Den Beginn unserer Reise finden Sie hier.
Wir hatten unseren Reisetermin auf das Naro-Nasjal Festival in Zanskar abgestimmt. Eines der buddhistischen Klosterfeste wollten wir auf jeden Fall mit erleben. Nun sollte es halt unser zweites werden.
In der letzten Nacht hatte es angefangen zu regnen. Auch am Morgen regnete es noch immer. Gegen 10:00 Uhr machten wir uns auf den Weg ins wenige Kilometer entfernte Dorf Sani. Es war menschenleer als wir ankamen - nur ein Dutzend Touristen und genau so viele Zanskaris konnten wir ausmachen. Tashi war etwas irritiert. Er kannte Sani mit vielen kleinen Verkaufsständen vor dem Kloster und jeder Menge Einheimischer. Der Regen hatte sicher viele davon abgehalten, am ersten Tag des zweitägigen Festivals zu kommen. Was nun? Wir streiften unsere Regencapes über und wollten uns wenigstens das Kloster anschauen.
Wir durften über eine Stunde lang eine Puja der Mönche von Sani miterleben.
Das Wort „Puja“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie „Ehrerweisung“. Pujas sind eine buddhistische Meditationsform, die aus mehreren Teilen bestehen. Sie basieren auf einem tibetischen Text, der gemeinsam rezitiert wird. Auch die Darbringung von Opfergaben ist fester Bestandteil einer solchen Puja. Wir tauchten ein in eine besondere Atmosphäre, da die Zeremonie auch von speziellen Instrumenten begleitet wurde.
Rücksichtsvolles fotografieren war kein Problem, nur die Lichtverhältnisse waren sehr schwierig.
Ein eindrückliches Erlebnis
Wie die Mönche auch, bekamen wir Tee angeboten. Tashi erkundigte sich am Ende noch, wie es weitergehen wird. Wie vermutet, hatter der Regen alles durcheinander gebracht. Da die rituellen Tänze unter freiem Himmel stattfinden, würden die Masken beschädigt werden. 14:00 Uhr sollte es los gehen, denn inzwischen zeigte sich die Sonne wieder.
Wir alle warteten auf den Beginn des Festivals.
Weitere Touristen und Einheimische trafen ein. Wir suchten uns ein Plätzchen zum Lunch, beobachteten das Geschehen um uns herum, und schauten uns die Stupa hinter dem Kloster an. Es ist eine 6 Meter hohe uralte Chorte, deren Form als Kanika-Chorte bekannt ist. Zehn stehende Steine mit Gravuren von Gottheiten im vortibetischen Stil sind an der Chorte aufgestellt. Das Areal ist eines der heiligen Krematorien in Zanskar.
14:30 Uhr erklangen die Tibeterlanghörner (DungChen) vom Dach des Klosters
Der Lama mit seinem Gefolge hatte die Plätze eingenommen.
Der erste rituelle Tanz
Ein Blick ins Publikum
Der zweite rituelle Tanz unter Verwendung der Stieltrommeln (Chos-rnga)
Der Abschluss des ersten Tages
Gesichter aus Zanskar - markant - von harter Arbeit und den Mühen des Alltags im Himalaya geprägt
Kurz nach 17:00 Uhr war der erste Tag beendet. Maskentänze gab es an diesem Tag noch keine. Wir stoppten auf dem Rückweg zum Tserab Guest House in Pardum. Unsere Biervorräte waren aufgebraucht, doch wir wurden nicht fündig. Eine zusätzliche Tasse Tee zum Dinner tat es auch.
Das geschäftliche Zentrum von Padum
Auch am zweiten Tag sollte das Sani Festival erst nach dem Mittag losgehen. So hatten wir am Morgen genug Zeit, uns die Zongkhul Monastery anzuschauen.
Zippammer - Rock Bunting (Emberiza cia stracheyi) - für unsere gefiederten Freunde stoppten wir immer gern.
Zongkhul Gonpa
Das Kloster liegt in einem Seitental nordwestlich von Sani. Man nimmt an, dass der indische Yogi Mahasiddha Naropa (956-1041) in einer Höhle, die in die heutige Zongkhul Gonpa integriert ist, einst meditierte. Im 18. Jahrhundert wurde Zongkhul ein heiliger Ort zur Meditation für Mönche aus Zanskar. Wie das Sani-Kloster auch, gehört Zongkhul zur Drukpa - Schule des tibetischen Buddhismus.
In der Felshöhle
Blick ins Tal von der Zongkhul Monastery
Kleine Kunstwerke - Die Steintafeln sind mit Buddhas verziert.
Wir nutzen ein ruhiges Plätzchen auf dem Weg nach Sani für unsere Mittagspause. Die Sonne schien. Wir hofften, dass zum zweiten Tag mehr Besucher zum Festival kommen würden.
Das Sani Kloster gehört zum südlichen Zweig der Drukpa-Kagyupa-Schule. Es wird angenommen, dass die Chorten im ältesten Teil des Klosters im 2. Jahrhundert nach Christus errichtet wurden. Andererseits soll die Versammlungshalle aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen. Das Kloster befindet sich mitten im Dorf Sani.
Als wir in Sani ankamen, parkten schon viele Autos im Dorf. Eine knappe Stunde war noch Zeit bis zum geplanten Beginn des Festivals. Wir gingen direkt zur Monastery, um ein gutes Plätzchen zu ergattern.
Der Innenhof des Klosters füllte sich zunehmend.
Aus allen Ecken Zanskars kamen die Leute in ihrer besten Kleidung zum Kloster. Der Besuch von Klosterfesten ist für Buddhisten ein Muss auf ihrem spirituellen Weg. Die Tänze der Mönche dienen als Belehrung über die Vergänglichkeit des Irdischen und als Aufforderung zu einem tugendhaften Leben. Sie sollen die Zuschauer daran erinnern, sich von ihrer Ignoranz zu befreien, die Wurzeln des Ego zu zerstören und ihnen die Weisheit der buddhistischen Lehre bewusst machen.
Pünktlich um 13:00 Uhr startete der zweite Tag mit einem Maskentanz
Mahe Dongchan, das Büffelgesicht.
Dieser Tanz wird von einer Gottheit der Weisheit aufgeführt, die mit dem Gesicht eines Büffels ausgestattet ist - Mahe Dongchan, das Büffelgesicht. Vier Gardisten helfen ihm dabei. Mahe Dongchan zerstört in diesem Cham sinnbildlich auch diejenigen, die die zehn destruktivsten Verbrechen begangen haben.
Das Büffelgesicht ist auch eine symbolische Figur im Kampf gegen alle Übel, Teufel und Dämonen, die für das Buddha Dharma (eine umfassende Ordnung, die soziokulturelle Normen und Naturgesetzlichkeiten miteinander verknüpft), für Frieden, Glück und Wohlergehen der Lebewesen wirkt.
Leider hatten wir keine exakte Erklärung zu der Bedeutung der einzelnen Tänze der Mönche.
Der Sieg des Buddhismus über die alte animistische Bön Religion wird gefeiert.
An Fotomotiven mangelte es nicht - der Zoom der Kamera machte es möglich, nicht aufdringlich zu sein.
CB und ich hatten unsere Plätze am Eingang zur Versammlungshalle des Klosters erfolgreich verteidigt. Bisher war es ideal zum fotografieren. Doch es kamen immer mehr Leute. Waren wir anfangs auf unserem Sims neben dem Zugang in der ersten Reihe, hatten wir nun wohl fünf oder sechs Reihen Einheimische, eine Etage tiefer auf dem Boden sitzend, dicht gedrängt vor uns. Bewegen konnte man sich nicht mehr, aber wir waren happy, so mittendrin zu sein.
Was folgte nun? Wir waren etwas irritiert.
Drei wunderschöne, traditionell gekleidete Damen wurden in den Innenhof geführt. Sie trugen stolz ihren Perak.
Der Perak ist eine traditionelle Kopfbedeckung, die eine Ladakhi Frau seit Jahrhunderten ziert. Seit langem ist es das Symbol für Reichtum und Status von Frauen im Königreich Ladakh. Die Anzahl der türkisfarbenen Steine und Halbedelsteine definierte den Rang in der Gesellschaft. Dazu gehört der Tsaru, der wie pelzige Elefantenohren aussieht. Diese traditionelle Kopfbedeckung wird von der Mutter an die älteste Tochter vererbt.
Traumhaft schön - die Kopfbedeckung, der Schmuck und natürlich die jungen Damen
Tashi erklärte mir im Nachgang, dass diese hübschen Damen unlängst verheirate Frauen waren, die zu ihren Ehemännern und Familien nach Sani zogen. Sie stellten sich der Dorfgemeinschaft vor.
Eigentlich war hier links von uns der Zugang zu den Haupträumen des Klosters. Inzwischen war alles voll Menschen. Platz musste geschaffen werden, was hieß, noch enger zusammenrücken.
Die jungen Eheleute bekamen die Segenswünsche der Dorfgemeinschaft.
Khatas, die tibetischen weißen Begrüßungsschals, wurden von der Dorfgemeinschaft den Jungvermählten überreicht. Sie stehen für Glück, Wohlwollen und Mitgefühl. Auch kleine Geldgeschenke waren dabei. Eine wundervolle Begrüßungsgeste.
Padmasambhava, auch bekannt als Guru Rinpoche, betritt mit seinem Gefolge den Klosterhof
Dakinis, junge weibliche Wesen, erwiesen ihrem Guru die Ehre mit symbolischen Geschenken
Kunstvoll die Masken, farbenfroh die Brokatgewänder - Guru Rinpoche und seine acht Manifestationen
Der letzte Ritualtanz hatte begonnen. Die Kinder verfolgten voller Spannung den Tanz der Mönche.
Tanz der schwarzen Hüte (Sha-Na Cham)
Zum Abschluss kamen die Stieltrommeln noch einmal zum Einsatz (Shana Nga Cham).
Am späten Nachmittag waren auch einige Frauen mit ihrer traditionellen Kopfbedeckung im Publikum zu sehen.
Es war inzwischen 17:00 Uhr. Vier Stunden lang durften wir noch einmal in eine für uns so fremde Welt eintauchen. Die Sonne hatte es eigentlich am zweiten Tag des Festivals zu gut mit uns gemeint. Es war teilweise ganz schön heiß, denn Schatten hatten wir nur in der letzten Stunde. Wie halten die Mönche es unter den Masken aus oder die Frauen mit ihren schweren Peraks?
Auf dem Weg nach Hause
Uns hat Sani weit besser gefallen, als Dak-Thok. Wenn wir fünfzig Ausländer in der Masse der Besucher waren, dann ist das sicher nicht untertrieben. Es war ein Festival für die Buddhisten von Zanskar und kein touristisches Event. Wir können es ohne wenn und aber jedem Reisenden empfehlen. Es war eines unserer Highlights auf unserer Tour in Ladakh.
Wir hatten einen langen Fahrtag vor uns, denn wir wollten die Strecke bis Kargil wieder an einem Tag zurück legen. Eine Tasse Kaffee um 04:30 Uhr, kurz vor 05:00 Uhr waren wir startklar. Wir hatten uns vorgenommen, etwas zügiger als auf der Hinfahrt voran zu kommen.
Frühstückspause mit Blick auf die schneebedeckten Berge.
Kurzer Stopp auf der Südseite am Pensi La mit strahlend blauem Himmel
Ein letzter Blick auf den Drang Drung Gletscher, ehe es den Pass in Richtung Kargil wieder hinunter ging.
Rangdum Monastery
Eine anstehende Unterweisung für die Bevölkerung erlaubte uns nur einen kurzen Blick in die Innenräume
Das Kloster Rangdum liegt auf einem Hügel an einem Schnittpunkt, wo fünf Täler sternförmig zusammen laufen. Durch ihren kompakten Baustil gleicht das Kloster einer Burg. Im 16. Jahrhundert erbaut, ist es das spirituelle Zentrum für Buddhisten nördlich vom Pensi La.
Berggimpel - Great Rosefinch (Carpodacus rubicilla) © CB Singh
Mattenschneegimpel - Black-headed Mountain-Finch or Brandt's Mountain-finch (Leucosticte brandti)
Nur fünf Kilometer hinter der Rangdum Gonpa, das Dorf selbst heißt wohl Yüldo, war erst einmal Schluss mit der Weiterfahrt. Alle Fahrzeuge wurden gestoppt, ob es Touristen, Einheimische, Lkw's und auch ein Linienbus nach Leh waren. In Kargil gab es an diesem Morgen erneut Streiks der muslimischen Bevölkerung. Mehr wussten die diensthabenden Polizisten auch nicht. Wie es weiter gehen sollte, keiner konnte es sagen. Nach zwei Stunden des Wartens kam die erlösende Nachricht, dass wir alle nach Kargi aufbrechen durften.
Eigentlich wollte uns Tashi noch ein Felsrelief zeigen. Doch dafür hätten wir einige Kilometer in ein Seitental fahren müssen. Wir ließen es weg, denn aus Sicherheitsgründen wollten wir vor Einbruch der Dunkelheit in Kargil sein.
Ali, unser Fahrer, lebt in einem der letzen Dörfer kurz vor Kargil. Als Abschluss unserer fünf gemeinsamen Tage, lud er uns zu einem Tee zu sich nach Hause ein. Das konnten wir nicht ausschlagen. Wir wussten, dass die Moslime in dieser Region sehr konservativ sind und lieber nichts aßen, als ein Menü von Buddhisten gekocht. Nun sassen wir, ein Moslim, ein Buddhist, ein Hindu und zwei Atheisten gemeinsam bei Tee und Keksen in seiner guten Stube.
Kargil war voll von Polizisten und Soldaten, doch es schien sehr ruhig zu sein. Viele Shops waren geschlossen. Wir fuhren direkt zum Hotel "The Kargil", das beste Haus am Platz, wo bei unserer ersten Nacht wegen einer Veranstaltung kein Zimmer mehr frei war.
Reisen Sie mit uns weiter durch Ladakh
Wir werden die Seen Pongong, Tsomoriri und Tsokar besuchen. Es lohnt sich.