabancuy am Golf von Mexiko. Wir gönnten uns eine ausgiebige Mittagspause mit Baden, einem kühlen Bier und, wie konnte es anders sei, Fisch oder Meeresfrüchte zum Lunch. Die letzten 130 Kilometer bis Campeche ging es durch kleine Fischerdörfer immer an der Küste entlang.
Unsere Truppe in Campeche
Campeche wurde im 16. Jahrhundert am Ort der kleinen Mayasiedlung "Kaan Peech" an der Küste des Golfs von Mexiko gegründet. Campeche wurde bald zum wichtigsten Hafen Yucatáns. Der wachsende Reichtum führte zu ständigen Überfällen britischer und niederländischer Seeräuber. Nach einem besonders schlimmen Überfall im Jahr 1663, bei dem die Stadt praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurde, begann man im Jahr 1688 mit Hilfe der spanischen Krone den Bau der Befestigungsanlagen. Von der Stadtmauer sind nur noch Teile erhalten.
Bummel durch die Altstadtgassen
Die Kathedrale von Campeche - Baubeginn 1650, fertiggestellt 200 Jahre später
Uferpromenade
Der historische Stadtkern mit seinen gut erhaltenen kolonialen Bauwerken und seinen Befestigungsanlagen und Bastionen wurde 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe "Historic Fortified Town of Campeche" erklärt.
Das Hotel Plaza Campeche zwei Blocks hinter dem Plaza de la Independencia
Museum für Maya-Archäologie im Fort San Miguel von Campeche
Reisen Sie mit uns weiter durch Mexiko auf der Halbinsel Yukatan. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum letzten Teil unserer Tour.