Bei zwei Reisen nach Tanzania, 2013 in den Süden und 2015 in den Norden, hatten wir die meisten Highlights des Landes bereits intensiv erleben dürfen. Eine Rückkehr nach Tanzania nach dem Tod unseres lieben Guides Zawadi (RIP) war eigentlich nicht mehr geplant. Doch seit nunmehr einem Jahr hält ein neues Virus die Welt in Atem. Unsere geplante Reise nach Alaska im Juli 2020 musste storniert werden. Ob wir 2021 nach Kanada und in die USA einreisen dürfen, steht weiterhin in den Sternen. Lockdown zuhause mit Ausgangsbeschränkungen und panikartige Nachrichten Tag für Tag hatte unsere Sehnsucht nach etwas mehr Freiheit geweckt. Tanzania im Februar, die Geburten der Gnus ohne Massen von Touristen zu erleben, war zu verlockend, zumal es für Tanzania bei Flügen mit Ethiopian Airlines für uns keinerlei Einreisebeschränkungen gab. Camping im Busch, das Ansteckungsrisiko ist verschwindend gering. Einzig die Flüge stellten für uns ein höheres Risiko dar, als das momentan eingeschränkte Leben in Deutschland.
Am 17.01.2021 hatten wir unsere Flüge für den Abend des 08. Februar bei Ethiopian Airlines gebucht. Dieses Mal reisten wir zu dritt. Sabine, eine liebe Nachbarin, die bereits über den Jahreswechsel auf einer Gruppentour in Tanzania war, begleitete uns. Die Vorfreude stieg, bis am Wochenende vor unserer Abreise der Winter in Teilen Deutschlands Einzug hielt. Flüge von Leipzig nach Frankfurt gab es Corona bedingt schon seit einem Jahr nicht mehr. Die Deutsche Bahn hatte am 07.02.2021 den Fernverkehr wegen Schnee total eingestellt. So blieb uns als einzige Chance das Auto, um nach Frankfurt zu kommen. Zehn Stunden Fahrzeit für knapp 400 Kilometer Autobahn sollten doch eigentlich ausreichend sein, um pünktlich zum Flughafen nach Frankfurt zu gelangen.
Doch wir hatten die Rechnung ohne die Autobahnmeisterei in Hessen gemacht. Kurz nach der Werra Brücke auf der A4 war Schluss. Keinerlei Winterdienst, es ging über einige Kilometer leicht bergan, LKWs stellten sich quer über die zweispurige Autobahn oder schafften den Anstieg nicht. Stau! Es war 14:00 Uhr als der Verkehr total zum Erliegen kam. Mit jeder Stunde, die wir da fest steckten, schwand die Hoffnung, unseren Flug noch zu erreichen. Irgendwann wurde uns klar, dass es unmöglich war.
Schneechaos: 16 Stunden im Auto auf der A4
Zum Glück hatten wir Handy Empfang, was auf unseren deutschen Autobahnen nicht immer selbstverständlich ist. In Frankfurt war von Ethiopian Airlines keiner mehr erreichbar. Nach 10 Minuten in der Warteschleife hatte ich eine nette Dame des internationalen Call Centers der Airline an der Leitung, die für einen kleinen Aufpreis die Umbuchung für den nächsten Tag geduldig per Telefon abwickelte. Erleichterung machte sich breit. Nach 16 Stunden im Stau, inzwischen war er wohl über 40 Kilometer lang, begann um 06:00 Uhr am nächsten Morgen der Verkehr wieder zu rollen. Mit einer kurzen Frühstückspause im Auto - Raststätten waren alle geschlossen - erreichten wir Frankfurt gegen 09:00 Uhr. Das Auto wurde von "Park and Shuttle - Frankfurt" am Terminal abgeholt. Ein Tageszimmer im Airport Marriott Hotel sorgte für ein wenig Bequemlichkeit und ein paar Stunden Schlaf bis zum Abflug am Abend nach dieser Nacht im Auto. Für uns mit Transit in Addis Ababa und Reiseziel Tanzania gab es ohne PCR-Test beim Check-Inn keinerlei Problem. Beide Flüge waren nur zu einem Drittel gebucht, so dass jeder Passagier in der Economy Class drei Sitze zum Schlafen hatte - was für ein Luxus.
Nach einer Zwischenübernachtung in Usa River machten wir uns mit Fahrer, Koch und einem voll beladenen Auto auf den Weg in die Ngorongoro Conservation Area zum Lake Ndutu. Auf Grund der wenigen Touristen im Land konnten wir eine Special Campsite mit Blick auf den See buchen, was in normalen Zeiten schier unmöglich sein soll, da alle Campsites von Tended Camps blockiert sind. Eine Public Campsite gibt es nicht, weder auf der Ngorongoro noch auf der Serengeti Seite des Lake Ndutu.
Eine einzelne Löwin als Auftakt unweit unserer Campsite
Weißbrauenkuckuck - White-browed Coucal (Centropus superciliosus)
Die ersten Gnus hatten ihre Babys bekommen.
Eine Herde Schwarzfersenimpalas
Maasai-Giraffen in ihrem bevorzugten Habitat - Akazienwald
Lappenchamäleon - Barred Flap-necked Chameleon (Chamaeleo dilepis)
Zwei Tüpfelhyänen gönnten sich eine Ruhepause
Teichwasserläufer - Marsh Sandpiper (Tringa stagnatilis)
Nur wenige Stunden bis einige Tage alt, folgten die Gnu Kälber ihren Müttern
Serengeti-Weißbartgnu oder Westliches Weißbartgnu - Western White-bearded Wildebeest (Connochaetes mearnsi)
Immer wieder begegneten wir kleineren Gruppen von Gnus, die die Straße überquerten
Dann strömten tausende von Gnus und Zebras zum Ufer des Lake Ndutu
Es schien, dass das Gras in den Plains der Serengeti besser schmeckte als in der Ngorongoro Conservation Area
Leider hatten wir keine Chance an den Gnus vorbei zu kommen, um das Crossing aus kürzer Distanz zu beobachten
Ein Löwe lag am gegenüberliegenden Ufer auf der Lauer. Wird er angreifen?
Dann ging alles ganz schnell. Nach all unseren Afrika Reisen durften wir unsere erste erfolgreiche Jagd mit erleben, auch wenn die Entfernung zum Geschehen nicht wirklich optimal war.
Traumhaft schön - nun waren diese Gnus und Zebras zurück in der Serengeti
Wir folgten den Gnus auf die andere Seite des Lake Ndutu. Diese westliche Ecke mit angrenzendem Marschland gehört noch zur Ngorongoro Conservation Area. Unser Löwenmännchen hatte sich kurz vor unsere Ankunft tief in ein Gebüsch zurück gezogen.
Eine Löwin beobachtete ein einsames Gnu. Wird sie angreifen?
Den Gefallen tat sie uns nicht. Sie war wohl nicht hungrig.
Zwei weitere Löwen beobachteten das Geschehen von einem Baum aus.
Das ganze Rudel war in der Region verstreut.
Lehrvorführung im Klettern
Die Kleinen hatten keine Lust zum klettern. Auch die Mutter kam wenig später wieder herunter.
Was für ein Vergnügen, die kleinen Löwen beim Fressen zu beobachten.
Ein Gnu Baby musste sein Leben lassen, damit es den Löwenkindern gut geht. Das ist der Kreislauf der Natur.
Gnus und Zebras gönnten sich in der Hitze des Tages eine Mittagspause
Marabus bewachten unsere Campsite
Säuberungsaktion auf unserer Campsite: Mistkäfer in Aktion
Tote Gnus treiben auf dem Lake Ndutu
Was war passiert? Als wir das Crossing der Gnus am Westende des Lake Ndutu beobachteten, gab es zeitgleich ein weiteres Crossing ca. 2 Kilometer entfernt. In einer langen Reihe waren hunderte von Gnus im See auf dem Weg von der Ngorongoro Conservation Area zur Serengeti, als plötzlich Panik unter den Tieren ausbrach. Ein Teil der Gnus änderte die Richtung und wollte anscheinend zurück, bis sich ihre Körper plötzlich im Wasser drehten und die Beine gen Himmel ragten. Zuerst erschien es wie ein Angriff von Krokodilen, doch das konnte nicht sein, denn im Lake Ndutu gibt es keine Krokodile.
Da uns die Ursache ihres so plötzlichen Todes interessierte, kontaktierte ich nach unserer Rückkehr die Verantwortlichen der Ngorongoro Conservation Area und erhielt folgende Antwort:
"In zwei aufeinander folgenden Jahren starben Gnus in größerer Zahl beim Überqueren der Seen im Gebiet. Im Januar 2020 waren es ca. 600 im Lake Masek und am 12.02.2021 ca. 300 im Lake Ndutu. Die Ursache ihres Todes ist wie folgt zu erklären. Vor einigen Jahren waren die Regenfälle unterdurchschnittlich und führten dazu, dass die Seen austrockneten oder weniger Wasser hatten, so dass die Gnus leicht von einer Seite zur anderen gelangen konnten. Starke Regenfälle in zwei aufeinanderfolgenden Jahren reichten aus, um das Wasser in allen Seen (insbesondere in der Saison 2019/2020) wieder aufzufüllen. Dabei sammelte sich auch Schlamm in der Mitte der Seen an. Die Gnus versuchten weiterhin die Seen zu durchqueren, da sie sich daran gewöhnt hatten. Nun stiessen sie aber auf den Schlamm. Er klebte an ihren Füßen und die Gnus wurden von der Fülle an Wasser überwältigt. Sie starben in grosser Zahl. Die Gnus lernten, die Körper ihrer Altersgenossen im Wasser treiben zu sehen. Sie meiden nun das Gebiet und nutzen andere Wege für sich und ihre Nachkommen. Dies sind Naturkatastrophen, die technisch dazu beitragen, ihren Überfluss an die Bedürfnisse der Kalbgründe und die Weide anzupassen. Im Anschluss war es ein Fest für Aasfresser - Geier, Marabus, Hyänen und Schakale hatten einen reich gedeckten Tisch."
frei übersetzt aus dem Suaheli
Rosaflamingo - Greater Flamingo (Phoenicopterus roseus)
Zwergflamingo - Lesser Flamingo (Phoeniconaias minor)
Kampfläufer - Ruff (Calidris pugnax)
Fahlente oder Kapente - Cape Teal (Anas capensis)
Säbelschnäbler - Pied Avocet (Recurvirostra avosetta) gesellten sich zu den Flamingos und einen Nimmersatt
Die grosse Wanderung der Gnus - die größte Säugetierwanderung auf der Erde hatte begonnen
Was ist der Sinn, der die Gnus dazu veranlasst, die Energie aufzubringen, um eine 1000 Kilometer lange Wanderung zu beginnen? Woher wissen sie, dass es das Richtige ist? Es ist Februar im Norden von Tanzania, und Tausende von Tieren tummeln sich glücklich in den sanften Ebenen der südlichen Serengeti. Die weiblichen Gnus haben wunderschöne Babys bekommen. Die Jungtiere sind wenige Minuten nach der Geburt auf den Füssen und stolpern ihren Müttern hinterher. Es gibt noch viel zu essen und das Leben muss für die Gnus ziemlich idyllisch erscheinen. Und doch spüren ein oder zwei oder vielleicht ein paar hundert Gnus etwas in der Luft. Aus irgendeinem Grund beschließen einige Tiere, sich zu bewegen. Sie stehen einfach auf und gehen, und der Rest beginnt zu folgen. Einfach so.
Es ist eine Wanderung, eine Rundreise von etwa 1.000 Kilometern durch zwei Länder (Tanzania und Kenya), durch Ebenen, auf denen Raubtiere - Löwe, Gepard und Leopard - warten, um sie zu jagen; über Hügel und durch Flüsse mit lauernden Krokodilen. Es ist ein Kampf gegen Krankheiten, Hunger, Durst und Müdigkeit. Auf dem Weg kommen rund 250.000 Tiere ums Leben. Fossile Beweise deuten darauf hin, dass Gnus seit über einer Million Jahren die Ebenen Ostafrikas durchstreifen. Auf die gleiche Weise, wie ihr Körper ihnen sagt, sie sollen rennen, wenn ein Löwe aus dem Gras kommt, wurde möglicherweise der Migrationsinstinkt über viele Jahre der Evolution in die DNA der Tiere kodiert. Vielleicht wissen sie es einfach - und so gehen sie einfach.
Was auch immer der Grund sein mag, über 1,5 Millionen Tiere beginnen eine Reise, die zweifellos vielen von ihnen den Tod bringen wird, aber auch vielen weiteren Tieren Leben einhaucht. Sie werden den Regenfällen auf der Suche nach grünen nährstoffreichen Ebenen folgen.
Unsere Löwen vom Gnu Crossing hatten es sich später auf den umliegenden Bäumen gemütlich gemacht. Es ist das Masek Pride, die einzigen auf Bäume kletternden Löwen in Ndutu.
Ausgeschlafen? Nein, lieber doch noch ein wenig von zartem Gnu Fleisch träumen.
Im Falle der Baumlöwen vermuten Forscher, dass diese zum einen den kühlen Wind in den Baumkronen genießen, zum anderen Tsetsefliegen und anderen lästigen Insekten auf dem Boden entkommen wollen. Auch ist die Übersicht auf ihre Umgebung mit potentieller Beute besser. Sicher ist man sich nicht, warum sie es immer häufiger tun.
Herrlich, die unterschiedlichen Schlafstellungen der Löwen auf den Bäumen zu beobachten.
Reisen Sie mit uns weiter in Tanzania
und begleiten Sie uns auch in den Mkomazi National Park. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 2. Teil unserer Tour.