Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Die Serengeti wurde 1951 zum Nationalpark erklärt. Die geschützte Fläche beträgt heute 14.763 km², doch das Serengeti-Ecosystem ist weit grösser und umfasst angrenzende Gebiete wie unter anderem die Ngorongoro Conservation Area und die Maasai Mara in Kenia. Die Serengeti, seit 1981 Weltnaturerbe der UNESCO, ist der älteste und wohl berühmteste Nationalpark Tanzanias. Der Park schützt weite Grasebenen, Akazien-Savannen, bewaldete Gebiete, Flüsse und so spezielle Lebensräume wie die aus den Ebenen heraus ragenden Kopjes.
Mehr als eine Million Gnus – alle sind sie vom selben uralten Rhythmus getrieben - dem unerbittlichen Kreislauf des Lebens. Wenige Wochen dauern die wilden Gebietsrangeleien zur stürmischen Paarung. Der Kampf ums Überleben begleitet sie das ganze Jahr hindurch. Sind es nicht die Löwen, die ihnen nachstellen, so warten die Krokodile bei den Flussüberquerungen auf dem alljährlichen Weg nach Norden auf sie. Dann folgt die kurze Zeit der Geburten der Kälber, bevor die 1.000 km lange Pilgerschaft erneut beginnt. Zirka eine halbe Million Zebras und Thomsongazellen schließen sich der alljährlichen Wanderung der Gnus nach frischen Weidegründen an.
Während sich Zawadi um die Permit für unsere Zeit in der Serengeti kümmerte, stiegen wir erst einmal auf den Nabi Hill am Gate. Von da oben hat man ein tolle Sicht auf die weiten Grasebenen. Peter hatte bereits im Januar unsere Special Campsites für die Serengeti gebucht. Durch ein Missgeschick waren unsere Original Permits verloren gegangen. Ein Schreiben der Polizei und der Nationalparkbehörde war jedoch ausreichend für die Buchungsbestätigung. Es dauerte halt nur ein wenig länger, bis alle Stellen am Gate die Richtigkeit geprüft hatten.
Mwanza flat-headed rock agama - Fliederagame (Agama mwanzae) - links das Männchen, rechts das Weibchen
Als Zawadi mit unserer Permit für zehn Nächte in der Serengeti zurück kam, erzählte er uns, dass die Ranger doch etwas verwundert waren über einen so langen Aufenthalt. Sie hatten ihn zum Spaß gefragt, ob wir uns ein Haus in der Serengeti bauen möchten - gar keine so schlechte Idee. 14:30 Uhr waren wir startklar. Unter dem Motto - eine Million Gnus müssen doch irgendwo zu finden sein - machten wir uns auf den Weg in Richtung Seronera.
Unser Ziel des Tages war die Special Campsite "Seronera 4". Wir wollten als Erstes die Central Serengeti um Seronera erkunden. Wir nutzen die Hauptroute in Richtung Norden. Wir sahen unsere erste Kopje in der Grasebene - ein so typisches Bild der Serengeti in unseren Köpfen. Da hatten es sich doch tatsächlich drei Löwinnen ganz oben auf den Felsen bequem gemacht. Doch die Entfernung von der Piste war etwas zu groß für Fotos.
Eine erste kleinere Herde mit Gnus und Zebras stand friedlich grasend am Wegesrand - ein guter Auftakt.
Plötzlich tauchte ein Serval am Rand der Piste auf. So schnell wie er aus dem hohen Gras kam, war er auch auf seiner Pirsch nach etwas Fressbarem erneut darin verschwunden.
Rufous-tailed Weaver - Rotschwanzweber (Histurgops ruficauda) mit Nest
Wir folgten dem Wegweiser zu den Campsites in Seronera und fanden ohne Mühe unser neues Zuhause. "Seronera 4" ist ein Plätzchen abseits der Piste mit einem fantastischen Blick in die weite Ebene.
Wir bauten unser Camp im Schatten von Akazien auf. Hier ließ es sich aushalten.
Nach drei Nächten Simba Campsite am Kraterrand konnten wir die Ruhe in der Wildnis in vollen Zügen genießen. Zawadi und Alois mussten in der Nacht eine neugierige Hyäne aus unserem Küchenzelt vertreiben, ehe sie Schaden anrichten konnte. Ein gemütliches Frühstück zum Sonnenaufgang, dann starteten wir unsere erste Entdeckungsreise in der Region - das Seronera Valley war das Ziel.
Little bee-eater - Zwergspint (Merops pusillus)
African Hoopoe - Afrikanischer Wiedehopf (Upupa africana)
Yello-necked Spurfowl - Gelbkehlfrankolin (Pternistis leucoscepus)
Blacksmith Lapwing - Schmiedekiebitz (Vanellus armatus)
Eine Ansammlung von Safari-Fahrzeugen in der Ferne zeigte an, dass es da etwas Besonderes geben musste. Und siehe da, ein Leopard hatte sich einen fantastischen, abgestorbenen Baum ausgesucht. Einziges Problem an der Geschichte, der Baum stand an der falschen Stelle. Es gab eine Piste davor und auch eine dahinter, doch der Baum stand genau in der Mitte zwischen beiden - also gleich große Distanz. So ist halt die Natur.
Wir waren pünktlich zum Lunch zurück im Camp. Alois hatte die Zeit allein in der Wildnis gut überstanden. Eine kleine Herde Elefanten versüßte uns die Mittagspause. Am Nachmittag ging es erneut
auf Game Drive.
Ostrich - Afrikanischer Strauß (Struthio camelus), links Männchen, rechts Weibchen
Das Highlight des Nachmittags war ein großes Rudel Löwen, dass es sich auf einem Baum bequem gemacht hatte. Insgesamt haben wir 18 Katzen gezählt. Das Beste daran, wir hatten sie für uns ganz allein.
Im letzten Licht des Tages fanden wir als krönenden Abschluss die beiden Herren des Löwenrudels. Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir zurück im Camp.
Für den Vormittag des zweiten Tages in der Cental Serengeti hatten wir uns eine Runde zu den Kopjes im Südosten von Seronera vorgenommen - den Maasai-, Nyamara- und Wandamu Kopjes. Wir konnten es kaum fassen - auf jeder zweiten Felsgruppe waren Löwen. Meist dösten sie in der Sonne. Wenn es ihnen zu warm wurde, verkrochen sie sich unter einen Busch zwischen den Felsen.
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Natürlich gab es auf dem Weg von Kopje zu Kopje auch allerlei Anderes zu sehen. Eine kleine Herde Gnus und Zebras graste südlich von Seronero. Doch von den großen Herden war nichts zu sehen. Auch die Ranger im Headquarter konnten uns keine Auskunft geben, wo sie zu finden waren.
Am Nachmittag fuhren wir zunächst zur "Turner Spring" und mit einer gemütlichen Runde beendeten wir unseren ersten Besuch in der Central Serengeti.
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Auch unsere gefiederten Freunde gab es zu bewundern. Besonders gefreut haben wir uns über den imposanten Milchuhu.
Lilac-breasted Roller - Gabelracke (Coracias caudatus)
Rufous-naped lark - Rotnackenlerche (Mirafra africana)
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren wir zurück in unserem Sweet Home. Alois hatte das Campfire bereits entfacht. Das Drei-Gang-Menü war lecker wie immer und wir machten es uns am Feuer mit einem Drink gemütlich. Die Augen von Antilopen leuchteten im Schein der Taschenlampe. Ein Schakal streifte am Camp vorbei. Löwen riefen aus einiger Entfernung. Alois und Zawadi waren dabei, das Küchenzelt für die Nacht zu sichern. Beim nächsten Leuchten in die dunkle Umgebung waren zwei Augen in circa zwanzig Meter Entfernung zu sehen. Doch die gehörten keinem Schakal und auch keiner Hyäne. Die Eigentümerin dieser Augen war grösser - eine Löwin lief geradewegs auf unser Camp zu. Wir räumten blitzartig das Feld und waren wohl noch nie so schnell im Zelt verschwunden. Alois sprang sofort ins Auto und Zawadi blieb seelenruhig neben dem Auto stehen, um zu schauen, was nun kam. Wir lauschten in unserem Zelt dem Brüllen der Löwen. Es kam nun von allen Seiten um unser Camp herum - eine beeindruckende Geräuschkulisse. Nach etwa einer Stunde wurde es sichtlich leiser. Was für ein Abschied von "Seronera 4". Zawadi erzählte uns am Morgen, dass kein einziger Löwe quer durch unser Camp marschierte. Alle liefen außen um die Zelte herum. Nach dem Frühstück hieß es packen. Schließlich waren wir auf der Suche nach der "Great Migration", die wir hier um Seronera noch nicht gefunden hatten.
Regen ist der Motor, der die "Great Migration" in der Serengeti voran treibt. Frisches Gras bestimmt den Platz, wo sich die Herden in den verschiedenen Zeiten des Jahres aufhalten, denn zwei Millionen Tiere wollen satt werden. Egal wo man es liest, alle Quellen sagen, im Juni sollte ein Teil der Migration im Western Corridor sein. Doch dieses Jahr war alles anders. Der Mangel an Regen im Süden der Serengeti zwang hunderttausende von Gnus zwei Monate eher als üblich gen Norden zu wandern. Dann setzte Regen in der Ndutu Region ein und die Gnus kehrten in den Süden zurück. Etwas konfus von dieser Situation waren die großen Herden im Juni nun weit verstreut. Werden wir sie im Western Corridor antreffen - eine spannende Frage.
Die Giraffen vom Vorabend waren noch immer in der Nähe des Headquarters. Sie erhofften sich wohl in der Dunkelheit etwas mehr Schutz in menschlicher Nähe. Was an dem Strauch zwischen den Felsen so köstlich war, werden wir wohl nie heraus finden. Ein seltsamer Anblick war es schon, die Giraffen mit ihren langen Beinen auf den Felsplatten zu sehen.
Wir waren auf dem Weg in Richtung Kirawira. Die Piste war teilweise übelstes Wellblech. In Hintergrund sind überall Hügelketten zu sehen. Dichtes Buschland im Wechsel mit offenen Flächen prägen die Landschaft. Wir kämpften mit der ersten Invasion von Tsetse-Fliegen.
Paviane streiften durch ein Meer aus weissen Blüten. Blüte um Blüte verschwand in ihren Mäulern. Es ist eine Windenart, die dieses Blütenmeer nach Regenfällen entfaltet. Sie scheinen besonders gut zu schmecken.
In den Musabi Plains hatten sich Zebras und Impalas versammelt. Die Jungtiere genossen eine Ruhepause. Andere versuchten die lästigen Insekten durch ein Staubbad abzuschütteln.
Wir schauten ein erstes Mal zum Ufer des Grumeti River. Der Fluss führte sehr viel Wasser. Krokodile lagen am Ufer in der Sonne. Doch das kleinste Geräusch ließ sie blitzartig ins Wasser gleite.
Wir fuhren zunächst zum Kirawira Ranger Post, denn unsere Permit enthielt keine Nummer für unsere gebuchte Special Campsite. Da es im Moment keine weiteren Camping-Gäste im Western Corridor gab, durften wir uns die Campsite aussuchen. Wir entschieden uns für "Kirawira 2". Sie liegt direkt am Grumeti River. Unsere Frage, wo denn die Gnus im Moment seien, konnte keiner der Ranger beantworten. Als wir zur Hauptpiste zurück kehrten, sass da eine Löwin hinter dem Schild zum Ranger Post. Wir hatten sie zuvor gar nicht gesehen.
"Kirawira 2" ist eine offene Stelle am Ufer des Grumeti. Unser Camp errichteten wir jedoch in respektvollem Abstand, damit wir den Tieren den Zugang zum Wasser nicht versperrten. Es wäre der ideale Platz für River- Crossings am Grumeti, wenn - ja wenn die Great Migration im Western Corridor verweilt.
Den Nachmittag vertrödelten wir im Camp. Nach einer ruhigen Nacht und einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf, die südliche Region am Grumeti River zu entdecken. Es gibt nur wenige Stellen, wo man direkt ans Flussufer kommt. Eine betonierte Furt führt auf die nördliche Seite des Grumeti. Wir haben die Flussdurchquerung unterlassen, da auf Grund des hohen Wasserstandes mit entsprechender Fließgeschwindigkeit erst am Vortag ein Lodge-Fahrzeug im Fluss versenkt wurde. Es gibt eine kleine Hängebrücke, wo man zu Fuß den Fluss überqueren kann, damit Fly-In-Gäste vom Airstrip zu ihren Luxus-Camps bei Hochwasser kommen. Paviane haben sie ebenfalls für sich entdeckt.
Grey-backed Fiscal - Graumantelwürger
(Lanius excubitoroides)
Von der Decken's Hornbill - Von-der-Decken-Toko
(Tockus deckeni)
In der Mittagspause besuchte uns eine Herde Elefanten, doch sie trauten sich nicht ans Flussufer. Sorry, dass wir sie störten. Es gab jedoch auch Wassertümpel, wo sie ihren grössten Durst stillen konnten.
Als wir nachmittags zum Game Drive aufbrachen, streiften die Elefanten noch immer in der Nähe unseres Camps durch die offene Ebene. Wir fuhren zunächst in Richtung Nyakoromo Hill. Auch hier konnte man nicht wirklich von Wildreichtum reden - vereinzelt Antilopen, einige Warzenschweine und wenige Büffel waren die ganze Ausbeute der Sichtungen. Wir wollten noch wissen, wie "Kirawira 1" ausschaut. Doch konnten wir den Platz nicht wirklich lokalisieren. Zum Sonnenuntergang verweilten wir am Grumeti, dann ging es zurück zum Camp.
Nun war guter Rat teuer. Wir hatten die Special Campsite für drei Nächte gebucht. Für uns machte es ohne Gnus keinen Sinn, einen weiteren Tag hier zu bleiben. Im Ändern unseres Reiseplans haben wir ja schon Übung. Unsere gemeinsame Entscheidung: Wir fahren am nächsten Tag zurück nach Seronera. Wir hatten da eh eine Zwischenübernachtung auf der Public Campsite geplant. Eine weitere Nacht werden wir an den Lobo Hills verweilen. So haben wir noch etwas Zeit, diese Region ebenfalls zu erkunden.
Wir fuhren am Morgen direkt nach Seronera. Dieses Mal ließen wir das Hubdach geschlossen, um dem Kampf mit den Tsetse-Fliegen von vornherein auszuweichen. Wir bauten unsere Zelte auf der Tumbili Public Campsite auf. Wir wählten erneut die grösste Entfernung zur Küche für unser Zelt, damit wir unsere Ruhe hatten - immer eine gute Entscheidung. Unsere Lunchboxen und ein frischer Kaffee warteten schon auf uns. Dann ging es unter die Dusche und ein wenig Wäsche musste gewaschen werden. Wir hatten noch etwas Zeit bis zum Nachmittags-Drive. Da kam ein Trupp Zebramangusten auf der Suche nach Futter über die Campsite gewuselt - ein willkommenes Fotoobjekt.
Wir waren gerade mal eine Viertelstunde unterwegs. Da gab es einen umgefallenen vertrockneten Baumstamm neben der Piste. Zwei Löwinnen hatten es sich darauf bequem gemacht.
Ich selbst war so auf die Beiden fixiert, dass ich das Drumherum gar nicht beachtete. Erst als Zawadi meinte, lasst uns fahren, die erste Löwin kommt vom Baum herunter, bemerkte ich die Ansammlung von Fahrzeugen Einhundert Meter von uns entfernt. Der Rest des Rudels war auf einem großen Baum wenige Meter neben der Piste. Nun galt es eine Lücke zwischen den Autos zu finden, die uns eine gute Perspektive auf das Geschehen erlaubte.
Nummer Zwei machte sich startklar. Mit drei Sätzen war sie unten, überquerte die Piste zwischen den Autos und verschwand nach einem letzen Blick zu den Gefährten kurz darauf im hochen Gras.
Nummer Drei war genau so geübt im Klettern. Auch sie war in Sekunden vom Baum herab gekommen und folgte den anderen Löwinnen ins hohe Gras.
Nun war der erste Kleine an der Reihe. Er hatte seine eigene Technik entwickelt - im Rückwärtsgang ging es teils leichter. Jeder der Löwen hatte seine Strategie, wie es am besten geht.
Eine der alten Löwinnen kommt zum Baum zurück. Ohne Mühe ist sie wieder oben, schaut kurz in die Umgebung und klettert erneut hinunter. Warum tat sie das? Da gab es noch einen kleinen Kerl hoch oben in den Ästen, der den Anschluss verschlafen hatte. Er hat nicht aufgepasst, wie seine Geschwister hinunter geklettert sind und nun traute er sich nicht. Schon eine Viertelstunde war er in luftiger Höhe unterwegs, doch er fand nicht den richtigen Weg zum Abstieg.
Irgendwann hat er allen Mut zusammen genommen und so schaffte auch er den Abstieg. Er war nicht der letzte auf dem Baum. Nach und nach kam der Rest des Rudels hinunter. Es waren inzwischen zwei Stunden vergangen. Wir waren mitlerweile fast allein mit den letzen Löwen. Die anderen Fahrzeuge hatten den Platz längst verlassen - immer auf der Suche nach dem nächsten Highlight.
Wow - was für ein tolles Erlebnis. Es ist so schön, wenn man sich für ausgiebige Tierbeobachtungen alle Zeit der Welt nehmen kann - keine Hast zum nächsten Ort und kein Gruppenzwang. Als wir zur Campsite zurück kamen, waren wir erleichtert. Der Platz war keineswegs überfüllt. Abendessen, ein Drink am Campfire und unsere letzte ruhige Nacht in der Central Serengeti folgten. Am nächsten Morgen machten wir uns erneut auf die Suche nach den großen Herden der Great Migration - es ging in den nördlichen Teil der Serengeti.
Reisen Sie mit uns weiter durch den Norden Tanzanias
und begleiten Sie uns auch in den Arusha National Park. Es lohnt sich.