Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Die Fazenda San Francisco, mit einer Fläche von 15.000 Hektar, wurde seit 1975 zu einem modernen Farmbetrieb entwickelt. Anders als auf Baía das Pedras und Barranco Alto wird hier neben intensiver Viehzucht auch großflächig Reis angebaut. Die vielen Bewässerungskanäle für die Reisfelder zogen Vögel und Tiere des Pantanals an. Daraus entwickelte sich das dritte Standbein der Fazenda - Tourismus.
Die Fazenda ist 30 km von der kleinen Stadt Miranda entfernt. Die gesamte Infrastruktur ist auf eine grössere Anzahl von Tagesbesuchern ausgelegt. Unsere beschauliche Zeit im Südpantanal war somit nach dem langen Transfer abrupt beendet. Es galt sich bestmöglich für unsere drei gebuchten Nächte zu arrangieren.
Futterplatz für Vögel am zentralen Aufenthaltsbereich der Fazenda
Gelbbrustara - Blue and Yellow Macaw (Ara ararauna)
Mantelkardinal - Yellow-billed Cardinal (Paroaria capitata)
Graukardinal - Red-crested Cardinal (Paroaria coronata)
Rotbugamazone - Blue-fronted Parrot (Amazona aestiva)
Nandaysittich - Nanday Parakeet (Aratinga nenday)
Der Futterplatz und sein Umfeld waren stets gut besucht. Hatten die Aras ihren ersten Hunger gestillt, durften sich die kleineren Vögel eine zusätzliche Mahlzeit gönnen. Alle waren so sehr an Menschen gewöhnt, dass sie sich anscheinend von nichts vertreiben ließen.
Auch die sonst so scheuen Riesentukane verschmähten ein angebotenes Stück Banane nicht. Es ist zwar schön, all die Vögel aus nächster Nähe zu sehen, doch der Eindruck, dass das Verhalten hier sehr unnatürlich ist, blieb bei uns als Beigeschmack hängen.
Riesentukan - Toco Toucan (Ramphastos toco)
Der normale Tagesablauf auf der Fazenda war auf die Tagesbesucher ausgerichtet. Eine Fotosafari ab 08:30 Uhr mit großen Trucks für 20 Leute und eine Bootstour auf dem Rio Salobra mit Angelgelegenheit ab 14:30 Uhr. Erst am Abend kehrte etwas Ruhe ein. Für Gäste, die auf der Farm übernachteten, wie wir, gab es noch einen Night Drive.
Nandu - Greater Rhea (Rhea americana) mit Kücken
Schopfkarakara - Southern Caracara (Caracara plancus)
Schwarzbussard - Great Black Hawk (Buteogallus urubitinga)
Schneckenweih - Snail Kite (Rostrhamus sociabilis)
Chacoguan - Chaco Chachalaca (Ortalis canicollis)
Gelbe Anakonda - Yellow Anaconda (Eunectes notaeus), vermutlich paarten sich hier gerade zwei Exemplare
Marmorreiher - Rufescent Tiger Heron
(Tigrisoma lineatum)
Cocoireiher - Cocoi Heron (Ardea cocoi)
Schwarzbussard - Great black Hawk (Buteogallus urubitinga)
Rio Salobra
Nach der Angelaktion auf dem Rio Salobra wurde mehrfach versucht, ein kostenloses Häppchen an Vögel zu verfüttern.
Fischbussard - Black-collared Hawk (Busarellus nigricollis)
Das Instituto Pró-Carnívoros betreut auf der Fazenda San Francisco seit 2002 das Projekt Jaguatiricas. Die Chance, einen Ozelot in der Natur zu sehen, war der Grund unseres Aufenthalts auf der Fazenda San Francisco.
So ging es für uns am zweiten Tag mit den Tierärzten des Projektes am Morgen auf Tour. Neun am Abend zuvor präparierte Fallen waren zu kontrollieren. In einer der Fallen wurden wir fündig. Ein Ozelot konnte dem kleinen ausgelegten Happen nicht widerstehen und war in die Falle gegangen. Ein riesiges Glück für uns, denn normalerweise werden wohl so im Durchschnitt nur vier Tiere pro Monat eingefangen.
Da sass das hübsche Kerlchen im Dienste der Wissenschaft und zu Erhaltung seiner Art nun in der Falle. Während die Untersuchungen vorgenommen wurden, waren wir auf Game Drive. Als alles abgeschlossen und er mit einer kleinen Ohrmarke versehen war, durften wir wieder zu ihm. Noch immer war er unter Narkose, weshalb er uns in seiner Nähe tolerieren musste.
Ozelot - Ocelot (Leopardus pardalis)
Zum Aufwachen kam er zurück in die Falle. Es war zwar alles in Ordnung, doch mobil genug, ihn in die Freiheit zu entlassen, wurde das Kätzchen nicht. So kam er erst einmal an ein schattiges Plätzchen, um sich von den Strapazen zu erholen. Eigentlich wollte man uns Bescheid geben, damit wir bei der Freilassung noch einmal dabei sein konnten. Doch das geschah nicht. Für uns war es etwas enttäuschend, da wir hier auf San Francisco pro Person einen Obolus für das Forschungsprojekt zahlen mussten, im Gegensatz zu unserem Riesengürteltier auf Baía das Pedras.
Ozelots sind nachtaktive Tiere. Doch nicht nur beim Night Drive, sondern auch zweimal am Tag, konnten wir einen Ozelot auf dem Farmland sehen. Für Fotos reichte es bei mir jedoch nicht, denn so schnell er vor uns auf der Piste auftauchte, so schnell war er im dichten Gebüsch am Rand der Bewässerungskanäle wieder verschwunden.
Blick von einem Watch Tower über das Schwemmgebiet des Rio Marinda
Jabiru - Jabiru (Jabiru mycteria)
Die Bewässerungskanäle für den Reisanbau werden durch große Pumpen und Schleusen aus dem Rio Miranda bedarfsgerecht mit Wasser versorgt. Dabei gelangt auch jede Menge Fisch in die Kanäle. So ist es nicht verwunderlich, dass man auch Riesenotter bei der Jagd beobachten kann.
Riesenotter - Giant Otter (Pteronura brasiliensis)
Maikong oder Krabbenfuchs - Crab-eating Fox
(Cerdocyon thous)
Brasilianisches Meerschweinchen - Brazilian Guinea Pig (Cavia aperea)
Pampashirsch - Pampas Deer (Ozotoceros bezoarticus)
Per Boot auf dem Rio Miranda
Graugelb-Todityrann - Common Tody-Flycatcher (Todirostrum cinereum)
Rotbürzelkassike - Red-rumped Cacique
(Cacicus haemorrhous)
Bindenameisenwürger - Barred Antshrike (Thamnophilus doliatus)
Unsere morgendliche Bootstour auf dem Rio Miranda war zugleich unser Abschluss im südlichen Pantanal. Würden wir die Fazenda San Francisco weiter empfehlen - aus unserer Sicht ein klares "Nein" - zu viel Trubel, die großen Trucks für die Game Drives und das Fehlen der natürliche Landschaft in weiten Teilen der Farm, sind unsere Begründung.
Unser Transfer von der Fazenda San Francisco nach Campo Grande ging direkt zum Flughafen. Eigentlich sollte es eine Zwischenübernachtung in Campo Grande geben. Doch unser Flug mit Avianca Airlines nach Cuiabá war nach der Buchung von früh morgens auf spät abends verschoben wurden. Die Umbuchung auf den Vortag war problemlos und kostenfrei möglich.
Nach 1 1⁄4 Stunde Flugzeit erreichten wir am späten Abend Cuiabá, die Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso und gleichzeitig das Tor zum Nordpantanal. Das Hotel Slaviero Slim Cuiabá Aeroporto ist nur wenige hundert Meter vom Flughafen entfernt und war damit ideal gelegen für eine kurze Zwischenübernachtung.
Julinho Monteiro, Eigentümer und Private Guide von Pantanal Trackers, holte uns am nächsten Morgen am Hotel in Cuiabá ab. Für die nächsten 7 Tage/ 6 Nächte ging es nun ins Nordpantanal.
Die ersten 100 Kilometer auf dem Weg zur Transpantaneira von Cuiabá bis Poconé sind gut ausgebaute Asphaltstrasse. Poconé ist die letzte Gelegenheit zum Einkaufen. Bereits fünf Kilometer hinter der Stadt beginnt die rote Erdpiste. Als 1973 mit dem Bau der Transpantaneira begonnen wurde, sollte diese noch eine Nord-Südverbindung durch das ganze Pantanal werden. Diese Pläne wurden nie verwirklicht. Nach 145 Kilometern endet die als Damm aufgeschüttete Piste mit über 100 größeren und kleineren Brücken, oft etwas abenteuerliche Holzkonstruktionen, in Porto Jofre.
Transpantaneira
Sieht man Bilder oder Filmberichte von der Transpantaneira, so glaubt man, dass sich rechts und links der Piste weite Feuchtgebiete voll mit Vögeln, erstrecken. Mag das zur Regenzeit so sein, am Ende der Trockenzeit ist davon nichts zu sehen. Apropos sehen, sehen kann man auf mindestens Zweidritteln der Gesamtstrecke sowieso nichts, denn zu beiden Seiten der Tranpantaneira ist da dichtes hohes Buschwerk. Das fotografiert und filmt aber niemand. Irgendwie entsprach das Ganze so gar nicht unseren Erwartungen.
Pampashirsch - Pampas Deer (Ozotoceros bezoarticus)
Virginiauhu - Great Horned Owl (Bubo virginianus)
Maguaristorch - Maguari Stork (Ciconia maguari)
Waldstorch - Wood Stork (Mycteria americana)
Silberreiher - Western Great Egret (Ardea alba) und Waldstorch - Wood Stork (Mycteria americana)
Die erste und die letzte Nacht im Nordpantanal waren wir auf Pouso Alegre. Es ist eine 8.000 Hektar große, traditionelle Cattle Farm am Kilometer 33 der Transpantaneira, deren Lodge man über eine sechs Kilometer lange Zufahrt erreicht.
Zufahrt kurz vor der Lodge
Schwarzweißer Teju - Argentine Black and White Tegu (Salvator merianae)
Südamerikanischer Nasenbär - South American Coati (Nasua nasua)
Ein Vertreter der Töpfervögel - es ist überwältigend, was für kunstvolle Nester so kleine Kerlchen bauen können.
Waldinseln wechseln sich mit offenem Grasland ab
Jabiru - Jabiru (Jabiru mycteria) - Ein Nest mit Jungvögeln in unmittelbarer Nähe zur Lodge
Wir hatten leider an beiden Tagen unseres Aufenthaltes auf Pouso Alegre ein wenig Pech mit dem Wetter. Am den Nachmittagen zogen dichte Wolken auf. Wir hatten uns an einem der Wasserlöcher gerade häuslich eingerichtet, wartend was geschah, da begann es zu regnen.
Großmazama oder Roter Spießhirsch -
Red Brocket Deer (Mazama americana)
Ein Großer Ameisenbär, ein Krabbenfuchs, ein kleiner Hirsch, der Großmazama, kamen zum Trinken. Einige Vögel stillten ihren Durst. Doch die Lichtverhältnisse waren schlecht und wurden immer schlechter. Ein Aguti tauchte am Wasserloch auf. Für uns war es die erste Sichtung, doch zu allem Übel auf der falschen Seite des Wasserlochs leider viel zu weit entfernt.
Azara-Aguti - Azara's agouti (Dasyprocta azarae)
Eine tolle Begebenheit gab es am ersten Abend kurz vor dem Dinner. Julinho kam zu uns, da ein Großer Ameisenbär direkt hinter dem Restaurant der Lodge war. Nichts wie hin! Da war so ein Prachtexemplar, nahm keinerlei Notiz von unserer Anwesenheit und lief ein paar Schritte hin und her und schnüffelte wohl nach einem leckeren Häppchen. Doch da war nichts. Mittlerweile waren alle Gäste der Lodge um ihn herum, doch er blieb völlig unbeeindruckt. Er kam näher und näher auf mich zu. Ich streckte ihm vorsichtig meine Hand entgegen, doch wurde ich gleich ermahnt: "Don't touch him". Ich zog natürlich meine Hand wieder zurück. Dieser Ameisenbär ignorierte es völlig. Er kam immer näher und im nächsten Moment stupste er mich kurz mit seiner langen Schnauze an meinen Arm. Unglaublich! Später erklärte mir Julinho, dass dieser Ameisenbär öfter zur Lodge kommt. Seine Mutter war wohl, als er noch ein Baby war, bei einem Feuer ums Leben gekommen. Die Eigentümer von Pouso Alegre hatten dem Jungtier beim Überleben geholfen. Nun ist er erwachsen, lebt in der Wildnis, doch erinnert er sich wohl noch gern an seine Zieheltern. Ein unvergessliches Erlebnis.
Riesentagschläfer - Great Potoo (Nyctibius grandis)
Gelbbürzelkassike - Yellow-rumped Cacique (Cacicus cela)
Besucher in der Lodge
Bei den Nandus gibt es im Brutgeschäft eine strikte Arbeitsteilung. Mehrere Damen legen ihre Eier in das Nest eines dominanten Männchens. Danach gehen sie ihrer Wege. Die Männchen dagegen sind sesshaft, kümmern sich um die Nester und ziehen die Jungtiere ganz alleine auf.
Nandu - Greater Rhea (Rhea americana), ein Männchen mit seiner Kinderschar
Julinho bot uns an beiden Abenden nach dem Dinner noch einen kurzen Night Drive an. Wir lehnten es beide Tage ab. Es ist nicht wirklich lustig, zu fünft in einem Toyota Hilux DC Pick-up auf Game Drive zu gehen, zumal die genutzte Zufahrtspiste zur Lodge nicht wirklich in gutem Zustand ist. So verpassten wir beide Abende einen Tapir im Licht des Spotlights.
Reisen Sie mit uns weiter durch Brasilien
und begleiten Sie uns auch zu den Iguazú-Wasserfällen. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 4. Teil unserer Tour.