Den Beginn unserer Reise finden Sie hier
Für die Zeit im Dzanga-Sangha-Schutzgebiet wurde unsere Gruppe geteilt. Die Gäste der teuren Kabinen später auf der Princesse Ngalessa übernachteten in der Sangha Lodge, die Gäste der einfacheren Kabinen in der Doli Lodge, zu denen wir gehörten.
Doli Lodge
Die Doli Lodge (Doli bedeutet „Elefant“ in der Sango-Sprache) wurde 1996 eröffnet. Sie wurde 2019 komplett renoviert und geschmackvoll neu eingerichtet. Da unsere Tour nicht ausgebucht war, waren wir nur vier Gäste und ein langjähriger Freund von Nicola Ducret - eine überschaubar kleine Truppe. Die Anderen der Gruppe waren in der Sangha Lodge.
Abendstimmung am Sangha unweit vom Dorf Bayanga
Das in der südwestlichen Ecke der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) gelegene Schutzgebiet Dzanga-Sangha beherbergt außergewöhnlich viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Es ist Teil des länderübergreifenden Schutzgebietes „Trinational de la Sangha“, das sich über das Dreiländereck zwischen Zentralafrikanischer Republik, Kamerun und der Republik Kongo erstreckt und seit 2012 zum UNESCO Weltnaturerbe zählt. Der WWF ist schon seit 1990, also seit 35 Jahren, im Dzanga-Sangha-Gebiet aktiv.
Im Dorf der Ba'Aka
Die Ba'Aka, ein Pygmäen Volk, gehören zu den ältesten Völkern der Welt. Früher waren sie nomadisch oder halbnomadisch in den Wäldern als Jäger, Fischer und Sammler unterwegs. Sie kennen die Tiere, wissen, wo sie sich am liebsten aufhalten. Sie verfügen über ein extremes Wissen der Pflanzen des Waldes, können Medizin aus vielen Zutaten herstellen. Sie sind schlicht die Menschen, mit dem größten Wissen über die Wälder im Kongobecken.
Die Frauen brachten ihre Netze mit. Wir durften an einer Netzjagd mit den Ba'Aka teilnehmen.
Die Jäger für diesen Tag wurden ausgewählt - nicht jeder der wollte, konnte mit uns in den Wald.
Die Netze wurden auf einem Forstweg ausgebreitet.
Mit Zweigen und Gesang wurden die Geister der Tiere geehrt mit der Bitte, einen Teil der Schöpfung dem Wald entnehmen zu dürfen. Es war ihre spirituelle Verbindung zur Erde, zu den Tieren und zur eigenen Identität.
Die Frauen spannten die Netze auf langer Front zwischen den Bäumen für die bevorstehend Treibjagd der Männer.
Mit lauten Rufen versuchten die Männer, etwaiges Wild auf die Netze zuzutreiben. Der erste Versuch war erfolglos. Die Netze wurden eingesammelt und ein Stück weiter im Wald erneut aufgespannt. Der zweite Versuch war erfolgreich.
Ein kleiner Blauducker (Blue Duiker) wurde aufgespürt und verfing sich im Netz.
Bewegte Bilder sagen mehr - Ausschnitte unserer Jagd mit den Ba'Aka
Man zeigte uns zunächst, wie mit einigen Ästen und grossen Blättern eine Hütte im Wald gebaut wird.
Das Wildbret wurde fachmännisch zerlegt, unter den Familien aufgeteilt und in grosse Blätter verpackt.
Ein Stück einer Liane lieferte sauberes Trinkwasser - wir durften kosten.
Die Rinde verschiedener Bäume wird als Heilmittel genutzt, aber auch als Potenzmittel.
Das Wassertrommeln der Ba'Aka
Liquindi ist eine traditionelle Musikform der Ba'Aka in Zentralafrika, bei der Frauen den Fluss als Musikinstrument nutzen. Sie schlagen mit den Händen direkt auf die Wasseroberfläche, um rhythmische Klänge zu erzeugen. Diese Praxis ist Teil der Baka-Kultur und verbindet Natur und Musik auf einzigartige Weise.
Mit bestem Dank für ein tolles Erlebnis liebe Ba'Aka
Im Anschluss fuhren wir direkt zur Dzanga Bai - eines der absoluten Highlights dieser Reise
Beobachtungsplattform an der Dzanga Bai
Natürliche Waldlichtungen wie die Dzanga Bai sind äußerst prominente Orte für zahlreiche Tierarten. Sie bieten Mineralstoffe, Wasser und proteinreiche Vegetation, die so im Wald nicht zu finden sind. Kein Wunder, dass Elefantenfamilien sehr weit wandern, um zu ihnen zu gelangen. Neben der größten intakten Populationen von Waldelefanten kommen auch Bongos, afrikanische Waldbüffel, Riesenwaldschweine, Buschschweine, Sitatungas und sogar Gorillas sowie sechs Duckerarten gelegentlich zur Bai.
Wow - was für ein fantastischer Blick, wobei nicht die gesamte Bai auf dem Bild zu sehen ist.
Die linke Seiter der Bai
Die rechte Seite der Bai
Als wir gegen 13:30 Uhr an der Dzanga Bai ankamen, konnten wir ca. 125 Elefanten zählen. Es war ein so friedlicher Anblick, ein kommen und gehen.
Livebilder von den Elis - die vielen kleinen Elefanten machen Hoffnung für das Überleben der Waldelefanten
Afrikanische Waldelefanten sehen Afrikanischen Savannenelefanten sehr ähnlich. Zu den wenigen Merkmalen, die sie unterscheiden, gehören die geringere Schulterhöhe, eine flachere Stirnpartie, die kleineren und rundlicheren Ohren, die weniger gebogenen Stoßzähne sowie die glattere Haut.
Sind sie nicht herrlich anzuschauen, mit ihrem farbigen Schlamm auf der Haut.
Einer der schönsten Momente von unserem Besuch in der Dzanga Bai
Arold, unser Headguide, der mit uns in der Doli Lodge war, hatte kurz nach 03:00 Uhr gerade zum Aufbruch gerufen, als ein kleines Elefantenbaby unmittelbar vor uns im Wasser zu planschen begann. Das mussten natürlich alle noch mit erleben. Nach einiger Zeit versuchte die Mama es aus dem Wasser zu schubsen, doch in einem unbeobachteten Moment - Schwups, da war der kleine Kerl wieder im Wasser. Einfach herrlich.
Hartlaubente - Hartlaub's Duck (Pteronetta hartlaubii) Hammerkopf - Hamerkop (Scopus umbretta)
Immer wieder waren auch unsere gefiederten Freunde unterwegs, leider alles sehr weit weg. Ein Palmgeier sass längere Zeit auf einen Baum gegenüber der Plattform. Einige Wollhalsstörche suchten nach Nahrung in der Bai.
Nun war ich allein mit einem Guide und einem Tracker der Doli Lodge in der Dzanga Bai. Für mich war es von Anfang an unvorstellbar, nur eine so kurze Zeit an diesem weltweit einmaligen Ort zu sein. Offiziell wurde es von Thorsten nicht angeboten, ja gegenüber Annick sogar verneint, dass es möglich ist. Ich hatte es selbst mit Arold und dem Manager der Doli Lodge organisiert - es war ein absolutes Muss für mich, auf der Plattform zu übernachten. Wir hatten eine Isomatte mitgenommen, Essen und ausreichend Wasser dabei. Man hätte für mich auch ein Zelt aufgebaut, aber das brauchte ich nicht.
Riesenwaldschwein - Giant Forest Hog ((Hylochoerus meinertzhageni)
Es war 16:00 Uhr, als eine Familie Riesenwaldschweine auf der linke Seite der Bai aus dem Wald heraus trat. Ganz langsam, meist den Kopf tief gesenkt zum Fressen, kamen sie in die Mitte der Bai.
Die kleine Rotte: ein Keiler, drei Bachen und ein süsses Schweinebaby - was waren das für schöne Momente.
Eine Stunde später verschwanden sie wieder im Wald.
Plötzlich zeigten die Rüssel mehrerer Elefanten in unsere Richtung. War es der Geruch unseres Dinners?
Im Jahr 1990 startete Andrea Turkalo, eine amerikanische Biologin und Forscherin, an der Dzanga Bai die erste Studie über Waldelefanten. Seither wurden kontinuierlich Daten erfasst, analysiert und bewertet, und dabei schließlich mehr als 4.000 Waldelefanten identifiziert. Die Daten geben Auskunft über Familienbeziehungen, Altersstrukturen, Sozialverhalten, Fortpflanzung und Ernährung der Waldelefanten. Seit einiger Zeit werden zudem ausgewählte Elefanten mit Satellitenhalsbändern versehen, um auch großräumige Bewegungsmuster über Ländergrenzen hinweg zu verstehen – wertvolles Wissen für einen effektiven Schutz der Waldelefanten.
Bongo (Tragelaphus eurycerus)
Es war 17:45 Uhr, als eine erste Gruppe Bongos gegenüber der Plattform aus dem Wald trat. Ich traute meinen Augen kaum, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging. Einfach Wahnsinn. Leider hatte uns die Sonne bereits verlassen. Wie an den Tagen zuvor, war sie in einer Dunstschicht am Horizont frühzeitig verschwunden.
Bongos sind die grössten Waldantilopen Afrikas, wunderschön und potenziell gefährdet.
Inzwischen war eine zweite Gruppe Bongos auf der rechten Seite der Bai und nun trat eine weitere kleine Herde gegenüber der Plattform aus dem Wald heraus. Insgesamt zählte ich 30 Tiere, die die Nacht im Schutz der offenen Bai verbringen wollten.
Ein neuer Morgen erwachte, doch mit einem bezaubernden Sonnenaufgang hatte das wenig zu tun.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit, als nur noch Silhouetten der Elis zu erkennen waren, fühlte ich mich eins mit der Natur. Ich hatte meine dünne Yogamatte ausgerollt, lauschte den Geräuschen der Nacht und irgendwann war ich eingeschlafen. Natürlich war es nicht bequem, man wachte auf, musste sich anders positionieren, doch die Geräuschkulisse der Nacht war einmalig. Ich konnte Laute der Elis wahrnehmen, die ich nie zuvor in Afrika gehört hatte. Das zirpen von Grillen, das Quaken von Fröschen wiegten mich erneut in den Schlaf. Als die Dämmerung am Morgen herein brach, war ich voller Spannung und konnte es kaum erwarten, zu sehen, wer alles in der Bai war - ein Traum war in Erfüllung gegangen.
Die meisten Bongos hatten bereits in der Dunkelheit die Bai verlassen, doch acht waren am Morgen noch da.
07:15 Uhr verliess der letzte Bongo die Bai.
Für mich wurde es Zeit, Abschied von der Dzanga Bai zu nehmen, dem Dorf der Elefanten. 50 Elis waren noch da.
Der Weg von der Bai zum Waldparkplatz dauerte ca. 40 Minuten.
An unserem ersten Abend in der Doli Lodge kam ich mit anderen Gästen ins Gespräch. So erfuhr ich, dass man im Juli 2025 behutsam mit maximal zwei Gästen das Gorilla Tracking wieder begonnen hatte.
2022 sind innerhalb von drei Wochen beide Silberrücken, Mata und Mayele, der habituierten Gruppen im Gebiet der Bai-Hokou auf tragische Weise ums Leben gekommen. Mata wurde am 31.08.2022 mit Brüchen an Hals und Gliedmaßen und ohne Anzeichen von Kampf oder Wilderei tot aufgefunden. Man vermutete, er könnte von einem Baum gefallen sein. Mayele wurde am 20.09.2022 schwer verletzt gefunden. Er hatte sich in der Nacht zuvor einen Kampf geliefert, vermutlich mit einem einzelnen Silberrücken. Am darauf folgenden Tag erlag er seinen Verletzungen. Am 15.05.2024 ist Makumba, der Silberrücken der dritten habituierten Gruppe im Alter von über 45 Jahren verstorben. Er verlor sein Leben im Kampf mit einem einsamen Männchen.
Silberrücken sind das Bindeglied, das Gorillagruppen zusammenhält, und ihr Tod führt meist zum Zerfall der Gruppen. Das Gorilla Tracking musste komplett eingestellt werden.
Fotos von der Doli Lodge © Nuria Ortega
Die seit knapp drei Jahren habituierte Limo Gruppe besteht aus dem Silberrücken, 6 Weibchen, 4 Babies und einem Subadult. Annick und Günther aus unserer Gruppe wollten ihre Chance nutzen, die Westlichen Flachlandgorillas in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Eine Garantie gab es nicht. Sie mussten bis 12 Uhr warten, bis die Tracker sie gefunden hatten. Es war wohl sehr herausfordernd, da die Gorillas ständig unterwegs waren - nichts für mich und mein schlechtes Fitnesslevel. Beide waren total durchgeschwitzt, als sie zurück kamen - aber happy. Sie hatten den Grossteil der Gruppe gesehen.
Der Wald der Mangaben
Mein Frühstück hatte der Fahrer der Doli Lodge mit gebracht und so gab es zunächst eine Stärkung mit gutem Kaffee an der Forschungsstation der Bai-Hokou. Dann machten wir uns zu dritt mit meinem Guide und Tracker von der Nacht auf den Weg, die Mangaben zu finden. Zunächst nutzten wir Elefantenpfade, per Funk gab es von den Trackern vor Ort immer wieder Richtungsanweisungen. Wie findet man sich in dem Wirrwarr von Pfaden nur zurecht? Dann ging es nur noch querfeldein durch den Wald weiter, Zweige waren abgebrochen, um uns die Richtung zu zeigen. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis wir einen grösseren Trupp der Primaten erreichten. Nun musste man sie im Gewirr der Äste nur noch orten, denn sie waren recht flink unterwegs.
Olivmangabe - Agile Mangabey ( Cercocebus agilis)
Es sind bis zu 65 cm große Primaten aus der Familie der Langschwanzmeerkatzen. Sie leben ausschließlich in den Regenwäldern nördlich des Kongo-Flusses, meist in unzugänglichen Sumpfwäldern. Das Dzanga Sangha Schutzgebiet bietet unweit der Bai-Hokou Forschungsstation die einmalige Gelegenheit, Olivmangaben aus nächster Nähe zu beobachten. Man spricht hier nicht von einer durchschnittlichen Gruppe von 20 Tieren, sondern von über 100, manchmal sogar bis zu 300 Tieren in der weltweit einzigen habituierten Gruppe dieser Primatenart.
Eine Stunde durften wir bei den Olivmangaben bleiben.
Auch wir brauchten erst einmal eine Verschnaufpause, als wir in der Forschungsstation ankamen. Wo Annick und Günter abgeblieben waren, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Für den Nachmittag war eine Wanderung zu kleineren Bais geplant, es wurde sowohl aus Zeitgründen, als auch Sicherheitsgründen abgeraten, da am Nachmittag wohl Elefantenkühe mit Nachwuchs unterwegs sind, die unsere Anwesenheit nicht sonderlich schätzen. So fuhren wir zurück in die Doli Lodge, denn wir waren mit zwei Autos unterwegs und gönnten uns ein kühles Bier auf der schönen Terrasse am Sangha Fluss.
Reisen Sie mit uns weiter in Äquatorialafrika
und begleiten Sie uns auch auf einem Stadtbummel in Brazzaville. Es lohnt sich.
Hier geht es bald weiter zum 3. Teil unserer Tour.