Um den Norden Islands intensiver erkunden zu können, waren weitere fünf Tage eingeplant. Zunächst ging es nach Húsavík. Wie schon am Vortag in Akureyri hingen die Wolken sehr tief in den Bergen. Blieb es in Akureyri zum Glück den ganzen Tag trocken, setzte nun am Goðafoss wieder leichter Nieselregen ein.
Goðafoss - „Der Göttliche Wasserfall“
Der Fluss Skjálfandafljót, viert größter Fluss Islands, stürzt auf 158 Metern Breite an einer halbrunden Fallkante 12 Meter in die Tiefe. Der Goðafoss wird wegen seiner Schönheit oft als Wasserfall der Götter bezeichnet. Die alte Legende beschreibt die Geschichte von Þorgeir Ljósvetningargoði. Þorgeir, der damalige Ásatrú-Priester (auch als "goði" bezeichnet) war der Gesetzsprecher am alten Alþingi Parlament und warf die nordischen Götterstatuen um das Jahr 1000 in diesen Wasserfall, als Island christlich wurde. Was richtig ist, weiß niemand - vielleicht ein bisschen von beidem!
Auch hier ein Regenbrachvogel auf seinem Aussichtsposten
Æðarfossar
Æðarfossar ist ein kleiner Wasserfall, 9 km südlich von Húsavík. Der Fluss Laxa stürzt mit einem Höhenunterschied von 3 Metern in die Tiefe, 2 Kilometer bevor er ins Meer mündet.
Der Fluss Laxá ist ein beliebter Angelfluss, der vom See Mývatn kommt und reich an Bachforellen sein soll.
Blick auf die Bergwelt der Halbinsel Flateyjarskagi
Blick in die Bucht Skjálfandi der Grönlandsee
Der Hafen in Húsavík
Unser erster Anlaufpunkt in Húsavík war das Office von North Sailing. Wir wollten uns eine zweite Whale Watching Tour gönnen. Ein RIB Speedboat war für uns keine Option. Es musste schon ein normales Schiff sein. Das Wetter zeigte sich inzwischen von seiner Sonnenseite. Wir entschieden uns spontan für die "Húsavík Whale Watching and Puffins" Tour. Zeit für einen Kaffee hatten wir noch, dann ging es los.
Puffin Island
Puffinalarm - zu Land, zu Wasser und in der Luft - ein Fest für die Sinne, doch für Fotos zu weit entfernt.
Eigentlich heißt die kleine private, unbewohnte Insel "Lundey". Sie liegt in der Bucht Skjálfandi etwa 8 Kilometer nördlich von Húsavík. Während der Brutzeit ist sie Heimat für bis zu 200.000 Papageitaucher. An Land gehen darf man nicht.
Buckelwal - mehrfach tauchte er auf, dann war er wie vom Erdboden verschluckt
Wir schipperten auf die Westseite der Bucht, denn auf der Tour am Morgen hatte die Crew dort Buckelwale gesehen. Sie wollten ihr Glück erneut versuchen.
Nicht bei jedem Abtauchen war die Fluke zu sehen.
Wir fuhren ein Stück näher an die Küste heran. Dort kreuzten bereits zwei Boote und es gab zwei weitere Buckelwale zu bestaunen.
Die tonnenschweren Kolosse sind in der Lage, ihren Körper vollständig aus dem Wasser zu katapultieren. Anschließend lassen sie sich mit dem Rücken auf die Wasseroberfläche fallen. Walforscher vermuten, dass dieses Verhalten dazu dient, lästige Hautparasiten abzustreifen. Vielleicht macht es den Tieren aber einfach nur Spaß. Was auch immer der Grund für das sogenannte „Breaching“ ist: Dieser atemberaubende Anblick war uns bei beiden Waltouren nicht vergönnt.
Die häufigsten Walarten, die in der Bucht Skjálfandi vor Húsavík gesichtet werden, sind Schweinswale, Weißschnauzendelfine, Zwergwale, Buckelwale und Blauwale.
Nach dieser schönen Abschiedsvorführung ging es zurück.
Die Halbinsel Flateyjarskagi
Blick auf Húsavík
Wenn wir die Qualität des Whale Watching beider Touren vergleichen, dann ist eindeutig Laki Tours der Favorit. Zum einen gibt es in Hólmavík nur ein einziges Boot, dass zu den Walbeobachtungen auf dem Wasser ist. Zum anderen fanden wir das Verhalten der Boote bei der Annäherung an die Wale in Húsavík eher als ein Bedrängen der Meeressäuger als ein respektvolles Verhalten gegenüber den sensiblen Meeresgiganten.
Geothermalgebiet Hverarönd (Námaskarð) - Hexenkessel am Mývatn
Námaskarð ist mit dem Krafla-Vulkansystem verbunden und beherbergt viele heiße Quellen, kochende Schlammpools und zischende Fumarolen. Man fühlt sich wie in eine einzigartige Marslandschaft versetzt. An seinen Berghängen wächst keine Vegetation. Dies ist auf die Hitze unter der Erde, die Säure im Boden und die giftigen Dämpfe zurückzuführen. Faszinierend sind die lebendigen Farben - besonders das Ocker in all seinen Farbschattierungen. Die Luft riecht intensiv nach Schwefel, was an die mächtigen Kräfte aus dem Erdinneren erinnert.
Einfach faszinierend, was Mutter Erde hier zur Schau stellt.
Islandpferde - wunderschön die Vielfalt der Fellfarben
Die allerersten Pferde kamen an Bord der Wikingerschiffe zwischen 860 und 935 in Island an. Seit dem Jahr 982 ist die Einfuhr anderer Pferderassen untersagt. Seitdem hat die selektive Zucht das Islandpferd zu dem gemacht, was es heute ist. Es hat sich an seine Umgebung angepasst. Ein Isländer sollte zäh, unabhängig, sozial und leicht zu händeln sein. Genügsamkeit, ein guter Gehwille sowie ein ausgeglichener Charakter sind weitere gewünschte Eigenschaften. Verlässt ein Pferd das Land, darf es nie mehr nach Island zurück, um die Rasse rein zu halten und keine Krankheiten einzuschleppen.
Der Krater Hverfjall gehört zum Vulkansystem der Krafla
Das Lavafeld Dimmuborgir - "Die dunklen Burgen" am Lake Mývatn
Entstanden ist das Lavafeld Dimmuborgir vor 2.300 Jahren bei einer Eruption im Krafla Vulkansystems. Als Lava über das Gebiet floss, floss sie über einen See und brachte ihn zum Kochen. Dies beschleunigte das Abkühlen der Lava. Aufsteigende Dampfsäulen sprengten Teile der Lava auf. Große Gesteinsstapel, viele Hohlräume und Kavernen blieben zurück. Das Lavafeld mit seinen mystischen Gebilden ist ca. 4 Quadratkilometer gross. Verschieden lange Wanderwege führen durch das Labyrinth.
In der isländischen Kultur sind Lavahöhlen angeblich die Heimat der bösen Trolle.
Ein erster Blick auf den Lake Mývatn - den "Mückensee"
Echte Engelwurz (Angelica archangelica)
Rotdrossel auf Futtersuche?
Der Mývatn ist der viertgrößte See Islands mit einer Fläche von 36,5 km². Er hat etwa 50 Inselchen bzw. Schären. Der flache See ist voller Fische und bietet eine interessante Flora und eine reiche Vogelwelt. Der See und seine Umgebung sind als Naturreservat ausgewiesen. Der Mývatn liegt in einem auch heute noch stark vulkanisch aktiven Gebiet auf der Riftzone zwischen den auseinander driftenden Kontinentalplatten. Der See entstand nach einem Vulkanausbruch vor rund 3.500 Jahren, bei dem ein Lavastrom den Abfluss des Mývatn-Beckens verschloss. Seine heutige Form bekam der Mývatn durch einen weiteren Vulkanausbruch vor ungefähr 1.500 Jahren.
Bei unserer Runde um den Lake Mývatn waren wir etwas enttäuscht über die wenigen Möglichkeiten, direkt ans Ufer des Sees zu gelangen, um nach unseren gefiederten Freunden Ausschau zu halten.
Sigurgeir's Bird Museum - ein Muss für alle Liebhaber der gefiederten Freunde
Am Lake Mývatn befindet sich die größte private Vogelsammlung Islands im Sigurgeir's Bird Museum mit allen isländischen Brutvögeln, bis auf das Thorshühnchen. Sigurgeir Stefánsson ist in Mývatn geboren und aufgewachsen. Er war ein begeisterter Vogel- und Eiersammler. Erst nach seinem tragischen Unfalltod wurde sein Traum, daraus ein Naturkundemuseums für die Öffentlichkeit zu machen, im Jahr 2008 Wirklichkeit. 280 präparierte Vögel und 300 Vogeleier gibt es in der Ausstellung zu sehen.
Reiherente - Tufted Duck (Aythya fuligula), das Weibchen mit Nachwuchs
Stockente - Mallard (Anas platyrhynchos), das Weibchen
Ein letzter Blick über die Region Mývatn
Auf dem Weg zurück nach Húsavík
Torfhof Grenjaðarstaður in Aðaldalur
Grenjaðarstaður ist mit seinen 775 m² eines der größten Torfhäuser in Island. Es war ein wohlhabender Pfarrhof und ein Herrenhaus, gebaut aus Torf, Lavagestein aus der Umgebung und Holz. Die ältesten Teile des heutigen Torfhofes stammen aus dem Jahr 1865. Er wurde bis 1949 bewohnt. Grenjaðarstaður gehört seit 1954 zum Isländischen Nationalmuseum, wurde von 1955 bis 1958 restauriert und ist seit 1958 ein Museum.
In Grenjaðarstaður ist die ursprüngliche Innenausstattung traditioneller Torfhäuser der Oberschicht zu sehen.
Kirche Grenjaðarstaðarkirkja von 1865
Dettifoss - – der „stürzende Wasserfall“
Der Dettifoss wird vom mächtigen Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum gespeist, der aus dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, fließt. Der tosende Wasserfall hat einen durchschnittlichen Wasserfluss von 193 m³ pro Sekunde. Er ist 100 Meter breit und stürzt 45 Meter in die Jökulsárgljúfur-Schlucht hinab. Er ist der energiereichste Wasserfall in Europa.
Die Gischt des Dettifoss erzeugte einen kleinen Regenbogen
Selfoss
Nur einen Kilometer Flussaufwärts am Dettifoss ist ein weiterer Wasserfall. Der Selfoss mit einer Fallhöhe von rund 10 Metern ist eher eine Ansammlung vieler einzelner Wasserfälle, die wie in einem Amphitheater herabstürzen.
Tosende Wassermassen in einer menschenfeindlichen Umgebung vulkanischen Ursprungs am Selfoss
Blick über die Region Vesturdalur
Ásbyrgi Canyon
Ásbyrgi ist ein hufeisenförmiger Canyon mit 100 Meter hohen Klippen. Der Canyon ist mehr als einen Kilometer breit und ungefähr 3,5 Kilometer lang. Ásbyrgi entstand wohl durch eine katastrophale Gletscherflut des Flusses Jökulsá á Fjöllum nach der letzten Eiszeit, zuerst vor 8 bis 10.000 Jahren und erneut vor etwa 3.000 Jahren. Inzwischen hat sich der Fluss ca. 2 km östlich ein neues Bett gesucht.
Hringsbjarg Cliff auf der Ostseite der Halbinsel Tjörnes, leider ohne Puffins
Eissturmvogel - Northern Fulmar (Fulmarus glacialis) mit Kücken
Volkskundemuseum Mánarbakki - wir schauten nur von außen
Culture House mit Maritim- & Naturkundemuseum in Húsavík
Der präparierte Eisbär kam 1969, 12 Jahre alt und 370 kg schwer, über Packeis auf der Insel Grímsey an. Klappmützenrobben sind sehr seltene Besucher in Island. Auf der 550 km nordöstlich von Island gelegenen Insel Jan Mayen gibt es eine Population.
Kirche in Húsavík und noch einmal der Hafen - ein hübscher Platz für einen Kaffee im Sonnenschein
Húsavík bedeutet "die Bucht der Häuser", da sie der Legende nach vor dem offiziellen "Siedlungsdatum" von 874 n. Chr. besiedelt wurde. Garðar Svavarsson war ein Schwede, der im Jahr 870 in Island überwinterte. Der Legende und Sagen zufolge ließ er einen Mann namens Náttfari und zwei Sklaven zurück, um hier einen Bauernhof zu bewirtschaften. Heute hat Húsavík etwas mehr als 2.000 Einwohner.
Walmuseum in Húsavík
Im Museum sind die Skelette von elf Walen ausgestellt. Alle Wale im Museum starben eines natürlichen Todes, mit Ausnahme des Narwals, der ein Geschenk Grönlands war. Highlight ist das vollständige 25 Meter lange Skelett eines weiblichen Blauwals, der 2010 in Ásbúðir, Skagi in Nordisland, gestrandet war.
Kliff an der Ostseite der Halbinsel Tjörnes
Nach zweieinhalb Tagen wurde es Zeit für uns, weiter zu ziehen. Auf der Ostseite der Halbinsel Tjörnes gibt es eine weitere Parkmöglichkeit am Kliff kurz hinter dem Kap. Hier hatten wir schon am Vortag eine größere Anzahl Papageitaucher im Meer vor der Küste gesehen, vereinzelt auch am Kliff, doch alles sehr weit entfernt.
Ein Eistaucher - er ändert zwar mehrfach seine Richtung, doch näher ans Ufer heran kam er leider nicht.
Odinshühnchen - Red-necked Phalarope (Phalaropus lobatus) im Schlichtkleid
Kap Rauðinúpur mit seinen beiden Brandungspfeilern auf der Halbinsel Melrakkaslétta
Auf Google ist eine Piste markiert, die direkt zum Kap Rauðinúpur führt, doch diese gibt es so nicht mehr. Um Rauðinúpur zu erreichen, muss man von der Straße 870 kurz hinter dem Dorfes Raufarhöfn abbiegen und die Schotterpiste bis zum Hof Núpskatla nehmen. Von da aus kann man ca. vier Kilometer zum Kap wandern. Rauðinúpur beherbergt neben weiteren Seevögeln eine der beiden Basstölpel Kolonien in Nordisland. Schweren Herzens hatten wir uns gegen einen direkten Besuch des Kaps entschieden, da der erste Teil des Weges über ein sehr steiniges Ufer führte.
Steinschmätzer - Northern Wheatear (Oenanthe oenanthe)
Bachstelze - White Wagtail (Motacilla alba) im Schlichtkleid
Küken einer Küstenseeschwalbe - so ein flauschiges Federknäuel
Regenbrachvögel brüten von Grönland, Island und den Färöern über das Baltikum bis Sibirien. Sie überwintern in Westafrika.
Goldregenpfeifer - European Golden-Plover (Pluvialis apricaria)
Auch der Hof Núpskatla selbst ist ein Vogelparadies. Küstenseeschwalben brüten in grosser Anzahl. Insgesamt wurden 60 Vogelarten im Gebiet erfasst. Zum Schutz der Vogelwelt darf man auf der Zufahrt zum Parkplatz der Farm das Auto nicht verlassen.
Heimskautsgerðið - Arctic Henge in Raufarhöfn auf der Halbinsel Melrakkaslétta - noch ist es nicht fertig gestellt
Ähnlich wie sein altes Vorbild Stonehenge ist der arktische Steinkreis (Arctic Henge) wie eine riesige Sonnenuhr erbaut, die darauf abzielt, die Sonnenstrahlen einzufangen, Schatten an genauen Orten zu werfen und das Licht zwischen ausgerichteten Toren einzufangen. Die Idee stammt von Erlingur Thorodsson.
Raufarhöfn - ein kleiner Fischerort nur wenige Kilometer vom Polarkreis entfernt
Rauðanes Point
Rauðanes liegt im Þistilfjörður Fjord auf halber Strecke zwischen Raufarhöfn und Þórshöfn. Man kann das Kap auf einem sieben Kilometer langen Rundweg entlang der Küste mit einigem auf und ab vom Parkplatz aus erwandern. So hätte man die Chance, die interessanten Felsformationen mit Säulen und Bögen zu sehen - schade, aber das war zu viel für uns.
Hier war der Weg für unser kleines Auto am Rauðanes Point zu Ende
Reisen Sie mit uns weiter durch Island
und in die Hauptstadt Reykjavík. Es lohnt sich.