Nach langer Suche im Internet hatte ich einen Bericht über Wildtierzählungen im Sioma Ngwezi National Park gefunden. Dieser Bericht hing mit der Kavango Zambezi (KAZA) Transfrontier Conservation Area zusammen. Auf meine Anfrage bei KAZA zu Kontaktdaten der Rangern von Sioma erhielt ich plötzlich eine Mail von Flip Nel (flip.nel.6@gmail.com). Flip war für die Entwicklung von Sioma Ngwezi im KAZA-Projekt verantwortlich. Er arrangierte für uns einen Besuch mit Ranger in diesem selten von Touristen besuchten Park. Es gibt keinerlei Infrastruktur im Park und nur wenige Kontrollpisten, die durch das riesige Gelände führen. Wir hatten keine große Erwartungshaltung an Tiersichtungen. Wir wollten einfach das Schutzgebiet in seiner Ursprünglichkeit erleben, bevor seine Erschließung für Touristen beginnt - ein Stück ursprüngliche afrikanische Wildnis. Wir wussten, dass es auch in dieser Region bereits Regenfälle geben hatte, was unseren möglichen Bewegungsradius im Park zusätzlich einschränken wird.
Pünktlich um 08:00 Uhr wartete Martin unser Ranger mit seinem Gepäck am Infozentrum der Ngonye Falls. Auch er hatte seine gute alte Kalaschnikow dabei. Die gehört in Zambia zum Standard eines jeden Rangers. Wir erledigten die Formalitäten und zahlten die Nationalparkgebühren für die nächsten drei Tage. Flip, der selbst vor Ort war, wünschte uns eine schöne Zeit. Seine letzten Worte - habt ihr genug Wasser dabei und fahrt euch bitte nicht fest, ihr seid allein im Park unterwegs. Dann ging es gemeinsam los.
Park Entry Fee incl. Camping & Ranger: Kwacha 91.800 für 3 Personen pro Tag
Die nachfolgenden Bilder zeigen die Planungen für die Entwicklung von Sioma Ngwezi mit den angrenzenden Game Management Areas für die Einbeziehung in KAZA. Sie stammen aus dem Infozentrum.
Zunächst fuhren wir ein Stück die Straße Richtung Sesheke. Dann ging es nach rechts auf einer sandigen Piste Richtung Süden. Wir querten ein Waldgebiet. Die National-parkgrenzen sind heute schon nicht mehr identisch mit den Karten. Im Norden wurde ein breiter Streifen des bisherigen Game Management Gebietes integriert. Wir erreichten das offene Pfannensystem im nördlichen Teil des Parks und kamen an einigen natürlichen Wasserstellen vorbei. Diese gibt es nur hier. Am Nachmittag suchten wir uns ein nettes Plätzchen, um unsere Zelte aufzubauen. In der Nacht regnete es erneut. Am folgenden Morgen zogen wir weiter. Wir wollten den Park bis zum Kwando durchqueren. Leider wurde daraus nichts. Der Regen der letzten Tage hatte der einzigen Piste, die es in dem riesigen Gebiet von Norden nach Süden durch den Park gibt, zu stark zugesetzt. Auf halber Strecke kehrten wir an einer sumpfigen Stelle um, da wir kein Risiko eingehen wollten. Unter Bäumen geschützt bauten wir mit Blick auf eine der Wasserstellen unser Lager auf. Nun hatte uns die Regenzeit wohl endgültig eingeholt. Am Nachmittag und dem darauffolgenden Tag regnete es immer wieder. So fiel unsere Entdeckungsreise am letzten Tag buchstäblich ins Wasser. In den Morgenstunden waren wir noch einmal unterwegs. Am Nachmittag machten wir es uns im Camp gemütlich, so gut es halt bei ständigen kurzen Regenschauern geht.
Wir nutzten die Zeit, um über die Situation im Nationalpark zu sprechen. Die Tiere haben eine extrem hohe Fluchtdistanz. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen sind sie nicht an Fahrzeuge gewöhnt. Etwa einmal pro Wochen fahren die Ranger Streife. Ansonsten sind sie von mobilen Camps aus zu Fuß unterwegs. Die jährliche Gästezahl ist sehr gering. Zum anderen ist Wilderei ein großes Problem - liegt der Park doch sehr nahe zur namibischen und angolanischen Grenze. Mit der Zugehörigkeit von Sioma Ngwezi zu KAZA ist man bemüht, die Situation zu ändern. Zusätzliche Ranger aus den umliegenden Dörfern werden ausgebildet. Das Pistennetz soll erweitert werden. In den Management Sections wird es Konzessionen für touristische Infrastrukturen geben. Es ist ein weiter Weg, bis dieses riesige Gebiet wirklich geschützt werden kann. Im Moment führt eine Straße, die auch auf den Karten eingezeichnet ist, um den Park außen herum. Eine Kontrollpiste führt in der Mitte von Norden nach Süden hindurch. Im nördlichen Teil gibt es zusätzlich einige Pisten entlang der komplexen Feuchtgebiete. Weite Teile des Parks sind dichte Waldgebiete. Der Park selbst hat einer Fläche von etwa 5.000 km² und hinzu kommen die den Park umgebenden Game Management Areas mit einer Gesamtfläche von 30.000 km². Wie soll dieses Areal ohne guten Zugang im Moment geschützt werden?
Selbstverständlich gab es auch einen regen Gedankenaustausch zu alltäglichen Dingen - zur Familie, zum Glauben, zu den kulturellen und sozialen Unterschieden von Zambia, Botswana und Deutschland. Am vierten Tag machten wir uns auf den Weg zurück zu den Ngonye Falls. Leider war der Himmel stark bewölkt und ein leichter Regen setzte erneut ein. Die Hoffnung, die Fälle bei unserer Rückkehr aus nächster Nähe zu bewundern, hatte sich hiermit zerschlagen. Wir verabschiedeten uns mit einem großen Dankeschön bei den Rangern und fuhren weiter Richtung Sesheke.
Eigentlich wollten wir unseren nächsten Stopp im Sioma River Camp machen. Ich hatte zuvor Kontakt mit Hans, dem Besitzer. Er weilte zu dieser Zeit in seiner Heimat Dänemark, um Geld zu verdienen. Ich hatte viel Positives über sein Camp gehört. Als wir ankamen, war es total verlassen. Keine Menschenseele weit und breit. Wir fuhren zur Campsite. Niemand da. Das Areal war in einem traurigen Zustand. Die Sanitär-einrichtungen waren weitestgehend zerstört. So ein Jammer, dachten wir - es war mit so viel Liebe aufgebaut wurden.
Wir fuhren weiter bis zur Kabula Tiger Lodge. Hier wurden wir herzlich empfangen und durften uns auf der weitläufigen Campsite einen Platz aussuchen. Wir waren an diesem Tag die einzigen Gäste.
Camping Fee: US$ 10 pro Personen & Nacht
Die Zelte bekamen keine Chance zu trocknen. Erneut setzte Regen ein. Wir suchten Schutz im Empfangsbereich der Lodge. Nun war guter Rat teuer. Morgen wollten wir zurück nach Livingstone, um anschließend für drei Tage einen Abstecher in den Lochingvar National Park zu machen. Doch bei diesem Regen? Als erstes folgte ein Blick ins Internet auf die Wettervorhersage für Livingstone. Wolken und Regen für unsere letzten Tage in Zambia war die unerfreuliche Antwort. Plan B musste her. Gehen wir für die letzten Tage in den Caprivi oder in den Chobe oder ... Die Entscheidung wurde auf morgen früh vertagt.
Wir durften die nassen Zelte ohne zusätzliche Dusche von oben zusammenpacken. Doch der Himmel gehorchte dieses Mal dem Wetter-bericht. Leichter Regen, starker Regen, wolkenbruchartige Niederschläge begleiteten uns bis Kazungula. Wir drei diskutierten während der Fahrt lange über das wie weiter. Die Entscheidung war so verdammt schwer. Bringen wir es kurz und bündig auf den Punkt. Wir brachten Gideon schweren Herzens zur Fähre und mussten so völlig unvorbereitet Adieu zu einem lieben Freund und Weggefährten sagen. Wir fuhren allein weiter in Richtung Livingstone, wo wir für die letzten fünf Nächte bleiben wollten.
Kubu Cabins sollte unser Zuhause für die letzten fünf Nächte werden. Es liegt direkt am Zambezi 20 km vor den Toren Livingstones. "The place to Be" ist ein treffender Slogan. Wir durften uns eines der kleinen Cabins aussuchen - eine liebevoll gestaltete rustikale Behausung mit Openair-Bad und Blick auf den Zambezi vom Bett aus.
Kubu Cabins: Kwacha 460.000 pro Cabin & Nacht
Vier Tage hatten wir nun Zeit in Livingstone. Was gab es zu entdecken? Die Victoria Falls hatten wir schon von beiden Seiten, Zambia und Zimbabwe, bewundert. Den Reptile Park hatten wir 2006 ebenfalls besucht. So studierten wir erst einmal den Reiseführer und die zahlreichen Prospekte im Zimmer.
Der erste Tag diente der Bildung. Wir besuchten zuerst das Livingstone Museum im Zentrum der Stadt. Es bietet einen sehr interessanten Ausstellungsquerschnitt zur Geschichte, Kultur und Politik Zambias mit einer Kollektion persönlicher Dinge von David Livingstone. Dann besuchten wir das Railway Museum. Es hat ein paar alte Dampflokomotiven zu bieten.
Am zweiten Tag wollten wir in den Wildlife-Bereich des Mosi-oa-Tunya National Park. Es ist zwar nur ein kleiner Streifen zwischen dem Zambezi und der Kazungula-Livingstone-Road, doch wir waren von den Tiersichtungen beeindruckt. Büffel, Elefanten, Giraffen, Zebras, Impalas, Kudus, Wasserböcke und extrem viele Vögel - nur für uns allein waren sie hier. Wir haben den ganzen Tag kein weiteres Fahrzeug gesehen. In der Mittagszeit suchten wir ein schattiges Plätzchen am Ufer des Zambezi und träumten vor uns hin.
Auf unsere Frage am Gate, wo denn die Rhinos sind - südlich oder nördlich der Staße - bekamen wir den Hinweis, uns beim Ranger am Picknick Platz zu melden. Das taten wir doch gern. Nach dem üblichen "How are you?" und so weiter, stellten wir unsere Frage erneut. Wir bekamen eine prompte Antwort - gebt mir fünf Minuten Zeit, dann zeige ich Sie euch. Das ist ein Angebot, zu dem man nicht nein sagen kann. Kurze Zeit später waren wir gemeinsam unterwegs in den nördlichen Teil des Parks auf der anderen Straßenseite. Wir parkten das Auto - weiter ging es ein Stück zu Fuß, direkt auf die Rhinos zu. Es war ein Traum. Wir standen 10 Meter von diesen majestätischen Tieren entfernt.
Heute werden die acht im Park lebenden Breitmaulnashörner - drei davon sind Jungtiere, die hier geboren wurden - rund um die Uhr von acht Rangern bewacht. Nachts werden zusätzliche Patrouillen per Fahrzeug durchgeführt. 2007 gab es einen herben Rückschlag durch Wilderei. Damals wurden zwei Tiere getötet. Ob es in den letzten Jahren Probleme gab, wollten wir auf Grund der extremen Situation zur Nashorn-wilderei wissen. "Nein", lautete die Antwort. "Hier weiß jeder, dass der Versuch, sich den Tieren unberechtigt zu nähern, mit der Waffe beantwortet wird." Wir haben uns mit einem großzügigen Trinkgeld bedankt. Diese kleine zusätzliche Einnahme für den gebotenen Service der Ranger finden wir absolut in Ordnung. Es motiviert die ganze Truppe, auf diesen wertvollen Schatz gemeinsam zu achten.
Wir verabschiedeten uns bei einem kühlen Drink und ließen eine Portion Fleisch für das Abendessen zurück. Gern können wir morgen wieder kommen. Das lässt man sich nicht zweimal sagen. Langsam fuhren wir zum Gate zurück. Unserer Elefantenherde vom Morgen begegneten wir noch ein zweites Mal. Die Sonne war schon unter gegangen, als wir den Park verließen. Wir mussten uns beeilen, nach Hause zu kommem. Doch unsere Elefantenherde stoppt den Verkehr. Seelenruhig überquerten sie die Straße. Sie wollten wohl die Nacht im nördlichen Teil im Schutz der Ranger verbringen. 10 Stunden Gamedrive in so einem kleinen Park, das muss uns erst mal einer nach machen. In Kubu Cabins wurden wir bereits vermisst. Krönender Abschluss des Tages war ein Drei-Gänge-Candle-Light-Dinner auf der Terrasse vom Koch höchst persönlich serviert.
Am dritten Tag, wie konnte es anders sein, besuchten wir den Park erneut. Wir mussten nicht erst zum Gate, sondern durften gleich von der entgegen-gesetzten Seite hinein fahren. Die Parkgebühren können wir am Nach-mittag bezahlen, hatte man uns gesagt. Per Funk waren wir für diesen Morgen angemeldet. Wir durften tatsächlich noch einmal zu den Rhinos. Die kleinen hatten wohl noch nicht ganz ausge-schlafen. Im Schutz Ihrer Mütter dösten sie friedlich vor sich hin. Unser Lunch fand heute auf der Plattform des "The Zambezi Waterfront" statt. Dann ging es ein letztes Mal die Uferpiste am Zambezi entlang und zurück zu unserem Quartier. Eigentlich sollte am Abend eine Bootstour stattfinden, doch wurde die auf den nächsten Tag verschoben.
Park Entry Fee International:
Vehicle Entry Fee:
Kwacha 79.200 pro Personen & Tag
Kwacha 79.200 pro Tag
Am vierten Tag bummelten wir durch die Stadt und besuchten den Kraft Market an den Fällen. Allerdings stellten wir fest, dass das Angebot an höherwertigem Kunsthandwerk in Victoria Falls wesentlich besser ist. Am Nachmittag gönnten wir uns noch einige Zeit den fantastischen Blick in die Schlucht flussabwärts der Fälle und beobachteten Büffel auf der Zimbabwer Seite. Nun waren wir vier Tage in Livingstone und bisher kein Tropfen Regen. Doch als wir im Camp zurück waren setzte leichter Regen ein. Gegen 16:30 Uhr starteten wir trotzdem zu unserer Bootstour auf dem Zambezi. Es war unser letzter Abend. Mit Sundowner hatte das wenig zu tun, denn der Himmel hing voller Wolken. Wie ein Wunder riss kurz bevor die Sonne die Erde berührt ein breiter Wolkenstreifen am Horizont auf. Wir erlebten einen einmalig schönen, farbenprächtigen Sonnenuntergang.
Die Bootstour wurde vom Camp Nkwazi, dem Nachbarcamp durchgeführt. Es wurde gerade eröffnet und beherbergte die ersten zwei Gäste. Die Eigentümer sind Namibier und Kubu Cabins wird ebenfalls von ihnen geleitet. Nach dem Abendessen begleitete uns der Sohn die kurze Strecke durch den Busch. Durch den alltäglichen Hippo Besuch ist Vorsicht angesagt. Am nächsten Morgen gingen wir nochmals hinüber. Wir wollten uns gern das Camp bei Tageslicht anschauen. “Camp Nkwazi is not a stopover – it’s a desti-nation” - auch dieser Slogan ist sehr treffend. Das Camp und die dazugehörigen Campsites wurden mit so viel Liebe aufgebaut.
Sunset Cruise: Kwacha 150.000 pro Personen
Eine Reise durch die Nationalparks im Südwesten Zambias geht nach vier Wochen zu Ende. Am Mittag wurde unser Auto am Flughafen in Livingstone von Bushlore abgeholt. Es hatte uns in allen entlegenen Gebieten treue Dienste geleistet. Nur auf den letzten 5 Kilometern zum Flughafen hatte es keine richtige Lust mehr. Irgendwie gab es einen extremen Leistungsabfall. Im Schleichgang erreichten wir den Parkplatz. Die Fahrzeug-rückgabe war genau so unproblematisch wie im letzten Jahr. Dann ging es zum Check-in. Auf Wiedersehen Zambia. Wir kommen wieder. Du hast uns mit wunderschönen Erlebnissen und Gesprächen verwöhnt. Es gibt noch viel mehr in diesem riesigen Land zu entdecken. Auf Wiedersehen Afrika. Bis zum nächsten Jahr.
Geld
Mobilfunk
Dieselversorgung
Seit Mitte 2012 ist die einzige offizielle Währung Zambische Kwachas. Ab 01.01.2013 wird es neue Banknoten geben, wo drei Nullen weggestrichen werden. In den privaten Camps wurden noch immer US$ genommen, obwohl nicht mehr gestattet. An ATM's gibt es unterschiedliche maximale Limite. Je nach verwendeter Karte kann man bis zu 5x hintereinander Geld abheben.
Der Empfang war überall gegeben, ausgenommen Sioma Ngwezi
Diesel war an allen Tankstellen, die wir angefahren hatten, verfügbar. Jedoch sollte man sich außerhalb größerer Städte darauf nicht verlassen.
Unser besonderer Dank gilt
Mike (MikeAG)
vom 4x4 Community Forum und den Teilnehmern vom Forums-Trip 2012, die mir mit ihrer Planung, den Reiseberichten und der Beantwortung von Detailfragen über den Kafue National Park sehr geholfen haben.
Gideon Lioko Nasilele
(Ranger im Liuwa Plain National Park), der alles gegeben hat, um Liuwa zum Highlight dieser Tour werden zu lassen.
Gideon
unser lieber Wegbegleiter im südlichen Afrika, der mit uns gemeinsam den Südwesten Zambias entdeckt hat.
Christa & Herbert Müller