Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Der Ruaha National Park ist Tanzanias größter Park. Er datiert ins Jahr 1910 zurück - zunächst als Saba Game Re-serve von den Deutschen unter Schutz gestellt, wurde der Name 1946 von den Briten in Rungwa Wildreservat geändert. Seit 1964 wurde der südliche Teil offiziell in den Ruaha Nationalpark umgewandelt. 1974 und 2008 wurden die Parkgrenzen auf die heutige Fläche von über 20.000 km² erweitert. Der Name “Ruaha” stammt aus der Sprache der Hehe - “Ruvaha”, was so viel wie Fluss bedeutet. Der Ruaha National Park bietet faszinierende Wildbeobachtungen in traumhafter Landschaft. Der Great Ruaha River mit seinen Nebenflüssen ist die Hauptwasserquelle der Wildtiere in der Trockenzeit - soweit die Theorie.
Es gibt keinen Baobab im Park, der nicht von den Elefanten beschädigt wurde. Es gibt hunderte dieser Urzeitriesen.
Nun folgt die Praxis. Am Gate funktionierte das Kartenlesegerät nicht, also mussten wir erst mal zum Hauptquartier im Park, um unsere Permit zu bekommen. Hier war man schon auf Feierabend eingestellt und es dauerte ein Weilchen, bis alles erledigt war. Die Campsite liegt direkt am Ruaha River. Wir errichteten unser neues Heim im letzten Licht des Tages. Wir bauten drei Zelte auf, denn Raschidi hatte inzwischen gefallen am Campen gefunden - tapfer, tapfer. Sechs Nächte und somit fünf volle Tage hatten wir Zeit, den Ruaha National Park zu erkunden. Zawadi war zu Hause angekommen - hatte er doch fünfzehn Jahre für das Mwagusi Safari Camp gearbeitet. Er hatte hier neben seinem ersten Job im Service all sein Wissen erworben, um seine Guideprüfung erfolgreich zu bestehen. Bevor er in den mobilen Safarisektor wechselte, war er einige Jahre Chief Guide im Camp. Er kennt jeden Busch und die Gewohnheiten der Tiere im Park. Dies sollte unser großer Vorteil werden.
10.11.2013
Am Morgen begrüßten uns Elefanten im Flussbett hinter der Campsite. Frühstück mit Game Watching - der erste Tag fing gut an. Ein Gamedrive zum Kennenlernen des Parks stand auf dem Programm. Wir machten uns auf den Weg - zunächst ein wenig die Hügel hinauf, um die schöne Sicht über den Great Ruaha River zu genießen.
Blick über den Great Ruaha River
Dann fuhren wir langsam zurück zum Fluss. Zebras, Impalas, Kudus, Giraffen - es war ein Kommen und Gehen. Alle benötigten Wasser zum Überleben. Elefantenherden standen im Sand des fast ausgetrockneten Flussbetts und gruben mit Füssen und Rüssel nach sauberem frischem Wasser. Auch die ersten beiden Löwendamen ließen nicht lange auf sich warten. Ein wenig schläfrig lagen sie neben der Piste.
Doch die absoluten Stars des Vormittags waren die Elefanten. Erst noch ein Schluck Wasser, ein wenig Puder gefällig - bis man zu der Erkenntnis kam, dass das Make-up der letzten Tage ganz schön fest auf der Haut klebte.
Erst noch ein Schluck Wasser.
Ein wenig Puder gefällig.
Wie sehen wir denn heute aus.
Das Zeug klebt ja fest auf der Haut.
Nun musste die ganze Schlammschicht wieder runter. Die passenden Bäume waren am Ufer zu finden. Dann ging es los - Elefanten-Gymnastik mit Hautmassage. Ob die Geräuschkulisse von der schlammigen Haut der Elefanten oder der Baumrinde kam, war nicht ganz zu ergründen - sicher ein Mix aus beidem. Das ganze Schauspiel dauerte eine geschlagene Stunde.
Die heiße Mittagszeit verbrachten wir umgeben von gefiederten Gesellen im Camp. Dann starteten wir zum nächsten Gamedrive. Von den Hügeln kamen die ersten Tiere langsam in Richtung Fluss. Doch bis zum Ruaha River kamen wir an diesem Nachmittag nicht mehr, denn ein Löwenrudel hatte es sich neben unserem Weg gemütlich gemacht. Wir beobachteten ihr Treiben. Viele würden sicher sagen - was, schon wieder Löwen - wir wollen jetzt aber endlich einen Leoparden sehen. Uns war das völlig egal. Wir genossen den Augenblick und konnten uns von diesem Ort bis zum Sonnenuntergang nicht mehr trennen.
Bei unserer Rückkehr zur Campsite wurden wir wie immer von Raschidi sehnsüchtig erwartet. Eine Tasse Kaffee und schnell unter die Dusche - gleich kommt der Ruf " Dinner is ready". Meist gab es eine leckere Gemüsesuppe als Vorspeise, dann den Hauptgang und als Dessert frisches Obst. Nudeldick satt saßen wir gemeinsam am Campfire und ließen den Tag Revue passieren.
In der Nacht bekamen wir Besuch. Ein Elefantenbulle konnte den Gerüchen aus unserem Camp wohl nicht wiederstehen. Zuerst musste ein Ast von unserem Schattenbaum daran glauben. Die Küchenutensilien waren sorgfältig mit Planen eingepackt. Doch es war zu verlockend. Nach mehreren Anläufen wurde die obere Plane mit dem Rüssel entfernt. Nun gab es Handlungsbedarf. Zawadi versuchte es zunächst auf die sanfte Art, doch der Bulle reagierte auf das mehrfache Anleuchten mit der Taschenlampe nicht. Schweres Geschütz musste aufgefahren werden. Zawadi schmiss das Erstbeste, was er in die Finger bekam, nach ihm. Es zeigte sofortige Wirkung. In Windeseile sprang der Eli die Böschung hinab zurück ins Flussbett. Nun wurde alles ins Auto verladen. Warum wir es hier nicht wie in den anderen Parks am Abend taten - naja, es war ein aufregendes Erlebnis mit gutem Ausgang. So gab es ausreichend Gesprächsstoff am nächsten Morgen. Natürlich wollten wir von Zawadi wissen, was er denn geworfen hatte. Es war einer seiner Schuhe.
Kimilamatonge Hill
11.11.2013
Wir fuhren zunächst zum Kimilamatonge Hill. Es ist eines der Gebiete mit der Aussicht auf Leopardensichtung - an diesem Morgen hatten wir kein Glück. So machten wir uns auf den Weg zum Mwagusi River, einem der Zuflüsse zum Great Ruaha im Park und bestes Safarigebiet.
Gleich dem Great Ruaha River ist der Mwagusi River trocken gefallen. Jedoch gibt es hier ein wenig mehr Oberflächenwasser. Flussabwärts entdeckten wir in der Ferne eine Büffelherde beim Trinken. Unweit gab es eine Möglichkeit der Flussquerung. So konnten wir näher an die Tiere heran kommen, ohne sie aufzuschrecken.
Büffelherde im Mwagusi River an der Picknick-Site
Kaum hatten wir die Büffel verlassen, stolperten wir förmlich über die nächsten Löwen. Sie taten, was Löwen in der Hitze des Tages üblicherweise tun - sie schliefen im Schatten der Bäume am Ufer. Sie mussten in der Nacht eine gute Mahlzeit bekommen haben, denn einen Löwen mit so dickem, vollgefressenem Bauch hatten wir noch nie gesehen.
Einer der Guides vom Kwihala Camp hatte am frühen Morgen auf einem Baum einen Leoparden entdeckt. Nun war es mittlerweile 11:30 Uhr. Wo der Baum stand, wurde Zawadi genau beschrieben, doch es war ca. 15 Kilometer von den Löwen entfernt. Die Frage, wollen wir es versuchen, erübrigte sich. Natürlich wollten wir. Eine halbe Stunde später standen wir neben einem großen Sausage Tree. Da saß sie noch immer auf ihrem Baum wie am Morgen - eine junge Leopardin.
Es dauerte gerade mal fünf Minuten, da erhob sie sich von ihrem Ast und kam langsam vom Baum herunter. Zunächst legte sie sich kurz hin, dann machte sie ihr Geschäftchen und begann sich zu putzen - alles unmittelbar neben dem Fahrzeug - bis sie seelenruhig im Busch verschwand. Sie fühlte sich durch die Anwesenheit von drei Fahrzeugen in keinster Weise gestört und zeigte ein völlig natürliches Verhalten.
Whoa - wir waren sprachlos. Als Erstes bedankten wir uns bei Zawadi, der dieses fantastische Erlebnis möglich gemacht hatte. Perfektes Timing - wie schon so oft. Wären wir 15 Minuten später gekommen, hätten wir vielleicht die Schwanzspitze im Busch verschwinden sehen. Wir mussten das Gesehene erst mal verarbeiten. Dann machten wir uns langsam auf den Weg zurück zur Campsite. Am Nachmittag fuhren wir zum Great Ruaha Rapids Viewpoint.
Blick vom Great Ruaha Rapids Viewpoint
12.11.2013
Ein neuer Tag brach an. Raschidi bereitete das Frühstück vor und füllte auch die Lunchboxen, denn es sollte auf einen Ganztages-Gamedrive gehen. Wolken am Himmel bescherten uns angenehme Temperaturen. Nach einem kurzen Abstecher in die Hügel für den besseren Überblick ging es zum Ruaha River. Überall waren Elefanten unterwegs. Die Einen brachen einen weiteren Ast von den ohnehin schon stark beschädigten Sträuchern ab, um den Hunger zu stillen. Andere tranken im Flussbett und erneuerten die schützende Schlammschicht ein wenig. Wenn sie das Flussbett verließen, wurden die Kratzbäume am Ufer aufgesucht und das Schauspiel der Elefantengymnastik begann aufs Neue.
Es gab natürlich nicht nur Elefanten. Es war ein bunter Mix vieler im Park beheimateter Tiere. Leichter Regen setzte ein. Nach all den Monaten der Trockenheit ächzten Pflanzen und Tiere nach Wasser. Eine halbe Stunde später war alles schon wieder vorbei. Doch es roch nach frischer Luft - die ersten Vorboten der kleinen Regenzeit.
Wir wollten schauen, was heute am Mwagusi River los war. Eine Herde Elefanten stand zusammengedrängt unter einem Baum. Plötzlich setzen sie sich in Richtung Fluss in Bewegung. Zunächst folgten wir ihnen, dann fuhren wir voraus und erwarteten ihr Eintreffen auf der Brücke über dem Fluss. Sie kamen und begannen sofort im Sand zu graben. Wie geschickt sie den Sand zur Seite taten und im Nu an frisches Wasser kamen.
Die Mittagspause verbrachten wir auf der Picknicksite am Mwagusi River. Dann schauten wir auf die andere Seite des Flusses und hätten die ersten Löwen des Mwagusi Rudels fast überfahren. Hinter einer Kurve mitten auf der Piste lagen die ersten beiden, wenige Meter entfernt die nächsten zwei. Der Rest des Rudels, heute zusammen mit ihren Jungen, war einen halben Kilometer entfernt. Die erwachsenen Tiere dösten vor sich hin. Nur die kleinen Kätzchen tollten herum und spielten miteinander, bis auch sie müde wurden.
Zwei Stunden waren in der Zwischenzeit vergangen und zwei weitere Fahrzeuge hatten sich zu uns gesellt. Der ältere Löwe hatte uns schon eine Weile mit seinen Augen fixiert, bis er sich erhob und in zwei Sätzen zu unserem Auto sprang. Es ging so schnell. Er sagte uns, es war genug. Zawadi startete sofort den Motor. Unsere Zeit bei den Löwen war abgelaufen. Keiner von uns wollte sie weiter stören. Langsam machten wir uns auf den Rückweg zur Campsite.
13.11.2013
Die Tiere in dieser traumhaft schönen Landschaft erleben zu dürfen, ist etwas ganz spezielles. Es sind nur wenige Gäste im Park. Uns freut es, doch eigentlich kann man es kaum glauben. Das Gebiet um den Mwagusi River hat es uns besonders angetan - also schauten wir am Vormittag wieder vorbei.
Die Büffel hatten schon getrunken und ruhten im Schatten. Die Löwen konnten wir heute auch nicht entdecken. Dafür gab es wunderschöne Szenen von schlafenden Elefantenbabys - mal was ganz anderes.
Am Nachmittag besuchten wir den Hippo-Pool. Zawadi erzählt uns, dass sich der Ruaha National Park in den letzten Jahren stark verändert hatte. Die einst riesigen Büffelherden von bis zu tausend Tieren gibt es nicht mehr. Im November 1993 stoppte der Great Ruaha River erstmals für drei Wochen zu fließen. Jedes Jahr wurde diese Periode länger. Heute sind es Monate. In der Usangu Catchment Area wird Reis angebaut und viel Wasser entnommen, was einst in den Great Ruaha River floss. Hinzu kommt die Rinderzucht in diesem Gebiet, die den Usangu Swamps zusätzlich schadet. Ob es die einzige Ursache ist, weiß man nicht. Umfangreiche Untersuchungen laufen. Das Verhalten aller Tiere, die vom Wasser abhängig sind, hat sich verändert. Die Vegetation ist stark beeinträchtigt. Auch die Zahl der Flusspferde ist drastisch zurückgegangen.
Verfolgen Sie unseren letzten Tag im Ruhaha National Park und begleiten Sie uns zurück nach Dar es Salaam. Es lohnt sich.