Die Halbinsel Baja California mit einer Länge von 1.247 km und einer Breite zwischen 40 und 320 km wird westlich von Pazifischen Ozean und östlich vom Golf von Kalifornien begrenzt. Den südlichen Teil der Halbinsel, den mexikanischen Bundesstaat Baja California Sur, wollten wir auf einer Rundreise erkunden. Ein Hauptgrund für diese Entscheidung waren die Grauwale, die sich von Januar bis März in den Lagunen am Pazifik aufhalten. Wüsten voller Kakteen, imposante Bergformationen, Sandstrände am blauen Meer und Kulturschätze aus vergangenen Zeiten versprachen einen interessanten Mix.
Von Mexiko City ging es in zwei Stunden per Flug nach La Paz. Wir gönnten uns noch ein kühles Bier auf der Dachterrasse unseres Hotels Catedral La Paz mit Blick über das angeleuchtete Zentrum der Stadt. Am nächsten Morgen startete unsere Rundreise. Erstes Ziel war die Bahia de Magdalena für unsere erste Bootstour zu den Grauwalen.
Das kleine Fischerdorf Puerto Adolfo Lopez Mateos ist Ausgangspunkt für Bootstouren zu den Grauwalen in die Bahia de Magdalena.
Grauwal - Gray Whale (Eschrichtius robustus)
Unser erstes Grauwalbaby
Grauwale sind Bartenwale, die eine Größe von bis zu 15 Metern und ein Gewicht von bis zu 40 Tonnen erreichen können. Heute gibt es sie nur noch im Nordpazifik. Grauwale legen jedes Jahr bis zu 20.000 Kilometer zurück. Es ist der Langstreckenrekord unter den Säugetieren! Von ihren Nahrungsgründen im Nordpolarmeer wandern sie zu den warmen Lagunen Mexikos, wo sie sich paaren und ihre Jungen aufziehen.
Mama tauchte gerade wieder ab, aber das Kleine dicht neben ihr brauchte auch noch Luft
Die Wale kamen ganz nah an die kleinen Pangas heran - es war unbeschreiblich schön.
Der Grauwal hat eine dunkle schiefergraue Haut, die mit charakteristischen grau-weißen Mustern bedeckt ist. Die Narben stammen meist von Parasiten. Sie haben einen relativ schmalen Kopf, der zwischen den beiden Blaslöchern und der Schnauze charakteristisch gewölbt ist. Der Körper ist kräftig mit kleinen, paddelförmigen Brustflossen. Statt einer Finne haben sie im letzten Körperdrittel entlang der Rückenlinie einen Buckelkamm. Die breite Fluke ist eingekerbt.
Die Kälber sind bei der Geburt etwa fünf Meter lang und wiegen eine halbe Tonne. Die Walmilch enthält gut zwölf Mal so viel Fett wie die Milch von einer Kuh. Satte dreißig Kilo nimmt der kleine Grauwal jeden Tag an Gewicht zu. Er muss schnell Kraft tanken und sich eine wärmende Speckschicht anfuttern, denn ihm steht eine lange Reise in die kalten Gewässer des Nordpolarmeeres bevor.
Abschlussvorstellung
Wow - 90 Minuten lang durften wir vier Mütter mit ihren maximal vier Wochen alten Babys in ihrem natürlichen Lebensraum aus nächster Nähe beobachten.
Braunpelikan - Brown Pelican (Pelecanus occidentalis)
Kojote - Coyote (Canis latrans) ssp. Peninsula Coyote (C. l. peninsulae)
Auf der Halbinsel Baja California gibt es drei Unterarten des Kojoten. 2004 wurde eine umfangreiche "Taxonomische Analyse des Kojoten (Canis latrans) der Halbinsel Baja California, Mexiko" durchgeführt. Es wurde geschlussfolgert, dass die Verbreitung von Canis latrans clepticus von Südkalifornien bis in den Nordwesten der Halbinsel Baja California reicht. Die Verbreitung von C.l. mearnsi liegt in den Wüstengebieten im Süden der Vereinigten Staaten und im Nordosten der Halbinsel Baja California. Die Verteilung von C.l. peninsulae reicht von 30º L bis zum Süden der Halbinsel, einschließlich der Insel Magdalena im Pazifischen Ozean und der Insel San Luis Gonzaga im Golf von Kalifornien.
Unerwartete Zugabe auf der Rückfahrt zur Anlegestelle
Nach diesem faszinierenden Naturerlebnis gönnten wir uns eine grosse Portion Seafood. Einfach lecker! Dann machten wir uns auf den Weg nach Loreto.
Mirador Frida - ein Aussichtspunkt kurz vor Loreto mit Blick auf die vorgelagerten Inseln im Golf von Kalifornien
Loreto war auf dem Weg nach Norden nur für eine Zwischenübernachtung im Hacienda Suites Hotel geplant. Auf dem Rückweg hatten wir dann etwas mehr Zeit, um die Stadt zu erkunden.
Blick zur Bergkette der Sierra de la Giganta von der MEX-1, der Nord/ Südachse der Halbinsel Baja California
Blick über die Bahía de Concepción - türkiesblaues Meer, kleine Buchten, mächtige Cardón-Kakteen
Misión Santa Rosalía de Mulegé
Die Mission wurde 1705 vom jesuitischen Missionar Juan Manuel auf dem Land namens Mulegé des Cochimí-Volkes gegründet. Mit dem Bau einer Steinkirche wurde 1766 begonnen. 1768, als die Franziskaner die Verantwortung für das koloniale Baja California übernahmen, gab es Berichten zufolge noch etwa 300 Cochimí in Mulegé, 1773 waren es keine 100 mehr. Die Missionstätigkeit wurde 1828 eingestellt.
Durch das Wasser des Río de Santa Rosalía ist Mulegé eine grüne Oase mit Palmen, Obst- und Gemüseanbau.
Fregattvögel kreisten über der Oase auf der Suche nach der nächsten Mahlzeit im Fluss.
Santa Rosalia
Santa Rosalia, heute 12.000 Einwohner, verdankt seine Existenz den in der Region 1868 entdeckten reichen Kupfervorkommen. Der Abbau, die Verarbeitung und Verschiffung erfolgte von 1885 bis 1954 durch die französische Compagnie du Boleo. Die defizitäre Anlage wurde von der mexikanische Regierung bis 1985 weiter betrieben. Die Altstadt ist schachbrettförmig angelegt. Häuser und Geschäfte vom Ende des 19. Jahrhunderts sind aus Holz und äußerst eng aneinander gebaut, ein Baustil den man auf der Baja California sonst nirgends findet.
Die Kirche Santa Barbara in Santa Rosalia
Die Kirche wurde 1887 von Gustav Eiffel als Prototyp für französische Missionskirchen in Überseegebieten entworfen und 1889 auf der Weltausstellung in Paris ausgestellt. Zerlegt wurde sie in einem Brüsseler Lagerhaus entdeckt, nach Mexiko verschifft und fand 1897 ihren Platz in Santa Rosalía.
Stadtbummel in Santa Rosalia
Auf der Cuesta del Infierno, dem "Hügel der Hölle" - über Serpentinen ging es hinauf ins Landesinnere
Ein erster Blick auf den Vulkankomplex Las Tres Vírgenes (die Drei Jungfrauen)
Las Tres Vírgenes besteht aus drei Vulkanen mit einer Ausrichtung von Nordosten nach Südwesten. Es sind El Viejo, der älteste, im Nordosten, El Azufre in der Mitte und dem Jüngsten, El Vírgen, im Südwesten.
Die Region um die Vulkane gehört zum Biosphärenreservat El Vizcaino als Schutzkorridor für Dickhornschafe
Geothermiekraftwerk am Vulkan
Geothermalgebiet am Vulkan
Auch die Pflanzenvielfalt war beeindruckend
Der El Vírgen im letzten Licht des Tages
Hotel La Huerta in San Ignacio
Für unserem Besuch am Vulkankomplex Las Tres Vírgenes hatten wir etwas länger gebraucht als geplant. So war es bereits dunkel, als wir San Ignacio erreichten. Für zwei Nächte checkten wir im Hotel La Huerta ein.
Ein Ausflug zur Laguna San Ignacio
Fischadler - Osprey (Pandion haliaetus)
Die Reste eines gestrandeten Wals
Von San Ignacio bis zur Laguna San Ignacio sind es 65 Kilometer auf einer unbefestigten Piste. Unser zweites Whale watching wurde von Antonio’s Ecotours durchgeführt, die vor Ort auch ein kleines Camp betreiben.
Nach dieser Aktion war Kamera putzen angesagt, denn die Nebelfontäne vom Blas kam bis ins Boot
Nach 15-minütiger Bootsfahrt erreichten wir das Walbeobachtungsgebiet. Sofort waren wir von mehreren erwachsenen Grauwalen umgeben. Die Boote durften sich dann maximal 90 Minuten direkt bei den Walen aufhalten.
Man kann das Gefühl nicht in Worte fassen, wenn sich diese Meeresgiganten direkt am Boot präsentieren. Auf ca. 30% der Touren kommen die Grauwale so nah an die Boote, dass es zu einem Kontakt von Mensch und Wal kommt. Man kann es nicht einfordern, auch hier, in einer der best gemanagten Whale Watching Zonen weltweit, bestimmen die Tiere den Kontakt. Es ist kaum zu glauben - man hat den Eindruck, dass sie einfordern, berührt zu werden. Sie scheinen es zu lieben, wenn man ihnen über die seepockige Haut streicht. Sie kommen ganz nah an die kleinen Boote und schuppern sich an ihnen und bleiben manchmal minutenlang so nah.
Leider kann man sein eigenes Boot selbst so nicht fotografieren.
Die Laguna San Ignacio gehört seit 1993 zum UNESCO Weltnaturerbe "Whale Sanctuary of El Vizcaino". Die Lagunen an der Pazifikküste der Baja California gelten als der weltweit wichtigste Ort für die Fortpflanzung der einst gefährdeten östlichen Subpopulation des nordpazifischen Grauwals.
Obwohl diese riesigen Meeressäuger immer wieder direkt auf das kleine Boot zusteuerten, rammten sie es nie.
Auf der Haut sitzen Seepocken, die normale Filtrierer sind und nicht parasitisch vom Gewebe ihrer Wirte leben.
Der Abschied fiel auch hier schwer, denn es war wunderschön.
Während der Walsaison werden die Grauwale wöchentlich gezählt. Aktuell bei unserem Besuch waren 135 Erwachsene Wale und 10 Babys in der Laguna San Ignacio. Mütter mit ihren Jungtieren sind die letzten, die die Lagune gen Norden zu Ihren Nahrungsgründen verlassen. Man hoffte, noch einige weitere Babys zu entdecken.
Schellente - Common Goldeneye (Bucephala clangula americana)
Tüpfelgelbschenkel - Greater Yellowlegs (Tringa melanoleuca)
Auf der Rückfahrt nach San Ignacio schauten wir uns die vielen Kakteen und Sukkulenten etwas genauer an.
Datillo-Palmlilie - Baja California Tree Yucca (Yucca valida) - endemisch in der Baja California
Kirche San Ignacio Cadacaamang
San Ignacio, eine beschauliche Kleinstadt mit 4.000 Einwohnern, wurde 1728 als Mission der Jesuiten gegründet. Bis zu 5.000 Cochimi-Indianer lebten damals in dieser Gegend. Im Zentrum der Stadt befindet sich die Plaza, umrahmt von mächtigen Schattenbäumen. An ihrer Westseite steht der Blickfang des Ortes, die Missionskirche von 1786. Nur wenige Meter entfernt liegt das informativ gestaltete Museum zur Kultur der Indianer.
Kakteengarten zwischen Museum und Klosterkirche Pachycereus gatesii
Weißflügeltaube - White-winged Dove (Zenaida asiatica) Purpurtyrann - Scarlet or Vermilion Flycatcher (Pyrocephalus obscurus flammeus)
Maskentrupial - Hooded Oriole (Icterus cucullatus)
Truthahngeier - Turkey Vulture (Cathartes aura)
Auf dem Weg in die Sierra de San Francisco
Cirio - Boojum tree (Fouquieria columnaris)
Truthahngeier haben das grösste Verbreitungsgebiet aller Neuweltgeier - von der Südgrenze Kanadas bis auf die Falklandinseln und Feuerland.
Es ging immer weiter hinauf in die Berge
Die Sierra de San Francisco auf der Ostseite der Halbinsel Baja California ist Teil der Peninsular Ranges - Gebirgsketten die sich von Südkalifornien bis zur Südspitze der Halbinsel Baja California erstrecken.
Wir hatten unser Ziel erreicht.
Auf 1.100 Meter Höhe am Rande der Ortschaft San Francisco de la Sierra ist das Büro des National Institute of Anthropology and History (INAH), wo man die in San Ignacio erworbene Permit für den Besuch der prähistorischen Felsmalereien vorzeigen muss. Man darf sie nur mit lokalem Guide besuchen.
Felszeichnungen im Cueva del Raton
Von 100 v. Chr. bis 1300 n. Chr. war die Sierra de San Francisco die Heimat eines Volkes, das heute verschwunden ist. Doch in ihrem angestammten Territorium hinterliessen sie der Welt eine der herausragendsten Sammlungen von Felsmalereien. Wer sie erschaffen hat, ist unbekannt. Mehr als 400 Orte auf einer Fläche von 183.956 ha wurden bisher dokumentiert. Aufgrund des trockenen Klimas und der Unzugänglichkeit des Geländes sind sie bemerkenswert gut erhalten.
Die bedeutendsten Orte sind die Höhlen La Pintada, Las Flechas, Los Musicos, Boca San Julio, Cuesta Palmerito, La Soledad und El Ratón. Leider kann man nur El Ratón gut von der Piste aus erreichen. Mehrtägige Muli Trecks wären zu organisieren, möchte man die schönsten Höhlen besuchen.
Seit 1993 sind die "Rock Paintings of the Sierra de San Francisco" als UNESCO World Heritage Site deklariert.
Ein schwarzer Puma rechts unten im Bild
Die Cueva del Ratón ist eher ein Überhang oder eine Felsunterkunft als eine echte Höhle. Der bemalte Bereich ist etwa 12 Meter und zeigt eine kleine, aber erlesene Sammlung der Kunst der Maler: farbenfrohe Figuren von Hirschen, Dickhornschafen, Kaninchen, Menschen und einem Berglöwen.
Jüngste Radiokarbonstudien, von Materialien, die aus archäologischen Ablagerungen in den Felsunterkünften gewonnen wurden, und von Materialien aus den Malereien selbst, haben nahegelegt, dass die ältesten der Wandbilder vor 7.500 Jahren entstanden sein können.
Wir gönnten uns einen Kaffee und leckere hausgemachte Tacos von einer kleinen Ranch am Strassenrand, bevor wir uns auf den Weg nach Guerrero Negro machten.
Elefantenbaum - Baja Elephant Tree (Pachycormus discolor) - endemisch in der Baja California
Landschaftlich ist die Sierra de San Francisco sehr beeindruckend. Zerklüftete Berge vulkanischen Ursprungs, die durch Erosion über Millionen von Jahren geformten tiefen Canyons und dazu die Wüstenvegetation - auch wenn wir nur einen kleinen Teil gesehen haben, möchten wir diesen Abstecher nicht missen. Die Sierra de San Francisco gehört ebenfalls zum Biosphärenreservat El Vizcaino und steht damit unter Schutz.
Reisen Sie mit uns weiter durch Mexiko
und auf die Halbinsel Yukatan. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum dritten Teil unserer Tour.