Nach einer Reise ist immer vor einer neuen Tour. So haben wir im Februar 2014 begonnen, uns Gedanken über das nächste Reiseziel zu machen. Ostafrika hat uns in seinen Bann gezogen. Die beste Reisezeit für den Norden Tanzanias konnten wir noch nicht definieren, so kam auf Grund vieler toller Reiseberichte Uganda ins Spiel. Eine Karte und ein Reiseführer waren schnell besorgt und wir starteten die ersten Anfragen in Deutschland und Uganda für eine 30 Tage Basic-Camping-Safari. Ein Tour Operator aus Kampala viel bei der Vorbereitung besonders positiv auf. Binnen 24-Stunden gab es auf Fragen per Mail stets eine Antwort und so bauten wir gemeinsam einen ersten Vorschlag Tag für Tag zu unserer Wunsch-Tour um. Wir können nun nach unserer Rückkehr ohne Einschränkungen sagen - mit Speke Uganda Holidays unter der Leitung von Tony Mulinde haben wir uns für das richtige Unternehmen entschieden. Kompetent, gutes Preis-Leistung-Verhältnis, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und regelmäßiger Kontakt während der Tour - was kann man noch mehr erwarten. Die Reise und die Flugtickets bei KLM haben wir Ende April gebucht. Nun mussten wir noch vier Monate auf den Start warten.
Am 29.08.2014 um 23:00 Uhr landeten wir mit 30 Minuten Verspätung in Entebbe. Die erste Nacht waren wir im Imperial Golf View Hotel unweit des Flughafens unter-gebracht. Ein Fahrer des Hotels holte uns am Flughafen ab. Hamidu, unser Guide, hatte sich durch ein Gewitter in Kampala etwas verspätet und begrüßte uns mit "Welcome in Uganda" unmittelbar nach dem Einchecken im Hotel. Wir besprachen noch kurz den folgenden Tag und verabschiedeten uns bis zum nächsten Morgen.
Karten mit freundlicher Genehmigung von Andrew Roberts
(erhältlich in vielen Touristen-Shops im Land,
sehr detailliert und mit vielen Informationen zu den Nationalparks)
Um 06:30 Uhr klingelte der Wecker. Bereits eine Stunde später holte uns Hamidu ab. Heute war er überpünktlich und das Auto mit allem, was man zum Campen benötigt, vollgepackt. Leichter Regen hatte eingesetzt. Das kann ja heiter werden, dachten wir, denn eine morgendliche Bootstour in den Mabamba Swamps war der Auftakt unserer Safari in Uganda. Bis wir das kleine Boot an der Anlegestelle bestiegen, nieselte es nur noch ein bisschen. Wenig später kam die Sonne zum Vorschein.
Die Mabamba Swamps westlich von Entebbe sind als einer der besten Orte bekannt, um den seltenen Shoebill (Schuhschnabel) zu finden. Mit einem kleinen Kanu ging es wenige Minuten durch einen Kanal im hohen Papyrus-Schilf. Dann lag ein riesiges Feuchtgebiete vor uns.
Gelbschnabelente - Yellow-billed Duck
(Anas undulata undulata)
Afrikanisches Blatthühnchen
Seidenreiher - Little Egret (Egretta garzetta)
Rallenreiher - Squacco Heron (Ardeola ralloides)
Afrikanisches Blatthühnchen - African Jacana (Actophilornis africanus)
So sehr sich unser lokaler Guide auch bemühte, war an diesem Vormittag kein Shoebill zu sehen. Trotzdem war es für uns ein schöner Auftakt, an all den gefiederten Gesellen vorbei zu schippern.
Wir machten uns auf den Weg nach Kampala. Wir durften Tony bei einem speziellen afrikanischen Lunch in einem kleinen Restaurant persönlich kennen lernen. Die Räumlichkeiten waren nichts besonderes, aber das Essen war einsame Spitze - ein Mix aus allen Leckereien, die die Ostafrikanische Küche zu bieten hat. Auch unser Koch John wartete mit einer Überraschung auf uns. Zu seinem Gepäck gehörte eine Gitarre. Nun waren wir vollzählig.
Es folgte ein kurzer Stopp im Shoppingcenter. Wir brauchten noch Uganda-Schilling, Getränke und Zigaretten. Dann verließen wir Kampala in Richtung Jinja.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit hatten wir unser Tagesziel erreicht. Wir bauten unsere Zelte auf der Campsite vom The Haven auf. Es ist eine wunderschön gepflegte Anlage, 20 Kilometer außerhalb von Jinja direkt am Nil gelegen. Während wir bei einem Drink die Seele baumeln lassen konnten, war John in seiner Buschküche very busy, um uns das erste Dinner zu zaubern. Wir sind in Afrika angekommen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück schauten wir uns zunächst den Lodge-Bereich an. Dann schlenderten wir weiter bis zu den nahe gelegenen Stromschnellen.
Früher gab es etwas weiter stromaufwärts die Owen- und Ripon Falls. Diese sind durch den Bau der beiden Dämme für die Stromerzeugung buchstäblich im Wasser versunken.
Als wir zurück kamen, war unser Auto schon zur Abreise fertig. Wir fuhren nach Jinja. Die obligatorische Bootstour zur "The Source of the River Nil" musste natürlich sein. John Hanning Speke entdeckte 1862 als erster Europäer die Stelle, an der der Weiße Nil aus dem Lake Victoria ausfließt. Wie bekannt, ist dies natürlich nicht die Quelle des Nils. Doch er stellte die Verbindung dieser Stelle mit dem Verlauf des Nil bis zum Mittelmeer her.
Es folgte ein kleiner Bummel über den Markt in Jinja. Dann machten wir uns auf den Weg zu den Sipi Falls.
Zunächst ging es in Richtung Osten auf der Verbindungsstraße Kampala-Jinja-Kenia. Es war Sonntag und der Verkehr hielt sich in Grenzen. In Nakalama verließen wir die Hauptstraße nach Nordosten über Mbale in Richtung Kapchorwa - das Mount Elgon Bergmassiv immer im Blick.
Ein Blick zurück von der Zufahrt nach Sipi
In Sipi haben wir uns für Moses Campsite entschieden, da wir gern einheimische Unternehmen unterstützen, wenn der Platz an der richtigen Stelle liegt. Von der Campsite hat man einen fantastischen Blick auf die Sipi Falls und in die Ebene. Wir würden uns sehr wünschen, dass in Zukunft mehr Gäste dort übernachten, damit die liebevoll errichtete Anlage wieder etwas auf Vordermann gebracht werden kann.
Wir hatten uns gerade häuslich eingerichtet, als heftiger Wind den herannahenden Regen ankündigte. Wir suchten der weilen Zuflucht im trockenen Restaurant. John harrte geduldig unter einer Plane in seiner Buschküche aus, bis das Essen fertig war. Mit Regenschirm in der Hand wurde es serviert. Zwei Stunden später war der Spuk vorbei. Am nächsten Morgen begrüßte uns die Sonne Afrikas wieder.
Blick von der Campsite zu den Sipi Falls
Blick von der Campsite über die Pian Upe Plains
Besuch auf der Campsite - Sie kamen ganz vorsichtig über die Felswand, waren jedoch keine üblichen Mausediebe.
Moses Campsite Sipi Falls
Da man sich auf das Wetter in Uganda nicht wirklich verlassen kann, ging es direkt nach dem Frühstück zu den Fällen. Unser lokaler Guide führte uns zunächst auf engen Pfaden durch die Bananen-Pflanzungen und erklärte die unterschiedlichen Sorten - verschiedene Kochbananen, kleine und größere zum Essen, sowie die spezielle Sorte für die Herstellung des lokalen Biers. Dann erreichten wir die Sipi River Lodge, durch deren Garten der direkte Zugang zu den Sipi Falls führt.
Höhle hinter den Sipi Falls
Sipi River Lodge
Dieser schöne Ross-Turako ist ständiger Bewohner der Sipi River Lodge und lässt sich deshalb recht leicht fotografieren - so eine Gelegenheit bei einer gemütlichen Tasse Kaffee musste einfach genutzt werden.
Ross-Turako - Ross's Turaco (Musophaga rossae)
Dann ging es weiter zur Coffee Tour auf die andere Seite des Dorfes. An den Hängen des Mount Elgon wird Arabica-Kaffee angebaut. Arabica (Hochlandkaffee) gilt als die hochwertigste Bohne mit edlerem Geschmack und deutlich weniger Koffeingehalt. Das wollten wir natürlich genauer wissen.
Sonnengetrockneter grüner Kaffee
Schalen der grünen Kaffeebohne werden gebrochen
Schalen werden geschickt vom Winde verweht
Kaffeebohnen werden geröstet
Kostprobe - es schmeckt bereits nach Kaffee.
Geröstete Kaffeebohnen werden zum Kaffeepulver zerstampft
Zwei Löffel Kaffeepulver in eine große Tasse geben und mit kochendem Wasser übergießen - unser "Selfmade Elgon Arabica Coffee" war fertig. Die Werbung versprach nicht zu viel. Der Kaffee war ein vollmundiger Genuss. Wir plauderten noch lange über Kaffee und seine Preise, über das Leben in Sipi und Zukunftsträume. Irgendwann machten wir uns auf den Rückweg zur Campsite. Den Nachmittag verbrachten wir bei bestem Wetter auf der Campsite und genossen die schöne Aussicht. Morgen sollte unser kleines Abenteuer in Richtung Norden starten.
Ein letzter Panoramablick von den Berghängen über die Pian Upe Plains
Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes hatten wir gelesen: "Bei Reisen in die Region Karamoja im Nordosten sollte ein Aufenthalt direkt an der Grenze zu Kenia vermieden werden, da entlang der Grenze ein erhöhtes Risiko von Übergriffen bewaffneter Banden (Viehdiebe) besteht." Dies ist nun eine etwas abgemilderte Version als vor einigen Monaten. Wir hatten die Sicherheitslage in der Region Karamoja mit unserem Veranstalter besprochen und die Ostroute in den Kidepo Valley National Park als unbedenklich bewertet.
Zwei Reisetage hatten wir für die Strecke geplant. Hamidu erkundigte sich bereits in Sipi nach den aktuellen Straßenzuständen bis Moroto, unserem ersten Etappenziel. Auch er war diese Strecke noch nie gefahren. Wenn kein erneuter Regen einsetzt, dann sollte es keine Probleme geben, so sein Fazit.
Von Sipi ging es zunächst zurück in die Ebene. Dann verließen wir endgültig die Teerstraße in Richtung Norden über Chepsikunya, Nabilatuk, Lorengedwat und Nadunget bis Moroto. Insgesamt waren die Pistenverhältnisse gar nicht so schlecht, bis auf einige wenige Passagen.
Blick auf Moroto Town und den Mount Moroto
In Moroto angekommen, mussten wir uns erst einmal bis zum Mount Moroto Hotel durchfragen, denn ein Hinweisschild konnten wir nicht entdecken. Es ist das älteste und größte Hotel am Platz. So viel Komfort hatten wir hier gar nicht erwartet. Die Bungalows im Garten sind als Erweiterung recht neu. Auf einer großen Wiese davor durften wir unsere Zelte aufbauen und erhielten den Schlüssel für eines der Häuser zum Duschen. Hamidu verabschiedete sich kurz, um einiges in der Stadt zu erledigen. Vom Mount Moroto näherte sich eine Regenfront und es dauerte nicht lange, bis sie uns erreichte.
Campsite Mount Moroto Hotel
Als Hamidu zurück kam, war das Auto gewaschen und betankt. Es hatte aufgehört zu regnen und ein frisches Hühnchen fand den Weg in Johns Küche.
Kurz nach dem wir alle im Zelt verschwunden waren, fing es erneut an zu regnen und es hörte nicht mehr auf. Am frühen Morgen stellten wir fest, dass unsere Matten und Schlafsäcke am Fußende nass waren. Was die genaue Ursache war, konnten wir nicht ergründen. Wir hatten die Seitenwände unseres nagelneuen Canvas-Zeltes nicht mit Heringen verspannt. Das hatten wir im südlichen Afrika noch nie getan. Vielleicht war auch eine unserer Taschen an die Zeltwand geraten. Hamidu ist in der Nacht ins Auto geflüchtet - ein wenig wasserscheu ist er ja. Als der Morgen dämmerte, hatte es aufgehört zu regnen, doch unsere schöne Wiese war triefend nass. Es half alles nichts, wir mussten zusammen packen. Ein weiterer Fahrtag gen Norden stand auf dem Programm.
Fahrtechnisch wurde am zweiten Tag von Hamidu einiges abverlangt. Mehrere kleinere und eine größere Wasser-Durchfahrt waren die harmloseren Abschnitte. Mehrmals gab es Stau auf der Piste durch festgefahrene Trucks. An der Seite konnten wir nicht vorbei, das war viel zu abschüssig und wie Schmierseife. Was tun - warten? Das kann Tage dauern bei erneutem Regen. Hamidu und John prüften jeweils die Situation und besprachen sich mit den Einheimischen. Nach der obligatorischen Frage, seit ihr bereit, ging es los. Runter von der Piste, ab ins hohe feuchte Gras und mehrere hundert Meter an den wartenden Tracks vorbei. Das hieß für uns jedes Mal - Luft anhalten, Daumen drücken und am Ende konnten wir immer sagen: "Thanks, well done."
Junge Karamojong beim traditionellen Warentransport mit Eseln
Ohrmarkierung - Schmuck oder Besitzzeichen
Pantherschildkröte - Leopard tortoise
(Stigmochelys pardalis)
Landschaftlich ist die gesamte Strecke sehr schön und abwechslungsreich. Verkehrsschilder sucht man vergebens. Von Moroto ging es einige Kilometer zurück bis Nadunget, dann weiter in Richtung Norden. In Amgamwa gabelt sich die Piste. Ein Truckfahrer empfahl uns, die rechte Piste zu nehmen, die sei ok. So sind wir gar nicht durch Kotido gekommen. Über Loyoro und Koputh erreichten wir Kaabong. All diese Orte sind kleine Ansiedlungen der Karamojong. Hirten sind überall mit ihren Herden unterwegs, viele traditionell gekleidet, den Körper in ein Stück Stoff gehüllt, sonst nichts. Die Frauen tragen alle Faltenröcke. Es ist ein interessanter Mix. In Kaabong pulsierte das Leben. Im September war Volkszählung in Uganda. Wir vermuteten, dass man ein kleines Fest organisiert hatte, um alle verstreut lebenden Einwohner an diesem Tag zur Registrierung zusammen zu bekommen - waren aber nicht ganz sicher, ob das der Grund war. Die letzten Kilometer von Kaabong bis zum Gate des Kidepo Valley National Park hatten es nochmals in sich - vom Regen aufgeweichte Black Cotton Soil war zu meistern - doch Hamidu schaffte auch diesen Abschnitt ohne stecken zu bleiben.
Die Karamojong sind ein halbnomadisches Hirtenvolk im trockenen Nordosten Ugandas. Insgesamt bilden sie sechs verschiedene ethnische Gruppen, die in einem Clansystem zusammen leben und jede einen eigenen Dialekt spricht. Im Leben der Karamojong spielt Vieh eine zentrale Rolle. Ihr ganzes Denken und ihre Werte werden an Tieren gemessen. Die Karamojong hegen den Glauben, dass alles Vieh des Landes ihnen gehört. Darum kam es häufig zu Viehdiebstählen bei den Nachbarn. Durch die weite Verbreitung von automatischen Gewehren waren diese Überfälle von hoher Gewalt geprägt. Im Jahr 2001 startete die ugandische Regierung ein groß angelegtes Entwaffnungsprogramm, um eine dauerhafte Befriedung Karamojas zu erreichen.
Nun greifen wir etwas vor. Vom Kidepo Valley National Park aus besuchten wir in Loitanit eine Großfamilie der Karamojong, um ein wenig mehr über ihre Kultur und Lebensweise zu erfahren.
Unser Gastgeber und Familienoberhaupt war ein 92 Jahre alter Mann, verheiratet mit sieben Frauen. Er zeugte 27 Kinder. Die Zahl der Enkelkinder haben wir nicht erfragt. Er hatte wohl ein sehr erfülltes traditionelles Leben. Wir durften ihn in seiner Hütte besuchen.
Unser lokaler Guide im Dorf gehört zur Familie - ein Enkelsohn unseres Gastgebers. Er zeigte uns das Anwesen, erklärte Sinn und Bedeutung von Gegenständen und Symbolen. Bereitwillig beantwortete er all unsere Fragen. Zwischendurch mussten wir uns erst einmal der fröhlichen Kinderschar widmen.
Eine dieser interessanten Erklärungen möchten wir hier gern weiter geben. Das nächste Bild zeigt einen Vorratsspeicher. Der Mann erbaut das Grundgerüst. Die Frauen setzen das Grasdach darauf. Mit Fertigstellung ist es dem Mann strengstens verboten, das Dach zu öffnen. Nur die Frauen dürfen das. Damit wird sichergestellt, dass alle Ehefrauen gleich behandelt werden und keine faul sein darf. Mit einer Stange wird das Dach angehoben und ein älterer Junge steigt von oben hinein, um das Gewünschte herauszugeben.
Die jungen Frauen und Männer des Dorfes gesellten sich fröhlich singend zu uns. Sie stellten uns einige Ihrer traditionellen Lieder und Tänze vor.
Eine kleine Kostprobe gefällig? Bewegte Bilder sagen mehr als Worte.
Der Himmel über uns kündigte den nächsten Regen an. Es war sehr schade, dass wir uns so schnell verabschieden mussten. Hamidu hatte schon die Regenschirme aufgespannt, damit wir trockenen Fußes bis zum Auto kamen.
Als kleines Fazit können wir sagen, es hat sich gelohnt. Wir möchten diesen abwechslungsreichen Nachmittag nicht missen. Es war sehr interessant und keine touristische Massenveranstaltung, wie man sie von anderen Orten kennt.
Reisen Sie mit uns weiter durch Uganda
und begleiten Sie uns auch in den Lake Mburu National Park. Es lohnt sich.