Unser nächstes Ziel auf der Tour war die Region Kitale. Die Campsite von Barnleys Guest House, 8 km vom Saiwa Swamp National Park entfernt und unterhalb der Cherangani Hills gelegen, war ein idealer Ausgangspunkt für unsere geplanten Unternehmungen. 230 km Asphaltstraße lagen vor uns. Die ersten Kilometer ging es noch in Richtung Süden. Hinter Marigat bogen wir dann westwärts auf der C51 in Richtung Eldoret ab.
Zunächst führte die Strasse in einigen Kehren auf den Kamm der Tugen Hills ca. 800 Höhenmeter hinauf. Die Tugen Hills sind beim Einbruch des Ostafrikanischen Grabens entstanden. Doch handelt es sich nicht um vulkanische Berge, sondern um eine riesige Felsplatte aus dem Boden des Grabenbruchs, die auf die Seite kippte und sich dabei steil aufgestellt hat. Im Zentrum der Tugen Hills liegt das Bergstädtchen Karbanet. Es ist der Heimatort von Ex-Präsident Moi. Im weiteren Verlauf der Strecke führte die Bergstraße nun wieder ca. 600 Höhenmeter hinunter ins Kerio Valley. Das Tal erstreckt sich über 80 Kilometer in Nordsüd-Richtung. Wasser aus den Cherangani Hills wird hier wohl schon seit etwa 500 Jahre in einem ausgeklügelten Kanalsystem zur Bewässerung der Felder genutzt.
Blick von den Tugen Hills ins Kerio Valley und im Hintergrund auf das Elgeyo Escarpment
Nachdem wir das Tal durchquert hatten, begann der eigentliche Aufstieg zum Elgeyo Escarpment. Es ist Teil der Westwand des Great Rift Valley. Der arme Land Cruiser musste nun erneut den schweren Anhänger gut 1.000 Höhenmeter hinauf ziehen. Es war harte Arbeit für ihn und auf halber Strecke kam er ein wenig ins Schwitzen. Eine Verschnaufpause fürs Auto war fällig. Für uns war es ein willkommener Stopp, um sich die Beine zu vertreten.
Auszeit für den Land Cruiser am Elgeyo Escarpment. Er drohte zu überhitzen.
Im Hintergrund der Torok Water Fall, der vom Elgeyo Escarpment 70 Meter in die Tiefe stürzt
Wir nutzen die Ruhepause für unser Auto mit Blick auf den Torok Water Fall auch gleich für unseren Lunch Break. Zarek füllte noch Kühlwasser nach. Dann waren wir wieder startklar. Kurz vor Iten gab es auf der kurvenreichen Strecke noch einen sicheren Platz für einen Blick ins Kerio Valley.
Blick vom "Cherangani Highway" westwärts über die fruchtbaren Uasin Gishu Plains bis zum Mount Elgon
Die Cherangani Hills sind Teil des westlichen Hochlandes. Ihr Ursprung ist nicht vulkanisch - es ist ein Bruchschollengebirge. Erosion gab ihm sein heutiges Aussehen. In den Hügeln findet man fünf bemerkenswerte Bergspitzen - Kameleogon (3.581m), Chebon (3.375m), Chepkotet (3.370m), Karelachgelat (3.350m) und Sodang (3.211m). Diese Berge war die ursprüngliche Heimat der Sengwer, ein Jäger-Sammler-Volk. Sie wurden jedoch an den Rand gedrängt, denn die Mehrheit der heutigen Siedler gehören zu den Pokot, Marakwet und Kalenjin. Die Menschen leben in kleinen Dörfern und einzelnen Bauernhöfen weit verstreut. Die Cherangani Hills sind eines der fünf wichtigsten Wassereinzugsgebiete in Kenya. In den Bergen sind einige ursprüngliche Waldgebiete erhalten geblieben, die heute als dreizehn kleine Inseln ein Forest Reserve mit einer Gesamtfläche von 95,6 km² bilden.
Blick über eines der ursprünglichen Waldgebiete
Wir starteten nach dem Frühstück mit Maurice Sinyereri, einem lokalen Bird-Guide, unsere Erkundungstour durch die Cherangani Hills. Wir hatten eigentlich keine wirkliche Vorstellung, was uns in Puncto Landschaft an diesem Tag erwartete. Nach unserem ersten Stopp mit Blick zum Mount Elgon war die Weiterfahrt auf dem so genannte Cherangani Highway für uns nicht mehr möglich. Die Piste wurde gerade von Grund auf erneuert. Frische riesige Erdhaufen versperrten unseren Weg. Warten wollten wir nicht. So mussten wir einem Umweg von ca. 10 Kilometern in Kauf nehmen.
Über kleine unbefestigte Straßen ging es kurvenreich höher und höher hinauf in die Berge. Die orangefarbenen Pisten, malerische traditionelle Häuser, die gepflegten Äcker und die Wiesen voller Kühe und Schafe, dazwischen dunkelgrüne Wälder - es fiel uns schwer zu glauben, dass wir in der Nähe des Äquators unterwegs war.
Immer wieder gab es Plätze, mit einem wunderschönen Blick über die Szenerie. Man hätte ständig anhalten können, um es im Bild festzuhalten. Das ging natürlich nicht. Gegen Mittag waren wir auf einer Höhe von ca. 3.100 Meter angekommen und ein kalter Wind ließ uns bei den Stopps jeweils nur kurz verweilen.
Ein Bauernhof in den Cherangani Hills
Die Wolken am Himmel wurden immer dunkler und hingen als dicke Nebelschwaden bis in die Bergtäler. Der nächste Regen schickte seine Vorboten.
Mit diesen Wolken am Himmel hatten wir keine Chance auf die erhoffte Sichtung von Bartgeiern (Bearded Vulture/ Lammergeier). Maurice erkundigte sich bei jedem Stopp bei den Einheimischen, ob sie in letzter Zeit welche gesehen hatten. Es wurde immer positiv bestätigt. Ja, es gibt noch Bartgeier in den Cherangani Hills. Uns wurde berichtet, dass die Bewohner der Berge die Knochen geschlachteter Haustiere stets auf die Wiesen raus legen würden. Dann kämen die Bartgeier zu den Gehöften, um sie zu holen.
Die Nistplätze für Bartgeier in Kenya umfassten einst auch Hell's Gate, Mount Elgon und Mount Kenya. Heute sind nur noch die Cherangani Hills bekannt, die eine etablierte Brut- Population haben. Doch wird vermutet, dass es auch da nur noch maximal vier Paare gibt, die nisten.
Für Vogelexperten gibt es noch weitere Besonderheiten in den Cherangani Hills. Neben einer kleinen Population von Kronenadlern (Crowned Eagle) gab es in letzter Zeit auch einzelne Sichtungen von Rotbrust-Sperlingskauz (Red-chested Owlet), Dickschnabel-Honiganzeiger (Thick-billed Honeyguide) und Purpur-Raupenfresser (Purple-throated Cuckoo-shrike) - doch nicht für uns.
Es begann leicht zu regnen. Die engen kurvenreichen Pisten wurden etwas rutschig. Für uns war es so höchste Zeit, den kürzesten Weg raus aus den Bergen zu nehmen. Zarek brachte uns sicher zurück zu Barnleys Guest House. Einmal mehr hat uns Kenya mit seiner Vielfalt an atemberaubenden Landschaften überrascht.
Richard Barnley hatte für Zarek einen Mechaniker von Kitale organisiert, der am Abend den Scheibenwischer am Auto wieder in Gang setzte, denn wir mussten mit weiteren Regenschauern für die restlichen Tage unserer Tour rechnen.
Saiwa Swamp National Park
Saiwa Swamp ist der kleinste National Park in Kenya. 1974 wurde das bewaldete Flusstal mit seinen 3 km² im eigentlichen Sumpfbereich des Flüsschens Saiwa unter Schutz gestellt, um den Bestand der hier lebenden Sitatunga-Antilopen zu bewahren. Den Park kann man nur zu Fuss erkunden. Holzstege führen durch den mit Schilf bewachsenen Sumpf. An mehreren, teils erhöhten Beobachtungsplattformen bietet sich ein guter Überblick über das Flusstal. Eine weitere Rarität von Saiwa sind zwei Primatenarten, nämlich die Brazza-Meerkatze und der nachtaktive Potto, welche ähnlich wie die Sitatunga nur an wenigen Orten in Kenia zu finden sind. Auch die Vogelwelt ist beachtlich - 372 Arten konnten hier trotz der geringen Größe des Parks bisher nachgewiesen werden.
Blick über die Sumpflandschaft im Saiwa Swamps National Park
In der Nacht hatte es erneut geregnet. Trotzdem standen wir zeitig auf, denn wir wollten unsere Chance, am frühen Morgen eine Sitatunga im kleinen Saiwa Swamps National Park zu sehen, nicht verspielen. Die Zelte mussten leider nass zusammengepackt werden. Nach dem Frühstück machten wir uns mit Maurice auf den Weg. Es war nicht weit bis zum Gate.
Ein erstes Highlight, die Begrüßung sozusagen, waren De Brazza's Monkeys, die im dichten Laub der Bäume über uns herum turnten.
Brazza Meerkatze - De Brazza's Monkey
(Cercopithecus neglectus)
Das Habitat der De Brazza's Monkeys sind feuchte Wälder, meist in der Nähe von Wasser. Sie bevorzugen sumpfige oder saisonal überflutete Lebensräume und leben nie weiter als einen Kilometer vom nächsten Fluss oder See entfernt.
links: Kardinalspecht - Cardinal Woodpeckern (Dendropicos fuscescens)
Ein kleiner Weg führte durch den Wald, immer am Rand des Sumpfes entlang. Vogelgezwitscher umgab uns von allen Seiten. Doch sie im grünen Gewirr der Blätter zu entdecken, ist schwierig. Sie zu fotografieren, ist für mich fast unmöglich.
Dunkelschnäpper - African dusky Flycatcher (Muscicapa adusta)
Maurice suchte stets das Unterholz am Rand des Sumpfes ab. Er kennt die Stellen, die die Sitatunga am Morgen lieben. Inmitten des grünen Gewirrs schimmerte an einer Stelle das braune Fell einer der Antilopen hindurch. Wir beobachteten sie eine Weile, doch die Sicht auf das Tier war äußerst schlecht.
Blick von einem der Hides über Teile der Saiwa Swamps
Kronenkraniche, Ibisse und verschiedene Reiher konnten wir von einem der Hides im Schilf entdecken - jedoch waren alle recht weit entfernt. Ein Schneescheitelrötel (Snowy-crowned Robin-Chat) sang in der Ferne sein wunderschönes Lied. Ein Samtweber (Yellow Bishop) flog emsig den Sumpf rauf und runter. Wir hörten die Rufe eines Ross-Turako (Ross's Turaco), doch finden konnten wir ihn nicht.
Auf dem Rückweg, an einer offenen Stelle, trat plötzlich eine Sitatunga aus dem Schilf heraus. Es ging alles so schnell - ein kurzer Blick in unsere Richtung, dann war sie auch schon wieder im dichten Schilf verschwunden. Trotzdem waren wir happy, diese scheue Antilopen-Dame in voller Pracht gesehen zu haben.
Knapp drei Stunden waren wir unterwegs. Herbert hatte massive Probleme mit seinem Rücken. So war er schon eher allein zurück gegangen. Als wir zurück zum Gate kamen, war er jedoch nicht da. Auch die Ranger hatten ihn nicht gesehen. Was war passiert? Zarek, Vincent und Maurice gingen in verschiedene Richtungen zurück, um ihn zu suchen. Kurze Zeit später kamen sie alle mit Herbert zurück. Er hatte es sich auf einer nahegelegenen Plattform gemütlich gemacht, beobachtete Vögel und entdeckte ebenfalls Sitatungas. Uns hatte er wohl noch nicht zurück erwartet.
Guereza Mantelaffe - Guereza Colobus (Colobus guereza)
Wir machten uns auf den Weg zum Mount Elgon. Zarek prüfte noch einmal die Scheibenwischer am Auto und musste leider feststellen, dass sie durch die kurze Fahrt über unbefestigte Straße erneut streikten. Es half alles nichts. Bevor wir weiterfahren konnten, mussten wir in die Werkstatt in Kitale. Zum Glück erreichte Zarek unseren Mechaniker vom Vortag sofort per Telefon. Er erklärte uns den Weg zu seiner Wirkungsstätte.
Nun begann die Suche nach dem Fehler. Der Stromfluss wurde geprüft, diverse Verkleidungen abgebaut, einzelne Kabel erneuert - der Fehler bestand weiter. Ganze Prozedur von vorn mit erweitertem Wirkungskreis. Wir beobachteten derweil das bunte Treiben auf der Strasse.
Nach zwei Stunden ohne Erfolgserlebnis war es Zeit für eine Tasse Kaffee und eine Toilette war ebenfalls von Nöten. An der Hauptstraße stand ein Schild "Deep Sea Resort". Sicher war es ein kleines Hotel mit einem dieser lustigen Namen. Als wir ankamen, entpuppte es sich als hübsches Schwimmbad mit großem Restaurantbereich. Die nächste Stunde verbrachten wir mit Vincent im gepflegten Garten am Pool. Als wir zurückkamen stand fest, dass das Problem irgendwo auf dem Weg zum Heckscheibenwischer lag. Zarek entschied nun kurzerhand: Heckscheibenwischer abklemmen. Wir brauchten nur einen funktionierenden Scheibenwischer für die Frontscheibe. Nun wurde alles wieder zusammengebaut. Langweilig war das Warten am Strassenrand keineswegs, nur etwas unbequem. Nach viereinhalb Stunden könnten wir unseren Weg zum Mount Elgon mit funktionierendem Frontscheibenwischer fortsetzen. Um es vorweg zu nehmen, bei unserer Rückkehr nach Nairobi funktionierten die Scheibenwischer noch immer. Der Aufwand hat sich also gelohnt.
Der Mount Elgon ist nach dem Mount Kenya der zweithöchste Berg im Land. Er liegt auf der Grenze zu Uganda. In Uganda ist seit 1992 eine Fläche von 1.110 km² als National Park deklariert. Auf kenyanischer Seite wurden bereits 1968 169 km² als National Park unter Schutz gestellt. Die höchste Bergspitze (Wagagai Peak) mit 4.321 Metern liegt auf ugandischer Seite. Der Koitoboos Peak auf kenyanischer Seite erreicht noch immer beachtliche 4.231 Meter. Der Mount Elgon ist ein seit 24 Millionen Jahren erloschener Vulkan, der durch ein bisher noch nicht vollständig erforschtes Netz von Höhlen durchzogen wird. Üppiger Bergwald in den tieferen Lagen, gefolgt von Bambusdickicht, geht in den Höhenlagen in eine afroalpine Moor- und Heidelandschaft über.
Von Kitale sind es nur 30 km bis zum Chorlim Gate. Für zwei Nächte hatten wir die Kapkuro Bandas bei KWS gebucht. Am Gate dauerte es eine Ewigkeit, bis wir passieren durften. Trotz mehrfacher Rückfrage bei KWS hatte Zarek nur für ein Zimmer der Bandas die Buchungsbestätigung bekommen, obwohl beide zusammen vorab bezahlt waren. Man schickte ihn zunächst ins nahe gelegene Headquarter zur Klärung. Im schönsten Sonnenlicht weideten Zebras und Wasserböcke auf einer Wiese hinter dem Gate. Sie ließen sich von vorbeilaufenden Rangern in keinster Weise stören. Schöne Fotomotive wären es gewesen, wenn mein Fotoapparat nicht bei Zarek im Auto gelegen hätte. Irgendwann kam er zurück, doch inzwischen war die Sonne verschwunden und leichter Nieselregen hatte eingesetzt.
Die Kapkuro Bandas stehen 5 Kilometer vom Gate entfernt auf einer großen Lichtung im Wald. Es gibt zwei Doppelbungalows, zweckmäßig eingerichtet jeweils mit separater Küche und Bad. Während sich Vincent um das Abendessen kümmerte, entfachte unser Camp Attendant ein wärmendes Feuer.
Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück starteten wir zu unserer ganztägigen Entdeckungstour am Mt. Elgon.
Das erste Ziel des Tages war Kitum Cave. Es ist wohl die bekannteste der Höhlen am Mount Elgon. Von der Hauptpiste führt ein kleiner Pfad zum ca. 500 Meter entfernt gelegenen Eingang der Höhle.
Der Zugang zum Kitum Cave
Kitum Cave erstreckt sich ca. 200 Meter in die Seitenflanke des Mount Elgon. Das Gestein der Höhlenwände ist reich an Mineralien. Seit Jahrhunderten wird dieser Platz von Elefanten aufgesucht. Mit ihren Stoßzähne brechen sie kleine Stücken von den Höhlenwänden ab, um an das wertvolle Salz zu gelangen. Buschböcke, Büffel und Hyänen profitieren davon und suchen die Höhle ebenfalls auf. Tiefer in der Höhle haben Fledermäuse ihr Zuhause.
Im vorderen Teil der Höhle waren überall Fußabdrücke von Elefanten im Sand zu sehen. Auch die Felsen zeigten eindeutige Kratzspuren ihrer Stoßzähne. Sie kommen wohl meist in der Nacht zur Höhle. Wie sie den felsigen Eingang in absoluter Dunkelheit passieren, ist schon beachtenswert.
Vincent und Herbert im Kitum Cave, nachdem sie die Fledermäuse an der Höhlendecke inspiziert hatten.
Blick in den Bergwald vom Eingang des Kitum Cave
In den 1980er Jahren gab es in Kenya zwei mysteriöse Fälle von Marburgfieber. 1980 starb ein Franzose, 1987 ein 15-jähriger dänischer Junge an dem Marburg Virus. Da beide kurz vor ihrem Tod den Kitum Cave besucht hatten, vermutete der amerikanische Forscher Dr. Eugene Johnson, hier den Ursprung des Marburg Virus zu finden. 1988 organisierte er eine bestens ausgestattete Expedition zum Kitum Cave. Trotz umfangreicher Auswertung von Proben war er nicht in der Lage, den Ursprung des Virus zu identifizieren.
Nicht weit entfernt, ebenfalls nah am Lower Circuit gelegen, befindet sich eine weitere Höhle - Makingeny Cave. Wer möchte, kann auf einem Pfad durch den Bergwald direkt zur zweiten Höhle wandern. Wir gingen jedoch zum Auto zurück, fuhren die zwei Kilometer und wanderten dann die kurze Strecke direkt zum Eingang der Höhle.
Blick auf den Wasserfall am Eingang zum Makingeny Cave
Der kleine Wasserfall macht den Eingang zum Makingeny Cave sehr attraktiv. Auf dem Sandboden im vorderen Bereich der Höhle konnten wir die Spuren von Büffeln und Buschböcken erkennen, jedoch keine von Elefanten.
Auf einer recht gut ausgebauten Piste ging es weiter durch den Bergwald unterhalb vom Endebess Bluff entlang. Wer möchte, kann auch hier auf die Klippe hoch wandern, um einen Panoramablick bis zu den Cherangani Hills zu geniessen.
The Endebess Bluff auf 2.563 Metern
Wir indes erfreuten uns am üppigen Grün und dem alten Baumbestand im Bergwald auf dem Weg zur Peak Road - hier ein kleiner Wasserfall, da ein Buschbock, Guereza Mantelaffen in den Bäumen - wunderschön.
Je höher wir kamen, desto mehr veränderte sich die Vegetation. Der dichte Bergwald lichtete sich. Auf einer Höhe von etwa 3.000 Metern dominierte ein undurchdringliches Gewirr aus Bambus. Schuppenfrankoline (Scaly Francolin) wechselten von einer Seite der Piste zur anderen. Ein kurzer Blick auf einen Hochlandfrankolin (Moorland Francolin) war uns ebenfalls vergönnt, doch bis zu einem Foto reichte es nicht. Zu schnell war er wieder im Bambusdickicht verschwunden.
Schuppenfrankolin - Scaly Francolin (Pternistis squamatus)
An einzelnen Stellen standen etwas seltsam aussehende Euphorbien. Auch Zarek hatte diese Art zuvor noch nie gesehen. Vielleicht bekommen wir ja im Nachhinein noch heraus, was es ist, dachten wir. Zarek hat von einem befreundeten Botaniker inzwischen die Bestätigung erhalten, dass es Euphorbia obovalifolia sind.
Euphorbia obovalifolia
Wie weit war es noch bis zum Ende der Peak Road? Wir wussten es nicht wirklich. Waren wir noch im National Park? Die Piste führt laut Karte hier oben ein Stück weit ausserhalb entlang. Auch diese Frage konnten wir nicht beantworten, denn es gab keine Beschilderung mehr.
Blick über die Hänge des Mount Elgon auf ca. 3.000 Meter Höhe
Wir durchquerten ein weiteres wunderschönes Stück Wald. Bäume - Olea cuspidata (Iron Olive) - soweit das Auge reichte und sattes Grün am Boden. Der dichte Busch als Unterholz fehlte hier.
Olea cuspidata (Iron Olive)
Eine Viertelstunde später konnte wir zum ersten Mal am Horizont die Gipfel am Mount Elgon Bergmassiv sehen. Wir hatten die afroalpine Moor- und Heidelandschaft erreicht.
Es war bereits 14:00 Uhr - Zeit für eine Pause. Jeder suchte sich ein Plätzchen - Lunch mit Panoramablick.
Rechts im Hintergrund der Koitoboos Peak mit seinen 4.231 Meter
Das letzte Stück der Piste war sehr morastig. Zum Glück gab es an den schlimmsten Stellen bereits kleine Umfahrungen. So kamen wir sicher bis an das Ende der Peak Road. Es liegt auf 3.580 Metern.
Zarek und Vincent - wir natürlich auch - happy to be on this place
Das Ende der Peak Road ist gleichzeitig die Campsite für all die jenigen, die zum Koitoboos Peak aufsteigen wollen. Der geübte Bergsteiger braucht wohl 3 - 4 Stunden dafür. Zarek und Vincent mussten ein kleines Stück des Trails unter die Füsse nehmen, um zu schauen, wie es weiter oben aussah. Sie kamen ein wenig außer Puste. War es nun ihr Tempo oder die dünne Luft in der Höhe? Sie haben es uns nicht verraten.
Ein obligatorisches Foto musste an so einem Plätzchen natürlich auch sein. Zum Glück spielte das Wetter mit, denn trotz Sonnenschein war es ganz schön frisch.
links: Plectranthus edulis (Ethiopian Potato)
Für uns alle war die unglaublich reiche Flora in diesem Gebiet beeindruckend. Für Botaniker ist es ein kleiner Garten Eden. Leider wachsen auf dieser Höhe noch keine Riesenlobelien. Zu gern würden wir diese einmal im Original sehen. Es scheint, dass wir dafür zu alt oder besser gesagt zu unsportlich sind.
Auf dem Rückweg gab es noch einmal einen Fotostopp in der Bambus Zone.
Ein letztes Mal stoppten wir gegen 17:00 Uhr bei "Elephant Plattform". Es war ein Blick zurück auf das satte Grün eines intakten Bergwaldes im National Park und gleichzeitig ein Blick ins Tal, mit seinen kleinen Siedlungen und den Äckern der Bauern - krasser kann der Unterschied kaum sein.
Mit einem Drink und Vincents leckerem Essen ließen wir einen wunderschönen Tag am Mount Elgon ausklingen. Hatten wir 2014 die Sipi Falls am Fusse des Mount Elgon auf ugandischer Seite bereits besucht, so konnten wir nun auf kenyanischer Seite Dank der Peak Road auf bequeme Art in die faszinierende Bergwelt vordringen.
Bevor es als Abschluss unserer Tour für sieben Nächte in die Mara ging, legten wir einen letzten Zwischenstopp in Kakamega ein.
Der Kakamega Forest gilt als östlichster Rest des kongolesischen Regenwaldes, der einst den Kontinent von Westafrika über Zentralafrika bis ins Hochland am Great Rift Valley bedeckte. Durch Klimaveränderungen nach der letzten Eiszeit ging tropischer Regenwald verloren. Der Mensch tat in den letzten beiden Jahrhunderten sein Übriges dazu durch massenhafte Rodungen der Wälder. Weniger als die Hälfte des Kakamega Forest mit seinen 238 km² ist noch einheimischer tropischer Regenwald. Am nördlichen Ende des Waldes wurden 36 km² als Kakamega National Reserve unter besonderen Schutz gestellt. Der übrige Teil gehört zum Kakamega Forest Reserve mit eingeschränkter Nutzung. Floristisch wird Kakamega von Pflanzenarten des zentralafrikanischen Flachlandes dominiert, aber aufgrund seiner Höhenlage zwischen 1.500 und 1.600 m und der Nähe zu den einstigen zusammenhängenden Nandi-Wäldern findet man auch Pflanzen aus dem Hochland, was Kakamega somit einzigartig macht. Kakamega ist ein Hotspot für Birder mit 367 registrierten Arten.
Kurz bevor wir unser Ziel im Kakamega Forest Reserve erreichten, wartete schon ein Begrüßungskomitee auf uns. Hübsche schwarz-weiße Guereza Mantelaffen (Guereza Colobus) turnten in den Bäumen herum.
Wir hatten uns für das Rondo Retreat Centre entschieden. Rondo ist ein Zufluchtsort für Naturliebhaber, christlich geprägt durch seine Eigentümer, die Trinity Fellowship Church.
Founders Cottage - unser liebevolles Heim für zwei Nächte
Wir wurden herzlichst begrüßt. Die gepflegte Anlage mit seinem Charm alter englischer Landhäuser gefiel uns auf den ersten Blick. Wir lieben solche Plätze. Wir bekamen das Founders Cottage. Es hat zwei Doppelzimmer mit separaten Bädern und eine gemeinsame Terrasse mit Blick in den Garten. Auch wenn es schon kurz nach 14:00 Uhr war, durften wir noch zum Lunch ins Haupthaus kommen. Frisch zubereitet, gab es ein leckeres Drei-Gänge Menü.
Vincent ist vom Volk der Luhya. Sein Zuhause ist nur wenige Kilometer von Rondo entfernt. Da er hier nicht für uns kochen musste, durfte er auf einem Kurzbesuch zu seiner Familie. Zarek brachte ihn zur Forststation, von wo aus er ein Boda boda nahm. Wir gönnten uns indes ein Mittagsschläfchen.
Diademmeerkatze - Blue Monkey (Cercopithecus mitis)
Als wir nach der kurzen Auszeit auf unsere kleine Terrasse zurück kamen, sprangen einige Diademmeerkatzen (Blue Monkey) über die Rasenfläche und verschwanden in den nächsten Bäumen. Kaffee und Kuchen wurde uns zum Cottage gebracht - was für ein Service. So angenehm kann man seine Zeit vertrödeln.
Zarek hatte uns schon im Vorfeld von dem jungen Kronenadler (African Crowned Eagle) auf Rondo erzählt. Plötzlich hörte er sein Rufen und fand ihn auch auf einem der Bäume im Garten.
Junger Kronenadler - juvenile African Crowned Eagle (Stephanoaetus coronatus)
Zum zweiten Mal hatte sich ein Pärchen Kronenadler (African Crowned Eagle) den höchsten Baum gleich hinter dem Hauptgebäude auf Rondo zum Brüten ausgesucht.
Anfang Januar 2016 konnten die Mitarbeiter von Rondo den ersten Blick vom Adlerküken erhaschen. Ende April 2016 war Zarek selbst auf Rondo, da war das Küken schon zu einem stattlichen Jungvogel heran gewachsen. Die Adler Eltern animierten ihn zu ersten tapsigen Flugversuchen, indem sie Futter auf nahegelegenen Ästen angeboten hatten. Kurze Zeit später, so wurde berichtet, hatten die Adler Eltern das Nest zerstört - Hotel Mama war beendet. Doch ist Junior noch lange kein Selbstversorger. Kronenadler haben eine der längsten Reproduktionszyklen im Reich der Vögel. Die Eltern sorgen für ihre Nachkommen teils bis zu einem knappen Jahr, auch wenn die Jungvögel schon eher erste eigene Jagderfolge unter Beweis gestellt haben.
Leider blieb das Rufen des jungen Kronenadlers ohne Antwort. Die Altvögel ließen sich nicht blicken. Ein leckeres Dinner für uns und ein Drink aus unserer Selbstversorger Hausbar folgten als Ausklang des Tages.
Fischteich im Lower Garden
Wir hatten himmlisch geschlafen. Mit dem ersten Licht des Tages erwachten auch die Vögel im Garten und begrüßten uns mit ihrem Gesang. Nach einem ausgiebigen Frühstück schauten wir uns auf dem Lower Garden Trail von Rondo um.
Es dauerte gar nicht lange, da entdeckten wir den jungen Kronenadler (African Crowned Eagle) auf einem Baum im Lower Garden. Dass er fliegen kann, hatte er uns so bewiesen. Erfolgreich jagen kann er auch, dass wurde uns erzählt. Doch einen Leckerbissen, den ihm seine Eltern ohne Aufwand mundgerecht servierten, verachtet er wohl ebenfalls nicht. Sein ständiges Rufen war herzzerreißend. Er schaute immer wieder nach allen Seiten. "Hunger! Wo ist mein Frühstück? Hat denn hier keiner Erbarmen?" - so ähnlich haben wir es interpretiert. Doch niemand kam und brachte den erhofften Leckerbissen.
An einem kleinen Wasserlauf entdeckten wir eine Schafstelze (Yellow Wagtail). Sie war wohl recht zeitig dem nahenden Europäischen Winter entflohen - ein Vorbote der bald zahlreich eintreffenden Zugvögel.
Es grünte und blühte - eine Freude fürs Auge. Vogelgezwitscher und die Rufe der Monkeys taten der Seele gut. Leider konnten wir keinen Turako entdecken, die sich sonst regelmäßig im Gartenbereich von Rondo aufhalten.
Bergspint - Cinnamon-chested Bee-eater
(Merops oreobates)
Bronzenektarvogel - Bronze Sunbird (Nectarinia kilimensis)
Witwenstelze - African Pied Wagtail (Motacilla aguimp)
Wir streiften noch ein wenig durch den oberen Garten. Ein Kaffee, etwas Lesen und schon war es Mittag. Auch der Nachmittag verlief unspektakulär ruhig. Immer wieder besuchte uns ein dreister Mackinnon-Würger (Mackinnon's Fiscal) auf der Terrasse. Er setzte sich zielstrebig auf einen Lampenschirm aus Naturmaterial und zupfte kleine Stückchen heraus. Unsere Anwesenheit störte ihn überhaupt nicht. Ein neugieriger Baumhopf (Green Wood-hoopoe) flog mehrfach dicht zu uns heran.
"Laymans" (Amauris albimaculata)
Etwas später ging es noch einmal in den Wald des Forest Reserves. Der untergehenden Sonne schauten wir vom Lirhanda Hill zu. Grauwangen-Hornvögel (Black-and-white-casqued Hornbill) flogen über uns hinweg.
Blick vom Lirhanda Hill Viewpoint über Teile des Kakamega Forest
Zum Dinner war auch Vincent wieder zurück. Eigentlich war es schade, dass wir den Tag nicht intensiver genutzt hatten, um Kakamega zu erkunden. Der Artenreichtum an Flora und Fauna hat so viel zu bieten, wovon wir leider das Meiste verpasst hatten. Mehr als drei Wochen waren wir nun schon in Kenya unterwegs. Es war halt unserer Tag, etwas Kraft für die letzte Woche in der Mara zu tanken.
Unser kleines Fazit: Wir haben unsere Zeit im Westen von Kenya sehr genossen. Die unterschiedlichen Landschaften haben uns immer wieder aufs Neue überrascht. Ausser in Kakamega waren wir überall die einzigen Gäste. Uns hat es gefreut, doch ist es eigentlich sehr schade, dass so wenige Reisende sich die Zeit nehmen und den Weg bis zum Mount Elgon finden.
Reisen Sie mit uns weiter durch Kenya
und begleiten Sie uns auch in den Mara Triangle. Es lohnt sich.