Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Pünktlich um 09:00 Uhr wurden wir im Foyer des Hiltons in N'Djamena von Alfredo mit seinem Team, das uns beide für die nächsten zwei Wochen in die Sahara bringen sollte, begrüsst. Unsere Begleiter wurden vorgestellt. Es waren: Abdelkarem, unserer Tour Leader und Übersetzter für Englisch, da wir weder ein Wort französisch noch arabisch sprechen; Ahmed und Abdallah, unsere beiden Fahrer, und Floran, unser Koch. Zwei vollgepackte Land Cruiser parkten vor dem Eingang zum Hotel. Wir verabschiedeten uns noch schnell von unseren Mitreisenden vom Zakouma. Die Taschen kamen auf die Rückbank eines der Autos. Wir waren startklar.
Landschaft am Mittag des ersten Fahrtages
Drei lange Fahrtage lagen vor uns, um von N'Djamena zum Ennedi Massiv zu kommen. Unsere Strecke auf der Hinfahrt ging über Massaguet, Masskori, Moussouro und Kalait. 1.200 Kilometer klingt zwar nicht so sehr weit, doch wenn man nach ca. drei Stunden Fahrzeit am ersten Tag die Asphaltstrasse auf nimmer Wiedersehen verlässt und ausschließlich sandige oder steinige Naturpisten vor sich hat, braucht es halt seine Zeit.
Unser erster Camping Spot
17:00 Uhr verließen wir die Piste und schauten nach einem geeigneten Camping Spot für die erste Nacht. Da wir ja nicht mehr die Jüngsten sind, hatten wir die Luxusvariante mit Liegen für das Zelt bekommen - sehr angenehm. Während Floran das Dinner zubereitete, genehmigten wir uns, passend zum Sonnenuntergang, ein wohl temperiertes Bier.
Irgendwo im Nirgendwo auf dem Weg in Richtung Nordosten
Unser zweiter Fahrtag startete 06:00 Uhr morgens mit Frühstück und Packen. Eine Stunde später waren wir wieder auf der Piste. Die Gegend ist recht dünn besiedelt. Wir fuhren an einigen Dörfern vorbei. Viehhaltung ist die Haupterwerbsquelle der Familien. Als wir uns einer Wasserstelle näherten, stoppten wir, um aus gebührendem Abstand einige Fotos zu bekommen.
Wasserstelle
Eigentlich war es sehr schade, dass Ganze nur aus einer gewissen Entfernung als Zaungast zu sehen. Abdelkarem meinte, das wir aus der Nähe nicht fotografieren dürften. In erster Linie ist es ja hochinteressant die Details zu sehen. Wie tief sind die Brunnen? Wie bringen sie das Wasser hoch? Wie tränken sie die Viehherden? Wie wird das Wasser für den Transport abgefüllt? Wie ist das Ganze organisiert bei dieser großen Anzahl von Tieren? Fotos mit nach Hause zu nehmen wäre auch schön, doch in so einer Situation Nebensache.
Ziehbrunnen
Kurz nach unserer Mittagspause fuhren wir erneut auf eine Wasserstelle zu. Ich fragte, ob wir bitte stoppen könnten und zum Brunnen laufen, um das Tränken der Tiere aus der Nähe zu sehen. Ich packte meinen Fotoapparat in die Fototasche und versprach, ihn nicht ohne eine Genehmigung der anwesenden Hirten herauszuholen.
Wir schauten uns eine Weile um, Ahmed und Abdelkarem dienten teils als doppelte Dolmetscher für unsere Fragen. Nach einer ganzen Weile bat ich Ahmed, die Hirten um eine Fotoerlaubnis zu bitten. Siehe da, ja kein Problem, ich durfte fotografieren. Ich bedankte mich herzlichst für ihr Entgegenkommen.
Frauen füllten Wasser in speziell präparierte LKW-Schläuche ab, welche später auf Eseln transportiert wurden.
Die Brunnenanlage ist mit betonierten Viehtränken ausgestattet. Ein kleiner unterirdischer Kanal führt vom Rand des Brunnens in die Becken. Das Wasserschleppen erübrigt sich.
Die schweren Wassersäcke wurden über ein Rollensystem mit Hilfe von Kamelen aus dem ca. 30 Meter tiefen Brunnen gezogen.
Ein verschmitzter Blick über den Rücken des Esels - was tun diese Fremdlinge hier
Es war heiß in der prallen Sonne zur Mittagszeit, doch jede Sekunde wert, die Temperaturen zu ertragen.
Unser Camping Spot am zweiten Tag
Unsere zweite Nacht war einiges kühler als die erste. Es war mein eigener Fehler, dass wir unsere Schlafsäcke nicht mit hatten. Man sollte halt Google bemühen, wenn man ein englisches Wort bei der Reisevorbereitung nicht versteht. Ob Abdelkarem wusste, dass dieser Platz uns die kälteste Nacht auf unserer gesamten Tour bescheren wird, keine Ahnung. Wir bekamen zwei ihrer eigenen dicken Decken als Leihgabe. Die armen Jungs hatten sicher ganz schön gefroren und taten mir am Morgen echt leid.
Unser dritter Fahrtag begann ebenfalls um 06:00 Uhr. Der Ablauf am Morgen wurde zur Routine. Unser Koch wusste nun, dass er als allererstes Wasser für den Kaffee kochen musste. 07:00 Uhr sassen wir alle im Auto, bereit zur Abfahrt. Schon eine halbe Stunde später sichteten wir Dorkasgazellen. Die Fluchtdistanz war extrem.
Dorkasgazelle - Dorcas Gazelle (Gazella dorcas)
09:00 Uhr, wir näherten uns einer Wasserstelle der Nomaden. Ahmed ließ fragen, ob wir erneut stoppen sollten - nah klar doch. Wie am Vortag gingen wir zum Brunnen und auch hier durfte ich nach geraumer Zeit fotografieren.
Ein erster Überblick
Auch hier wurde über hölzerne Rollen das Seil geführt.
Mit einem Lächeln schauten die Nomaden in die Kamera - kein Zeichen von Abwehr.
Die Holzrollen, die Seile und die Schöpfsäcke bringt jede Familie selbst mit zur Tränke
Dieser Brunnen war weit tiefer. Ca. 70 Meter mussten die Kamele laufen, bis der gefüllte Schöpfsack am Rand des Brunnens abgenommen werden konnte.
An diesem Brunnen gab es keine betonierten Tränken für das Vieh. Jeder hatte sein eigenes Fass mitgebracht.
Aufbruch - die Tiere waren versorgt
Auch für uns war es Zeit, weiter zu fahren. Der Weg war noch weit. Die Autos standen die ganze Zeit in der Sonne, dem entsprechend aufgeheizt waren sie. Der Fahrtwind bei geöffnetem Fenster verschaffte ein wenig Abkühlung.
Schwer beladen durch die Wüste
Trockenfluss - ein schattiges Plätzchen für unseren Lunch break.
Ausgemusterte alte Kriegstechnik am ehemaligen französischen Fort in Oum-Chalouba südwestlich von Kalait
Die Frauen nutzen in diese Region überall Esel, um die schweren Wassersäcke nach Hause zu transportieren.
Gegen 14:30 Uhr erreichten wir Kalait. Die kleine Wüstenstadt ist eines der wenigen Versorgungszentren für die gesamte Region Ennedi. Unsere Fahrzeuge inklusive zwei große Fässer mussten betankt werden. Eine normale Tankstelle gab es nicht. Alles wurde aus Fässern umgefüllt. Der Diesel ist hier billiger als in N'Djamena, da er direkt aus Libyen kommt. Unser Koch erledigte seine Einkäufe und wir erstanden für kleines Geld zwei warme Decken. Damit war unser Problem gelöst. Als Letztes wurden am Stadtrand all unsere Wasserkanister aufgefüllt. Nach zwei Stunden war alles fertig. Wir verließen Kalait. Eine Stunde wollten wir noch fahren, bevor wir uns einen Platz zum Campen suchten.
Unser Camping Spot am dritten Tag - eine Kamelherde zieht am Morgen vorbei, als wir gerade beim Packen waren.
Ganz so trostlos wie auf dem Bild war unser Camping Spot nicht, denn hinter uns war einer der vielen Flussläufe, die nur wenn es mal regnete, kurzzeitig Wasser führten. Die Ufer sind mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, denn es gibt Oberflächenwasser, weshalb Nomaden gern in deren Nähe siedeln.
Ahmed (links) und das Oberhaupt einer Nomaden Familie
Ahmed und Abdallah, unsere Fahrer, sind selbst Nomaden aus der Ennedi Region. Obwohl wir am vierten Tag keine wirkliche Eile hatten, waren wir alle um 06:00 Uhr munter. So hatten wir Zeit, am Morgen eine Nomaden Familie, die Ahmed gut kannte, zu besuchen.
Nach Hunderten von Kilometern flachem Land tauchten am Horizont erste Steinhügel auf.
Vor 72 Stunden waren wir in N'Djamena gestartet. Am vierten Tag unserer Sahara Tour 09:00 Uhr standen wir am Südzipfel des Ennedi Massives mit ersten Felsformationen.
Das Ennedi Massive mit seinen ca. 40.000 Quadratkilometern ist ein Sandsteinplateau so groß wie die Schweiz. Dr. Stefan Kröpelin von der Universität Köln und sein tschadischer Kollege Dr. Baba Mallaye vom Centre National des Recherches in N'Djamena erforschen gemeinsam im Norden des Tschad, wie sich das Klima in der Sahara in den letzten 130.000 Jahren verändert hat. Ihnen ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass das Ennedi Massiv seit 2016 UNESCO World Heritage Site ist.
Quelle: World Heritage Centre
Das Ennedi Massiv, ein Sandsteinplateau, gibt den Forschern Aufschluss über den Klima-, Umwelt- und Kulturwandel in der größten Wüste unseres Planeten während der letzten 11.000 Jahre. Entstanden ist das Ennedi Massiv vor ca. 500 bis 350 Millionen Jahren. Es war Teil eines Urmeeres, das große Teile der heutigen Sahara bedeckte. Das Meer versiegte. Zurück blieben Sandsteinformationen, die seither von Wasser, Wind und Sand geformt und geschliffen wurden. Mehr Informationen gibt es auf "Explore Chad".
Ein erster Fotostopp an der Südspitze des Ennedi
Einstimmung auf die nächsten Tage
Imposante Felsgruppe am Südzipfel
Eine Schlange in einer Nische der Felswand, recht dünn, aber doch an die zwei Meter lang. Leider wissen wir noch nicht, was für eine Schlange das war.
Ein erster grösserer Felsbogen - imposant
Unsere ersten Felszeichnungen im Ennedi
Während wir uns die Felsbilder anschauten, waren Abdallah und Floran schon voraus gefahren, um unseren Lunch vorzubereiten. Es ist schon irre, wie sich die Fahrer untereinander verständigten, an welchem der vielen Felsen wir uns später wieder treffen werden. Für uns war es ein unübersichtliches Labyrinth - allein währen wir total verloren gegangen.
Saharasteinschmätzer - White-crowned Black Wheatear or White-tailed Wheatear (Oenanthe leucopyga)
Besuch zur Mittagszeit
Einer der vielen überwältigenden Panoramablicke
Überall Sandsteinfelsen - jeder sieht anders aus. Wasser, Wind und Sand haben wahre Kunstwerke geschaffen. Man kann nicht bei jeder Felsgruppe stoppen, sonst erreicht man nie das Tagesziel.
Auf dem Weg nach Bachikele
Kleiner Shop, ein Allerlei von Lebensnotwendigem bis Süßigkeiten für die Nomaden von Bachikele und Reisende
Palmen in der Wüste? Ein Flusslauf? Wo kommt das Wasser her?
Ein wunderschöner Farbkontrast - das satte Grün der Palmen, der rote Sandstein, der blaue Himmel. Das ist der Eingang zum Guelta d'Bachikele, einer Wasserstelle im Ennedi, gespeist durch eine natürliche Quelle.
Guelta d'Bachikele
Wir ließen die Autos stehen, zogen unsere Schuhe aus und liefen in die Felsschlucht, bis das Wasser uns den Weg versperrte.
Tschad-Klippschliefer - Rock Hyrax
(Procavia capensis ssp. sharica)
Die Bäume klammern sich mit ihren Wurzeln an die Felsen.
Auf den Felsen ganz oben in der Schlucht des Guelta turnten zwei Anubispaviane herum. Zu unserer großen Überraschung gab es auch Husarenaffen. Unsere Begegnung dauerte nur Sekunden, dann verschwanden sie auf nimmer Wiedersehen.
Arche de Julia
Nur eine Viertelstunde Fahrzeit entfernt vom Guelta d'Bachikele ist ein imposantester Felsbogen, der Arche de Julia. Wir hatten unser Tagesziel um 16:00 Uhr erreicht, genau richtig für eine Tasse Kaffee mit traumhaftem Ausblick.
Zeit, ein wenig in der Gegend herumzustreifen
Unterschiedliche Perspektiven vom Arche de Julia
Nomaden unterwegs, leider hatte ich sie zu spät bemerkt
Die Sonne neigte sich gen Horizont, die Schatten wurden länger. Auch die Temperaturen wurden erträglicher. Für uns war der Arche de Julia der schönste Camping Spot auf dieser Tour.
Unser Camp am Arche de Julia
Der Mond erschien hinter den Felsen - so intensiv hatten wir es noch nie gesehen
Wir reisen weiter
Kommen sie mit. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 5. Teil unserer Tour.