Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
14.11.2013
Es war unser letzter Tag im Ruaha und unser letzter Tag in der Wildnis. Wir hatten uns für einen weiteren Tages-Gamedrive entschieden. Zunächst ging es zum Ruaha River. Weit kamen wir jedoch nicht, denn Zawadi stoppte abrupt das Auto. Er fuhr ein wenig zurück und dann sahen auch wir, was er entdeckt hatte - Cheetah in ca. 500 Metern Entfernung. Wir fuhren in diese Richtung und als wir näher kamen, sahen wir, dass sie nicht alleine war. Sie hatte drei kleine Kätzchen um sich herum. Die Kleinen waren ein wenig scheu und rannten in alle Himmelsrichtungen. Doch es dauerte nicht lange und sie kamen zu ihrer Mutter zurück. Ein Traum ging in Erfüllung. Wir hatten noch nie das Glück, Geparde in unmittelbarer Nähe in der Wildnis zu sehen. Cheetahs sind meine Lieblingskatzen und nun auch noch mit Cups in dem süßen Alter mit ihrem langen Nackenfell - ich war überglücklich.
Gepardenmutter zu sein, ist ein anstrengender Job. Die Kleinen waren permanent unterwegs - Spielen, Toben, Trinken. Sie gönnten ihrer Mutter keine fünf Minuten Ruhepause. Eine Dreiviertelstunde durften wir dem lustigen Treiben zuschauen, dann rief die Mutter die Kätzchen zum Aufbruch. Sie entfernten sich von uns in die offene Ebene. Wir konnten sie noch eine Weile mit dem Fernglas beobachten. Die Gepardin pirschte langsam in Richtung eines Impalabocks. Die Kleinen waren nicht mehr zu sehen. Sie unternahm einen kurzen Jagdversuch. Doch er schien aussichtslos und wurde abgebrochen. Danach verschwand sie im hohen Gras.
Ich fragte Zawadi, ob dies sein persönliches Abschiedsgeschenk für mich war. Ja, war seine Antwort. Doch als Ergänzung kam sofort die Frage: "Kommst Du zurück nach Tanzania, wenn Du bei dieser Tour schon Geparden gesehen hast?" Er braucht sich nicht zu sorgen, wir werden zurück kommen - nach Tanzania und in den Ruaha.
Wir fuhren zurück zum Ruaha River. Eine Elefantenherde gönnte sich im Schatten eine kleine Ruhepause. Wir trafen erneut auf Löwen - als wenn es das Normalste der Welt sei. Was hatten wir immer wieder für ein riesiges Glück auf den Gamedrives. Zawadis Ortskenntnis, sein geschultes Auge und die Trockenheit im Park zu dieser Jahreszeit verhalfen uns zu so vielen guten Tiersichtungen.
Wir überquerten den Mwagusi River in der Nähe zur Einmündung in den Great Ruaha, da wir gern noch das Gebiet nördlich davon erkunden wollten. Unter den Guides im Ruaha wird es als "Little Serengeti" bezeichnet. Es ist eine offene Ebene mit einzelnen Kopjes, daher wohl der Name.
Die Picnic-Site an der Einmündung des Mwagusi war durch den Übermut der Elefanten ein wenig baufällig geworden. Von einem alten großen Baum war nur noch totes Holz übrig geblieben. Auch das Grasdach des Rastplatzes diente teilweise schon als Futterersatz, doch für eine Mittagspause war es immer noch ein schattiger Sitzplatz. Später sahen wir, dass es gar nicht weit entfernt einen neu angelegten Rastplatz gibt.
Noch einmal stolperten wir über zwei Löwinnen. Doch unser Nachmittags-Highlight waren die Elefanten am Ruaha River. Es waren heute so viele kleine Herden, die zum Trinken kamen und wir durften Ihnen teilweise sehr nahe sein - ein Traum und ein perfekter Abschluss für uns.
Auch die schönste Reise geht irgendwann dem Ende entgegen. Die letzte Nacht in der afrikanischen Wildnis wurde, wie schon so oft, vom Ruf der Löwen begleitet. Diese Nacht waren sie recht nah bei der Campsite. Raschidi war wie immer der Erste am Morgen. Bei Einbruch der Dämmerung öffnete er sein Zelt. Er sah Löwen, dicht an unserer Campsite vorbei laufen. Er war ein wenig unsicher, ob er bereits wach war oder noch träumte. Leise fragte er bei Zawadi nach, ob auch er Löwen sieht. Als Raschidi die Bestätigung erhielt, dass er wirklich lebendige Löwen sah, blieb er ganz ruhig und beobachtete sie im ersten Lichtschein des Tages. Keine Panik - wir waren alle sehr stolz auf unseren jungen Koch.
Ein letztes gemeinsames Frühstück, dann wurde die Buschküche für immer auf dieser Tour geschlossen. Wir mussten Abschied nehmen von einem der schönsten Nationalparks in Afrika, die wir bisher auf unseren Reisen besucht hatten. Die Bilder und Erlebnisse werden für immer in unseren Herzen sein.
Ein letzter Blick über den Great Ruaha River auf dem Weg zum Gate
Wir waren auf dem Weg zurück in die Zivilisation. Zwei Tagesetappen hatten wir für die Fahrt nach Dar es Salaam geplant. Zunächst ging es über Iringa bis Morongoro. Wir übernachteten im Morongoro Hotel. Es liegt am Fuße der Uluguru Mountains und ist von einer sehr schönen Gartenanlage umgeben. Ein Hotel dieser Qualität am Rand der sonst recht quirligen Stadt hatten wir nicht erwartet. Zawadi und Raschidi übernachteten nicht im gleichen Hotel. Es kam uns vor, wie ein Abschied auf Raten. Am zweiten Tag ging es bis Dar es Salaam. Dicke Wolken am Himmel kündigten Regen an. Noch bevor wir Dar es Salaam erreichten, ging ein heftiger Regenguss nieder. Nun kann die kleine Regenzeit beginnen - wir sind am Ende unserer Tour. Das Land braucht dringend Wasser. Wir quälten uns durch den Verkehr auf der Morongoro Road. Diese wohl am meisten befahrene Ausfallstraße in Dar es Salaam war im Moment eine einzige Baustelle.
Treuen Weggefährten in Tanzania: Unser Koch Raschidi (li.) und unser Guide Zawadi (re.)
Zawadi brachte uns ins Hotel Mediterraneo, wo wir bereits die erste Nacht in Dar es Salaam wohnten. Auch wenn es bereits früher Nachmittag war, gingen wir zu einem letzten gemeinsamen Lunch ins Restaurant. Dann hieß es Abschied nehmen von Raschidi, unserem Koch. Wir hatten so viel Spaß zusammen.
Noch bevor die Sonne unter ging, erfrischten wir uns im Indischen Ozean. Am Abend gönnten wir uns eine große Platte Meeresfrüchte - welch ein Genuss für kleines Geld. Mit einer letzten erholsamen
Nacht in Tanzania gab es jedoch ein massives Problem. Das Mediterraneo veranstaltet jeden dritten Samstag im Monat eine Techno-Party am Swimmingpool. Von 23:00 Uhr bis nach Sonnenaufgang dröhnten
die Bässe dieser für uns verhassten Musik bis in unser geschlossenes Zimmer. An Schlafen war nicht wirklich zu denken. Beim Einchecken hatte uns niemand informiert. So kann ein sonst sehr
schönes, ruhiges Hotel von den Besitzern zur Hölle gemacht werden.
Stadtbesichtigung in Dar es Salaam
Da unser Rückflug mit Swiss Air ein Nachtflug war, hatten wir für den letzten Tag eine kleine Stadtbesichtigung in Dar es Salaam geplant. Zawadi holte uns nach dem Frühstück ab und wir fuhren als erstes zum Village Museum. Das "Kijiji cha Makumbusho" oder Village Museum wurde 1966 gegründet. Traditionelle Hütten von 16 verschiedenen Volksgruppen aus Tanzania wurden hier aufgebaut. Viele sind mit Haushaltsgegenständen ausgestattet. Für uns war es sehr interessant, da uns Zawadi zusätzlich zu dem, was wir sahen, viele Vergleiche zur Lebensweise in seiner Kindheit erzählte. Im Museum hat Petro Paulo Mayige, ein Keramik-Künstler vom Lake Victoria, einen Workshop. Er fertigt wunderschöne Tonskulpturen aus dem realen afrikanischen Leben an. Es sind kleine Kunstwerke, die bereits auf Ausstellungen in Tanzania, den USA und Schweden gezeigt wurden. Zwei seiner Figuren gingen in unseren Besitz über - ein schönes Andenken an unsere Zeit in Tanzania.
Wir fuhren in die Innenstadt - ein Mix aus Vergangenheit und Gegenwart einer Millionenstadt.
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der Kariakoo Market, ein afrikanischer Markt, wo es alles gibt, was man zum Überleben braucht. Unser Koch tätigte hier seinen ersten Großeinkauf zum Start der Tour.
das Askari-Denkmal, errichtet 1927 zu Ehren der etwa 100.000 im 1. Weltkrieg gefallenen afrikanischen Soldaten
die Azania Lutherische Kirche, deren Grundstein 1899 gelegt wurde und die 1902 fertig gestellt war
der Kivukoni Fish Market, Dar es Salaams größter Fischmarkt - es wird alles angeboten, was die Fischer aus dem Indischen Ozean holen - frisch, gekocht oder getrocknet
Die letzten Stunden verbrachten wir gemeinsam mit Zawadi auf der Terrasse des Sea Cliff Hotels am Indischen Ozean. Gegen 18:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Es war Sonntag und der Verkehr war ein wenig ruhiger als an Werktagen. Mit Tränen in den Augen, einem großen Dankeschön, den besten Wünschen für Ihn und seine Familie sowie dem Versprechen, dass wir uns wiedersehen werden, verabschiedeten wir uns von Zawadi. "Karibu tena" - Willkommen zurück in Tanzania waren seine letzten Worte.
Die Ausreiseformalitäten waren die gleichen wie bei der Einreise - Formular ausfüllen, Fingerabdrücke und Foto - es dauerte so seine Zeit. Pünktlich startete unser Flieger gen Zürich via Nairobi. 31 Tage in Tanzania waren wie im Flug vergangen. Mit dem Temperatursturz von 35° bei Abflug und 0° Celsius bei der Landung hatten wir noch ein paar Tage zu kämpfen.
*** ENDE ***
Unser besonderer Dank gilt
Peter Urassa
von Chaka Adventure Safaris für seine perfekte Tour-Planung
Zawadi Kalinga
unserem Guide, der von der ersten bis zur letzten Minute alles gegeben hat, um uns seine wunderschöne Heimat in allen Fassetten zu zeigen
Raschidi
unserem jungen Koch, der uns mit seiner leckeren Tanzanischen Buschküche von morgens bis abends verwöhnte
Christa & Herbert Müller
Die Fotos zu dieser Reise finden Sie auch in unserem Fotobuch