Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Eigentlich war es schade, unseren traumhaften Platz am Arche de Julia schon wieder zu verlassen. Doch wenn man etwas mehr von diesem riesigen Areal erleben möchte, muss man jeden Tag weiter ziehen. Auch so sieht man in den wenigen Tagen leider nur einen ganz kleinen Teil mit einigen Highlights.
Egal wo man war, es gab immer neue Felsformationen - soll man für ein Foto stoppen oder noch ein wenig weiter fahren. Die Entscheidung fiel nie leicht, denn eine zweite Chance für ein bestimmtes Landschaftsfoto hatten wir nicht.
Ennedi ist kein menschenleerer Raum. Es ist die Heimat der Tubu Nomaden, die seit unzähligen Generationen mit ihren Herden - heute sind es Kamele, Ziegen und Schafe - in dieser ariden Region ihr traditionelles Leben weiterführen. Archäologische Funde belegen, dass die ersten Hirten mit ihrem Vieh bereits 3.000 v. Chr. im Ennedi lebten.
Aloba Arch
Der Aloba Felsbogen ist mit seiner Spannweite von 76 Metern und seiner Höhe von ca. 120 Metern einer der grössten Felsbögen der Welt.
Steine, Sand und die Sehnsucht nach ein wenig Schatten - es war erst 08:30 Uhr, doch die Sonne entfaltete schon so früh all ihre Kraft. Es war ganz schön heiß.
Blick vom Aloba Felsbogen in die entgegengesetzte Richtung
Nubiertrappe - Nubian Bustard (Ardeotis nuba)
So schönes Gras, doch weit und breit waren keine Gazellen zu sehen.
Ein Felsen wie ein Tisch für Riesen
Rautenförmiger Durchgang im Fels
Fotostopp für einen Panoramablick
Felsnadeln - dicht gedrängt ragen sie in unterschiedlichen Formen gen Himmel
Ein steinerner Elefant mitten in der Wüste
Rinder können auf Grund der heutigen Jahresniederschlagsmenge von 50 bis 150 mm nicht mehr gehalten werden.
Toukou
Versteckt hinter diesem Felsbogen von Toukou befand sich das neue Warda Camp, das von SVS - Société de Voyages Sahariens betrieben wird. Es ist ein Luxuscamp ähnlich dem Camp Nomad im Zakouma, das Gästen, die das nötige Kleingeld, aber wenig Zeit haben, einen Besuch im Ennedi auf Fly-In Basis ermöglichen soll. Neben den extrem hohen Kosten gibt es aus unserer Sicht einen weiteren Nachteil bei dieser Variante den Nordosten des Tschad zu besuchen - die Seen von Ounianga sind vom diesem Camp aus nicht erreichbar.
Ein weiterer Felsbogen, doch an der Felsgruppe dahinter verbergen sich unzählige Felszeichnungen.
Reiter auf Fantasie "Pferden" - so die Interpretation von Dr. Tilman Lenssen-Erz, Experte für prähistorische Felskunst von der Universität zu Köln, der auch maßgeblich an Forschungen im südlichen Afrika beteiligt ist.
Wir mussten die Esel von ihrem schattigen Plätzchen vertreiben, denn da gab es auch noch Felsbilder - sorry.
Es war Zeit für unsere Mittagspause. 40° im Schatten, keine Ahnung wie heiß es in der Sonne war. Wir waren bereits fünf Stunden unterwegs. Ein kleines Plätzchen war gefunden. Floran bereitete wie immer einen frischen Salat für uns zu, Obst als Nachtisch und einen Tee, süß, wie ihn die Nomaden lieben, gab es auch. In der Regel gönnte wir uns eineinhalb Stunden Rast zur Mittagszeit, bis unsere Begleiter ihr "salāt az-zuhr", das vorgeschriebene Mittagsgebet für Moslems, absolviert hatten.
Saharasteinschmätzer hüpften um uns herum. Lannerfalken waren am Himmel zu sehen und verschwanden in einer Felsnische über uns.
Rinder, symbolisiert mit ihren langen Hörnern und dem Euter; ein Reiter auf seinem Pferd
Eine Dorfszene mit Giraffen im Hintergrund aus einer Zeit, als die Felsen von Ennedi von Savanne umgeben war.
Das Ennedi-Hochland ist ein Gebiet, in dem die Erschaffung von Kunstobjekten, seien es Malereien oder Gravuren, an Felswänden ein Vermächtnis zu haben scheint, das 5.000 Jahre von heute an zurückreicht. Die Arbeiten der Künstler stammen aus verschiedenen Epochen und wurden teilweise übereinander angebracht.
Altes Behältnis aus Ziegenleder zur Herstellung von Dickmilch
Haushaltsgegenstände
Ahmed und Abdallah diskutierten über die Nutzung dieser Höhle
Ein Unterschlupf in der Felswand, bis heute genutzt, wir hatten keine Ahnung von wem. Es sind solche Felshöhlen und Felsüberhänge wo man Felsmalereien findet. Sie sind je nach Witterungseinfluss in unterschiedlicher Qualität erhalten.
Auf dem Weg nach Terkey, einer weiteren Felsgruppe mit Felsmalereien
Eingangstor nach Terkey West
Schatten - es war bereits 15:00 Uhr. Wir brauchten eine kurze Verschnaufpause, ehe wir uns die nächsten Felsbilder anschauen konnten. Die Hitze hinterließ ihre Spuren. Wie immer hatte Floran einen Tee als Abwechslung zu dem vielen Wasser, was man über den Tag verteilt trinken musste, im Angebot.
Noch war unser kleiner Mammut-Tag nicht abgeschlossen. Einen weiteren Platz mit Felsbildern gab es auf dem Weg nach Archei zu besichtigen. Ok, das schaffen wir auch noch, danach ist aber Schluss für heute, so war unsere einhellige Meinung.
Auf dem Weg nach Terkey Ost
Reiter galoppieren mit ihren Pferden - als langer Fries ist die Unterkante des Felsen bemalt
Ein Artikel von Dr. Tilman Lenssen-Erz zur Felskunst im Ennedi gibt es unter dem Titel Pastoralist appropriation of landscape by means of rock art in Ennedi Highlands.
Blick von unserem Camping Spot, fünf Fahrminuten vom Guelta d'Archei entfernt.
Unser Camp war pünktlich zum Sonnenuntergang errichtet. Wir brauchten eine Dusche, um neue Lebensgeister zu wecken. Ahmed und Abdallah waren noch einmal weg gefahren und kamen kurze Zeit später mit einem Schaf zurück. Unsere Fleischvorräte mussten aufgestockt werden. Hektik im Camp. Das Schaf wurde geschlachtet, enthäutet und zerlegt. Alle waren very busy mit der Zubereitung des Fleischs, um es haltbar für die nächsten Tage zu machen. Leider gibt es davon keine Fotos.
Der vordere Bereich des Guelta d'Archei
African Parks hat in Partnerschaft mit der Tschadischen Regierung das Management für das gesamte Ennedi Natural and Cultural Reserve im Februar 2018 übernommen. Das Guelta d'Archei ist die Heimat einer seit ewigen Zeiten isolierten und an die Bedingungen in der Wüste angepassten sehr kleinen Population des Westafrikanischen Krokodils.
Es gibt zwei Möglichkeiten ins Guelta zu gelangen - eine fünf Kilometer Trekkingtour, wo man direkt zum Ende des Guelta's kommt oder man fährt zum Eingang der Schlucht und nimmt den gleichen, ca. ein Kilometer langen Weg wie die Hirten mit ihren Tieren. Wir hatten uns für die leichtere Variante entschieden, denn insgesamt zehn Kilometer bei diesen Temperaturen über Sand und Steine zu laufen, war nun wirklich nichts für mich.
06:15 Uhr waren wir, nach einer Tasse Kaffee im Camp, bereits zu Fuss in der Schlucht unterwegs. Leider waren auch schon die ersten Hirten mit ihren Herden da, was wir eigentlich vermeiden wollten.
Quelle des Guelta d'Archei
Wir liefen direkt bis zum Ende der Schlucht. Es ist der Platz, wo die natürliche Quelle des Guelta's entspringt - das Habitat der Krokodile. So sehr wir uns auch bemühten, wir konnten kein Krokodil entdecken. Was uns aber mehr Sorgen bereitete, wir konnten auch keine Spur entdecken, die die Anwesenheit von Krokodilen verraten hätte. Es war ein wenig deprimierend. Abdelkarem erzählte uns, dass Anfang des Jahres ein Team von African Parks wegen der Krokodile da war. Wir hatten eine aufgestellte Kamerafalle am Pool gesehen.
Wüstenammer - Striated Bunting (Fringillaria striolata) - links das Weibchen, rechts das Männchen
Eine erste Kamelherde war bereits in der Nähe der Quelle
Es kamen immer mehr Kamele ins Guelta
Fotografieren bedarf der Erlaubnis der Hirten. Die einen lehnten es kategorisch ab, andere sagten ja. Da war man ganz schön in der Zwickmühle in welche Richtung man nun fotografieren durfte oder auch nicht, um die Gefühle der Hirten nicht zu verletzen.
Zimperlich sollte man nicht sein, denn auch wir mussten Barfuß durch das Wasser mit all den Hinterlassenschaften der Kamele, Ziegen und Esel.
Die Aufgabe der Frauen ist es, Wasser für die Familie zu holen. Die Ersten waren mit ihren beladenen Eseln bereits auf dem Heimweg.
Der Sound inmitten des Gualta's war gespenstisch - ein einmaliges Erlebnis
Nomaden sind mit allem Notwendigen für das Überleben in der Wüste unterwegs
Traumhaft
Zum Glück ermöglichte es der Zoom meiner Kamera, einige Situationen einzufangen, die so von den Hirten unbemerkt blieben.
Nach gut zwei Stunden waren wir zurück an unserem Auto am Eingang zum Guelta d'Archei. Ein letztes Foto musste noch sein, auch wenn ich mich dafür etwas hinter dem Auto verstecken musste.
Junge Nomaden auf Reisen
Zurück im Camp gab es Frühstück. Das meiste war schon für die Weiterfahrt gepackt. Die Frage, gibt es noch Krokodile im Guelta d'Archei und wenn ja, wie viele, beschäftigte uns die nächsten Stunden. Sie ließ uns auch nach unserer Rückkehr nach Deutschland keine Ruhe. Alle Bilder, die ich bis dato finden konnte, waren einige Jahre alt. So kontaktierte ich nach unserer Rückkehr African Parks, um aktuelle Informationen zu bekommen:
"The crocodiles of Archei are West African crocodiles (Crocodylus suchus), known to be non-aggressive and extremely shy. No attack on human or livestock was ever reported. The species has only been recognised as a different species from the Nile crocodile (Crocodylus niloticus) by the scientific community in 2011. It is fairly abundant in Western and Central Africa but populations that are adapted to desert conditions are very few, extremely vulnerable and each, usually hosts less than five individuals. Most are found in Mauritania and there is probably only one other left, in Chad, in Ennedi. Six thousand years ago, during the last African Humid Period, the Sahara was green with large lakes and West African crocodiles occurred throughout the region. This wet period ended with the onset of desert conditions and the crocodiles, like many other species, disappeared in many places. Some however managed to maintain themselves at strategic places like the Guelta d’Archei, highlighting the value of Ennedi as a refuge for relict tropical fauna.
The crocodiles of the Guelta d’Archei are indeed quite difficult to see, especially during the dry season as camel and herders use it daily and the crocodiles consequently hide under rock boulders. The best is to approach from a high point to reduce the chances of having the crocodiles see you, and to come either early morning before the first camel arrives or late afternoon when the Guelta becomes quiet again."
Antwort von African Parks
Die Facebook Seite von African Parks hält noch sehr erfreuliche Details zur aktuell bekannten Situation der Krokodil Population Stand März 2019 bereit.
Screenshot aus einem Video, veröffentlicht am 03.04.2019 von African Parks bei Facebook
Byron do Preez, einer der Krokodil Forscher von African Parks, entlässt in dem Video eines von nur drei verbliebenen westafrikanischen Wüstenkrokodilen im Guelta d'Archei in seinen Pool zurück in die Freiheit. Alle drei wilden Krokodile wurden im Februar 2019 gefangen, um das Geschlecht zu bestimmen und DNA-Proben zu sammeln. Leider sind alle drei Krokodile weiblich. Ein Managementplan zum Schutz dieser stark bedrohten Reliktpopulation wird derzeit erarbeitet. Man geht davon aus, dass höchstwahrscheinlich eine Wiedereinführung zur Unterstützung dieser Population notwendig wird. So der Eintrag zu diesem Video von African Parks.
Nun gibt es auch noch eine kleine Ergänzung zu den Krokodilen im Guelta d'Archei mit einem Foto im Jahresbericht von African Parks.
Ennedi staff conduct research on the three remaining West African crocodiles © Brent Stirton
Quelle: Jahresbericht 2018 von African Parks, veröffentlicht am 03.06.2019
Es freut uns riesig, dass es sie noch gibt, auch wenn wir keines von ihnen sehen durften. Wir wünschen dem African Parks Team viel Erfolg auf dem Weg zur Erhaltung dieser Population im Ennedi.
Wir reisen
Kommen sie mit. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 6. Teil unserer Tour.