Die Überfahrt nach Brjánslækur, einem kleinen Dorf an der Südküste der Westfjorde, verlief sehr ruhig. Beim Ausladen der Autos aus der Fähre ging es wohl chaotisch zu. Leute kletterten über die geparkten Autos, konnten aber nicht einsteigen, bis das Nachbarauto raus gefahren war. Es war viel zu eng, um die Autotür zu öffnen. Kopfschüttelnd empfing mich mein Mann am Hafen. Wir machten uns auf den Weg nach Breiðavík.
Am Kleifaheiði - dem Bergpass an der Straße 62 von Barðaströnd zum inneren Ende des Patreksfjörður
Garðar BA 62 - 1912 in Norwegen gebaut, 1981 am Patreksfjörður gestrandet - das älteste Stahlschiff in Islands.
Eiderente - Common Eider (Somateria mollissima), das Weibchen
Blick über den Patreksfjörður
Kirche Breiðavík
Breiðavík ist eine schmale Bucht 10 Kilometer vor Látrabjarg, dem westlichsten Punkt Islands. Kirche, Hotel, Campingplatz und der dahinter liegende Strand - das war es, aber bester Ausgangspunkt, um zum Kliff Látrabjarg zu kommen.
Breiðavík hat auch eine düstere Vergangenheit, denn Teile des heutigen Hotels waren von 1956 bis 1972 ein Heim für schwer erziehbare Jungen im Alter von 9-16 Jahren mit einer Menge brutaler Gewalt gegen alle 128 Jungen, die dorthin geschickt wurden.
Rauðisandur Beach - ein 10 Kilometer langer rötlicher Sandstrand
Die Wettervorhersage vermeldete keinen Regen, dafür Windstärke 8 als Mittelwert. Wir fuhren nach dem Frühstück zunächst nach Látrabjarg. Wir liefen ein Stück an der Kante des Kliffs entlang. Der Sturm blies so heftig, dass man Angst haben musste, von einer Böe hinweg gefegt zu werden. Papageitaucher um diese Tageszeit - Fehlanzeige. Wir hatten ja Zeit für weitere Versuche, diese liebenswerten Vögel zu sehen. So fuhren wir zum Rauðisandur Beach an die Südwestküste. Er lag zum Glück im Windschatten der Berge. Die Straße 614 zum Rauðisandur Beach ist eine unbefestigte Straße mit einigen steileren Serpentinen, aber problemlos mit normalem PKW befahrbar.
Lachmöwe - Black-headed Gull (Chroicocephalus ridibundus), Jungvogel
Der ablandige, vom Land zum Meer wehende Wind zaubert einen bizarren Wolkenteppich auf das Kliff Látrabjarg.
Austernfischer und Eiderenten mit ihrem Nachwuchs - wir vermissten die Watvögel
Saurbæjarkirkja - die Kirche am Rauðisandur Beach
Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium)
Es war ein gemütlicher Tag am Stand im Sonnenschein. Isländer nutzen das Sommerwetter zum Beach Holiday. Einige Mutige sprangen auch ins Wasser bei etwa 10°C Wassertemperatur. Brr - nichts für uns.
Minjasafn Egils Ólafssonar - Volks- und Luftfahrtmuseum Hnjótur
Egils Ólafssonar (1925-1999) sammelte leidenschaftlich Gegenstände aus dem Alltag der Menschen. 1983 eröffnete er dieses interessante Museum. Es gibt Einblick in Leben und Arbeit in der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhunderts auf den Westfjorden.
Das Kliff Látrabjarg
Ganz am westlichen Ende Europas liegt das Kliff von Látrabjarg mit unendlich weitem Blick über die Dänemarkstraße. Der westlichste Punkt Islands ist das Kap Bjargtangar mit seinem Leuchtturm. Die bis zu 450 Meter hohen und senkrecht ins Meer abfallenden Klippen Látrabjarg markieren über 14 Kilometer die Küste. Sie sind ein wichtiges Brutgebiet für Meeresvögel in Island.
Auch bei unserem zweiten Versuch am Kliff Látrabjarg, diesmal sehr zeitig am Morgen, konnten wir keine Papageitaucher entdecken. Die Jungvögel waren bereits flügge und mit ihren Eltern auf dem Meer. Allgegenwärtig waren die Dreizehenmöwen.
Breiðavík Beach
Breiðavík Beach ist ein schöner Sandstrand, der wohl überwiegend von Gästen des Hotels und der Campsite besucht wird. Ein kleiner Wasserlauf versperrte uns den Weg direkt bis ans Meer. Es half alles nichts, Schuhe aus und Hosen hoch gekrempelt, so liefen wir barfuß über den weichen Sand.
Rotschenkel - Common Redshank (Tringa totanus)
Frische Tracks im Sand - war es ein Polarfuchs?
Sandregenpfeifer - Common Ringed Plover (Charadrius hiaticula)
Das Wollgras mit seinem Fruchtschmuck, aus den hervorgebrachten Samen schauen lange weiße Seidenhaare heraus, ist ein bezaubernder Farbtupfer in der sonst oft kargen Landschaft.
Papageitaucher - Atlantic Puffin (Fratercula arctica)
Gegen 19:00 Uhr waren wir erneut am Kliff Látrabjarg. Nun waren die Papageitaucher, Lundi heißen die putzigen Kerlchen auf Isländisch, zurück am Kliff. Papageitaucher leben das ganze Jahr über auf dem offenen Meer. Nur in der Brutzeit kommen sie an die Küsten des Nordatlantiks. In den Oberkanten und Hängen grasbewachsener, steiler Klippen bauen sie ihre Bruthöhlen bis 1,50 Meter tief unter die Grasnarbe. Die Weibchen legen nur ein Ei, welches von beiden Eltern abwechselnd ausgebrütet wird. Auch bei der Aufzucht des Kükens sind Männchen und Weibchen gleichermaßen beteiligt.
Üblicherweise haben Vögel eine natürliche Fluchtdistanz. Diese ist zwar je nach Art sehr unterschiedlich, doch hatten wir den Eindruck, die Papageitaucher lieben die Nähe ihrer menschlichen Bewunderer. Sie hüpften von ihren Nestern hoch aufs Gras, um besser gesehen zu werden. Dann posierten sie ohne Scheu vor der Kamera - einfach herrlich.
Bewegte Bilder sagen mehr als alle Worte
Zeit für eine kurze Nachtruhe
Drei Stunden waren wie im Flug vergangen. Mittlerweile war es 22:00 Uhr. Puffins so aus nächster Nähe beobachten zu können - es war traumhaft schön. Noch war es nicht dunkel und so fiel es schwer, sich loszureißen.
Trottellumme - Common Murre or Common Guillemot (Uria aalge), rechts im Bild
Tordalk - Razorbill (Alca torda)
Leider waren die Tordalke nicht so kooperativ. Sie saßen ziemlich weit entfernt im Kliff.
Zur Feier des Tages, es war unser 42. Hochzeitstag, genehmigten wir uns an der Bar des Hotels noch einen Drink. Dann musste ich die Kamera noch einmal zur Hand nehmen, denn die Sonne wollte gerade im Meer verschwinden.
Sonnenuntergang am 28.07.2021 um 23:14 Uhr in Breiðavík
Immer wieder sahen wir Eiderenten, doch wenn man stoppte, entfernten sie sich sofort vom Uferbereich.
Ein letzter Blick über den Patreksfjörður
Der Arnarfjörður - ein einsamer Bauernhof am Ende des Fjords mit eigenem Wasserfall
Blick über den Arnarfjörður
Wir waren auf dem Weg in den Norden der Westfjorde in die Region Ísafjörður. Unsere gewählte Route war recht abwechslungsreich. Von den Straßen 63 und 60 hatte man immer wieder tolle Ausblicke über die zerklüftete Küste mit ihren vielen Fjordarmen und einen kleinen Eindruck vom Hinterland bei Bergpassagen.
Kurzschnabelgans - Pink-footed Goose (Anser brachyrhynchus)
Auch das ist noch der Arnarfjörður
Auf dem Dynjandisheiði Plateau mit Blick auf den Gláma Gebirgszug
Der Wasserfall Dynjandi
Dynjandi, auch als Fjallfoss bekannt, ist der größte Wasserfall auf den Westfjorden. Schaut man aus der Ferne, so scheint das Wasser der Dynjandisá als breiter, filigraner Vorhang über Gesteinstreppen ins Tal zu schweben. Doch steht man am Fuß des Dynjandi, bekommt man ein Gefühl für die Wassermassen, die hier aus 100 Metern Höhe herunterstürzen. Unterhalb von Dynjandi befinden sich sechs weitere kleine Wasserfälle, die alle ihren eigenen unaussprechlichen Namen haben.
Vom Parkplatz aus führt ein Weg mit Aussichtspunkten zum Fuss des Dynjandi. Es sind zwar 200 Höhenmeter zu überwinden, doch die kleinen Fälle auf dem Weg nach oben, luden immer wieder zum verweilen ein.
Am Önundarfjörður wenige Meter in Richtung Flateyri entdeckten wir das Schild zum Kaffi Sól - ein willkommener Zwischenstopp - familiär, gemütlich und lecker.
Kaffi Sól
Unser Gästehaus lag etwas außerhalb von Ísafjörður. Dass es jedoch am Önundarfjörður war, hatte ich zu spät registriert. Schwupps, da waren wir im Vestfjarðagöng Tunnel und es gab kein Zurück mehr. Der Tunnel, 1996 fertig gestellt, ist über die ersten vier Kilometer einspurig mit Parkboxen für den Gegenverkehr - etwas gewöhnungsbedürftig bei der ersten Durchfahrt. Nach einem Abzweig im Tunnel ging es die restlichen zwei Kilometer zweispurig weiter bis kurz vor Ísafjörður.
Blick auf die Gemeinde Bolungarvík
Ósvör Maritime Museum
Das Ósvör Maritime Museum ist eine restaurierte alte isländische Fischerstation aus dem 19. Jahrhundert mit Ruderboot, Mannschaftshütte, Salzhaus und Trockenhütte. Leider war das Naturhistorische Museum von Bolungarvík wegen Umzug in ein anderes Gebäude geschlossen - schade, denn die Ausstellung soll sehr interessant sein.
Blick über den Ísafjarðardjúp nach Hornstrandir
Skálavík Beach ist das Ende der Straße 630
Skálavík - die Höfe sind längst verlassen, doch inzwischen sind fast alle Gebäude als Ferienhäuser renoviert
Hafen in Ísafjörður
Ísafjörður liegt auf einer weit in den Skutulsfjördur reichenden Sandbank. Es ist ein Seitenarm des riesigen Fjords Isafjarðardjúp. Hier wohnt rund ein Drittel der Einwohner der Westfjorde. Ísafjörður ist ein alter Handelsplatz – schon 1569 ließen sich erste Händler nieder. Seit 1866 hat der Ort das Stadtrecht.
Stadtbummel in Ísafjörður
Zurück am Önundarfjörður
Kolkraben sind anpassungsfähig an unterschiedlichste Lebensräume
Flateyri, auf der „flachen Sandbank“ am Önundarfjörður
Der älteste Buchladen Islands mit Museum
Das Geschäft Bræðurnir Eyjólfsson in Flateyri erhielt 1918 seine Ladenlizens. Das Geschäft ist das älteste Originalgeschäft des Landes, das in originalen Räumlichkeiten mit Originaleinrichtung und noch immer von derselben Familie geführt wird. Heute ist es Eyþór Jóvinsson, der für die Geschäfte verantwortlich zeichnet. Er ist der Urenkel von Jón Eyjólfsson, einem der Gründer.
Der Laden begann als Kolonialwarenladen, entwickelte sich aber allmählich zu einer Buchhandlung. Heute gibt es neben neuen Büchern und handverlesenen Souvenirs eine antike Buchhandlung, wo der Preis nach Gewicht der Bücher festgesetzt wird. Die Wohnung des Kaufmannspaares ist ein kleines Museum, das seit Jóns Tod im Jahr 1950 fast unverändert geblieben ist - eine Zeitreise in die Vergangenheit.
Eyþór Jóvinsson schreibt selbst auch Bücher, so wie wohl 7% aller Isländer mindestens ein Buch in ihrem Leben veröffentlichen.
Eine Dokumentation über das Leben der Fischerfamilien zeigt dieses kleine Museum in Flateyri.
Graugans - Greylag Goose (Anser anser)
Schutzgebiet für Eiderenten am Südufer des Önundarfjörður - das Nest einer Eiderente - die Kinder waren flügge und die Daunen abgesammelt.
Sterntaucher - Red-throated Loon (Gavia stellata)
Mama hatte den Fisch nicht herausgerückt - Kinder ihr seit alt genug, um selbst zu fischen
Regenbrachvogel - Whimbrel (Numenius phaeopus)
Uferschnepfe - Black-tailed Godwit (Limosa limosa)
Blick über den inneren Teil des Önundarfjörður - 1980 wurde ein Damm mit Brücke gebaut, der die Fahrstrecke um das Ende des Fjords abkürzte.
Reisen Sie mit uns weiter durch Island
und in die Hauptstadt Reykjavík. Es lohnt sich.