Der Weg war das Ziel. Luftlinie wären es ca. 80 Kilometer bis in den Südosten, dem Gebiet Standir, gewesen, doch die Straße 61 schlängelt sich um all die vielen Seitenfjorde des großen Ísafjarðardjúp herum. Neun Stück sind es insgesamt. Manche sind jedoch recht klein und nicht alle müssen umfahren werden. So hatten wir eine Tagesetappe von 245 Kilometern vor uns.
Súðavík
Polarfuchs - Arctic Fox (Vulpes lagopus) im Arctic Fox Centre in Súðavík
Der Polarfuchs ist die einzige in Island heimische Landsäugetierart und soll seit der letzten Eiszeit auf der Insel leben. Das Arctic Fox Centre bietet vielfache Informationen über den Polarfuchs. Verwaiste Jungfüchse oder verletzte Tiere werden hier jedoch nicht aufgepäppelt. Laut isländischem Gesetz, dürften sie nach menschlichem Kontakt nicht zurück in die Freiheit. Das Naturreservat Hornstrandir im äußersten Norden der Westfjorde ist das größte Schutzgebiet für Polarfüchse in Island, doch das ist nur etwas für Wanderfreunde, denn es gibt keine Pisten. Anderswo auf der Insel wird der Polarfuchs weiterhin bejagt.
An unserem zweiten Tag in Island hatten wir einen wild lebenden Polarfuchs gesehen. Er überquerte vor uns die Straße. Doch anhalten konnten wir leider nicht durch nachfolgende Autos - sehr schade.
Blick auf den Fischerort Súðavík von der anderen Seite des Fjordarms Álftafjörður
Vigur Island empfing gerade Gäste eines Kreuzfahrtschiffes. Im Hintergrund die Bergkulisse von Snæfjallaströnd.
Blick über den Seyðisfjörður
Singschwäne im Hestfjörður
Seehundkolonie im Skötufjörður
Einfach herrlich, die ständig wechselnden Positionen der Seehunde zu verfolgen
Eiderenten mit Nachwuchs fühlten sich sichtlich wohl zwischen den Seehunden
Gänsesäger - Common Merganser (Mergus merganser)
Kaffihúsið Litlibær am Skötufjörður
Das Gehöft Litlibær wurde von zwei armen, kinderreichen Familien 1875 errichtet. 1969 übernahm das isländische Nationalmuseum Litlibӕr und renovierte es. Litlibӕr ist heute ein Café mit köstlichen Waffeln und Kuchen - einfach lecker.
Blick über den Ísafjarðardjúp - im Vordergrund noch einmal Vigur Island
Ein erster Blick auf den Drangajökull
Mit 200 km² ist der Drangajökull einer der kleinsten Gletscher Islands und der einzige auf den Westfjorden. Erstaunlich ist seine geringe Höhe von 925 Metern. Die Westfjorde sind sehr schneereich, weshalb der Drangajökull nicht auf dem Rückzug ist.
Seehunde am Ísafjörður
Blick über den Ísafjörður in beide Richtungen
Der Ísafjörður war der letzte Fjord, der umrundet werden musste. Er erstreckt sich 25 km ins Landesinnere. Über die Straße 635 hat man die Chance, näher an eine der Gletscherzungen des Drangajökull heran zu kommen. Zeit hatten wir noch genug für diesen kleinen Abstecher.
Auf der unbefestigten Straße 635
Ein hübscher Rotschenkel
Der Ruf des Regenbrachvogels war schon von weitem zu hören, doch näher heran ließ er mich nicht. Er flog auf und setzte sich einige Meter weiter auf einen neuen erhöhten Aussichtspunkt.
Schotterpiste am Ende der kleinen Bucht Kaldalón in Richtung Gletscherzunge des Drangajökull
Der Drangajökull
Wer möchte, kann noch zwei bis drei Kilometer über Geröllfelder und durch kleinere Bäche direkt zur Gletscherzunge laufen - das hatten wir uns erspart.
Laugarhóll - Hotel mit eigener Hot Spring, was für ein angenemer Luxus
Wir hatten für unseren letzten Tag auf den Westfjorden große Pläne. Am Morgen wollten wir per Boot zur kleinen Insel Grimsey vor Drangsnes, um erneut Puffins zu beobachten. Am späten Nachmittag sollte es ab Hólmavík zum Whale Watching gehen. Die Puffins waren zwar noch auf der Insel, doch hatte sich der Kapitän des genutzten Bootes für die Überfahrt eine Woche zuvor einen neuen Job gesucht. Kein Käpt'n, keine Bootstour, keine Puffins - aus der Traum. Mit Láki Tours hatte ich schon Tage zuvor erneut Kontakt, mit dem Ergebnis, dass die Whale Watching Tour am Nachmittag mangels Touristen abgesagt war. Was nun? Ohne Puffins am Morgen, konnten wir auch mittags auf Waltour gehen. Also noch einmal Láki Tours kontaktiert mit prompter positiver Antwort. 12:30 Uhr sollten wir am Hafen in Hólmavík sein. Super - der Tag war so wenigstens halb gerettet.
Die schroffe Ostküste der Halbinsel Drangsnes
Die Insel Grimsey vor Drangsnes
Der Hafen von Drangsnes liegt etwas außerhalb des Ortes
Geothermale Quelle am Ufer des Steingrímsfjörður
Eistaucher - Common Loon or Great Northern Diver (Gavia immer)
Treffpunkt der Möwen
Hafen in Hólmavík
Kirche Hólmavíkurkirkja
Wir besuchten das Museum für isländische Hexerei und Magie in Holmavik. Das Museum bietet einen faszinierenden Einblick in den Hexenwahn in Island vom ersten Hexenprozess bis zur letzten Hexenverbrennung. Es kombiniert historische Fakten mit isländischer Folklore, die mit Magie und Zauberei verbunden sind.
Die Insel Grimsey - mittlerweile war der Dunst vom Morgen verschwunden und die Sonne schien
Judith Scott, International Whale Watching Guide von Laki Tours, empfing uns mit dem Käpt'n am Hafen in Hólmavík. Normalerweise finden in Hólmavík die zweistündigen Waltouren im geschützten Fjord statt, doch 2021 war alles anders. Bisher wurden im Fjord nur seltenst Wale gesichtet. So hatte sich Laki Tours entschieden, die Touren vom Vormittag und Mittag zusammen zu legen, um vor der Küste in der Bucht Húnaflói in der Grönlandsee nach Walen zu suchen. Sie hatten von Fischern den Tipp bekommen, dass sich dort im Moment Buckelwale aufhalten. Das Boot war gross genug für etwas mehr Gäste, denn beide Touren waren nicht ausgebucht. Dafür hatten wir die Zeit für die längere Anfahrt hinaus in die Grönlandsee.
Buckelwal - Humpback Whale (Megaptera novaeangliae)
Nach einer Dreiviertelstunde mit voller Fahrt hatten wir das Gebiet erreicht. Alle Augen waren auf das Wasser gerichtet und es dauerte nicht lange, bis wir den ersten Blas sehen konnten. Unser Käpt'n steuerte näher heran. Es waren zwei Buckelwale, die jedoch ein wenig Katze und Maus mit uns spielten. Judith hatte etwas entfernt weitere Wale entdeckt, zu denen wir erst einmal fuhren.
Der Hof im Hintergrund liegt an der Straße 68 und ist 43 Kilometer von Hólmavík entfernt. Buckelwale lieben Flachmeerzonen in Küstennähe.
Behutsam steuerte der Käpt'n unser Boot sehr nah an die Wale heran, dann stellte er die Maschine ab. Es herrschte eine angespannte Stille. Wir waren von vier weiteren Buckelwahlen umgeben. Wo werden sie das nächste Mal auftauchen?
Überall schwammen Puffins zwischen den Walen - meist waren sie unbeeindruckt, ab und an flogen sie auf.
Buckelwale sind in allen großen Ozeanen zu finden. Sie können bis zu 17 Metern lang und 36 Tonnen schwer werden. Generell verbringen Buckelwale den Winter in warmen, tropischen Gewässern in Äquatornähe, wo sie sich paaren und ihre Jungen zur Welt bringen. Vom Frühling bis zum Herbst suchen sie ihre Nahrungsgründe in den kühleren, polnäheren Gewässern auf. Ihre Nahrung sind mikroskopisch kleines Plankton, kleine Krustentiere wie Krill und andere kleine Schwarmfische. Sie nehmen große Mengen ihrer Beute auf einmal auf, filtern das Wasser heraus und schlucken die in den Barten hängen gebliebene Nahrung herunter.
Abschiedsvorstellung ganz nah am Boot
Die Schwanzflosse unterscheidet den Buckelwal von allen anderen Walen. Ihre schwarz-weiße Zeichnung und die wellenförmige Hinterkante sind individuell so einzigartig wie beim Menschen der Fingerabdruck.
Die Zeit war wie im Flug vergangen. Nach zwei Stunden mit den Walen mussten wir zurück. Judith erzählte uns noch viel über die wundervollen Meeresgiganten, denn sie war seit zwanzig Jahren auf den Weltmeeren unterwegs, nicht nur als Guide sondern auch bei Forschungsprojekten.
Die wild zerklüftete Küste an der Straße 643 gen Norden
Wir hatten unseren längsten Fahrtag der Tour vor uns - 460 Kilometer inklusive der geplanten Abstecher rechts und links des Weges. Am Abend wollten wir in Akureyri sein. Ein erster kurzer Stopp an der Straße 68, da wo wir am Vortag die Wale gesehen hatten - und siehe da, sie waren noch immer da. Mehrfach sahen wir den Blas und die schwarzen Rücken unserer Buckelwale - ein schöner Abschied von den Westfjorden. Dann ging es zügig bis zur Ringstraße.
Ein traditionelles "Rett" zum Sortieren der Schafe in Hamarsrétt auf der Westseite der Halbinsel Vatnsnes
Réttir - das jährliche sheep round-up! Jedes Jahr im September werden die Schafe von ihren Sommerweiden in den Bergen zurück in die Täler getrieben. Schafzüchter, Freunde und sonstige Interessenten arbeiten zu Fuss, zu Pferde und mit Begleitfahrzeugen beim Schafabtrieb zusammen. Anschließend werden die Schafe im Rett nach Besitzern sortiert. Es ist eine der ältesten kulturellen Traditionen des Landes.
Seehunde am Gehöft Illugastadir
Illugastadir ist eine der größten Seehundbänke im Norden Islands. Das Naturreservat hat einen Beobachtungsstand, doch leider hatten wir nicht das Glück, sie recht nah davor zu sehen.
Alpenstrandläufer - Dunlin (Calidris alpina)
Meerstrandläufer - Purple Sandpiper (Calidris maritima)
Während der Brutzeit der Eiderenten ist Illugastadir für Besucher geschlossen
Gryllteiste - Black Guillemot (Cepphus grylle)
So stellt man sich ein Fotoshooting mit Vögeln vor - ganz nah und brav sitzen bleiben.
Hvítserkur - ein 15 m hoher Basaltfelsen an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes
Islandpferde - sie gehören zum Landschaftsbild wie die Schafe
Blick in den Kolugljúfur Canyon
Der Kolugljúfur Canyon ist ca. 1 km lang und 40-50 m tief. Von einem Weg am Rand des Canyon hat man einen tollen Blick in die wild romantische Schlucht.
Die Torfkirche Víðimýrarkirkja am Hof Víðimýri
Bereits im 12. Jahrhundert gab es an gleicher Stelle eine Kirche. Die jetzige Torfkirche wurde 1834 erbaut, hat aber Holzgiebel vorn und hinten. Seit 1936 ist sie im Besitz des Nationalmuseums. Kirchen dieser Art waren im 19. Jahrhundert in Island weit verbreitet, doch nur sechs konnten im ganzen Land erhalten werden.
Glaumbær Farm in Skagafjörður
1. Eingangskorridor
2. Gästezimmer
3. Küche
4. Hauptvorratsraum
5. Gästezimmer
6. - 8. Bettstuben
9. Südtür
10. Vorratsraum
11. Milchkammer
12. Gästezimmer
13. Lagerraum
14. Lagerraum
15. Schmiede
16. Brennstoffraum
Diese Größe des Hofes hatten wir so nicht erwartet.
Seit der Besiedlung Islands im Jahr 874 stand an dieser Stelle eine Farm. Der heutige Hof Glaumbær besteht aus 13 Gebäuden. Die ältesten Teile des Torfhauses stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, der letzte Anbau von 1876 bis 1879. Alles jedoch ist in Torfrasenbauweise errichtet, wie es in den ländlichen Gebieten Islands bis etwa um 1900 üblich war.
Die Gebäude in Glaumbær bestehen aus einer Holzkonstruktion und sind voneinander durch dicke Schichten von Torfrasen getrennt und isoliert. Auch das Dach ist mit einer dicken Schicht des gleichen Materials bedeckt. Isländisches Gras wächst sehr kräftig, was zu einer dauerhaften Verbindung von Wurzeln und Erde führt. Ein Torfhaus kann in Gebieten mit gemäßigten Regenfällen ein Jahrhundert überdauern. Das Dach muss natürlich in einem richtigen Winkel errichtet werden. Ist es zu flach, regnet es durch; ist es zu steil, trocknet das Gras zu schnell und wächst nicht, so dass es undicht wird.
Ein Blick in die Innenräume
Bis 1947 war Glaumbær bewohnt. Dann übernahm das isländische Nationalmuseum das Anwesen. Seit 1952 ist es für Besucher als Museum zugänglich.
Gilsstofa und Áshús - gute Beispiele für die ersten Holzhäuser der Region
Gilsstofa, das graue Haus, ist ein Holzhaus von 1849. Es konnte zwischen Farmen verschoben werden, was mit diesem Haus insgesamt sechsmal passierte, bis es 1997 rekonstruiert im Glaumbær Museum seinen hoffentlich letzten Standort fand.
Áshús, das gelbe Haus, wurde 1884 bis 1886 in Ás bei Hegranes erbaut und 1991 ins Museum verlegt. Es repräsentiert die Art von Gebäuden, die im 19. Jahrhundert die Torfhäuser verdrängt haben.
Statue von Guðríður
Glaumbæjarkirkja - gebaut 1925/26, Innenumbau 1994
Blick über Akureyri
Akureyri am Eyjafjörður ist mit knapp 20.000 Einwohnern das zweitgrößte Stadtgebiet Islands. Die Stadtgeschichte begann 1602, als dänische Kaufleute das Handelsmonopol erwarben. Zunächst blieben sie nur in den Sommermonaten. 1786 erhielt Akureyri mit seinen damals 12 Einwohnern das Stadtrecht.
Stadtbummel in Akureyri
Der Botanische Garten von Akureyri - Lystigarður Akureyrar (Lustgarten)
Zu bestaunen gibt es in diesem liebevoll gestalteten Garten rund 430 einheimische Pflanzen Islands und ca. 6.600 fremde Arten, die aus den gemäßigten Breiten und den Hochgebirgsregionen der Welt stammen - ein krasser Gegensatz zu der schroffen Natur Islands. Gegründet wurde der Park von einigen Frauen der Stadt im Jahre 1910. Man erprobt, welche Pflanzen so nah am Polarkreis überleben können.
Krossanesborgir Nature Reserve am nördlichen Stadtrand von Akureyri
Das Naturschutzgebiet Krossanesborgir besteht aus vielen Felsformationen mit 5-10 Millionen Jahre altem Basalt, geformt von der letzten Eiszeit. Markierte Wanderwege führen durch das Gebiet. Wir hatten uns etwas mehr von der Vogelwelt erhofft, denn es ist Brutgebiet für bis zu 27 Vogelarten.
Familie Singschwan beim Nachmittagsausflug
Lachmöwe - Black-headed Gull (Chroicocephalus ridibundus)
Der Súlur, 1213 m hoch, ist der Hausberg von Akureyri.
Reisen Sie mit uns weiter durch Island
und in die Hauptstadt Reykjavík. Es lohnt sich.