Wir sind zurück in Maun. Zeit zum Ausruhen wollen wir uns jedoch nicht gönnen. Die Route für den zweiten Teil unserer Tour
steht. Zunächst müssen wir ins Wildlife Office, um die Camp Sites zu buchen. Das klappte auch recht problemlos. Nur für die erste geplante Nacht im Chobe in Ihaha ist „fully booked“. Es ist
Ostern, das hatten wir nicht bedacht. Wir werden halt vor Ort sehen, ob noch etwas zu machen sein wird. Also steht der nächste Großeinkauf an. Gideon und Kenny schauen zu Hause kurz nach dem
rechten und können eine Nacht im eignen Bett schlafen. Wir haben das gleiche Zimmer in der Kamanga Lodge wie bei unserer Ankunft bezogen. Morgen geht es zu den Tsodilo Hills. Die ganze Nacht hat
es sehr stark geregnet.
Am späten Vormittag brechen wir auf. Die Sonne will sich so gar nicht zeigen. Je näher wir zu den Tsodilo Hills kommen, desto dunkler werden die Wolken. Das kann ja heiter werden. Nun hat uns die Regenzeit wohl doch erwischt. Die Zufahrt zum Camp steht bereits völlig unter Wasser. Die Zelte stehen, das Abendessen ist fertig und es beginnt erneut zu regnen und es hört bis zum nächsten Morgen nicht mehr auf. Nach dem Frühstück zeigt sich die Sonne wieder und wir begeben uns mit einem örtlichen Führer auf die erste große Wanderung zu den weltberühmten Felszeichnungen der San in den Bergen Gottes. Seit 2001 sind die vier Hügel von Tsodilo Weltkulturerbe der UNESCO. Als uralte spirituelle Stätte der San gelten diese Hügel als Heimstatt ihrer Götter und der Geister ihrer Ahnen. Mehr als 4.500 Felszeichnungen zeugen bis heute von dieser faszinierenden Kultur.
Leider bleibt es die einzige Wanderung, denn am Nachmittag setzt erneut heftiger Regen ein. Unser Holz war so nass, dass an Feuer nicht mehr zu denken war. Da half nur noch die Bitte um Asyl beim Camp Manager. Als Gegenleistung boten wir ihm ein von uns zubereitetes Dinner in seinem Haus und ein gemeinsames Bier. Ein fairer Handel. Wir waren die einzigen Gäste an diesen beiden Tagen.
Ein Kurzbesuch im Okavango Delta durfte auch auf dieser Reise nicht fehlen. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen. Einer Bootstour vom Sepupa Swamp Stop aus in die Pan Handle Region stand nichts mehr im Wege. Im Okavango Delta bevorzuge ich persönlich jedoch das lautlose Gleiten im traditionellen Einbaum, dem Mokoro. In Shakawe schauten wir dem bunten treiben an der kleinen Fähre zu, bis wir uns entschlossen, selbst mit zu fahren und einen Blick vom gegenüberliegenden Ufer des Okavango zu riskieren. Als wir auf die Rückfahrt warteten, hielt ein Minibus neben uns. Die Tür ging auf und Kinder kamen heraus – eins, zwei, drei… Mein Mann musste allein weiter zählen, ich brauchte meine Kamera. Er zählte am Ende 24 Kinder und ich musste mich in aller Form entschuldigen, dass ich sie ohne vorher zu fragen fotografiert hatte.
Nun ging es nach Namibia in den Caprivi. Die Grenzformalitäten auf botswanischer Seite waren schnell erledigt. Auf namibischer Seite hatten es die Beamten jedoch auf unsere T-Bone-Steaks abgesehen. Mit bestimmender Freundlichkeit erklärten sie uns, dass die Einfuhr nicht erlaubt sei. Wir könnten sie zwar hier vor Ort zubereiten, aber diesen Vorschlag lehnten wir aus Zeitgründen ab. So hakten wir unser Fleisch als wohltätige Spende für hungrige Mitmenschen ab. Sie waren auch nicht gierig, denn die Einfuhr unserer Grillwürstchen wurde ohne Beanstandung gestattet. Wir stoppten am nächsten Shop und kauften neue Steaks. Keine 500 m weiter war die nächste Polizeikontrolle. Wir waren nicht angeschnallt. Nach Vorlage des namibischen Bußgeldkataloges und der höflichen Frage, ob ich verstanden hätte, was da steht, sollten wir für Fahrer und Beifahrer je 300 N$ bezahlen. Es war rechtens, aber es schmerzte schon ein wenig. Nach langwierigem Small Talk einigten wir uns auf 300 N$ für den Fahrer. Doch nun kam das nächste Problem. Wir hatten nur Pula und keine Namibian Dollar. Wir waren ja gerade erst eingereist. Der liebe Beamte kam doch glatt auf die Idee, uns nach Rundu zum Bezahlen zu schicken. Es liegt ja nur 200 km entfernt, gleich um die nächste Ecke. Weiterer Small Talk war angesagt, bis wir die Erlaubnis hatten, im nächsten Dorf unser Glück zum Geld tauschen zu versuchen, wenn wir versprechen zurückzukommen. Ehrliche Menschen wie wir sind, haben wir das auch getan.
Auf der Community Camp Site direkt an den Popa Falls schlugen wir unser Lager auf. Trotz der Verluste des heutigen Tages, konnten wir den Sundowner genießen. Take it easy, wir haben Urlaub.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Susuwe am Westufer des Kwando. Beim anmelden im Park hatten uns die Ranger versichert, dass die Zufahrt zur Camp Site problemlos möglich sei. Vielleicht nutzten wir nur den falschen Weg. Wir bekamen ein Problem. Wir standen vor einer Wasserdurchfahrt, die einfach zu tief war. Eine Fahrspur nach rechts wies den Weg zu einer Umfahrung. Vielleicht wäre es vor wenigen Wochen noch möglich gewesen, nun war auch hier der Wasserstand zu hoch. Es hieß Umdrehen und just in diesem Moment streikte unser Auto. Alle Reparaturversuche blieben erfolglos. Ein anderes Fahrzeug war weit und breit nicht zu hören. So bauten wir unsere Zelte auf. Am nächsten Morgen hatte mein Mann seine erste unfreiwillige Walking Safari mit Gideon, um von der Susuwe Island Lodge Hilfe zu organisieren. Kenny und ich blieben in unserem provisorischen Camp. Paviane und Impalas besuchten uns. Es ging alles gut. Am Abend waren wir alle und unser Auto dank einem Abschleppfahrzeug in Katima Mulilo am Sambesi. So hatten wir uns den ersten Besuch im Caprivi nicht vorgestellt. Nun war guter Rat teuer, das Auto musste schnellstens repariert werden und es war Ostersamstag. Wir bekamen die benötigte Unterstützung durch einen Freund des Managers der Zambezi River Lodge und einer kleinen einheimischen Autowerkstatt. So viel Hilfsbereitschaft an einem Feiertag ist überwältigend.
Bereits am Mittag des Ostersonntags waren wir zurück in Botswana und durften zu meiner großen Freude auch noch die Reserve Camp
Site von Ihaha beziehen, denn für diesen Tag hatten wir ja keine Buchung mehr bekommen. War doch die Zeit für diesen besonderen Teil des Chobe Nationalparks bei unserer ersten Botswana Tour für
uns viel zu kurz gewesen, nun konnten wir zwei Tage lang an der Chobe River Front, einem der schönsten Plätze der Welt, Tiere beobachten. Es sind immer aufs Neue bewegende Momente, den Tieren so
nah in der Wildnis zu sein, als geduldeter Gast ihren natürlichen Lebensraum zu betreten. Es ist ein Platz, den man immer wieder aufsuchen möchte.
Unsere Reise näherte sich unaufhaltsam dem Ende. Von Kasane über Nata ging es zunächst in den Makgadikgadi Pan Nationalpark. Zu dieser Jahreszeit ist die Pan nicht befahrbar, aber dies war uns bekannt. Durch ergiebige Regenfälle hat sich die Pfanne in einen riesigen See verwandelt, leider ohne die erhofften Flamingos, so ist die Natur.
Für die letzten zwei Nächte in der Wildnis hatten wir „Baines Baobab Camp Site No. 1“ im Xnai Pan Nationalpark gebucht. Unsere
Zelte standen unter einem großen Baobab mit direktem Blick über die Kudiakam Pan auf Baines Baobab. Diese sieben uralten Baobabs wurden 1862 vom Maler und Abenteurer Thomas Baines auf seiner
Reise mit dem Entdecker James Chapman von Namibia zu den Victoria Fällen gemalt. Hier kann man Raum und Zeit vergessen. Es fühlt sich an, als wäre man allein auf dieser Welt. Für uns ist es eine
der schönsten Wildnis Camp Sites in den Nationalparks in Botswana. Hunderte Zebras und Springböcke tummelten sich zu dieser Jahreszeit auf der grasbedeckten Hauptpfanne. Ein krönender Abschluss
einer vierwöchigen Tour.
Zurück in Maun besuchten wir noch die Krokodilfarm. Dann hieß es Abschied nehmen, von einem Land, das wir in all seinen
Fassetten immer lieben werden. Wir kamen als Fremde und gingen als Freunde. Da schmerzt es besonders heftig, Lebewohl sagen zu müssen. Die Erinnerungen an eine wunderschöne gemeinsame Zeit
bleiben für immer in unseren Herzen. Wir werden wiederkommen, das ist sicher.
Zwei Tage verbrachten wir noch in Windhoek, um uns die Hauptstadt Namibias in aller Ruhe anschauen zu können, bevor es endgültig zurück nach Deutschland ging.