Unsere Liebe für Afrika lässt uns nicht mehr los. Am 24.01.2009 war es endlich wieder soweit - Afrika hat gerufen und wir folgten diesem Ruf sehr gern. Ein Schwerpunkt unserer diesjährigen Tour sollte der Nordwesten Namibias sein. Ein Besuch im Etosha Nationalpark darf natürlich nicht fehlen. Im Caprivi gab es noch viel zu entdecken. So lag es nahe, ein paar Tage am Ende unserer Reise in Botswana zu verbringen. Die Vorbereitungen waren bereits abgeschlossen und fünf Wochen Namibia und Botswana standen vor uns.
Mit dem Zug ging es von Leipzig nach Frankfurt. Doch o Schreck, was wollte uns die Anzeigetafel im Terminal für unseren Air Namibia Flug sagen - „Delayed“ - verspätet mit einer Zeitangabe, die wir im ersten Moment nicht so recht verstanden. Schnell war klar, unser Flieger sollte erst am nächsten Morgen starten. Folglich wartete eine Nacht im Airport Hotel auf uns. Zwei dringend notwendige Telefonate konnten wir gleich an der Rezeption erledigen. Der Transfer vom Flughafen in Windhoek wurde schnell für den folgenden Tag neu organisiert. Nicht nur wir hatten eine neue Ankunftszeit in Windhoek. Gideon, unser Freund aus Maun, sollte uns auf der Tour begleiten und würde nun eher in Namibia eintreffen als wir selbst. Das musste er schließlich wissen. Am nächsten Morgen gab es eine weitere kleine Verzögerung, da ein Passagier offensichtlich verschlafen hatte. Halbes Flugzeug wieder ausladen bis das Gepäck gefunden war, dann ging es endlich los. Begeistert riskierte auch die Crew einen Blick auf die verschneiten Alpen, denn es war für einige der erste Flug bei Tageslicht. Am Abend erreichten wir Windhoek. Dort angekommen, fuhren wir ins Chameleon - ein Backpacker Hostel und Gästehaus - somit eine gute preiswerte Alternative für ein, zwei Nächte zum Hotel. Überraschenderweise war Gideon nicht am vereinbarten Treffpunkt angekommen. Wir wussten in diesem Augenblick nicht, was passiert war. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass sein Flug mit Air Namibia von Maun nach Windhoek ebenfalls gestrichen war. Viele Telefonate und bange Stunden des Wartens führten schließlich zum Erfolg - eine Umbuchung von Maun über Johannisburg nach Windhoek war die Lösung einer freundlichen Dame von Air Namibia. Am späten Nachmittag konnten wir Gideon am Flughafen begrüssen. Einem Besuch in Joe’s Bierhaus nach all den Aufregungen stand jetzt nichts mehr im Wege. Für den nächsten Tag stand unser Fahrzeug voll gepackt zur Abfahrt bereit.
Eine zweistündige Stadtrundfahrt am Morgen zu den Highlights war leider alles, was wir Gideon bei seinem ersten Besuch von Namibias Hauptstadt zeigen konnten. Glücklich, wieder auf Pad - wie die Einheimischen zu den Schotterpisten sagen - zu sein, steuerten wir den Brandberg an.
Am Nachmittag unternahmen wir eine Wanderung zur berühmten „White Lady“, die nach neueren Erkenntnissen gar keine Frau ist. Der Brandberg als höchster Berg Namibias ist Heimatstätte unzähliger Felszeichnungen der Urein-wohner des südlichen Afrikas. Wir schlugen unsere Zelte das erste Mal auf dieser Tour auf. Dies sollte unser sehnlichst erwartetes Zuhause für die nächsten fünf Wochen sein. Wir hatten uns die Campsite der Brandberg White Lady Lodge ausgesucht.
Am nächsten Tag ging es nach Twyfelfontein. Die Felsgravuren hatten wir auf unserer ersten Namibia Tour bereits besichtig. So
entschieden wir uns, diesmal das Tal des Huab zu erkunden.
Wir hatten uns kurz vor dem Start zu dieser Reise entschlossen, einen Abstecher zur Skeleton Coast zu unternehmen. Wir wollten
Gideon gern den Atlantik zeigen. Über das Springbock Gate führte unser Weg in den Skeleton Coast National Park. Auf dem Weg entlang des Veterinärzauns hatte sich ein Springbock im Draht
verfangen, wir schenkten ihm die Freiheit.
Die Landschaft änderte sich dramatisch in das typische Bild einer lebensfeindlichen Wüste. Was müssen Schiffbrüchige an dieser
Küste für Qualen ausgestanden haben, glücklich das Festland lebend erreicht zu haben und dann kein Tropfen Wasser. In Gedanken konnte man es spüren.
Plötzlich sahen wir am Horizont den Atlantik. Das Wetter meinte es gut mit uns, denn die übliche dicke Nebelwand stand ein paar Kilometer von der Küste entfernt über dem Meer. Der Zeltplatz in Torrabaai sah nicht sehr einladend aus und so mieteten wir lieber einen Bungalow in Terrace Bay, wo wir an diesem Abend die einzigen Gäste waren. Ein Bad im kalten Atlantik, die erste Erfahrung eines Freundes, wie salzig Meerwasser ist, mit zu erleben sowie einen schönen Sonnenuntergang geniessen - was braucht man mehr um glücklich zu sein.
Nächstes Ziel unserer Reise war das Palmwag Konzessionsgebiet. Da wir zusätzlich von einem erfahrenen Guide aus Namibia begleitet wurden, führte unser Weg über eine sehr einsame Route von Wereldsend nach Palmwag. Unser Tipp: Nehmen Sie niemals allein diesen Weg, da Schwierigkeiten jederzeit auftreten können und ein weiteres Auto erst Wochen später zu sehen sein kann. Die erste Nacht schlugen wir unsere Zelte am Wegesrand auf.
Die Zugangserlaubnis für das Konzessionsgebiet, ein Paar Büchsen Bier und Crash Eis erhielten wir in der Palmwag Lodge. Dann
zog es uns tiefer in die unendlichen Weiten des Damaralands. Gern verzichteten wir auf die Annehmlichkeiten der Camp Site.
Am späten Nachmittag hatten wir ein nettes Plätzchen für die Nacht gefunden. Frische Nashornspuren an diesem Platz sagten uns, es gibt sie wirklich. Wir hatten bereits den zweiten Tag vergeblich gesucht. Doch war weit und breit von dem Tier nichts mehr zu sehen. Am nächsten Morgen jedoch hatten wir das Glück auf unserer Seite. Nicht wir suchten Nashörner - ein Nashorn schien uns zu suchen, denn während wir noch am Frühstückstisch saßen, kam eines aus dem 50 Meter entfernten Busch direkt auf uns zu. Erst ein Sprung ins Auto und das Geräusch des starten Motors konnte es von seinem Weg abbringen. Was für ein Erlebnis.
Wir wählten den westlichsten Weg im Konzessionsgebiet bis zum Hoanib. Hier waren Herden von Orix, Springböcke, Bergzebras und
eine weiteres Nashorn unsere Weggefährten.
Die Tagesetappe endete am Rand des ausgetrockneten Flussbettes. Auch Giraffen und die legendären Wüstenelefanten waren im Flusstal des Hoanib auf der Suche nach Wasser und Nahrung unterwegs. Wir fuhren im Flussbett zurück in die Zivilisation nach Sesfontein.
Tanken, Bier- und Wasservorräte auffüllen, Akkus laden nicht vergessen. Dann ging es zur Figtree Community Campsite in Sesfontein. Wir schauten den Kindern bei ihren Spielen im Wasser zu. Wir selbst bevorzugten lieber eine warme Dusche auf der Campsite.
Wir machten uns auf den Weg nach Purros. Ein kleines Schwätzchen mit den Bewohnern und wir hatten ein Angebot, für kleines Geld zu einer Gruppe Wüstenlöwen geführt zu werden. Eigentlich hatten wir ja darüber nachgedacht, eine Safari zu den Wüstenlöwen zu buchen, dies war uns aber einfach zu kostspielig. Daher nahmen wir das Angebot der Bevölkerung dankend an. Wir hatten unser unvergleichliches Löwen-erlebnis in der Wüste und die lokale Bevölkerung ein kleines Einkommen. Unser Tipp: Die Community Camp Site von Purros ist jedem Reisenden nur zu empfehlen.
Der nächste Tag stand unter dem Motto, der Weg war das Ziel. Herrliche Landschaften, unzählige Fotostopps und das Gefühl,
allein auf der Welt zu sein, begleiteten uns ins Marienflusstal bis an den Kunene, was die Grenze zu Angola darstellt. Freundliche junge Himba luden uns ein, ihren privaten Swimmingpool,
natürlich frei von Krokodilen, zu nutzen. Unsere Fleischvorräte waren aufgebraucht, vegetarische Kost für die nächsten Tage stand auf dem Speiseplan oder eine andere Lösung musste her. So
verhandelten wir mit den ansässigen Himba erfolgreich über den Kauf einer Ziege. Wir durften sie aus der Herde aussuchen, aber das Schlachten überließen wir lieber den Fachleuten. Das Dinner für
die nächsten Tage war gerettet, einfach lecker.
Vom Marieflusstal nach Epupa geht kein Weg an Opuwo vorbei. Auf der Campsite der Opuwa Country Lodge erlebten wir am Abend den ersten Regen auf dieser Tour. Ein Besuch auf dem Markt, fehlende Vorräte aufgefüllt, es ging weiter nach Epupa.
Bei einem Stopp am Wegesrand hatten wir eine nette Begegnung mit Himba Kindern. Für ein paar hübsche Fotos opferten wir gern
unsere frisch gekauften Obstvorräte und stellten dabei fest, dass sie das erste Mal in ihrem Leben Bananen in den Händen hielten. Für uns war es die Erinnerung an das Jahr 1990, als auch wir bis
dato unbekannte Früchte zum ersten Mal probierten.
Am frühen Nachmittag durften wir unsere geliebten Epupa Wasserfälle wiedersehen, ein kleines Wunder der Natur. Den Sundowner,
einen kleinen Drink bei Sonnenuntergang, zu genießen mit Rundumblick auf die Fälle, eingebettet in die Berge des Kaokoveld, ein Traum.
Natürlich wollten wir noch einmal ein Himba Dorf besuchen. Auf dem Weg nach Epupa hatten wir Himba-Uwe, einen Deutschen, der seit Jahren mit den Himbas lebt, wieder getroffen. Doch er war in Eile auf dem Weg zu einem Job in Opuwo. So planten wir mit einem lokalen Guide von der Community Camp Site an den Fällen für den folgenden Tag einen Besuch. Für uns war es eine große Ehre, dass wir den Kral von Chief Kapika und seiner Familie besuchen durften. Er war einer der Führer im Kampf zum Schutz des Flusses vor einem geplanten Dammbau. Er reiste selbst nach Deutschland, um gegen die Bereitstellung von Entwicklungsgeldern für dieses Projekt zu protestieren. Wir übereichten Chief Kapika die üblichen Geschenke – Maismehl, Zucker, Tee, Öl und Tabak – und erhielten die Erlaubnis, seinen Krahl zu betreten. Gideon, selbst Herero, nutzte die Zeit, um sich mit den Frauen über alte Traditionen zu unterhalten. Wirkte es doch für die Himba recht seltsam, dass jemand, der Ihre Sprache spricht, nie zuvor Himbas direkt begegnet war. Mein Mann hingegen musste erklären, wie hoch das Gras in Deutschland im Moment stand, benötigen sie doch ausreichend Nahrung für ihre Rinderherden als Lebensgrundlage. Nun ist es nicht einfach, jemanden zu erklären, dass in dieser Zeit in Europa Winter und das Gras mit Schnee bedeckt war. Für uns alle war es ein emotional unvergessliches Erlebnis und wir danken für die herzliche Gastfreundschaft.
Reisen Sie mit uns weiter durch Namibia
Es lohnt sich.