Jordanien ist ein junger Staat in einem uralten Land, das die Spuren vieler Zivilisationen trägt. Durch den Jordan vom alten Palästina getrennt, spielte die Region eine herausragende Rolle in der biblischen Geschichte. Die alten biblischen Königreiche Moab, Gilead und Edom liegen innerhalb seiner Grenzen, ebenso wie die berühmte rote Felsenstadt Petra, die Hauptstadt des nabatäischen Königreichs und der römischen Provinz Arabia Petraea. Jordanien war bis 1918 Teil des Osmanischen Reiches und später ein Mandatsgebiet des Vereinigten Königreichs. Seit 1946 ist es ein unabhängiges Königreich. Es gehört zu den politisch liberalsten Ländern der arabischen Welt, und obwohl es an den Problemen in der Region beteiligt ist, seine Herrscher haben ihr Engagement für die Wahrung von Frieden und Stabilität zum Ausdruck gebracht.
Petra ist für mich so ein Sehnsuchts- ort auf der Welt, den ich gern einmal im Leben mit eigenen Augen sehen wollte. Bereits T. E. Lawrence (alias "Lawrence von Arabien") schwärmte einst von der Felsenstadt und schrieb: "Petra ist der herrlichste Ort der Welt. Jede Beschreibung ist sinnlos, da sie der Wirklichkeit nicht gerecht werden könnte." Da ich nach Jordanien allein reisen sollte, entschied ich mich für die Tour "Magisches Jordanien" von DIAMIR mit einem Tag Verlängerung in Aqaba. Royal Jordanian brachte mich pünktlich am 14.05.2023 nach Amman.
Amman war unsere Basis, um den Norden Jordaniens zu erkunden. Die ersten drei Nächte der Tour waren wir im MENA Tyche Hotel untergebracht.
Amman ist die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum des Königreiches Jordanien mit heute über vier Millionen Einwohnern in der Metropolregion. Die Ursprünge gehen jedoch bis in biblische Zeit zurück, bekannt als das biblische Rabba. Die Ammoniter bezeichneten sie selbst als Rabbat-Ammon. Die Stadt erstreckte sich damals über sieben Hügel. Auf einem dieser Hügel, dem Jebel Al Qala'a, in der Innenstadt thront die Zitadelle von Amman.
Eingangsbereich zur Zitadelle
Herkules Tempel
Es wird angenommen, dass der Herkules Tempel das bedeutendste römische Bauwerk der Zitadelle von Amman war. Einer Inschrift zufolge wurde der Tempel erbaut, als Geminius Marcianus Gouverneur der Provinz Arabien war (162–166 n. Chr.). Ob der Tempel je fertiggestellt wurde, ist unklar.
Byzantinische Kirche aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. mit dem Grundriss einer Basilika
Portal des umayyadischen Palasts aus der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr.
Grundmauern der Wohnquartiere
Zisterne aus der Zeit der Umayyaden mit einem Fassungsvermögen von 1.730 m³
Reste einer umayyadischen Moschee
Archäologisches Museum auf dem Zitadellenhügel
Das Museum wurde 1951 erbaut und präsentiert erstklassige geschichtliche Zeugnisse von der Altsteinzeit bis hin zum Mittelalter aus Jordanien und der Westbank. Dazu gehören unter anderem so herausragende Funde wie die präparierten Schädel aus Jericho (9300 v. Chr.), die weltberühmten menschlichen Figurinen aus Ayn Ghazal (8./7. Jahrhundert v. Chr.), eine Kopie der Mescha-Stele und Steinfigurinen ammonitischer Könige aus der Zeit des Alten Testamentes.
Ein Blick ins Museum
Haubenlerche - Crested or Maghreb Lark (Galerida cristata)
Die Zitadelle von Amman ist nicht nur ein Open-Air Museum mit Zeugnissen der ammonitischen, römischen, byzantinischen und umayyadischen Epoche, sie bietet auch einen fantastischen Blick über Amman.
Blick auf das römische Theater und das Odeon von Amman
Das römische Theater
Das römische Theater ist das grösste Baudenkmal des alten Philadelphia, wie Amman zur Zeit der Römer hiess. Einer Inschrift zufolge wurde es gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut. Bis zu 6.000 Zuschauer konnten den Aufführungen folgen. Das ursprüngliche Bühnengebäude war wohl drei Stockwerke hoch und damit höher als die Säulen auf dem Forumsplatz. Heute wird das restaurierte Theater wieder für Veranstaltungen genutzt.
Museum für Volkstraditionen am römischen Theater
Blick zur Zitadelle vom Hashemite Plaza vor dem römischen Theater
Bevor wir Amman in Richtung Osten verliessen, bummelten wir noch durch Downtown Amman. Einen grossen Souk wie in anderen arabischen Städten, z.B. Damaskus, gibt es hier nicht.
King Talal Street
Al-Husseine Moschee
Sehr reichhaltig ist das Angebot der kleinen Läden - Bekanntes und viel Unbekanntes wird zum Kauf angeboten.
Qasr al-Azraq
Das Fort lag strategisch günstig an einer Handelsroute durch die Wüste mit ausreichend Wasser von der Oase Azraq. Erbaut im 3. Jahrhundert von den Römern war es ständig genutzt. Durch ausreichende Tierbestände in den umliegenden Feuchtgebieten wurde es vom umayyadischen Kalif Walid II. zu seiner bevorzugten Jagdresidenz umgewandelt. 1237 wurde die Anlage zum Schutz gegen die Kreuzfahrer verstärkt. Im 16. Jahrhundert war eine osmanische Garnison stationiert. Während der Revolte gegen das Osmanische Reich diente das Fort T. E. Lawrence und Sharif Hussein Bin Ali als Stützpunkt, wo die militärischen Pläne zur Einnahme von Damaskus 1918 geschmiedet wurden.
Das spätrömische Kastell besaß den bis heute sichtbaren, annähernd quadratischen Grundriss von 79×72 Metern.
Qusayr 'Amra
Die Wüstenanlage Qusayr 'Amra wurde im frühen 8. Jahrhundert neben dem Wadi Butum, einem saisonalen Wasserlauf, erbaut und war sowohl Festung mit Garnison als auch Residenz des Umayyaden-Kalifats. Der außergewöhnlich gut erhaltene kleine Vergnügungspalast besteht aus einer Empfangshalle und einem Hammam (einem Badekomplex mit Umkleideraum, warmen und heißen Räumen), alle reich verziert mit figurativen Wandgemälden. Es gilt als eines der bedeutendsten Beispiele frühislamischer Kunst und Architektur. Seit 1985 gehört Qusair 'Amra zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Brunnenhaus von Qusayr 'Amra
Eingang in die Audienzhalle
Fresken aus der Audienzhalle
Das Tonnengewölbe des östlichen Schiffs der Audienzhalle ist mit Handwerkerszenen bemalt.
Fresken aus dem Apodyterium, dem Umkleideraum des Hammam
Tepedarium, der Wärmeraum des Hammam mit bemaltem Kreuzgratgewölbe
Kuppel des Caldariums, der Dampfsauna, bemalt mit dem nördlichen Sternhimmel und Tierkreiszeichen
Qasr al-Karrana
Das imposante, gut erhaltene umayyadische Gebäude Qasr al-Karrana kann aufgrund einer arabischen Inschrift auf die Zeit vor 710 n. Chr. datiert werden. Die ursprüngliche Nutzung ist bis heute unklar. Eine militärische Nutzung ist unwahrscheinlich, da die schmalen Schlitze im Mauerwerk keine Schiessscharten sind, sondern der Belüftung dienten. Eine Karawanserei ist ebenso unwahrscheinlich, da es an Wasser mangelte und keine der Haupthandelsrouten vorbei führte.
Jerash ist der arabische Name für Gerasa. Die Stadt liegt 50 km nördlich von Amman. Sie ist außerhalb Italiens eine der am besten erhaltenen Stätten römischer Architektur weltweit. Die frühste nachweisbare Besiedelung geht ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurück, was durch Funde neolithischer Feuersteinwerkzeuge belegt wurde. Innerhalb der erhaltenen Stadtmauern haben Archäologen Ruinen von Siedlungen aus der Jungsteinzeit gefunden, die darauf hinweisen, dass der Ort seit mehr als 7.500 Jahren von Menschen bewohnt wurde.
Mit den Eroberungen unter dem Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus (106 - 48 v. Chr.) erlangte Rom für mehrere Jahrhunderte die Macht auch in Transjordanien. Durch Landwirtschaft auf den fruchtbaren Böden der Umgebung und den Erzbergbau im Hügelland von Ajlun gelangte das antike Gerasa zu Wohlstand. Das goldene Zeitalter der Stadt begann im 2. Jahrhundert n. Chr., als der römische Kaiser Trajan (regierte von 98 - 117 n. Chr.) das Ende des Königreichs der Nabatäer besiegelte und es zur Provincia Arabia umwandelte. Jerash blühte auch unter der Herrschaft des Byzantinischen Reiches weiter auf, wo viele Sakralbauten entstanden. Obwohl Jerash unter dem Umayyaden-Kalifat (661-750 n. Chr.) Bestand hatte, war es eine viel bescheidenere Stadt geworden. Das schwere Erdbeben von 847 n. Chr. führten zu starken Beschädigungen der Bausubstanz im alten Jerash und die Bewohner verliessen ihre Stadt.
Der Hadriansbogen
Die Bürger der Stadt erbauten diese imposanten Bogen zu Ehren des römischen Kaisers Hadrian anlässlich seines Besuchs in ihrer Stadt im Winter 129/130 n. Chr.. Mit 37 m Breite und 21 m Höhe war er einer der größten dieser Art. Ursprünglich sollte es das Stadttor eines neuen südlichen Viertels werden, was nie verwirklicht wurde. Das Bauwerk konnte aus den alten Steinen rekonstruiert werden.
Das Hippodrom aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. bot Platz für bis zu 15.000 Zuschauer
Blick über Gerasa
Das Südtor
Das Südtor wurde wohl zu Ehren Kaisers Hadrian kurz vor seinem Besuch 129/130 n. Chr. erbaut. Es wurde beim Bau der 3,4 Kilometer langen Stadtmauer ab Ende des 3. Jahrhundert in diese integriert.
Vorbei am gewaltigen Unterbau des Zeus-Tempels führt der Weg zum ovalen Forum
Das ovale Forum
Der weiträumige Platz misst 90 x 80 Meter und ist von einem breiten Gehweg und einer Kolonnade mit ionischen Säulen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. umgeben. In der Mitte befinden sich zwei Altare und ein Brunnen, der im 7. Jahrhundert hinzugefügt wurde.
Vom ovalen Forum führte eine Treppe zum Tempel des Zeus
Der südliche Teil des Cardo, der nord-/ südlich verlaufenden Säulenstraße
Die Säulenstraßen von Gerasa gehören zu den am besten erhaltenen dieser Art im Nahen Osten. Der 800 m lange Cardo ist mit rechteckigen, diagonal verlegten Platten gepflastert, was ein Ausfahren der Fugen durch Wagenräder verminderte. In unregelmäßigen Abständen wird die Pflasterung durch quer verlegte Platten unterbrochen. Die Breite der Fahrbahn variiert in verschiedenen Abschnitten zwischen 6,20 m und 7,60 m. Beiderseits des Fahrwegs gibt es leicht erhöhte Gehwege und an manchen Stellen Abflusslöcher. Etwa ein Meter unter der Pflasterung verlief der Hauptabwasserkanal.
Das Macellum - eine typische Markthalle aus römischer Zeit
Es entstand als Lebensmittelmarkt in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. im Rahmen der grundlegenden Umgestaltung des Stadtgebiets am südlichen Cardo. Bis ins 8. Jahrhundert wurde es auf verschiedene Weise genutzt und dafür mehrfach modifiziert.
Tetrapylon an der südlichen Kreuzung aus der Zeit zwischen 293 und 305 n. Chr.
Die Nord-/ Südachse wird von zwei rechtwinklig angelegten Strassen, Decumanus genannt, gekreuzt. Die südliche Kreuzung ist ein runder Platz mit einem Tetrapylon, einem vierseitigen Tormonument, in der Mitte. Die noch erhaltenen Sockel trugen einst vier Säulen darauf.
Süd-Decumanus mit Blick über das Wadi Jerash
Der größte Kirchenkomplex in Gerasa erstreckt sich 163 m lang über mehrere Hangterrassen. Es ist die älteste Kirche der Stadt, errichtet in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts auf der Plattform eines Tempels aus dem 1./2. Jahrhundert n. Chr., der schon längere Zeit zerstört und verlassen war. Die Kathedrale war eine dreischiffige Basilika mit sehr breitem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen, abgetrennt durch Reihen eng stehender Säulen. Es ist nicht eindeutig belegt, ob es sich um den Sitz eines seit 359 in Gerasa nachgewiesenen Bischofs handelte. Die Kathedrale wurde wie alle Bauten des Komplexes aus Steinen des Tempels am selben Ort sowie aus Bauteilen anderer älterer Gebäude errichtet.
Aufgang zur Kathedrale
Nymphäum
Das Nymphäum, einer Inschrift zufolge 191 n. Chr. fertiggestellt, ist ein monumentaler Brunnen am Cardo. Zwei Seitenschiffe wurden neben einer zentralen halbkreisförmigen Apsis mit Gewölbe platziert. Die beiden Ebenen der Fassade waren reich mit Reliefs, Paneelen und Säulen mit korinthischen Kapitellen verziert. Die untere Ebene schmückten Marmorplatten und die obere bemalter Stuck. Aus den Rachen mehrerer Löwenköpfe ergoss sich Wasser in ein großes, tiefes Becken, das die gesamte Breite des Bauwerks einnahm.
Der älteste Teil des Cardo führte zum Nordtor
Ein Tetrapylon an der Kreuzung des Cardo mit dem Nord-Decumanus, im Hintergrund das Nord-Tor
Blick zu den Ruinen der Westthermen
Auf dem Weg zum Nord-Theater
Das Nord-Theater
Die architektonische Gestaltung und die verwendeten Materialien lassen darauf schließen, dass das Gebäude bereits in der ersten Hälfte des 2. Jahrhundert n. Chr. als ein Versammlungsort entstanden ist. In mehreren Schritten erfolgte eine Erweiterung zu einem Odeon mit einer Sitzkapazität für 1.600 Personen. Das Odeon wurde bis ins 5./6. Jahrhundert für die ursprünglichen Zwecke genutzt.
Blick über Jerash
Artemis-Tempel
Artemis war die Stadtgöttin von Gerasa. Ein genaues Weihedatum des Tempels ist nicht bekannt, sollte aber noch vor 160 n. Chr. liegen. Die gesamte Anlage des Artemis-Tempels übertraf das bis dahin dominante Zeus-Heiligtum bei weitem und war von grundlegender Bedeutung für die urbane Entwicklung der Stadt. Nach Ende des Artemis Kults in byzantinischer und frühislamischer Zeit wurden Teile der Tempelanlage für andere Bauten weiterverwendet. Die Anlagen dienten aber auch zu Wohnzwecken und für Werkstätten bis zur Zerstörung durch das Erdbeben im 8. Jahrhundert.
Die Cella, der innere Hauptraum des Artemis-Tempels, durfte nur von Priestern betreten werden.
Blick über die spätantike Stadt Gerasa
Inschriften wie diese helfen den Archäologen, den Zeitbezug herzustellen.
Blick zum ovalen Forum
Das Süd-Theater
Das Südtheater ist das größte und älteste der drei Theater des antiken Gerasa. Neben dem Nordtheater gibt es 1,7 km nördlich der archäologischen Stätte noch das in Birketein. Das Südtheater wurde direkt neben dem Zeus-Heiligtum an die Westseite desselben Hügels gebaut und könnte auch kultischen Zwecken gedient haben. Aus mehreren Weihinschriften lässt es sich ziemlich genau datieren. Der Bau wurde um 90 n. Chr. eingeweiht, war aber wohl noch nicht vollständig fertiggestellt. Wegen seiner ausgezeichneten Akustik wird es heute als ein Hauptveranstaltungsort des Jerash Festivals der Kultur und Künste genutzt.
Ein Teil unserer kleinen Reisegruppe - rechts unser Guide Dr. Atef Zeidan
Das Zeus-Heiligtum
Der Zeus Tempel entstand im Verlauf von Jahrhunderten auf der Ostseite eines Hügels, der dem ursprünglichen Siedlungskern von Gerasa gegenüberliegt. Es gliedert sich in zwei Terrassenebenen, die über Treppenaufgänge verbunden waren. Der Tempel auf der obersten Plattform steht auf einem etwa 41 x 28 m großen Podium und wurde 162/163 n. Chr. fertiggestellt und geweiht. Ab Mitte des 5. Jahrhunderts, also in byzantinischer Zeit, diente das Heiligtum christlichen Mönchen als Kloster. Beim Erdbeben von 749 n. Chr. ist auch dieser Bau weitgehend zerstört worden.
Ein letzter Blick über das Areal, bevor wir uns von Gerasa (Jerash) verabschiedeten - einfach faszinierend.
Reisen Sie mit uns weiter durch Jordanien
und nach Aqaba ans Rote Meer. Es lohnt sich.